Tatort Folge 111: Der Zeuge



Erscheinungsjahr: 1980
Kommissar: Enders
Ort: Tatort Essen


„Der Zeuge“ ist der erste und einzige Tatort-Fall für den jungen Essener Kommissar Paul Enders (Jörg Hube): Als Vertretung des sich im Urlaub befindlichen Hauptkommissar Haferkamp wird Enders nach Frankfurt gerufen, um die dortigen Ermittler bei der Aufklärung eines Falls zu unterstützen. Eine Bank wurde überfallen – und zwar von dem Verbrecher-Trio, dass auch in Essen und Umgeben bereits an mehreren Tatorten sein Unwesen getrieben hatte.

Dieses Mal waren zwei Männer in eine Frankfurter Bank eingedrungen, ihr Komplize (eine Frau?) wartete im startbereiten Fluchtfahrzeug vor der Tür. Während die bisherigen Überfälle weitestgehend gewaltfrei verlaufen waren, kam es dieses Mal zu einem Schusswechsel, bei dem ein Wachmann lebensgefährlich verletzt wurde.

Obwohl die Essener Kriminalpolizei bereits mit der Arbeitsweise der Gangster vertraut ist, kann Kommissar Paul Enders zunächst nicht viel zur Aufklärung des Falles beitragen. Wesentliche Ermittlungsschritte laufen an ihm vorbei – die Kooperationsbereitschaft der Kollegen hält sich zunächst in Grenzen.

Doch dann tritt ein Zeuge auf den Plan. Der Autovermietungsmitarbeiter Baumann behauptet den Mieter des Fluchtwagens in einer Kneipe wiedererkannt zu haben: Einen Mann namens Klaus Bender. Aufgrund der Zeugenaussage wird der Verdächtige Bender verhaftet, aufgrund mangelnder Beweise jedoch schon bald wieder frei gelassen – nun natürlich in dem Wissen, dass es einen Zeugen gibt und wer dieser Zeuge ist.

Kommissar Enders ist sich der neuen Sachlage bewusst: Jetzt, wo die Täter den Zeugen kennen, werden sie doch sicher versuchen, an ihn heranzukommen. Sei es um ihn mit Gewalt zum Schweigen zu bringen, oder ihm Geld für die Rücknahme seiner Aussage zu bieten. Sollte die Polizei Baumann zum Lockvogel machen? Nein, rät Paul Enders, der die Alkoholabhängigkeit des Zeugens erkannt hat und ihn für wenig standhaft und unzuverlässig hält. Stattdessen schlägt er seinem Kollegen Fischer vor, selbst in die Rolle des Zeugen zu schlüpfen. Dieser ist zunächst gar nicht begeistert von dem wagemutigen Plan, stimmt dem Experiment mangels Alternativen dann aber zu.

Also verwandelt sich Kommissar Paul Enders in den Angestellten Baumann. Er lässt sich für die Presseveröffentlichungen unter dem Namen des Zeugen Baumann fotografieren, bezieht dessen Wohnung und übernimmt seinen Job beim Autoverleih. Schon kurz kurz darauf taucht eine Journalistin bei Baumann/Enders auf und bittet ihn um ein Interview. Es handelt sich um Inga Weiss, die Fahrerin des Fluchtautos. Weiss und Enders verabreden sich für den Abend – unwissend mit wem sie es jeweils zu tun haben. Dann nimmt der Fall eine gefährliche Wendung: Der angeschossene Wachmann erliegt seinen Verletzungen. Nun handelt es sich also um einen Mordfall. Wie werden Bender, Weiss und der dritte Komplize reagieren?

Die Vertretungslösung war im ursprünglichen Drehbuch zu „Der Zeuge“ übrigens nicht vorgesehen. Autor und Regisseur Peter Adam musste sie auf Wunsch des WDRs nachträglich einbauen, da der „eigentliche“ Essener Ermittler Hansjörg Felmy alias Kommissar Haferkamp den Plot der Tatort-Folge 111 als zu schlicht empfand. So bekam Jörg Hube seine Chance als Essener Tatort–Kommissar, die – trotz solider schauspielerischer Leistung – leider nicht zu einem ständigen Engagement führte. Zum ersten Mal ausgestrahlt wurde Paul Enders Fall am 7. April 1980 im Ersten.

Besetzung
Hauptkommissar Paul Enders – Jörg Hube
Inga Weiss – Claudia Demarmels
Klaus Bender – Heinz Hönig
Baumann – Uwe Dallmeier
Willi Kreutzer – Willy Semmelrogge
Uwe Draeger – Heinz-Werner Kreaehkamp
Kommissar Fischer – Walter Renneisen
Clever – Peter Bongartz
Hanni – Suzanne Geyer
Taxifahrer – Pit Krüger
Wirtin – Erika Wackernagel
u.a.

Stab
Drehbuch – Peter Adam
Regie – Peter Adam
Kamera – Helge Weindler
Architekt – Jochen Schumacher
Kostüme – Stasi Kurz
Produzent – Werner Kließ


7 Meinungen zum Tatort Folge 111: Der Zeuge

  • Norbert • am 27.9.15 um 16:18 Uhr

    Der einzige Tatort mit Kommissar Enders, der aber hier als Frauenheld ziemlich peinlich wirkt. Der Fall ansich ist eher eine Kriminalkomödie, aber unterhaltsam – teilweise sogar spannend. Uwe Dallmeier glänzt in der von ihm schon öfter gespielten Rolle als armer Loser. Die Bildqualität gewohnt schlecht im 16 mm-Filmformat. Das fiel aber zu jener Zeit der Bildröhrengeräte mit ihrer geringen Auflösung nicht so sehr ins Gewicht.


  • Dirk • am 27.10.15 um 18:37 Uhr

    Der Tatort Nummer 111. Ein Kriminalkommissar Ender ermittelt in Essen im Falle eines Raubüberfalles mit Todesfolge. Angeblich ist er der Vertreter von Haferkamp und Kreutzer ist an seiner Seite. Der Fall verlagert sich nach Frankfurt, die Mörderbande arbeitet über die Landesgrenzen. Beide Ermittler bleiben am Ball, Enders macht einen auf Lockvogel in Hessen. Leider ohne polizeitypischen Erfolg und auch der Zeuge Baumann ist platt. Ich auch. Nie gesehen und ich brauche auch keine Wiederholung. Die Jacken, welche Enders und Baumann trugen, „Holzfäller und College“ habe ich in den 1978iger auch getragen, damals keine zwanzig Jahre alt. Der Taxifahrer war Pit Krüger, sollte man auch einmal erwähnen.


  • Yvonne • am 25.9.16 um 0:59 Uhr

    Jörg Hube als Kommisar Enders war wunderbar. Er war einer der allerbesten Schauspieler Deutschlands. Dass es damals nicht zu einem weiteren Engagement Hubes im Tatort kam, war sein eigener Wunsch.
    Er wollte sich nicht auf die Rolle des Kommissars festnageln lassen.
    Das hat dann erst wieder der Münchner „Polizeiruf“ geschafft, dass er einen Kommissar spielt, nämlich den Friedel Papen, mal ausgenommen seine Rolle als Karl Grandauer in der Löwengrube, aber da lag der primäre Fokus auch nicht unbedingt auf der Tatsache, dass die Hauptfigur Polizist ist, sondern es ging darum, einen deutschen Beamten während der NS-Zeit zu zeigen, da hätte er genauso gut einen Finanzbeamten spielen könnnen…


  • Wolfgang Breuer • am 17.11.21 um 2:05 Uhr

    Tolle Schauspieler, simple Handlung. Für die Zeit ganz o.K.
    Der Film zieht heute keinen mehr vom Hocker. Es sei denn man ist Nostalgiker wie ich! Damals gabe es noch richtige Schauspieler, die den Beruf gelebt und geliebt haben!!!


  • KlausiStuttgart • am 18.11.21 um 9:28 Uhr

    Nur selten zeigt ein alter Tatort das innerstädtische Leben Ende der 70er Jahre so gut wie dieser. Das war beeindruckend. Die Geschichte hätte noch etwas interessanter gestaltet werden können, beinhaltet jedoch auch versteckte Kleinigkeiten wie den frechen Jungen, der im Restaurant einfach Brot von fremden Tischen klaut und damit durchkommt. Das Thema Zeugenbeeinflussung ist auf jeden Fall aktuell und wichtig.
    Es waren auch jede Menge schöner Autos in allerlei Farben dabei. Die Schauspieler waren durchweg gut. Auch interessant: der junge Heinz Hönig, und, ich muss es wieder erwähnen: Heinz-Werner Krähkamp, der Taxichef aus „Peggy hat Angst“ (mit/ohne Vollbart sieht er total anders aus). Bernd Schäfer wieder als Chef Scheffner der Essener.
    Diese Folge ist eine der wenigen Haferkamp-Folgen ohne Haferkamp (neben Herzjagd). Oder gab es noch mehr? Auf jeden Fall sehenswert. Hat mir sehr gut gefallen. Der Film hat körnige, von mir gern gesehene Bildqualität.


  • Dirk • am 5.4.22 um 20:30 Uhr

    Der Tatort Essen mit der Nummer 111 aus dem Jahr 1980. Da wollte man einem etwas zeigen…
    Die Meinung vom 27.10.2015 halte ich.


  • Martin • am 8.11.22 um 20:46 Uhr

    Hallo,

    als ich ein Kind war wohnten meine Familie in der Holbeinstrasse in München. Dort wurde so mancher Film gedreht.

    Neulich gab mir meine Mutter eine alte grüne Wolldecke.
    Sie erzählte mir das die Film Crew sie gefragt haben ob sie die Decke verleihen würde.

    Nun meine Frage wo kann ich den Tatort Der Zeuge anschauen.
    Damit ich mir das gute Stück mal im TV anschauen kann.

    Gruß Martin


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