Mit Quotenrekorden, gesellschaftskritischen Themen und Hollywood-Regie etablierte sich der Tatort 1974 endgültig als Flaggschiff des deutschen Fernsehkrimis. Ein Rückblick auf ein Jahr voller Höhepunkte und Innovationen.
Quotenfeuerwerk und Staraufgebot
Es war das Jahr der Superlative für den Tatort. Mit der Folge „Nachtfrost“ erreichte die Krimireihe einen bis heute unerreichten Marktanteil von 76 Prozent. Kein Wunder, denn am Regiepult saß kein Geringerer als der spätere Hollywood-Regisseur Wolfgang Petersen. Auch andere Folgen wie „Der Mann aus Zimmer 22“ (72%) und „Acht Jahre später“ (66%) ließen die Konkurrenz alt aussehen.
Vom Ministerium bis zur Kneipe: Tatort als Spiegel der Gesellschaft
Die Ermittler führten das Publikum 1974 durch alle Schichten der Gesellschaft. Während in „Mord im Ministerium“ die Wiener Bürokratie aufs Korn genommen wurde, tauchte man in „Kneipenbekanntschaft“ in die Niederungen des Nachtlebens ein. Besonders brisant: In „Gift“ griff man mit dem Thema Umweltverschmutzung ein hochaktuelles Problem auf.
Crossover avant la lettre: Wenn Kommissare wandern
Lange bevor der Begriff „Crossover“ in aller Munde war, experimentierten die Tatort-Macher bereits damit. So ermittelte Kiels Finke plötzlich in Hamburg, während Münchens Veigl einen Abstecher nach Essen machte. Ein cleverer Schachzug, um die Zuschauer an die Bildschirme zu fesseln.
Hinter den Kulissen: Drama und Innovation
Nicht alles lief 1974 glatt. Die Folge „3:0 für Veigl“ musste wegen des Olympia-Attentats 1972 teilweise neu gedreht werden – ein Beweis dafür, wie nah der Tatort am Puls der Zeit war. Gleichzeitig experimentierten die Macher mit neuen Erzählweisen, wie in „Gefährliche Wanzen“, wo schnell wechselnde Szenarien für Spannung sorgten.
Fazit: Ein Meilenstein-Jahr
Mit elf starken Folgen, Quotenrekorden und mutigen Themen festigte der Tatort 1974 seinen Ruf als Institution des deutschen Fernsehens. Es war ein Jahr, das die Messlatte für alle folgenden hochlegte – und dessen Einfluss bis heute spürbar ist.
Erstausstrahlung: 8. Dezember 1974
Der dritte Fall für den Essener Kommissar Haferkamp (Hansjörg Felmy) „Der Mann aus Zimmer 22“ ist schon beinahe ein Psychothriller und nichts für schwache Nerven. Im Hintergrund kreist die Handlung des Tatorts um einen psychopathischen Frauenkiller, im Vordergrund stehen jedoch ein falscher Verdacht, vertuschte Spuren und die Irrungen und Wirrungen menschlicher Beziehungen. Walter Maurer ist mehr…
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Erstausstrahlung: 10. November 1974
Hauptkommissar Heinz Brammer (Knut Hinz) hat die Leitung des Ersten Kommissariats bei der Kripo Hannover übernommen. Die Mitarbeiter begegnen dem „Neuen“ zunächst mit Misstrauen. – Wie könnten sie schließlich einen Chef ernst nehmen, der an seinem ersten Tag mit Gitarre und Schlapphut zum Dienst erscheint? Brammer ist jedenfalls ein Fall für sich. So beginnt auch mehr…
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Erstausstrahlung: 1. Oktober 1974
„Ein Mord im Ministerium!“ Wien ist in heller Aufregung: Der Sektionschef wurde mit einer Tasse Kaffee vergiftet. Oberinspektor Viktor Marek (Fritz Eckhardt) übernimmt in Zusammenarbeit mit der österreichischen Staatspolizei die Ermittlungen im Mordfall. Der Verdacht, dass das eigentliche Ziel des Anschlags der Minister selbst sein sollte, liegt für den erfahrenen Kripo-Beamten auf der Hand. Schnell mehr…
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Erstausstrahlung: 29. September 1974
Im Tatort „Gefährliche Wanzen“, der vierte Fall für Kommissar Eugen Lutz (Werner Schumacher), wird der Ermittler nach Karlsruhe versetzt – und gerät dort auf Anhieb mit seinem neuen Vorgesetzten aneinander. Dieser, ein Besserwisser, wie er im Buche steht, nörgelt unaufhörlich an der Arbeitsweise des Hauptkommissars herum. Und dabei besitzt Lutz die Frechheit, seine Jausebrote ausgerechnet mehr…
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Erstausstrahlung: 21. Juli 1974
Der Tatort „Gift“ ist Kommissar Trimmels (dargestellt von Walter Richter) siebter Fall aus dem Jahr 1974. Der Hamburger Ermittler trifft in der Episode auf ein damals bereits bekanntes, beliebtes Gesicht aus der Krimireihe: Hauptkommissar Finke (Klaus Schwarzkopf) von der Kripo Kiel unterstützt Trimmel bei seinen Ermittlungen. Die tragende Rolle und der engagierte Einsatz von Finke, mehr…
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Erstausstrahlung: 23. Juni 1974
Kommissar Heinz Haferkamp (Hansjörg Felmy) geht in die zweite Runde: in der Tatort-Folge 041 „Zweikampf“ klärt der Ermittler aus Essen die Entführung einer Millionärsgattin auf. Marion Mezger wird vom Bauunternehmer Franz Degenhart und einem jungen Komplizen entführt. Die beiden Männer verkleben dem Opfer die Augen mit schwarzen Klappen und verschleppen sie in ein Hochhaus. Herr mehr…
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Erstausstrahlung: 26. Mai 1974
Oberinspektor Melchior Veigl (Gustl Bayrhammer) – ein bodenständiger Ur-Bayer, der seinen Dackel Oswald und ein kühles Feierabendbier über alles schätzt – ermittelt im Tatort „3:0 für Veigl“ seinen vierten Fall. Doch eigentlich sind es gleich mehrere Fälle, mit denen der gemütliche Münchner Inspektor betraut wird: Veigl muss sich gleichzeitig mit dem aufsehenerregenden Ausbruch eines Gangsterbosses mehr…
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Erstausstrahlung: 28. April 1974
Acht Jahre ist es nun her, dass Hauptkommissar Heinz Haferkamp (Hansjörg Felmy) von der Kripo Essen den Kriminellen Brossberg hinter Gittern brachte. Die Verhaftung von damals verlief blutig: bei einem spektakulären Schusswechsel tötete Haferkamp Brossbergs Bruder. Bei der anschließenden Gerichtsverhandlung schwor der überführte Einbrecher dem Kommissar Rache. Auch seine ehemalige Geliebte, Frau Pallenburg, wollte er mehr…
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Erstausstrahlung: 17. März 1974
„Playback oder Die Show geht weiter“ ist der zweite Tatort-Einsatz von Hauptkommissar Franz Gerber (Heinz Schimmelpfennig) von der Kriminalpolizei Baden-Baden. Dort laufen gerade die Vorbereitungen für eine große Unterhaltungsshow des SWF auf Hochtouren: ein internationaler Gesangsstar besucht Baden-Baden im Rahmen seiner Europatournee. Die Stadt steht Kopf. Auch die bekannte Schauspielerin und Schlagerstar Heidi Brühl (die mehr…
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Erstausstrahlung: 17. Februar 1974
Es ist Sommer in Frankfurt. An einem warmen Sonntagmorgen sitzt Georg Moll wie sooft im Arbeitszimmer seiner Villa – schließlich ist dem ehrgeizigen Industriellen seine Arbeit wichtig. „Von nichts kommt nichts“, weiß Moll. Seine junge Frau Isabell plant derweil mit ihrem Sportwagen nach Wiesbaden zu fahren, um dort ihrer Schwester einen Besuch abzustatten. Als sie mehr…
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Erstausstrahlung: 20. Januar 1974
Die Tatort-Folge 036 „Nachfrost“, Kommissar Finkes vierter Fall, ist diejenige Episode, die bis heute ihren sensationellen Quotenrekord mit Abstand hält (Stand: April 2014): die TV-Premiere am 20. Januar 1974 erreichte 76 Prozent aller Fernsehzuschauer! Nicht unerheblich für diesen Erfolg war sicherlich das Mitwirken des späteren Hollywood-Regisseurs Wolfgang Petersen, der zu Beginn seiner Karriere in Deutschland mehr…
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