Die ARD-Krimireihe „Tatort“ wagte sich 1973 auf neues Terrain: Mit internationalen Regisseuren, gesellschaftskritischen Themen und neuen Ermittlern setzte die Serie Maßstäbe – und sorgte für Aufsehen.
Hollywood am Rhein
Es war ein Paukenschlag für die noch junge Krimireihe: Mit „Tote Taube in der Beethovenstraße“ (Folge 025) holte sich der WDR erstmals einen internationalen Regisseur ins Boot. Der Amerikaner Samuel Fuller, bekannt für seine harten Gangsterfilme, inszenierte einen Fall, der es sogar in die US-Kinos schaffte. Ein Experiment, das die Grenzen des deutschen Fernsehkrimis sprengte.
Neue Gesichter, neue Städte
Doch nicht nur hinter der Kamera tat sich etwas. 1973 war das Jahr der neuen Ermittler: Franz Gerber nahm in Baden-Baden die Arbeit auf, Eugen Lutz in Stuttgart. Und mit Oberinspektor Marek betrat erstmals ein Wiener Kommissar die „Tatort“-Bühne. Die ARD setzte auf regionale Vielfalt – vom Schwarzwald bis zur Donau.
Quote hui, Kritik pfui
Die Zuschauer honorierten die Neuerungen. Folgen wie „Weißblaue Turnschuhe“ (59% Marktanteil) oder „Stuttgarter Blüten“ (71%) brachen Quotenrekorde. Doch nicht alle waren begeistert: Der BR-Rundfunkrat zeigte sich schockiert über die Darstellung eines skrupellosen Immobilienhai in „Tote brauchen keine Wohnung„. Die Folge verschwand für fast 20 Jahre im Giftschrank.
Talentschmiede „Tatort“
Auch hinter den Kulissen arbeiteten 1973 künftige Größen: Wolfgang Petersen, später Hollywood-Regisseur, inszenierte „Jagdrevier„. Kameramann Michael Ballhaus, der später mit Martin Scorsese drehen sollte, sorgte in „Tote brauchen keine Wohnung“ für eindrucksvolle Bilder.
Abschied und Aufbruch
Während neue Ermittler die Bühne betraten, mussten sich die Zuschauer von anderen verabschieden. Das Saarbrücker Team Liersdahl und Schäfermann löste seinen letzten Fall, ebenso wie der smarte Zollfahnder Kressin. Der „Tatort“ 1973 stand im Zeichen des Wandels – und legte den Grundstein für die Erfolge der kommenden Jahrzehnte.
Erstausstrahlung: 9. Dezember 1973
Oberinspektor Marek (Fritz Eckhardt) wird im Tatort „Frauenmord“ zum Wiener Prater gerufen: Die Frau des vermögenden Großíndustriellen Erwin Rahl wurde hier tot aufgefunden. Der Ermittler sucht den Ehemann des Mordopfers auf und erfährt im Gespräch mit ihm, dass seine Gattin am Vorabend aus dem Garten der luxuriösen Villa entführt wurde. Im Anschluss erhielt der reiche mehr…
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Erstausstrahlung: 1. November 1973
Der „ur-bayerische“ Kommissar Melchior Veigl (Gustl Bayrhammer) gewinnt in der Tatort-Folge 034 „Tote brauchen keine Wohnung“ im Rahmen seiner Ermittlungen ungewohnte Einblicke in die Mächte des Mietmarktes: Josef Bacher hat Jahre lang gesessen. Gerade ist er aus der Jugendstrafanstalt in Hamburg entlassen worden, nun steuert er sein erstes Ziel in der neu erworbenen Freiheit an: mehr…
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Erstausstrahlung: 30. September 1973
Der einsam gelegene Gasthof Rottweiler im Bergwald bei Saarbrücken ist der ideale Umschlagplatz für Rauschgifte. Die Kripo und die Zollfahndung haben schon seit längerer Zeit ein Auge auf die Gaststätte nahe der Grenze geworfen. Als eine weitere Razzia ohne Erfolg verläuft, beginnen die Hauptkommissare Peter Liersdahl (Dieter Eppler) und Horst Schäfermann (Manfred Heidmann) zu vermuten, mehr…
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Erstausstrahlung: 19. August 1973
Den Hamburger Kommissar Paul Trimmel (Walter Richter) zieht es in seinem fünften Tatort-Einsatz „Platzverweis für Trimmel“ auf den Fußballplatz: die Leiche von Louis Spindel liegt mitten in einem Fußballtor. Der Mann, der seinen Pass bei sich trägt, wurde erschossen. Die Inszenierung der Tat macht die Polizei stutzig. Warum wurde der Mann ermordet und in einem mehr…
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Erstausstrahlung: 8. Juli 1973
„Kressin und die zwei Damen aus Jade“ ist der siebte und zugleich letzte Tatort-Fall des smarten Zollfahnders, der in den Jahren 1971 bis 1973 besonders das weibliche Publikum der Tatort-Reihe ansprach: Zolloberinspektor Kressin, verkörpert von Sieghardt Rupp, ist soeben mit dem Flugzeug von einer Tagung in Istanbul zurückgekehrt. Kurz vor der Landung am Düsseldorfer Flughafen mehr…
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Erstausstrahlung: 24. Juni 1973
Das Münchner Ur-Gestein Gustl Bayrhammer geht in die zweite Runde: Als Hauptkommissar Melchior Veigl kommt er in der Tatort-Folge 030 „Weißblaue Turnschuhe“ durch einen Bagatellfall einem Kapitalverbrechen auf die Spur, das die Kriminalpolizei der bayerischen Landeshauptstadt schon seit langer Zeit beschäftigt: Ein Überfall am helllichten Tag. Es ist Punkt zwölf Uhr mittags, als einer alten mehr…
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Erstausstrahlung: 13. Mai 1973
Der Schauspieler Klaus Schwarzkopf übernahm 1973 in der Rolle des Kommissars Finke seinen dritten Fall „Jagdrevier“, der ihn in das schleswig-holsteinische Dorf Niederau führte: Dieter Brodschella (Jürgen Prochnow) hat seine lange Haftstrafe bald verbüßt. Als er eines Tages im Rahmen der Gefängnisarbeit für das Torfstechen eingeteilt wird, nutzt er seine Chance und flieht. Rachegedanken lassen mehr…
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Erstausstrahlung: 1. April 1973
Eine Reise durch die dunklen Ecken der Fälscherkunst und des Verbrechens. „Stuttgarter Blüten“, die 28. Episode der ARD-Krimireihe Tatort, die am 1. April 1973 zum ersten Mal ausgestrahlt wurde, markiert nicht nur den dritten Einsatz von Kriminalhauptkommissar Eugen Lutz (Werner Schumacher), sondern auch den Beginn der Stuttgarter Kapitel in der Krimireihe. Die Folge zeichnet sich mehr…
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Erstausstrahlung: 4. März 1973
Die Tatort-Folge 027 mit dem umständlichen Titel „Cherchez la femme oder Die Geister am Mummelsee“ aus dem Jahr 1973 war der erste Fall für Kommissar Franz Gerber aus Baden-Baden, verkörpert vom Schauspieler Heinz Schimmelpfennig. Vier weitere Tatort-Einsätze sollten bis 1977 folgen. Eine Reisegruppe aus Kiel fährt auf ihrer Drei-Länder-Tour durch den schönen Schwarzwald. Alle Teilnehmer mehr…
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Erstausstrahlung: 4. Februar 1973
Für den Tatort „Ein ganz gewöhnlicher Mord“ schlüpfte der Schauspieler Hans Häckermann 1973 in die Rolle des Kommissar Böck von der Kripo Bremen; acht Jahre später ermittelte er in Lübeck als Hauptkommissar Beck in der Tatort-Folge 128 „Slalom“. Beide Tatort-Kommissare verkörperte Häckermann nur für jeweils einen einzigen Fall. Zur Handlung: Im Wartesaal des Bremer Hauptbahnhofs mehr…
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Erstausstrahlung: 7. Januar 1973
Die Tatort-Folge 025 „Tote Taube in der Beethovenstraße“ ist ein höchst ungewöhnliches Experiment aus den Anfängen der ARD-Krimi-Reihe. Das Drehbuch und die Regie stammen von Samuel Fuller, einem damals sehr bekannten amerikanischen Regisseur und Schauspieler. Es war der erste Tatort, der nicht von einem Deutschen gedreht wurde. In den USA lief er 1974 sogar als mehr…
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