Tatort Folge 122: Beweisaufnahme



Erscheinungsjahr: 1981
Kommissar: Walther
Ort: Tatort Berlin


Zwei junge Männer, die Studenten Hannes Lehm und Klaus Hößler, können im letzten Augenblick eine Vergewaltigung verhindern. Am Tatort findet der Berliner Kommissar Walther (Volker Brandt) neben dem Opfer und ihren beiden Rettern auch den vermeintlichen Vergewaltiger, den 19-jährigen Gunnar Melz vor. Er wurde von den beiden Rettern brutal zusammengeschlagen und muss in ein Berliner Krankenhaus eingeliefert werden. Für Kommissar Walther und seinen Assistent Kommissar Hassert (Ulrich Faulhaber) beginnt die Beweisaufnahme

Es kommt zur Verhandlung. Und diese beginnt mit einer großen Überraschung für Hannes Lehm und Klaus Hößler. Die beiden Männer, die sich eigentlich als Helden fühlen, werden unter Anklage gestellt. Gleichzeitig erscheint der eigentliche Täter Gunnar plötzlich als Opfer. Ein Gutachten bescheinigt ihm, dass er völlig normal sei. Das Opfer weiß plötzlich nichts mehr von einem Verbrechen. Als der Staatsanwalt vier Monate Haft für die Angeklagten Lehm und Hößler fordert, reicht es den beiden Studenten: Sie wollen sich nicht mehr auf Polizei und Staatsanwaltschaft verlassen und beginnen auf eigene Faust zu ermitteln.

Schon bald bestätigt sich die Vermutung der beiden jungen Männer. Sie werden erneut Zeuge, wie Gunnar ein Mädchen belästigt. Um nicht erneut ins Visier der Staatsanwaltschaft zu geraten, greifen sie beiden dieses Mal allerdings nicht ein und verlassen den Tatort. Als kurz darauf eine Leiche gefunden wird, kommt bei der Beweisaufnahme zwar die Wahrheit über Gunnar ans Licht. Doch Lehm und Hößler stehen trotzdem erneut vor Gericht; dieses Mal wegen unterlassener Hilfeleistung.

Die Tatort-Folge 122 „Beweisaufnahme“ ist der erste Fall von Kriminalhauptkommissar Friedrich Walther. Insgesamt hat Schauspieler Volker Brandt ihn bis 1985 sechs Mal verkörpert. Seine Interpretation des Berliner Kommissars erinnert an Peter Falks Columbo: Der Ermittler wirkt stets etwas zerknautscht und leicht überfordert, ist im Gegensatz zu seinem US-Kollegen aber um einiges ruppiger, bisweilen sogar aufbrausend. So kosmopolitisch wirkend passt er perfekt in sein Revier – das Berlin der frühen 80er Jahre. Verstärkt wird dieser Eindruck dadurch, dass man Volker Brandt seit 1972 auch als deutsche Synchronstimme von Michael Douglas in der Krimiserie „Die Straßen von San Francisco“ kennt.

Eine weitere wichtige Protagonistin in „Beweisaufnahme“ ist die Stadt Berlin selbst. Regisseur Peter Keglevic zeigt in diesem Tatort ein frisches, junges Bild von Berlin – ein Berlin der Gegensätze. Der gerade einmal 31-jährige Filmemacher beleuchtet die Hoch- wie die Subkultur, das reiche Bürgertum in der Wannsee-Villa, wie die alternativen Lebenskünstler in dem Kreuzberger-WG-Loft. Man kann im Tatort „Beweisaufnahme“ durchaus eine Kritik am Bürgertum erkennen, das seine weiße Weste unbedingt reinhalten will – koste es was es wolle.

Der Berliner Tatort „Beweisaufnahme“ ist eine Produktion des SFB. Erstmals wurde er am 8. März 1981 im Ersten Programm der ARD ausgestrahlt.

Besetzung
Ulrich Faulhaber (Assistent Hassert) · Friedrich-Karl Praetorius (Hannes) · Jochen Schröder (Klaus) · Johanna Sophia (Rita) · Inge Blau (Verena) · Dieter Thomas Heck (Erich Melz) · Magdalena Montezuma (Annemarie Melz) · Manfred Lindlbauer (Gunnar Melz) · Leslie Malton (Evi Pechelt) · Edgar Ott (Dr. Pechelt) · Anita Kupsch (Frau Pechelt) · Mareike Carriere (Susanne Roth) · Rüdiger Kreklau (Wolfgang Ehlers) · Henning Gissel · Eric Vaessen · H. H. Jochmann · Horst Schultheis · Lothar Köster · Christine Lechle · Gerd Holtenau

Stab
Drehbuch – Herbert Lichtenfeld
Regie – Peter Keglevic
Kamera – Gerard Vandenberg
Schnitt – Barbara Herrmann
Musik – Peer Raben
Produktion – SFB


7 Meinungen zum Tatort Folge 122: Beweisaufnahme

  • Dirk • am 27.1.16 um 15:05 Uhr

    Der Tatort Nummer 122 aus Berlin mit dem Hauptkommissar Brandt plus Mitarbeiter von der Mordkommission. Ein typischer Tatort-Spielfilm über Schmiergeldzahlungen und Vertuschungen von Straftaten auf den Gebieten Vergewaltigungen und Körperverletzung in den anfänglichen 1980iger Jahren. Auf der einen Seite der unscheinbare und beliebt wirkende Triebtäter, auf der anderen Seite die Studenten, verbal und körperlich aggressiv, die ein Mädchen vor der Vergewaltigung retteten und trotzdem gerichtlich belangt worden sind, da das Opfer keine ehrlichen Angaben tätigte. Ein von der Sprache und der Geräuschkulisse her überlauter Tatort, ständig mußte eine oder mehrere Personen schreien oder sonstige laute Knalleffekte hinterlassen. Ich meine in dem Studentenatelier noch ein Poster einer großen Pop-Ikone gesehen zu haben, welches mir bis heute völlig unbekannt gewesen war. Letztlich stürzte der Triebtäter mit seinem letzten Opfer, eine Tochter von Freunden der Familie, in einen leeren Schwimmingpool und brach sich das Genick. Sein Tatort – Vater fand ihn, übrigens nebenbei ( in Echt-Zeit ) einer der ganz großen Showmaster des ZDF und Meister der Hitparade, zeigte sich aber nicht sonderlich tief betroffen. Der Tochter gab man noch schnell Verhaltensregeln gegenüber der Polizei auf, welche sie aber nicht durch hielt und Hauptkommissar Brandt hatte seinen Fall gelöst. Und wieder waren diese beiden subalternen Studenten Zeugen des Geschehens, ohne diesmal einzugreifen. Fazit: 1. Anklage wurde fallengelassen, 2. Anklage wegen Unterlassener Hilfeleistung. Ehrlich.


  • Dirk • am 27.1.16 um 16:44 Uhr

    Anmerkung zu meiner Meinung vom 27.01.2016, 15:05 h. Es ist natürlich Hauptkommissar Walther aus Berlin und sein Kollege Kommissar Hassert sollte auch einmal namentlich erwähnt werden.


  • Yvonne Goldmann • am 7.2.17 um 11:35 Uhr

    Kann mir jemand etwas über die Musik in diesem Tatort sagen?


  • Veigl • am 8.8.17 um 0:45 Uhr

    @ Yvonne Goldmann: Es gibt Randy Newman zu hören, zum Beispiel gleich am Anfang. Ein US-Sänger und Pianist, war damals ziemlich bekannt. Ein Hit aus den Siebzigern ist sein Song „Short People“, den Krimifreunde natürlich aus der KOTTAN-Folge „Drohbriefe“ kennen. Die Filmmusik (abgesehen von Klaus Doldingers TATORT-Thema) stammt wie oben angegeben von Peer Raaben alias Wilhelm Rabenbauer, der damals den Großteil der Filmmusiken für Rainer Werner Fassbinder schrieb.


  • Walter Ulbricht • am 8.8.17 um 6:25 Uhr

    Ein langatmiger Quatschtatort. Nervige Dialoge, nervige Musik, unnatürliche Verhaltensweisen.
    Hier sind zwei Reaktionen empfehlenswert :
    1) Ton abschalten
    2) Bild ausschalten
    Scheint ein Vorläufer des Dortmunder Psychopathen-Anschrei-Schrotts zu sein.
    Das ergibt also bestenfalls zwei von fünf möglichen Satellitenschüsseln für die miesen Geräuschkulissen.


  • MadMonkey • am 7.10.20 um 14:50 Uhr

    Ein kurioses Teil aber irgendwie Schmuck. Tolle Musik und gelungene Bilder aus Berlin. Teils etwas schmutzige Gegend. Das gefällt mir gut. Walther ist mir ein sympathischer Kommissar. Tolles Teil.


  • Basseck • am 21.3.22 um 20:00 Uhr

    Overacting und viel Gebrüll. Die beiden Hauptdarsteller werden einem schnell unsympathisch und nerven nach einiger Zeit nur noch. Dazu bleibt Dieter-Thomas Heck als Vater des Mörders seltsam blaß. Hätte mehr von ihm erwartet. Schade, denn der Aufhänger der Geschichte war eigentlich gut und filmische Ansätze, die über das biedere Abfilmen von Dialogen hinaus gehen, waren durchaus vorhanden. „Beweisaufnahme“ hätte ein guter Tatort werden können, aber irgendwie haben es die Schauspieler, der Regisseur und der Drehbuchautor dann doch vergeigt.


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