Tatort Folge 562: Abschaum



Nach einem vermeintlicher Suizid eines jungen Mädchens geraten die Bremer Kommissare Inga Lürsen (Sabine Postel) und Nils Stedefreund (Oliver Mommsen) in der Tatort-Folge 562 „Abschaum“ einem grausamen Sumpf aus gewaltsamen Morden, Kindesmissbrauch und satanistischen Ritualen auf die Spur.

In Tenever, einem Stadtteil Bremens, wird die Leiche eines jungen Mädchens gefunden. Miriam Meinfeld war 12 Jahre alt, als sie sich – wie es auf den ersten Blick wirkt – selbst umgebracht hat. Nicht nur die Tatsache, dass ein Kind so verzweifelt gewesen sein soll, dass es sich selbst das Leben nimmt, erschreckt die Kommissare Stedefreund und Lürsen im Tatort „Abschaum“: Laut der Obduktion wurde Miriam zuvor auch mehrfach Opfer von Misshandlungen und sogar sexuellem Missbrauch, was sich zum Beispiel in vielen, schon Jahre alten Knochenbrüchen zeigt. Die Untersuchung der Leiche ergibt außerdem, dass die Tote eine seltsame Substanz im Blut und außerdem ein unbekanntes Symbol auf die Hand tättowiert hatte.

Lürsen und Stedefreund hören sich kurz nach dem tragischen Tod bei Miriams Eltern, Bodo und Sigrid Meinfeld, um, die den beiden Ermittlern aus Bremen von Anfang an verdächtig vorkommen. Nach diesen Befragungen machen sich die beiden deshalb auch Sorgen um die Geschwister der Toten, Björn und Svenja. Immerhin hat Sigrid die Fahnder auf eine neue mögliche Spur gebracht, indem sie den Sexualstraftäter in einem nahegelegenen Behindertenheim vermutet. Laut der Mutter handelt es sich bei den geistig eingeschränkten Bewohnern in dem Heim durchweg um Abschaum. Weitere Gespräche führen Lürsen und Stedefreund im Tatort „Abschaum“ mit Miriams Hausarzt, der sich keine Misshandlungen vorstellen kann, und der Lehrerin der Toten, der die verschlossene Art und die häufigen Verletzungen des Mädchens aufgefallen waren.

Als nächstes steht für die Kommissare ein Besuch in dem Behindertenheim auf dem Plan, wo sie besonders mit Harald auf einen Verdächtigen stoßen. Der harmlos tuende Bewohner war früher in der Bundeswehr bei einer Spezialeinheit, ehe er wegen einer Kopfverletzung den Dienst verlassen musste. Harald hat in dem Tatort „Abschaum“ häufig Gewaltausbrüche. Auch wenn es zunächst nicht so scheint, ist er in dem Krimi der Gute, der den drei Kindern der Meinfelds oft Unterschlupf geboten hatte – das finden Lürsen und Stedefreund jedoch erst am Schluss heraus.

Als sie keine Beweise gegen Harald finden können, konzentrieren sich die Ermittler im Tatort „Abschaum“ auf die sonderbare Tättowierung an Miriams Hand, die anscheinend das Symbol einer satanistischen Gruppe darstellt. Bei dem Versuch, mehr über diese Sekte herauszufinden, trifft Stedefreund auch die Bibliothekarin Karin Melzer, die Expertin bezüglich Sekten ist. Die Frau warnt den Kommissar vor deren Gefährlichkeit, weil ihre Erzählungen jedoch sehr grausam sind, will Lürsen Melzer aber zunächst nicht glauben.

Bald wird den Fahndern aus Bremen jedoch klar, dass die Bibliothekarin nicht übertrieben hatte. Anscheinend wurde den Kindern der Meinfelds systematisch Rauschmittel gegeben, damit sie im Tatort „Abschaum“ für die Sektenrituale zur Verfügung stehen und auch danach schweigen. Erschreckenderweise haben Miriams Eltern sie und ihre Geschwister freiwillig der Sekte übergeben, um selbst die Opferrolle zu verlassen – denn Bodo und Sigrid mussten früher selbst unter den krankhaften Praktiken der vermeintlichen Religion leiden.

Kurz nachdem Lürsen und Stedefreund all dies erkannt haben, werden ihn sämtliche Menschen, die im Tatort „Abschaum“ gegen die Sekte hätten aussagen können, weggenommen: Melzer wird bei einem „Autounfall“ getötet, Bodo und Sigrid Meinfeld erschossen und deren Kinder entführt. Für die Kommissare bleibt die furchtbare Erkenntnis, dass die Sekte im Voraus all ihre Schritte geplant und manipuliert haben muss, was kaum ohne eine Unterstützung an oberster Stelle geht…


Der Tatort „Abschaum“ widmet sich den grausamen Praktiken von Sekten, die anscheinend selbst in Deutschland manchmal stattfinden, aber in der Öffentlichkeit keine Aufmerksamkeit erhalten. Dieser ernste Stoff wurde von Thorsten Näter sowohl in ein Skript gepackt als auch später inszeniert. Als Vorlage für den Krimi dienten die Dokumentationen „Höllenleben“ von Liz Wieskerstrauch. Der von Radio Bremen produzierte Tatort wurde zwischen Ende September und Anfang November 2003 in Bremen und Umgebung gedreht. Zuerst ausgestrahlt wurde der Krimi am 4. April 2004, wo er einen Marktanteil von 22,6 Prozent erreichte. Eine Nebenrolle in der Episode hatte Monica Bleibtreu, die Mutter von Moritz Bleibtreu.

Besetzung
Hauptkommissarin Inga Lürsen – Sabine Postel
Kommissar Stedefreund – Oliver Mommsen
Karin Melzer – Monica Bleibtreu
Helen – Camilla Renschke
Staatsanwalt Dr. Berger – Helmut Zhuber
Oberstaatsanwalt Mertens – Christoph Bantzer
Bodo Meinfeld – Michael Lott
Svenja Meinfeld – Luisa Sappelt
Björn Meinfeld – Philip Stölken
Sigrid Meinfeld – Martina Schiesser
Walter – Christian Bruhn
Dr. Wulf – Rainer Luxem
Lohmann – Peter Rühring
Harald Markwart – Hans Uwe Bauer

Stab
Drehbuch – Thorsten Näter
Regie – Thorsten Näter
Szenenbild – Alexander Liebler
Kostüme – Astrid Karras
Kamera – Achim Hasse

Bilder – MDR/RB/Jörg Landsberg


10 Meinungen zum Tatort Folge 562: Abschaum

  • Fred • am 8.2.09 um 22:13 Uhr

    Für mich ein totales Highlight… Weiß jemand wann die Folge wiederholt wird oder ob man die Folge irgendwie auf DVD bekommen kann?


  • Peter • am 3.8.12 um 0:17 Uhr

    Wow, die Folge war echt heavy!
    Bin begeistert!

    Von wem war die Musik?


  • eql • am 30.12.15 um 20:05 Uhr

    Der mit Abstand beste Fall aus Bremen. Ganz toller Krimi, und das es am Ende so knallt stört hier überhaupt nichth – obwohl mir eigentlich eine Leiche reichen würde.


  • Dirk • am 17.8.16 um 10:42 Uhr

    Der Tatort mit der Nummer 562 aus Bremen. Die Hauptkommissare der dortigen Mordkommission , Stedefreund (m) und Lürsen (w) ermitteln in einem besonders perfiden und perversen Fall von sexuellen Missbrauch an Kindern, Körperverletzung und Mord, begangen durch Mitglieder einer satanischen und fanatischen Sekte, welche ihre verbrecherischen Triebhaftigkeiten schon seit Jahrzehnten ausübt und deren Mitglieder ihre Kinder von Generation zu Generation dieser Sekte opfern. Vor Morden an Behördenvertretern wird ebenso so wenig halt gemacht, wie vor Erhaltung der Macht mit wirklich allen Mitteln. Ein sehr tragischer und ergreifender Tatort-Thriller aus dem Jahr 2004, mit wirklich fiesen und miesen Charaktere. Für starke Nerven und gegen das Einschlafen besonders geeignet.


  • Andre • am 3.10.16 um 22:35 Uhr

    Mit abstand die beste und spannendste Tatort Folge aller Zeiten


  • Der Fremde • am 16.5.19 um 22:56 Uhr

    Hier zeigen Lürsen und Stedefreund, dass sie in ihrer Anfangszeit doch auch eine sehr gute TO-Folge liefern konnten. M.E. ist dies mit Abstand die beste Folge des Kommissariats-Teams aus Bremen. Kürzlich sind die beiden ja – vom langjährigen Dienst ausgelaugt und nach vielen nur mehr bestenfalls durchschnittlichen Folgen – aus der TO-Reihe ausgeschieden.


  • Qanon • am 11.4.20 um 18:52 Uhr

    Jetzt wisst ihr es wie es hier tatsächlich abgeht! Keine science fiction – es sterben täglich Kinder unter Satanisten in ihren Kutten!


  • kvas • am 5.5.20 um 0:49 Uhr

    This is a very grim and violent TO with the biggest killing spree ever (in the first 562 Tatorts). I’m not sure if that was the best way to end this. TO is always careful with showing killings and death. Still these dead people had influence and would possibly have escaped justice.


  • Nelly • am 26.6.21 um 21:03 Uhr

    Sehr spannender, nervenaufreibender TO mit befriedigendem Ende.


  • Der Fremde • am 22.2.24 um 20:05 Uhr

    Bin schon gespannt, ob Tatorte wie der gegenständliche in Zukunft überhaupt noch gezeigt werden dürfen (oder ob die alle aus medienrechtlichen Gründen in einer Art neuem „Giftschrank“ aufbewahrt werden müssen). In diesem TO geht es sogar um Kinder unter 14 Jahren …

    Ich will hier kein „Fass aufmachen“, aber die Beurteilung des Inhalts und von Filmsequenzen sehr lange zurück liegender Filme nach heutiger Rechtslage und heutigem Rechtsverständnis scheint mir (nicht nur juristisch) etwas schwierig. Bei rigider Auslegung des Medienrechts dürfte bei dieser Gattung an Filmen die Zensur-Schere gar nicht mehr aus der Hand gelegt werden … (m.E.)


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