Tatort Folge 235: Unter Brüdern



Bei dem Tatort „Unter Brüdern“, der eine Zusammenarbeit zwischen der Tatort-Reihe und dem Fernsehkrimi Polizeiruf 110 ist, ermitteln die Duisburger Kommissare Schimanski (Götz George) und Thanner (Eberhard Feik) zusammen mit den Ostberliner Kollegen Fuchs (Peter Borgelt) und Grawe (Andreas Schmidt-Schaller) im Fall eines illegalen Kunsthandels. Gehandelt wird mit Gemälden, die sich einst in der DDR im Besitz von Museen oder Privatpersonen befanden. Um sich fremdländische Währungen, sogenannte Devisen, zu beschaffen, haben Verbrecher die Gemälde an sich genommen. Nach dem Mauerfall wurden die abgepressten Bilder von ehemaligen Mitarbeitern der Stasi versteckt. Jetzt sollen die Kunstgegenstände über alte Kontakte im Westen verkauft werden. Grawe und Fuchs vermuten eine Beteiligung der Stasi-Gruppe Dürer.

Die beiden Duisburger Kommissare werden in dem Tatort „Unter Brüdern“ in den Kunsthandel verwickelt, als sie eine nackte Männerleiche im Duisburger Hafen finden. Aufgrund einer Tätowierung können Schimanski und Thanner das Opfer als ehemaligen Stasi-Offizier identifizieren. Die beiden Ermittler bitten daher um Unterstützung aus der ehemaligen DDR. Weil sich bei der Berliner Polizei herausstellt, dass die Leiche als Mittelsmann in den Kunsthandel verwickelt war, machen sich Grawe und Fuchs auf den Weg in den Westen.

Gemeinsam mit Schimanski und Thanner stürzen sich die beiden Ostberliner Kommissare in die weiteren Ermittlungen, die jedoch anfangs nicht von Erfolg gekrönt sind. Es gibt in dem Tatort „Unter Brüdern“ zwar einen Verdächtigen, den Düsseldorfer Kunsthändler Schrader, doch lassen sich keine Beweise für dessen Beteiligung an dem Mord oder an dem Kunsthandel finden. Im Gegenteil, Schrader kann den vier Kommissaren belegen, dass seine Geschäfte mit der DDR vollkommen legal sind. Die Ermittler glauben jedoch weiterhin, dass Schrader nicht vollkommen unschuldig ist. Nur ist zu erwarten, dass die Hintermänner der Verbrechen den Kunsthändler in Zukunft meiden, da dieser schon einmal mit der Polizei gesprochen hat. Schimanski, Thanner, Grawe und Fuchs vermuten deshalb, dass sich die Drahtzieher des Kunsthandels bald neue Käufer suchen werden.

Zwischendurch bekommt es Schimanski in dem Tatort „Unter Brüdern“ auch noch mit Heinz Baier zu tun, der vietnamesische Mädchen aus der ehemaligen DDR nach Duisburg bringen und dort für sich als Prostituierte arbeiten lässt. Dem Kommissar gelingt es, Bauer und die Vietnamesinnen festzunehmen. Daraufhin schickt er die Verdächtigen zur Aufklärung des Falls an die Kollegen nach Ost-Berlin.

Die Ostberliner Polizisten sind es dann auch, die eine Idee zur Aufklärung des Kunsthandels haben. Wenn die Hintermänner nach neuen Käufern für die Gemälde suchen, warum sollten sich die Duisburger Kommissare nicht als potenzielle Interessenten ausgeben und den Verbrechern eine Falle stellen? Schimanski und Thanner nehmen daraufhin im Tatort „Unter Brüdern“ die Rolle von wohlhabenden Kunstliebhabern ein, zur Tarnung ziehen sie sogar ins Grand Hotel „Unter den Linden“ in Berlin. Und wie die Fahnder gehofft hatten, erreichen die beiden Lockvögel schon bald die ersten, oft zweideutigen Angebote…


Die Tatort-Folge 235 „Unter Brüdern“ stellt eine Neuigkeit für den deutschen Fernsehkrimi dar. Zum ersten Mal verbindet eine Produktion die beiden beliebten Fernsehkrimis Tatort und Polizeiruf 110 und wird gemeinsam von ARD und DFF produziert. Mit der Zusammenarbeit sollte die deutsche Einigung im deutschen Fernsehen umgesetzt werden. Der Tatort „Unter Brüdern“ war einer der letzten Filme, die noch von der DDR produziert wurde, auch wenn der Krimi erst nach dem Tag der Deutschen Einheit im Fernsehen gezeigt wurde.

Bei „Unter Brüdern“ handelt es sich um den 142. Polizeiruf und die 235. Tatort-Folge. Der Ostberliner Hauptkommissar Fuchs kann sich in der Co-Produktion bereits in seinem 81. Fall beweisen, während es sein Kollege Grawe und der Tatort-Kommissar Schimanski immerhin auf den 28. beziehungsweise 26. Einsatz bringen. Die Tatort-Folge wird ein Jahr später noch einmal in dem letzten vom DFF produzierten Polizeiruf „Thanners neuer Job“ aufgegriffen, indem Thanner als neuer Chef der Kommissare Fuchs und Grawe nach Berlin versetzt wird.

Die Erstausstrahlung der Tatort-Folge „Unter Brüdern“ lief am 28. Oktober 1990 in der ARD.

Besetzung
Hauptkommissar Horst Schimanski – Götz George
Hauptkommissar Thanner – Eberhard Feik
Hänschen – Chiem van Houweninge
Grawe – Andreas Schmidt-Schaller
Fuchs – Peter Borgelt
Viola – Susanne Bentzien
u.a.

Stab
Drehbuch – Helmut Krätzig, Veith von Fürstenberg
Regie – Helmut Krätzig
Kamera – Franz Ritschel
Musik – Paul Vincent Gunia

Bilder: rbb/WDR/Lange


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15 Meinungen zum Tatort Folge 235: Unter Brüdern

  • brigitte müller • am 13.5.10 um 17:26 Uhr

    Ich fand diesen tatort sehr gelungen,spannend und satirisch.warum findet man ihn nicht auf dvd? ich hätte ihn so gern


  • Ramona Vorbeck • am 23.1.11 um 10:13 Uhr

    Dieser Tatort ist der Beste !!!!!!!!!!!!
    Der hat Kultstatus und geht in die Geschichte ein.


  • olaf • am 31.1.11 um 1:48 Uhr

    Das beste was zu diesem Thema je gedreht wurde, Satir, Spannung und damals doch realistisch – einfach super.


  • DanielCH • am 21.10.12 um 16:03 Uhr

    Ich sehe diese Folge als eine gelungene Mischung von Tatort und Polizeiruf 110. Interessant ist sie vor allem auch aus historischer Sicht.


  • DanielCH • am 27.4.13 um 10:28 Uhr

    „Unter Brüdern“ ist ein Film, den ich ohne Probleme mehrmals schauen kann, was dank der DVD möglich ist. Ein paar Kritikpunkte gibt es dennoch: So wird im ganzen Film nie klar, was das Motiv für den Mord an Herrn Kröner ist, mit dessen Leiche der Fall beginnt. Dann wird Herr Kröners Vorname mal als Ernst, mal von seiner Frau als Erich genannt. Was stimmt den nun? Schliesslich finde ich, dass die beiden Ostkommissare vom Polizeiruf 110, Fuchs und Grawe, im ganzen Film etwas stiefmütterlich behandelt werden. Nur einmal, beim Zusammentreffen am Duisburger Bahnhof mit Schimanski und Thanner, erfährt man überhaupt den Namen der beiden, eben Fuchs und Grawe. Das geht so schnell, dass ich bezweifle, dass jemand, der den Polizeiruf damals nicht kannte, mit den beiden Figuren etwas anfangen konnte. Diese Kritikpunkte führen mich dazu, dass ich von meiner früheren Bewertung von fünf Sternen auf jetzt vier Sterne gehe, wobei ich lieber noch viereinhalb Sterne gäbe, was hier ja nicht möglich ist.


  • Gerd Graf • am 1.9.13 um 17:37 Uhr

    Nicht unbedingt der beste Schimanski-Tatort aber allemal sehenswert. Er zeigt schön und deutlich die Zeit direkt nach dem Fall der Mauer! 4 Sterne.


  • James • am 31.12.13 um 1:52 Uhr

    Nächste Wiederholung:
    Nacht von Sa auf So, 05.01.2014 um 00:45 Uhr im HR-Fernsehen.
    Bin gespannt, ob sich der Film als Betacam- oder 35-mm-Produktion entpuppt, denn HD ist im Vergleich zu DVDs noch verräterischer, und ich freue mich riesig auf die erste HD-Ausstrahlung. Da machen sogar die DDR-Polizeirufe richtig Spaß. (Achtet auf genügend Vorlauf, denn der HR eilt gerne durch sein Nachtprogramm.)


  • Dirk • am 8.4.16 um 9:11 Uhr

    Der Tatort Nummer 235 mit den Hauptkommissaren Schimanski und Thanner aus Duisburg und den Polizeibeamten Fuchs und Grawe von der Volkspolizei (VoPo) aus Berlin (Ost) in Zusammenarbeit und gegenseitigen Ortsbesuchen und -einsätzen. Sicherlich ein außergewöhnlicher Tatort-Fernsehfilm um die beiden Duisburger Mordermittler, welche die Hauptakteure dieses Streifens zweifelsohne sind, gedreht noch vor der offiziellen Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten, jedoch nach der Grenzöffnung, an Original-Schauplätzen und somit auch historisch sehenswert. Die Geschichte klischeebehaftet und vollgepackt mit Nebenschauplätzen, nicht uninteressant in Szene gebracht und gut in die filmische Handlung verbaut. Fast könnte man schreiben, ja, so war es auch. Der Tatort-Spielfilm ist von der Handlung her meines Erachtens authentisch, natürlich mit Action-Reichtum versehen und auch Sarkasmus und Zynismus sind erkennbar vorhanden. So wie Horst und Eberhard nun einmal sind beziehungsweise waren. Ich finde mit einer der besten Tatort-Filme der beiden und absolut wiederholungswert, fünfundzwanzig Jahre nach der Wiedervereinigung.


  • Dirk • am 8.4.16 um 9:46 Uhr

    Anmerkung: Natürlich heißt Thanner mit Vorname Christian, ist doch klar. Eberhard ist der Vorname seines hervorragenden Darstellers. Und für ganz genaue Duisburg-Fans: Horst Schimanski wird im wirklichen Leben Götz gerufen. Entschuldigung.


  • Lesterkwelle • am 30.6.16 um 11:35 Uhr

    Nach 26 Jahren immer noch sehenswert – man realisiert aufs Neue, was für ein schauspielerisches Kaliber George war. Amüsant die leicht parodistischen Begegnungen mit den neuen Kollgen aus dem Osten – dazu der finstere STASI-Oberst, passte alles!


  • ToTo • am 14.7.16 um 14:03 Uhr

    Einer meiner Lieblingsfolgen. Leider schon lange nicht mehr ausgestrahlt. Ist in dieser Folge nicht auch die Szene enthalten, in der Thanner Schimanski den Rest seiner Portion Pommes Fritte überlässt und Schimanski diese beim Blick auf die Armbanduhr wieder auskippt?


  • Andischaf • am 29.7.16 um 17:02 Uhr

    Einer meiner absoluten Lieblings-Tatorte mit Schimanski und Thanner.
    Ich habe ihn zuletzt vor ein paar Wochen in der Nacht von Samstag auf Sonntag im Fernsehen gesehen und habe mich sehr darüber gefreut. Abends kam dann die Nachricht vom Tode Götz Georges. Ich könnte es nicht glauben!


  • heidelerche • am 14.9.16 um 19:18 Uhr

    Schimanski und Thanner – das Feuerwerk und der Trockenfurz. Anders kann man die zwei gegensätzlichsten aller Kommissare beim Tatort wirklich nicht beschreiben.
    Thanner, der stets die Etikette pflegte, auch wennder Fall mal in die Hosen zu gehen drohte. er konnte sich ja zuverlässig auf die unkonventionellen Lösungsmöglichkeiten seines Kollegen mit der Kodderschnauze verlassen. Dieser legte genauso wenig Wert auf Bügelfalten, wie seine stets ungebügelte „Wohnjacke“, die ja sogar selbst Kultstatus erlangt hat.
    Alles in allem bedanke ich mich bei den Beiden, die zusammen mit Chiem van Houweninge (der einige de Bücher geschrieben hat) für herrliche Tatortzeiten.


  • Henning • am 6.1.18 um 23:57 Uhr

    Das ist auch etwas, was ich an alten Krimis mag: sie spiegeln den Alltag der damaligen Zeit wieder. Und auch, wie über dieses und jenes gedacht wurde. Das ist deswegen so authentisch, weil diese Dinge nur am Rande interessierten, das Augenmerk lag jeweils auf der Tätersuche. Sie reißen nichts aus dem Zusammenhang wie einige Dokumentationen und sie verfolgen kein politisches Erziehungsziel, wie eben viele heutige Krimis. Und damit komme ich zu „unter Brüdern“. Ja, die Stasi spielt eine Rolle. Und natürlich, die jeweiligen Vorurteile gegeneinander kommen zur Sprache. Aber: Der Film zeigt, dass man neugierig aufeinander war. Dass auch die Kommissare Grawe und Thanner sich auf Augenhöhe begegnen, wie der Titel es ja schon sagt. Ganz ohne belehrenden Zeigefinger, ganz ohne eingebaute Unterstellung, dass jeder VoPo ein Stasiheini gewesen ist…. sondern auch ein Kollege. Findet man so in keinem heutigen Film, da ist immer etwas verklärendes drin. „Unter Brüdern“ ist Zeitgeschichte.


  • Al.Ter • am 9.7.21 um 18:34 Uhr

    Schon die Kombination des Vorspanns Ost & West deuten es an: ‚Deutschland einig Vaterland‘, so lautete damals der Arbeitstitel; Hänschen verballhornte das zu „Deutschland eilig Vaterland“, was Thanner sehr gefiel.
    Klaus Lage singt passend dazu ‚Hand in Hand‘, aber aus seinem Munde war da schon weit besseres zu hören, so z.B. ‚Faust auf Faust‘ in der Jubiläumsfolge 200 ‚Zahn um Zahn‘.

    Ein einmaliges Experiment, das aus zeitgeschichtlicher Sicht auch heute noch sehenswert ist, eine durchaus gelungene Darstellung west-östlicher Kooperation in der Nachwendezeit; mit einigen Slapstick-Elementen zuviel für meinen Geschmack:
    Warum der Ex-Hauptmann/neuerdings KHK Fuchs sternhagelvoll aus der Bahn gehievt werden mußte erschließt sich mir auch beim zweiten Durchlauf nicht, das hat der gute Peter Borgelt nicht verdient, man hätte besser drauf verzichtet.

    Aus welchem Grund wurde der Erich oder Ernst Kröner (es fallen tatsächlich beide Namen, wichtig war letztlich der Hinweis auf die Arbeitsstelle) denn nun umgebracht? Ein Verräter? Ein Abtrünniger? Egal, über solche Mißlichkeiten sollte man generös hinwegsehen.

    Ausnehmend gut gefallen hat mir Ulrich Thein (fehlt in obiger Aufstellung) als beflisssener Herr Dörfler vom Dorf, der Thanner mit Selbstgebranntem betankt und sich dann als im ‚Kunsthandel‘ tätiger Stasi-Oberst entpuppt – großartig!

    Auch die Fahrzeuge können sich sehen lassen, der Buick Electra 225 als Ludenschleuder schlechthin, und ein 7er-BMW (E32) als Dienstwagen („Gib Gas, Dicker!“) für die als Investoren getarnten Herren Kommissare – nobel, nobel, so ein Hobel. Da fällt Schimmis neuer Volvo 740 (Fake-Kennzeichen DU-B 112) doch etwas ab, obwohl das noch echter Schwedenstahl und wirklich ein Kombi war, nicht wie die heutigen rundgelutschten Imitationen resp. Pseudo-Kombis.

    Interessant war das Notebook, das herumgereicht wurde: ein Compaq LTE, eines der ersten wirklichen kompakten Modelle, mit zwar trägem LCD-Bildschirm, aber um Welten leichter und handlicher als die früheren ‚Schlepptops‘, so wie mein 286er Siemens-Nixdorf 8810 M15, 5,5 Kilo schwer, mit 20 MB-Festplatte – gigantisch!

    Schmunzel-Szenen gab es reichlich, vor allem rund um die oben erwähnte „Wohnjacke“ (ein köstlicher Begriff übrigens, Gratulation!): die Titulierung als Klempner ebenso wie die Anprobe beim Herrenausstatter: Schimmi als Dressman in schönster 90er-Jahre-Mode: „Die Jacke will getragen werden!“. Daß Hänschen die Herren-Oberbekleidungsstücke den Thai-Mädchen zum Bedecken der Blößen gereicht hatte, ging dem guten Schimanski ziemlich gegen den Strich.

    George spielte mal wieder sich selbst, der Hechtsprung zur Rettung der Tochter in Zeitlupe war grandios und er hatte reichlich Gelegenheit, seinen Adoniskörper zu präsentieren – und ich frage einfach mal in die Runde:
    Gibt es eigentlich eine einzige Folge, in der Schimanski seinen athletischen Oberkörper _nicht_ nackt zur Schau stellt?

    Am Ende geben sich bei der Ordensverleihung alle die Kante – so muß das sein, unter Brüdern!
    Zur Belohnung werden die Filmschaffenden für dieses Werk mit dem 4-Sterne-Verdienstorden der BRDDR ausgezeichnet!


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