Tatort Folge 015: Wenn Steine sprechen



Ernst Jacobi löste in seiner Rolle als Kommissar Horst Pflüger lediglich einen Fall im Jahr 1972: „Wenn Steine sprechen“. Danach gab er den Job an seinen Schauspielkollegen Heinz Schimmelpfennig weiter, der in den Jahren 1973 bis 1977 als Hauptkommissar Gerber in fünf Fällen ermittelte. Warum Jacobi nach nur einem einzigen Einsatz keine weiteren Tatort-Krimis drehte, bleibt seit jeher das Geheimnis der Verantwortlichen der SWF und der ARD.

Kommissar Pflüger wird im Fall „Wenn Steine sprechen“ in ein Krankenhaus in Baden-Baden gerufen. Hier wurde ein Obdachloser in die Notaufnahme eingeliefert. Sein Zustand ist kritisch und der Tod nah. Bevor der Mann stirbt, möchte er sein schlechtes Gewissen bereinigen und einen Mord gestehen, der bereits dreißig Jahre zurückliegt. 1939 musste ein Westwallarbeiter sterben, der sterbenskranke Stadtstreicher will nun vor Hauptkommissar Horst Pflüger eine „Beichte“ ablegen.

Doch bevor Pflüger mit dem Mann sprechen kann um Details über die verjährte Tat zu erfahren, wird der Patient von einem Unbekannten im Krankenhaus ermordet. Nun steht der Ermittler aus Baden-Baden vor zwei ungeklärten Mordfällen. Dem Mörder des Obdachlosen kommt Pflüger erst auf die Schliche, als er das Verbrechen aus der Vorkriegszeit endlich aufgeklärt hat. Um den Fall „Wenn Steine sprechen“ abschließen aufzuklären, muss sich der Kriminalist allerdings in der gehobenen Gesellschaft Baden-Badens äußerst unbeliebt machen…

Die hohe Einschaltquote von 59 Prozent bei der Erstausstrahlung der Tatort-Folge 015 „Wenn Steine sprechen“ am 13. Februar 1972 zeugt davon, dass Kommissar Pflüger durchaus ein guter Start gelang. Lange Zeit, erst am 19. April 1993, wurde die 15. Tatort-Folge im Fernsehen ein zweites Mal gezeigt – ein Zeichen dafür, dass die Verantwortlichen der Sendeanstalten ein Problem mit der Episode oder dem Schauspieler Jacobi hatten.
Obwohl diese Episode nicht zu den sogenannten „Giftschrank-Folgen“ der Tatortreihe zählt, folgten seit 1993 bis 2021 keine weiteren Wiederholungen im Fernsehen mehr.

Einen Gastauftritt im Tatort „Wenn Steine sprechen“ hat Gustav Bayrhammer als Kommissar Veigl von der Kripo München.

Besetzung

Kommissar Pflüger – Ernst Jacobi
Lambrecht – Thilo von Berlepsch
Matysiak – Horst Beck
Dr. Hallert – Joachim Bliese
Bernbacher – Detlof Krüger
Frau Bernbacher – Marlies Schoenau
Margot – Eva Astor
Wingart – Gernot Endemann
Pohl – Max Mairich
Didi – Dagmar Heller
Max Penzlau – Horst Uhse
Veigl – Gustl Bayrhammer

Stab

Regie – Erich Neureuther
S/B – Karl Schneider
Musik – Rolf-Hans Müller
Kamera – Immo Rentz
Produktionsleitung – Werner Rollauer
Kostüme – Wally Alschansky
Autor – Bruno Hampel
Kamera – Helmut Stoll
Produktionsleitung – Gig Malzacher


17 Meinungen zum Tatort Folge 015: Wenn Steine sprechen

  • Nico Haupt • am 5.11.12 um 8:00 Uhr

    „Haben sie zufaellig eine Lupe ?“, „Glauben sie, dass es ein Mord war ?“
    Unglaublich krass-langsame Dialoge dieses verstaubten 15. TATORT 70s-old school Klassiker, wo Tennis noch als modern gegenueber Fussball promotet wurde. Da geht’s so steif zu, dass man konsequent schmunzelt.
    „Bei Mord kriegt er heisse Fuesse“, „Haben sie ihn schon vernommen ?“
    Andere Gimmicks : Polizeifunkansagen, die so undramatisch aber mit glasklarer Uebertragung dargeboten wird, lassen ein fast das Gefuehl entstehen, dies war so ne Art Ed Wood der deutschen 70er. „Ich habe eine Genehmigung diesen Bunker aufbrechen zu koennen“, streichelt dann auch noch einen weiteren, unaufgeklaerten Mord aus dem Jahre 1939.
    „Koennen sie ihn auf diesen Foto erkennen ? Sie muessen ihn natuerlich 32 jahre spaeter vorstellen ?“ Atemberaubend – kein Sarkasmus. Wenn das nun immer noch zu langweilig erscheint, dann sollte das zumindestens die Gastrolle von der bezueckenden Diana Koerner ausgleichen. Dieser TATORT ist nur fuer eingefleischte Fans, die sich an alten Erzaehl- und Drehweisen abrollen koennen. Natuerlich auch noch drin: ZERO Spannung aber dennoch ein offener Erzaehlfaden. Unbedingt schauen, dann aber wohl vergessen. Kressin, Marek, Veigl (ebenso Gastrolle !), Finke waren da schon besser als die unglaublich bieder-abgeschmackte Eintagsfliege von „Kommissar Pflüger „, was natuerlich auch keine Beleidigung gegen den Schauspieler Ernst Jacobi sein soll, der hier uebrigens auch noch „schwuelstige Lyrik“ von ‚Gerand‘ oder so ;-


  • Nico Haupt • am 5.11.12 um 8:08 Uhr

    ,,,anbietet [sorry fuer abgehackte Saetze. Der fehlende post-EDIT button fehlt halt immer noch]
    nico, nyc


  • Nico Haupt • am 5.11.12 um 9:05 Uhr

    Korrektur : Ich war an einer Stelle zu voreilig. Nicht Diana Koerner, aber Dagmar Holler ist in diesem TATORT anwesend.


  • Alexander • am 26.12.12 um 22:47 Uhr

    „Nico Haupt“ Und „Peter“ sind gut zu lesen :-DDDD


  • Dirk • am 10.4.15 um 21:09 Uhr

    Heute schaute ich mir den Tatort Nummer 015 an, aus der Gewohnheit heraus um 20:15 h. Vor langer Zeit muß ich ihn einmal gesehen haben, oder es gab noch einen Krimi mit einer Kriegsleiche in Beton. In den 60ziger und 70ziger Jahren wahrscheinlich keine unüblichen Ermittlungen und heute auch wieder nicht. Alle Male ein interessanter Kriminalfilm über Leute, welche über Leichen gingen und auch erreichten, was sie wollten. Und—–mit einem hervorragenden Kommissar Pflüger, der still, bescheiden und beharrlich und mit Intellekt, am Ball blieb. Hochachtung. Leider eine einmalige Darstellung. Typen wie der unterliegen meistens der Ellenbogenmentalität oder werden schnell höher besetzt. Beides schien bei seinem einmaligen Erscheinen möglicherweise der Grund gewesen sein zu können. Dieser Tatort wird aber, wahrscheinlich, so wie ich es kenne und auch einschätze, keine großen Wiederholungschancen im Fernsehen haben und ich nehme deshalb, grob geschätzt und einfach an, auch die Meinungen anderer mitteilender Kriminalfilmkenner werden zukünftig sehr lange auf sich warten lassen.
    Der Trottel im Volksporsche am Ende tut mir noch heute leid. Tschüss……..


  • Dirk • am 7.5.17 um 21:15 Uhr

    Heute, Sonntag, 07.Mai 2017, ARD, kehrte Kommissar Pflüger, natürlich unter einem anderen Namen, noch einmal als Kommissar in die Krimi-Landschaft zurück. In dem Thriller Nachtdienst spielte er einen hochbetagten Ex-Polizisten und Altenheimbewohner und Massenmörder. Noch einmal konnte man das großartige schauspielerische Engagement dieses zweifelsohne erwähnenswerte Mime erleben. Toll.


  • Bill Wolters • am 17.11.17 um 4:10 Uhr

    Klasse! Verstehe absolut nicht weshalb es für Kommissar Plüger keinen weiteren fall gegeben hat?


  • MadMonkey • am 23.3.21 um 2:59 Uhr

    Ich sehe das genauso wie Bill. Ernst Jacobi hätte den ein oder anderen Fall als Kommissar Pflüger verdient. Sehr angenehmer Kommissar fast schon ein wenig der zu lieb. Trashiger Fall. Tolle Stimmung. Gesichtszoomen war damals in Mode. 5 Sterne Cult


  • runner • am 6.7.21 um 20:42 Uhr

    Der SWR wird „Wenn Steine sprechen“ am 18.08.2021 um 23:30 Uhr das erste mal seit 28 Jahren wieder ausstrahlen!


  • HerrBert • am 19.8.21 um 0:52 Uhr

    Interessanter Tatort aus der Anfangszeit, leider ein sogenanntes Onehitwonder aus Baden Baden.

    Filmtechnisch durchaus modern gemacht – lange Szenen aus der Hand gefilmt – dramaturgisch gute Schnitte … Wenn auch das Gewackel auf Dauer stört. Sicher ist man auch etwas verwöhnt, von gestochen scharfer Optik der heutigen Zeit.

    Die Story ist nicht schlecht, wenn auch sehr überschaubar. Das Ende keine Überraschung.

    Aber ein schönes Zeitdokument auf jeden Fall.


  • Erwel • am 31.8.21 um 11:04 Uhr

    Aus heutiger (31.08.2021) Sicht erstaunlich, wohl aber einer in den 1970er Jahren weit verbreiteten gesellschaftlichen Haltung entsprechend ist der Umstand, dass in dem Film so getan wird, als sei das Jahr 1939 ein „ganz normales“ gewesen, und dass keinerlei kritischer Bezug zum Nationalsozialismus und zum damals beginnenden Zweiten Weltkrieg hergestellt wird; lediglich dass Täter und Opfer mit dem Bau eines Westwallbunkers beschäftigt waren, deutet dies vage an. Das Motiv für den damals begangenen Mord – Betrug beim Kartenspiel – ist banal und thematisch im Grunde genommen völlig uninteressant. Dem Film eine gewisse politische Dimension zu geben wurde versäumt oder bewusst unterlassen; als historisch interessierter Zuschauer ist man einfach nur gelangweilt.


  • Henning • am 31.8.21 um 19:13 Uhr

    @Erwel: „Dem Film eine gewisse politische Dimension zu geben wurde versäumt oder bewusst unterlassen“

    Ja, zum Glück!

    Und Kommissar Pflüger? Man hat den Eindruck, er ist bei der Polizei, weil hohe Literatur nur in seltenen Fällen die Miete bezahlt. Etwas krampfhaft das ganze (wie auch der ganze Fall), aber die Figur hätte sich ja noch entwickeln können.


  • Winfried Vorbeck • am 9.11.21 um 22:13 Uhr

    2021 sehe ich einen fast 50 Jahre alten Tatort aus 1972 :-o Ein gutes Beispiel, dass die Ansprüche an die Technik gestiegen sind; ich weiß nicht, ob es heutzutage so viel Aufwand ist, solch einen Film zu remastern.

    Film-Niveau hin oder her (ich fand es mäßig spannend), es ist interessant, zu sehen, wie Deutschland damals aussah und „tickte“. Die Autos :) „Setzen Sie mal den ‚Kaiser-Wilhelm‘ darunter“

    Allein deshalb sind solche Filme nicht zu unterschätzende Zeitdokumente. Damals wie heute zeigen sie das Zeitgefühl mehr als Spielfilme ihrer Zeit. Und es zeigt mir, dass die heutigen Tatorte für spätere Zeiten vielleicht nicht so unwichtig sind. Weniger die Handlung als das ganze Drumherum.


  • Paul • am 25.5.22 um 21:40 Uhr

    Ein augenscheinlich gebildeter aber weltfremder Ermittler, gut das es nur eine Folge mit ihm gab.


  • Dirk • am 23.6.22 um 20:42 Uhr

    Der Tatort mit der Nummer 015 und aus dem Jahre 1972. Ein 50 Jahre alter Tatort-Kriminalfilm und ein nettes Zeitdokument aus damaliger Zeit. Leider der einzige Tatort-Auftritt des Hauptkommissars Pflüger aus Baden-Baden, aber in den Sendeanstalten ist er dann doch nicht ganz in Vergessenheit geraten.
    Heute verstarb der international bekannte großartige Schauspieler, welcher den
    Tatort-Kommissar so eindringlich verkörperte.
    Die Meinung vom 10.04.2015 halte ich.


  • Al.Ter • am 24.6.22 um 8:32 Uhr

    Zur Ergänzung:
    Ernst Jacobi, 1933 in Berlin geboren, ist im Alter von 88 Jahren in Wien verstorben.
    Zu sehen war der großartige Mime u.a. in „Bauern, Bonzen und Bomben“, „Tadellöser & Wolff“ sowie „Die Blechtrommel“; zudem machte er zahllose Hörspiele durch seine markante, sanfte Stimme zum Genuß.
    Seine letzte Rolle spielte er im Polizeiruf 110 („Nachtdienst“/BR 2017), beim TO war er leider nur einmal in der Rolle des Kommissars Horst Pflüger zu sehen (ich hätte gern mehr mit ihm gesehen, die Rolle hatte durchaus Potential), außerdem noch in den beiden Produktionen „Herzjagd“ (WDR 1980) und „Ordnung ist das halbe Sterben“ (SFB 1985).


  • Sailor Pluto • am 7.7.23 um 20:00 Uhr

    Es ist schon Interessant das einfach ein fall aus der Vergangenheit aufgeklärt wird


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