1976 markierte einen Meilenstein in der Geschichte des „Tatort“. Mit rekordverdächtigen Einschaltquoten, gesellschaftskritischen Themen und einer Starbesetzung vor und hinter der Kamera setzte die ARD-Krimireihe neue Maßstäbe im deutschen Fernsehen.
Vom Ruhrpott bis nach Wien: Eine Republik im Krimi-Fieber
Die Vielfalt der Schauplätze spiegelte die föderale Struktur der Bundesrepublik wider. Vom Ruhrpott, wo Hansjörg Felmy als Kommissar Haferkamp in „Zwei Leben“ und „Abendstern“ ermittelte, bis nach Wien, wo Fritz Eckhardt als Oberinspektor Marek in „Annoncen-Mord“ einen perfiden Heiratsschwindler jagte – der „Tatort“ bot 1976 ein Panorama der deutschsprachigen Kriminallandschaft.
Besonders hervorzuheben ist die Folge „Wohnheim Westendstraße“ mit Gustl Bayrhammer als Kommissar Veigl. Sie thematisierte die Lebenssituation von Gastarbeitern in München und griff damit ein hochaktuelles gesellschaftliches Thema auf. Der „Tatort“ bewies hier einmal mehr, dass er mehr als nur Unterhaltung bot – er war ein Spiegel der Zeit.
Rekordquoten und Staraufgebot
Die Zuschauer honorierten den Mut zu brisanten Themen und die hohe Qualität der Produktionen. Die Folge „Augenzeuge“ mit Werner Schumacher als Kommissar Lutz erreichte die sensationelle Quote von 67 Prozent. Auch Hansjörg Felmys Ruhrpott-Ermittler Haferkamp konnte in „Abendstern“ 62 Prozent der Zuschauer vor die Fernseher locken.
1976 glänzte der „Tatort“ nicht nur mit etablierten TV-Gesichtern. In Nebenrollen waren aufstrebende Stars wie Götz George in „Transit ins Jenseits“ und Marius Müller-Westernhagen zu sehen. Sie verliehen den Produktionen zusätzliche Strahlkraft und unterstrichen den Anspruch der Reihe, Top-Unterhaltung zu bieten.
Innovation und Wagemut
Besonders innovativ zeigte sich die Reihe mit Folgen wie „Trimmel und der Tulpendieb„, die den Hamburger Ermittler Walter Richter alias Kommissar Trimmel in die Niederlande führte. Die Dreharbeiten auf der tatsächlich existierenden REM-eiland vor der niederländischen Küste sorgten für authentische Atmosphäre und internationales Flair.
Noch brisanter war „Transit ins Jenseits“ mit Martin Hirthe als Kommissar Schmidt. Die Folge griff das heikle Thema der deutsch-deutschen Grenze auf und spielte ein fiktives Szenario auf den Transitstrecken zwischen Ost- und Westdeutschland durch. In Zeiten des Kalten Krieges ein durchaus gewagter Stoff.
Hinter den Kulissen: Qualität durch Erfahrung
Der Erfolg des „Tatort“ 1976 basierte nicht zuletzt auf der Expertise hinter der Kamera. Renommierte Regisseure wie Wolfgang Staudte („Der Seewolf“) inszenierten einzelne Folgen. Auch die Drehbuchautoren trugen zum Erfolg bei: Herbert Lichtenfeld etwa, der das Skript zu „Zwei Flugkarten nach Rio“ verfasste, hatte bereits mehrere erfolgreiche „Tatort“-Folgen in seinem Portfolio.
Ein Format definiert sich neu
1976 war das Jahr, in dem der „Tatort“ endgültig zur Institution wurde. Die Reihe bewies, dass sie mehr konnte als nur Mord und Totschlag. Sie bot einen Querschnitt durch die Gesellschaft, griff aktuelle Themen auf und scheute sich nicht vor Kontroversen. Gleichzeitig verstand sie es, mit Stars und spektakulären Fällen zu unterhalten.
Mit dieser Mischung aus Lokalkolorit und überregionalen Themen, aus Sozialkritik und Starappeal, legte der „Tatort“ 1976 den Grundstein für seinen bis heute anhaltenden Erfolg. Er etablierte sich als Spiegel der Gesellschaft und als Gradmesser für die Befindlichkeiten der Republik – eine Rolle, die er bis heute mit Bravour ausfüllt.
Erstausstrahlung: 5. Dezember 1976
„Transit ins Jenseits“ gehört zu den ungewöhnlichen Folge der beliebten Tatort-Reihe, denn die Handlung hätte ausschließlich auf den Transitwegen zwischen Berlin und der BRD stattfinden können – hat sie in Wirklichkeit allerdings nie. Die Geschichte ist rein fiktiv. Gelungen ist aber der Versuch, einen solchen Coup im Rahmen einer Fernsehserie einmal durchzuspielen. Erika Marquart wohnt mehr…
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Erstausstrahlung: 7. November 1976
„Abendstern“ war der neunte Tatort-Einsatz für Hansjörg Felmy in der Rolle des Kommissars Haferkamp. Der Essener Ermittler sorgt in dieser Tatort-Folge mit seiner zuweilen zynischen, unterkühlten Art einmal mehr für amüsante Dialoge mit seinem Chef Scheffner und seinem Assistenten und Freund, Hauptmeister Willi Kreutzer. Auch Haferkamps Ex-Frau Ingrid ist wieder mit von der Partie und mehr…
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Erstausstrahlung: 10. Oktober 1976
Paul Trimmel (Walter Richter), der erste Kommissar der Tatortreihe, klärte in „Trimmel und der Tulpendieb“ seinen achten Fall im Jahr 1976 auf. Die Handlung dreht sich um einen Raubüberfall, der den zuweilen mürrischen, schlecht gelaunten Hamburger Ermittler von der Hansestadt nach Holland führt: Drei Männer planen einen gewagten Coup. In Hamburg wollen sie einen Geldtransporter mehr…
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Erstausstrahlung: 12. September 1976
Fritz Eckhardt spielte den Wiener Oberinspektor Viktor Marek in 14 Tatort-Fällen zwischen den Jahren 1971 bis 1987. Das Multitalent Eckhardt übernahm dabei nicht nur die Hauptrolle, er war in allen seinen Fällen auch als Drehbuchautor tätig und führte zusätzlich bei zwei Folgen die Regie. Die Figur Marek war übrigens bereits vor ihrem Einzug in die mehr…
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Erstausstrahlung: 15. August 1976
Hauptkommissar Heinz Brammer, verkörpert von Schauspieler Knut Hinz, tritt in der Tatort-Folge 065 „… und dann ist Zahltag“ ein viertes und damit vorletztes Mal in Aktion. Der Ermittler aus Hannover wurde trotz hervorragender Einschaltquoten bei seinem Tatort-Debüt (Tatort Folge 45 „Kneipenbekanntschaft“) 1977 allzu früh wieder in den Fernsehruhestand befördert. Offenbar überzeugten die folgenden Einsätze Brammers mehr…
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Erstausstrahlung: 7. Juni 1976
Die Tatort-Folge 064 „Fortuna III“ gilt als Kommissar Haferkamps stärkster Fall. Das ermordete Mädchen, um das sich die Handlung eigentlich dreht, wird dabei schnell nebensächlich. Der Krimi konzentriert sich im Wesentlichen auf den zwölfjährigen Paul, der Zeuge des Verbrechens wurde: Paul Starczik macht mal wieder blau. Der Junge hat mittlerweile schwere Probleme in der Schule, mehr…
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Erstausstrahlung: 9. Mai 1976
Hauptkommissar Melchior Veigl (Gustl Bayrhammer) von der Kripo München ist sauer. Aufgrund akuten Personalmangels soll er seinen besten Mann, Kommissar Ludwig Lenz, für einen Sondereinsatz gegen die zunehmende Schwarzarbeit hergeben. Veigl hat keine Lust, auf die wertvolle Hilfe von Lenz zu verzichten, doch ihm bleibt nichts anderes übrig, als den Anordnungen seines Vorgesetzten Folge zu mehr…
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Erstausstrahlung: 11. April 1976
Auch für Kommissar Konrads sechsten Fall „Zwei Flugkarten nach Rio“ lieferte der Drehbuchautor Herbert Lichtenfeld einmal mehr die Vorlage: er hatte zuvor an Episode 037 „Eine todsichere Sache“ und Episode 047 „Die Rechnung wird nachgereicht“ mitgearbeitet. In der Tatort-Folge 062 „Zwei Flugkarten nach Rio“ nimmt die Handlung, die sich um einen Bankraub und den Diebstahl mehr…
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Erstausstrahlung: 14. März 1976
Franz Scheller ist untergetaucht. Nachdem er in der Vergangenheit in den USA als Kronzeuge gegen die Mafia vor Gericht ausgesagt hat, ist der Amerikaner nach Deutschland gegangen. Das FBI hatte ihn damals mit den notwendigen Pässen und Dokumenten versorgt und ihm dabei geholfen, ein neues, zweites Leben aufzubauen. In der Bundesrepublik fühlt sich der Mann, mehr…
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Erstausstrahlung: 15. Februar 1976
„Kassensturz“ ist der vierte und vorletzte Fall des Tatort-Kommissars aus Baden-Baden, Franz Gerber (Heinz Schimmelpfennig). Die häufigen Auseinandersetzungen zwischen dem Kriminalisten und seinem Chef Huck, die oftmals einen gewissen humoristischen Schwung in die Gerber-Tatorte brachten, konnten nicht verhindern, dass der Ermittler mit Mitte 50 vom Südwestfunk vorschnell in den „Ruhestand“ befördert wurde; Hauptkommissar Franz Gerber mehr…
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Erstausstrahlung: 18. Januar 1976
Der Weinhändler Jürgen Santner ist mit seinem Auto auf dem Land unterwegs. An einer Tankstelle nahe Heidelberg wird er zufällig Zeuge eines Raubmords; der Besitzer der Tankstelle wird von Unbekannten überfallen und getötet. Die am Tatort eingetroffene Polizei nimmt die Aussage des Augenzeugen zu Protokoll – doch die ist dürftig. Mit den wenigen Informationen des mehr…
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