Tatort Folge 569: Odins Rache



Es ist helllichter Tag in Köln, als plötzlich ein Schuss fällt. Ein Scharfschütze hat einen Mann mit kahl geschorenem Kopf und Springerstiefeln abgeknallt. Einen Nazi. Am Tatort bleiben keine verwertbaren Spuren zurück, die auf den Täter schließen lassen.

Wie die ersten Ermittlungen der Hauptkommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) ergeben, war der Skinhead das Musterbeispiel eines „stolzen Deutschen“, der in seiner rechtsradikalen Gesinnung vollkommen aufging. Zwar stieß er in seiner Familie auf Widerstand – der Vater erteilte ihm ein Hausverbot, die Mutter versuchte ihn mit Worten von seinem Fehlverhalten zu überzeugen -, doch auf die Verbitterung seiner Eltern gab der Skinhead wenig.

Von den trauernden Eltern werden die Kommissare Ballauf und Schenk bald zu der trauernden Türkin Ayda Aydin gerufen. Die Frau, die ein Kebab-Restaurant betreibt, hat ihre Eltern vor Jahren bei einem Brandanschlag verloren. Während Ballauf durchaus Gefallen an der hübschen Türkin findet, verdreht sein grimmiger Kollege Freddy nur die Augen angesichts Max‘ Balzverhaltens. Für Schenk zählen hier nur die Fakten im Fall „Odins Rache“ – und sonst nichts.

Unvermittelt wird im Kölner Tatort ein zweiter Nazi Opfer des Scharfschützen. Wer steckt bloß hinter den Morden, wer macht Jagd auf Nazis? Ist der Jäger vielleicht der Rächer der verbrannten Eltern von Ayda?

Die Recherchen der Fahnder ergeben, dass im damaligen Prozess drei Männer und eine Frau angeklagt wurden, den Brandanschlag verübt zu haben. Der Angeklagte Kurt Keller erhielt eine lebenslange Haftstrafe. Zwei der anderen Täter sind jene Männer, die vom Scharfschützen „exekutiert“ wurden. Steht also nur noch die Vierte im Bunde, Astrid, auf der möglichen Abschussliste des Attentäters. Die Geschichte der Frau ist traurig: einst ein unauffälliges, nettes Mädchen von nebenan, ist sie heute eine überzeugte Rechtsradikale, die sich mit ihren falschen Freunden fast tot säuft, und keine Zukunftsperspektive hat. Freddy Schenk konstatiert dazu nur nüchtern: „Ich habe es nicht gerne, wenn irgendwelche Superdeutschen mein Land und meine Kultur versauen.“

Kurzentschlossen schlüpft der Kommissar in eine Bomberjacke. Um den Täter zu schnappen, sieht er keine Alternative, als im Fall „Odins Rache“ undercover zu ermitteln. Ute Meyer-Brinkmann vom Verfassungsschutz stellt für Schenk den Kontakt zum V-Mann Olaf her. Doch dass der ein falsches Spiel spielt, da sind sich Max Ballauf und Freddy Schenk bald einig. Olaf riskiert viel für seinen Informanten-Status – zu viel. Als Kommissar Ballauf von einer Gruppe Nazi schlimm verprügelt wird und fortan im Fall „Odins Rache“ auf Krücken gehen muss, ist seitens der Polizei die Jagd auf die Radikalen eröffnet…

Der Drehbuchautor Hannes Stöhr recherchierte für sein Skript zum Köln-Tatort „Odins Rache“ bei Exit, der Aussteigerorganisation für Neonazis. Die Dreharbeiten zum WDR-Krimi dauerten von März bis April 2003 und fanden in Köln und Umgebung statt.

Die Erstausstrahlung der Tatort-Folge 569 war am 11. Juli 2004 im Ersten Programm der ARD zu sehen; 8,88 Millionen Zuschauer schalteten an dem Sonntagabend ein.

Besetzung

Hauptkommissar Max Ballauf – Klaus J. Behrendt
Hauptkommissar Freddy Schenk – Dietmar Bär
Ute Meier-Brinkmann – Barbara Rudnik
Astrid – Sandra Borgmann
Helmut Hartmann – Peter Rühring
Ayda Aydin – Nuray Sahin
Franziska – Tessa Mittelstaedt
V-Mann Olaf – Dirk Borchardt
u.a.

Stab

Drehbuch – Hanne Stöhr
Regie – Hannes Stöhr
Szenenbild – Jochen Schumacher
Musik – Florian Appl

Bilder: WDR/Thekla Ehling


10 Meinungen zum Tatort Folge 569: Odins Rache

  • Katrijn • am 1.4.10 um 17:44 Uhr

    Gute Rolle von Barbara Rudnik!


  • franja • am 2.4.10 um 12:17 Uhr

    Ob in dieser Rolle oder in einer anderen, Barbara Rudnik zieht mich immer in ihren Bann! Ihre Ausstrahlung ist atemberaubend! Es ist hart zu wissen, dass sie nicht mehr da ist…


  • Didi • am 9.5.14 um 20:20 Uhr

    Toller Krimi.
    Welcher Titel ist das eigentlich, als Freddy in den Laden geht, wo er sich die Bomberjacke zulegt, vielleicht kann mir jemand auskunft geben.


  • G Pra • am 1.6.14 um 18:11 Uhr

    @ Didi: The Clash: This is England


  • Anna Krechel • am 14.2.16 um 18:27 Uhr

    ich habe diesen Tatort schon mal gesehen und ich finde den richtig schön die Komisare ballauf und schenk machen machen ihren arbeit sehr gut das fdinde ich nämlich dafür gibt 6000 sterne von mir


  • Dirk • am 19.6.16 um 16:56 Uhr

    Der Tatort mit der Nummer 569 aus der Domstadt Köln am Rhein. Die Hauptkommissare der dortigen Mordkommission, Ballauf und Schenk, ermitteln in zwei aufeinander folgende funkelnde Morde, begangen an extrem politisch engagierte Männer. Die beiden Mordermittler geraten in einen Sumpf politischer Intrigen, in welchem auch Mitarbeiter des Verfassungsschutzes involviert sind. Die erste, augenscheinlich gelegte Spur, erweist sich als falsch. Die beiden Mordopfer waren vor Jahren an einen Überfall auf zugereiste Mitbürger beteiligt, aber Rache derer der Geschädigten scheidet aus. Was nun? Ein wirklich packender Tatort-Streifen aus dem politischen Untergrundsystem, spannend und interessant gedreht und logisch vermittelt. Wirklich sehenswert ist dieser Spielfilm aus dem Jahr 2004. Gute darstellerische Leistungen mit einer, wie immer sehenswerten, Barbara Rudnik.


  • Anton • am 12.7.16 um 12:41 Uhr

    Was ist das denn für eine sensationelle türkische Musik, die gespielt wird wärend der Kommissar sich mit der Restaurantbesitzerin unterhält, weiss man wer da der Künstler ist?


  • Monika • am 8.9.16 um 11:15 Uhr

    Ja, da kann man sich totgooglen – ich habe die Musik auch nicht im Ansatz finden können.
    Hat einer von Euch da draußen noch eine Idee???


  • Hakan • am 23.3.20 um 1:48 Uhr

    Hallo Anton und Monika. Die Musik ist von Hakan. titel: I shall die from sorrow if I don’t see you aus dem Album : Music of Kurdistan.

    youtube.com/watch?v=69BdlOvMmUE


  • Henning • am 24.8.22 um 2:32 Uhr

    Ein guter Film und eine glänzende Leistung von Dirk Borchardt (Olaf).


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