Tatort Folge 017: Kennwort Fähre



Sein zweiter Tatort-Einsatz „Kennwort Fähre“ führt den oftmals schlecht gelaunten Kommissar Lutz (Werner Schumacher) an den Bodensee:

Edith Reiser, die für einen Tag ihre Schwester in St. Gallen besucht hat, stürzt nachts von Bord der Fähre nach Friedrichshafen in das eiskalte Wasser; seitdem fehlt von der jungen Frau jede Spur. Kurz zuvor hatte sie noch den Ingenieur Brielmeyer kennengelernt. Um sich eine Zigarette anzuzünden, hatte er die Passagierin einige Minuten lang aus den Augen gelassen – dann folgte ein Schrei und die Frau, die eben noch auf der Reling gesessen hatte, war plötzlich spurlos verschwunden.

Die Schiffscrew leitet sofort Rettungsmaßnahmen ein, sucht mit Scheinwerfern die See ab und wendet die Fähre. Doch ohne Erfolg: Edith Reiser wurde von der See förmlich verschluckt. Die alarmierte Wasserschutzpolizei unternimmt daraufhin weitere Rettungsversuche, räumt der Vermissten allerdings nur noch eine geringe Überlebenschance ein. Selbst eine erfahrene Schwimmerin wäre bei den nächtlichen Wassertemperaturen ohne jede Orientierung längst erfroren, das ist den Polizeibeamten schnell klar. Die Kriminalpolizei wird in den Fall hinzugezogen.

Am Tatort eingetroffen, verschafft sich Hauptkommissar Eugen Lutz einen ersten Eindruck. Alle Indizien deuten auf einen Unfall hin. Doch Lutz hat ein mulmiges Gefühl im aktuellen Fall. Was, wenn es Selbstmord oder gar Mord war? Die Spur führt den skeptischen Ermittler zum Augenzeugen Brielmeyer, die letzte Person, die das Opfer lebend sah. Der erklärt im Gespräch mit dem Kommissar, dass er nicht an einen Freitod glaube. Edith habe mit ihm geflirtet, sei in der Todesnacht fröhlich und unbeschwert gewesen; absichtliche sei sie sicher nicht in das Wasser gesprungen. Also wurde sie von der Reling gestoßen?

Lutz‘ Recherchen im Tatort „Kennwort Fähre“ führen ihn zum Ehemann der Toten, Robert Reiser. Der Inhaber des Unternehmens „Internautika Reiser“ wirkt recht unbekümmert angesichts des tragischen Schicksals seiner attraktiven Frau. Schnell ist Reiser tatverdächtig. Doch der wohlhabende Mann, der seit Jahren eine Affäre mit seiner Angestellten Vera führt, kann für die Tatzeit ein wasserdichtes Alibi vorweisen. Er war an dem besagten Tag auf einer Bootsmesse in Friedrichshafen und am Abend mit seiner Geliebten in einem Kasino zu Gast.

Erst als Kommissar Lutz erfährt, dass die Lebensversicherung von Edith Reiser in einem Fall von Selbstmord 500.000 Mark auszahlt, kommt der Ermittler langsam einem raffiniertem Versicherungsbetrug auf die Spur. Doch falls Robert Reiser der Täter ist, wie konnte er zur Tatzeit auf die Fähre gelangen? Hat er vielleicht einen Auftragskiller engagiert?

Das Drehbuch für den SR-Tatort „Kennwort Fähre“ schrieb Wolfgang Menge, der zuvor bereits einige Kressin-Folgen inszeniert hatte. Die Dreharbeiten fanden im November 1970 sowie im Mai und Juni 1971 in Tettnang, Friedrichshafen, Lindau, Zürich, St. Gallen, Romanshorn, Frankfurt am Main und Stuttgart statt. Die Erstausstrahlung der Tatort-Folge 017 wurde am 3. April 1972 im Abendprogramm des Ersten gezeigt.

Besetzung
Kommissar Lutz – Werner Schumacher
Robert Reiser – Siegfried Rauch
Angelika – Karin Frey
Vera – Ulla Berkewicz
Hauptkommissar Brauchle – Max Strecker
Agnes – Renate Heilmeyer
Breilmeier – Frank Strecker
Schroth – Wolfgang Hepp
Pfisterer – Harry Kalenberg
Pulvermüller – Oscar Müller
Staatsanwalt – Robert Naegele
Oberpolizist – Peter Kner
Geschäftsführer – Thomas Reiner
Hartmann – Wolfgang Bieger
Edith Reiser – Inge Bahr
u.a.

Stab
Drehbuch – Wolfgang Menge
Regie – Theo Mezger
Musik – Jonas C. Haefeli
S/B – Dieter Höpker
Produktionsleitung – Karl Heinz Tischendorf
Produktionsleitung – Dr. Reinhart Müller-Freienfels
Kamera – Willy Pankau
Maske – Trudi Winkle
Kostüme – Suse Reinbold


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5 Meinungen zum Tatort Folge 017: Kennwort Fähre

  • ERwin Henkel • am 14.10.14 um 15:35 Uhr

    Ein durchaus kleverer Fall! Das wirklich Schöne an der Tatort-Reihe ist, dass sie uns mittlerweile einen interessanten Einblick in bundesrepublikanische Zeitgeschichte gibt. Sei es, wie in diesem TO, auch nur die Tatsache, dass Kommissar Lutz im VW-Käfer zuum Tatort fährt, zudem mit Tettnanger TT Kennzeichen, welches unlängst von einem fleißigen Verkehrsminister wieder aus der Mottenkiste hervorgezogen wurde.

    Ich muss gestehen, ich gebe gern alten ‚Tatorts‘ einen gewissen ‚Altersbonus‘, in dem irren Glauben, früher sei halt alles besser gewesen. Doch das stimmt nicht so ganz. Heute fällt es mir schwer, mich noch einmal in jene Zeit Anfang der 70er Jahre hineinzuversetzen, bevor die privaten Sender anfingen, uns jegliche Fernsehkultur zu zerdeppern. Empfand man einen Film dieser Machart damals wirklich als einen spannenden ‚Thriller‘??

    Lassen wir das. Umgehauen hat mich dieser Tatort nicht, aber es war und ist immer wieder schön, wenn die Sender ihre alten Schätzchen ausgraben. Bitte weiter so!! Wir lieben Autojagden im VW-Käfer und die verzweifelte Suche nach Telefonzellen!!

    3 Punkte… inkl. ‚Altersbonus‘ :-)

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  • Udo B • am 15.10.14 um 18:24 Uhr

    Ich mag auch (ab und zu) den Flair der älteren Folgen…obwohl man sich an den langsameren Takt der Filme gewöhnen muss. Finde ich je nach Situation positiv oder negativ. Aber immer wieder interessant, wie die Sachen (Autos, Frisuren, Kleidung, diverse Alltagsgegenstände) damals ausgesehen haben.

    Mit Altersbonus sogar 4 Sterne ;-)

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  • Dirk • am 9.11.15 um 15:25 Uhr

    Der Tatort 017 mit dem Hauptkommissar Schumacher aus Stuttgart. Der ermittelt, ohne es zu wissen, in einem ganz abgeklärten Fall von Versicherungsbetrug und ist am Ende genauso überrascht wie sein Kollege von der Wasserschutzpolizei. Ein vorgetäuschter tödlicher Unfall und ein Badenwannenmord, auch in der Erstsendung war man sicherlich erstaunt über die Zusammenhänge. Mit einem damaligen Anteil von 64 % bei den Fernsehzuschauern sicherlich ein imposanter Tatort-Fernsehfilm. Wahrscheinlich lief im Zweiten Huckleberry Finn, den werde ich damals geschaut haben und im Dritten Furtwängler oder Karajahn. Gesehen habe ich diesen Krimi erst vor ein paar Jahren und war angetan von der professionellen Vorgehensweise der gemeinen Betrüger und Mörder. Aber wo kommt eigentlich dieser Hauptkommissar Brauchle her? Der ist mir schon bei Oberinspektor Marek durch seine Penetranz aufgefallen. Sehenswerter Oldie der ersten Tatort-Generation.

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