Mit neuen Ermittlern, Rekordquoten und brisanten Themen etablierte sich der „Tatort“ 1971 als Flaggschiff des deutschen Fernsehkrimis. Ein Rückblick auf ein prägendes Jahr.
Die neuen Gesichter des Verbrechens
Es war das Jahr der Debüts: Gleich fünf neue Ermittler betraten 1971 die „Tatort“-Bühne. Allen voran Sieghardt Rupp als Zollfahnder Kressin, der mit seinem Charme und seiner Schlagfertigkeit schnell zum Publikumsliebling avancierte. Auch Werner Schumacher als Kommissar Lutz, Klaus Schwarzkopf als Finke, Fritz Eckhardt als Marek und Paul Esser als Kasulke feierten ihre Premieren.
Quotenjagd am Sonntagabend
Die neuen Gesichter zahlten sich aus: Kressin’s zweiter Fall „Der Laster nach Lüttich“ erreichte einen Marktanteil von 61%. „Der Richter in Weiß“ mit Walter Richter als Trimmel schaffte sogar 66%. Den Vogel schoss jedoch Fritz Eckhardt als Marek ab: Sein Debüt „Mordverdacht“ fesselte 68% der Zuschauer an die Bildschirme.
Von Schmuggel bis Jugendkriminalität
Thematisch zeigte sich der „Tatort“ 1971 von seiner vielseitigen Seite. Während Kressin Schmugglerbanden jagte, beschäftigte sich Finke in „Blechschaden“ mit den Folgen einer Fahrerflucht. „AE 612 ohne Landeerlaubnis“ nahm sich gar einer Flugzeugentführung an. Gesellschaftskritisch wurde es in „Der Boss“, wo Kasulke Jugendkriminalität unter die Lupe nahm.
Experiment und Tradition
Neben bewährten Erzählstrukturen wagte man auch Neues: „Frankfurter Gold“ beeindruckte mit tiefgehender Charakterzeichnung und dem gekonnten Einsatz von Rückblenden. Mit 119 Minuten Laufzeit sprengte „Der Richter in Weiß“ alle bisherigen Zeitrahmen.
Fazit: Ein Meilenstein des deutschen Fernsehens
1971 legte der „Tatort“ den Grundstein für seinen späteren Kultstatus. Mit einer gelungenen Mischung aus neuen Gesichtern, spannenden Fällen und gesellschaftsrelevanten Themen schuf die ARD ein Format, das bis heute Millionen vor die Bildschirme lockt. Die Kombination aus regionaler Verwurzelung und überregionaler Strahlkraft erwies sich als Erfolgsrezept – ein Konzept, das auch 50 Jahre später noch funktioniert.