Das Krimijahr 1978 markierte einen Wendepunkt in der Geschichte des „Tatorts“. Mit der ersten Kommissarin und einem bis heute unerreichten Quotenrekord setzte die ARD-Reihe neue Maßstäbe. Der SPIEGEL blickt zurück auf ein Jahr voller Innovationen und Abschiede.
Frischer Wind in der Männerdomäne
Es war eine kleine Revolution im deutschen Fernsehen: Am 29. Januar 1978 betrat mit Nicole Heesters als Oberkommissarin Marianne Buchmüller die erste Frau die Bühne der Tatort-Ermittler. In „Der Mann auf dem Hochsitz“ zeigte sie, dass auch eine Frau einem Mörder das Handwerk legen kann. Doch die Pionierarbeit hatte ihren Preis – nach nur drei Folgen war für Heesters schon wieder Schluss.
Quotenhoch und Quotentief
Während Buchmüller noch um Anerkennung kämpfte, erreichte der Stuttgarter Ermittler Eugen Lutz in „Rot – rot – tot“ einen bis heute unerreichten Rekord: 26,57 Millionen Zuschauer verfolgten den Fall um einen Frauenmörder mit Vorliebe für Rothaarige. Mit 65 Prozent Marktanteil dürfte an diesem Neujahrstag 1978 in Deutschland kaum jemand nicht vor dem Fernseher gesessen haben.
Abschiede und Neuanfänge
Das Tatort-Jahr 1978 war geprägt von Veränderungen. Während mit „Himmelfahrt“ der beliebte Kieler Ermittler Finke seinen letzten Fall löste, gaben gleich mehrere neue Gesichter ihr Debüt. Neben Buchmüller in Mainz nahmen auch Kommissar Bergmann in Frankfurt und Kommissar Behnke in Berlin ihre Arbeit auf.
Von Kaufhäusern und Krankenhäusern
Die Tatort-Macher wagten sich 1978 auch an ungewöhnliche Schauplätze. In „Schlussverkauf“ ermittelte Kommissar Veigl inmitten des Trubels eines Münchner Kaufhauses, während sein Wiener Kollege Marek in „Mord im Krankenhaus“ selbst als Patient zum Ermittler wurde.
Fazit: Ein Jahr des Umbruchs
Mit zwölf neuen Folgen, darunter ein Quotenhit, das Debüt der ersten Kommissarin und mehreren neuen Ermittlern, erwies sich 1978 als Schlüsseljahr für den Tatort. Die ARD-Reihe zeigte, dass sie bereit war, neue Wege zu gehen – auch wenn nicht alle Experimente von Dauer waren. Der Grundstein für die nächsten Jahrzehnte Tatort-Geschichte war gelegt.