Das neue Frankfurter Ermittlerduo Maryam Azadi und Hamza Kulina stellt sich den ungelösten Verbrechen der Vergangenheit und kämpft in einem fensterlosen Kellerbüro für die Würde der Vergessenen.
Das Profil: Die Cold-Case-Experten
Maryam Azadi
Maryam Azadi ist die leitende Kommissarin der Abteilung für ungeklärte Altfälle, eine profunde Menschenkennerin und eigenständige Denkerin. Ihr Name, der auf Farsi „Freiheit“ bedeutet, ist Programm für ihren unerschütterlichen Einsatz für die Opfer. Sie arbeitete lange isoliert in ihrem Kellerrevier und ist es gewohnt, Akten allein zu wälzen, um verschüttete Wahrheiten ans Licht zu bringen. Ihr psychologischer Hintergrund befähigt sie dazu, sich nicht nur in die Akten, sondern vor allem in die Lebensgeschichten der Opfer einzufühlen. Wie in Dunkelheit deutlich wird, treibt sie nicht der Wunsch nach spektakulären Aufklärungen, sondern das humanistische Bedürfnis, den Angehörigen nach Jahren des Leidens endlich Gewissheit zu schenken. Sie ist die akribische Analytikerin, die in der Stille des Kellers die feinsten Fäden zwischen vergilbten Dokumenten knüpft.
Hamza Kulina
Hamza Kulina, ein in Bosnien geborener Frankfurter Urgestein, ist unfreiwillig in der Cold-Case-Einheit gelandet. Der introvertierte und empathische Kommissar, der sich eigentlich „etwas Ruhe“ im Innendienst erhofft hatte, wird schon in seinem ersten Fall mit den Albträumen seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert. Seine Stärke liegt in seiner Feinfühligkeit und seiner bodenständigen, manchmal körperlich-zupackenden Art, die ihn nicht zuletzt auch die Straße kennen lässt. Die Leidensgeschichte seiner Familie prägt ihn zutiefst und macht ihn besonders empfänglich für das Leid der Opfer und ihrer Hinterbliebenen. Die frustrierende Erfahrung, in Dunkelheit einen bereits verstorbenen Täter nicht mehr zur Rechenschaft ziehen zu können, stachelt seinen Gerechtigkeitssinn nur noch mehr an und festigt seinen Entschluss, wenigstens den Angehörigen helfen zu wollen.
Die Dynamik: Empathie im Aktenstaub
Die Chemie zwischen Azadi und Kulina ist nicht von lautstarken Konflikten, sondern von stillschweigendem Respekt und sich langsam entwickelndem Vertrauen geprägt. Azadi, die die Einsamkeit ihres Büros gewohnt ist, begegnet dem neuen Kollegen zunächst mit freundlicher Distanz. Kulina hingegen muss sich erst in die undankbare Welt der Altfälle einfinden. Ihre Arbeitsweise ist geprägt von marathonartigen Nachtschichten, in denen sie sich gemeinsam durch Aktenberge wühlen – ein „Wettlauf gegen die Zeit“, wie es in Dunkelheit heißt. Ihr gemeinsamer Antrieb ist die Empathie für diejenigen, die jahrelang in Ungewissheit leben mussten. Während die übereifrige Vorgesetzte Sandra Schatz auf schnelle Erfolge für die Öffentlichkeit drängt, bilden Azadi und Kulina eine Einheit im stillen Widerstand gegen oberflächliche Lösungen und halten stattdessen die Würde der Opfer hoch.
Frankfurt als Schauplatz
Frankfurt am Main mit seiner kontrastreichen Skyline und ihrem Kleinklein bietet die perfekte Bühne für die Cold-Cases. Die Stadt ist nicht nur Kulisse, sondern aktiver Mitspieler: Hinter der glitzernden Fassade der Bankenmetropole lauern die ungelösten Geheimnisse vergangener Jahrzehnte. Der fensterlose Keller, in dem Azadi und Kulina arbeiten, spiegelt die Vergessenheit ihrer Fälle wider – und steht im krassen Gegensatz zur dynamischen, oft gnadenlosen Welt da oben. Die Ermittler selbst sind ein Abbild der diversen Stadtgesellschaft; ihre persönlichen Hintergründe verleihen ihnen eine tiefe Verbundenheit mit den verschiedenen Welten, die Frankfurt ausmachen. Sie ermitteln im Schatten der Hochhäuser für die, deren Geschichte in der Hektik der Gegenwart unterzugehen droht.
Abschluss
Maryam Azadi und Hamza Kulina stehen für einen Paradigmenwechsel im Frankfurter „Tatort“. Sie jagen keine aktuellen Serienkiller, sondern kämpfen gegen das Verblassen der Erinnerung. Ihr Ermittlungsstil ist leise, beharrlich und zutiefst menschlich. Sie geben den Namen in den Akten ihre Gesichter und ihre Geschichten zurück und erinnern so daran, dass jedes Leben gleich viel wert ist – egal, wie lange sein gewaltsames Ende bereits zurückliegt.