Es war das Jahr, in dem die ARD-Krimireihe ihren Siegeszug begann. Mit einer Mischung aus regionaler Vielfalt, brisanten Themen und prominenten Namen etablierte sich der Sonntagabendkrimi als Fixpunkt im deutschen Fernsehen.
Wer hätte gedacht, dass eine simple Idee – Mord und Totschlag in deutschen Städten – so erfolgreich sein würde? Doch genau das gelang der ARD mit ihrem „Tatort“ im Jahr 1972. Die Krimireihe, erst zwei Jahre zuvor gestartet, entfaltete eine Strahlkraft, die bis heute anhält.
Bunte Truppe der Ermittler
Da war zum einen die schillernde Vielfalt der Ermittler: Vom gemütlichen Münchner Oberinspektor Veigl über den smarten Zollfahnder Kressin bis hin zum knorrigen Hamburger Kommissar Trimmel. Jeder Charakter ein Unikat, jeder mit seinem eigenen Ermittlungsstil.
Deutschland-Tour des Verbrechens
Und dann die Schauplätze: Von den Dünen Sylts („Strandgut“) bis in die Alpen, vom Rotlichtmilieu Hamburgs bis in die Villenviertel von Baden-Baden („Wenn Steine sprechen“). Der „Tatort“ bot eine Tour de Force durch die Republik – mit Abstechern nach Wien („Die Samtfalle“).
Brisante Themen, hohe Quoten
Doch nicht nur die geographische Vielfalt lockte die Zuschauer. Die Drehbuchautoren griffen heiße Eisen an: Organhandel in „Rechnen Sie mit dem Schlimmsten“, Drogenhandel in „Der Fall Geisterbahn“. Das Publikum dankte es mit Traumquoten von über 60 Prozent.
Prominenz hinter der Kamera
Auch hinter der Kamera versammelte sich Prominenz: Regisseure wie Wolfgang Petersen und Michael Verhoeven inszenierten Folgen. Spätere Stars wie Götz George hatten Gastauftritte. Der „Tatort“ war zur Talentschmiede geworden.
Experiment und Tradition
Trotz des Erfolgs wagte man Experimente: In „Kennwort Gute Reise“ verzichtete man erstmals auf einen Mord. Gleichzeitig festigte sich die Tradition der wiederkehrenden Ermittler und des festen Sendeplatzes am Sonntagabend.
1972 war das Jahr, in dem der „Tatort“ erwachsen wurde. Er hatte seine Formel gefunden: regional, relevant, populär. Eine Erfolgsgeschichte, die bis heute anhält.