Kurz und knapp – darum geht’s
Der Leiter eines Hamburger Rechenzentrums für Organtransplantationen wird an seinem Arbeitsplatz kaltblütig erschossen. Hauptkommissar Paul Trimmel nimmt die Ermittlungen auf und stößt auf ein Netzwerk aus Manipulation, Bestechung und illegalen Organhandel. Als auch die Assistentin des Toten knapp einem Mordanschlag entgeht und kurz darauf Trimmels Wagen manipuliert wird, muss der Kommissar einen gefährlichen Verdacht verfolgen: Werden hier Menschenleben geopfert, um zahlungskräftigen Patienten Spendernieren zu beschaffen? Während Trimmel einer erschreckenden Wahrheit auf die Spur kommt, ahnt er nicht, dass er selbst bereits ins Visier der Täter geraten ist… Wie alles ausgeht, ist in diesem spannenden Krimi-Klassiker aus dem Jahr 1972 zu sehen.
Inhalt der Tatort-Folge „Rechnen Sie mit dem Schlimmsten“
Bleich flackerndes Computerlicht wirft gespenstische Schatten durch die verlassenen Büroräume eines Hamburger Rechenzentrums. „Bitte nicht…“ fleht Dr. Tonndorf mit brüchiger Stimme, doch zwei präzise Schüsse beenden sein Leben. Totenstille breitet sich aus, nur das mechanische Surren der gigantischen Rechenmaschinen hallt durch den Raum, während der Täter seinem Opfer ein verhängnisvolles Computerprotokoll in die leblose Hand drückt.
Hauptkommissar Paul Trimmel, ein wettergegerbter Hüne mit knorriger Ausstrahlung, trifft am nächsten Morgen am Tatort ein. Die kühle Präzision der Rechenanlage, die über Spender und Empfänger von Nierentransplantationen entscheidet, steht in makabrem Kontrast zum chaotischen Tod ihres Leiters. Trimmel mustert die Leiche mit skeptischem Blick – etwas an diesem Fall scheint ihn persönlich zu berühren, vielleicht der Gedanke, dass hier ein Apparat über Leben und Tod entscheidet.
Die Befragung von Tonndorfs Assistentin Jill Biegler bringt zunächst wenig Licht ins Dunkel. Sie wirkt nervös, fast gehetzt, während sie durch ihre schlanken Finger fährt und betont, dass Tonndorf homosexuell gewesen sei und sie deshalb kein Verhältnis mit ihm gehabt habe. Die Nachtluft, die durch das gekippte Fenster des Verhörzimmers dringt, lässt sie frösteln – oder ist es die Angst vor etwas, das sie verschweigt?
Dass Jill selbst in Gefahr schwebt, zeigt sich, als ein Mordanschlag auf sie verübt wird. Der Täter dreht den Gashahn in ihrer Wohnung auf – eine tödliche Falle, der sie nur knapp entkommt. Als Trimmel sie im Krankenhaus aufsucht, flüstert sie mit rauer Stimme: „Lassen Sie sich vom Computer die Daten über Professor Lachnitz geben.“ Ein erster Hinweis, der wie ein Lichtstrahl durch den Nebel der Verwirrung bricht.
Professor Lachnitz entpuppt sich als Chirurg mit fragwürdigen Methoden. In seinem sterilen, blitzblank polierten Operationssaal scheint die Zeit stillzustehen – hier werden Grenzen zwischen Leben und Tod neu definiert. Mit aalglatter Selbstsicherheit pariert er Trimmels Fragen, doch in seinen Augen flackert kurz Unsicherheit auf, als der Kommissar die ungewöhnlich hohe Zahl an Nierenentnahmen anspricht.
Wie ein düsteres Echo folgt auf diese Begegnung ein Anschlag auf Trimmel selbst. Die Lenkung seines Wagens versagt bei voller Fahrt – ein Moment, der eine Ewigkeit zu dauern scheint, während das Fahrzeug wie ein losgelöstes Geschoss über die regennasse Straße schlittert. Es ist, als ob der Fall selbst nach ihm greifen würde, ihn hinabziehen wollte in die moralischen Abgründe, die sich vor ihm auftun.
Die Spuren führen Trimmel nach München, zu Professor Becker, einem Transplantationschirurgen mit exklusiver Privatpraxis. Die Villen der Reichen, die hier auf ihre Spendernieren warten, ragen wie Festungen der Hoffnung in den grauen Himmel. Der verzweifelte Millionär Munck, ein Mann mit eingefallenen Wangen und dem fahlen Teint eines Todgeweihten, bietet eine Million Mark für ein lebensrettendes Organ – ein schauriger Marktplatz, auf dem Leben gegen Geld gehandelt wird.
„Sie haben Tonndorf bestochen, um an die Nieren zu kommen“, konfrontiert Trimmel den Professor mit eisernem Blick. Doch bevor der Arzt antworten kann, übermannt den Kommissar plötzlich eine lähmende Schwäche. Vor seinen Augen verschwimmt die Welt zu einem Strudel aus Schatten, während er zu Boden sinkt. Der Fall hat ihn buchstäblich eingeholt.
In fieberhafte Träume gehüllt, balanciert Trimmel selbst an der Schwelle zwischen Leben und Tod. Während Professor Becker – ausgerechnet einer seiner Hauptverdächtigen – mit geschickten Händen um sein Leben kämpft, spinnen seine Kollegen Petersen und Laumen in Hamburg die Ermittlungsfäden weiter. Sie stoßen auf Helena Biegler, Jills nierenkranke Schwester und auf Berti, einen zwielichtigen Typen, der sich bei Jill versteckt hält.
Als Trimmel schließlich aus den Tiefen der Bewusstlosigkeit zurückkehrt, erfährt er eine erschütternde Wendung: Professor Becker und seine Frau haben Selbstmord begangen. War dies ein Geständnis? Doch während Trimmel noch mit den Puzzleteilen ringt, machen seine Kollegen eine verblüffende Entdeckung, die den Fall in ein völlig neues Licht rückt – und die Frage aufwirft, wie weit ein Mensch gehen würde, um das Leben eines geliebten Menschen zu retten…
Hinter den Kulissen
„Rechnen Sie mit dem Schlimmsten“ ist die 21. Folge der ARD-Krimireihe Tatort und wurde vom Norddeutschen Rundfunk unter der Regie von Peter Schulze-Rohr produziert. Die erstmals am 24. September 1972 ausgestrahlte Episode markiert den fünften Fall für Hauptkommissar Paul Trimmel, verkörpert vom Charakterschauspieler Walter Richter, der mit seiner knorrigen Art dem Hamburger Ermittler ein unverwechselbares Profil gab.
Die Dreharbeiten fanden in Hamburg und München statt, wobei die imposanten Computeranlagen, die im Film eine zentrale Rolle spielen, für die damalige Zeit hochmodern waren und dem Publikum einen faszinierenden Blick in die Zukunft der Datenverarbeitung boten. Die Kostüme stammten von Dore Clemens, während Karin Patschke für die Maske verantwortlich zeichnete.
Mit einer Einschaltquote von beeindruckenden 64 Prozent erreichte dieser frühe Tatort einen der höchsten Werte der Reihe überhaupt – nahezu zwei von drei Fernsehzuschauern verfolgten die spannenden Ermittlungen von Kommissar Trimmel. Das brisante Thema des Organhandels war seiner Zeit weit voraus und sorgte für kontroverse Diskussionen, da der Autor Friedhelm Werremeier ein ethisches Dilemma aufgriff, das erst Jahre später in der Gesellschaft breiter diskutiert wurde.
Bemerkenswert ist auch, dass „Rechnen Sie mit dem Schlimmsten“ zu den wenigen Tatort-Folgen gehört, in denen der Ermittler selbst in Lebensgefahr gerät und zum Patienten wird – eine dramaturgische Wendung, die dem Fall eine zusätzliche persönliche Ebene verleiht und die Verletzlichkeit des sonst so robusten Kommissars zeigt.
Dieser Fall hat bis heute nichts von seiner Brisanz, dem Thema “ Computermanipulation “ verloren, was damals sicher nicht für alle Zuschauer verständlich war, steht noch heute in der Kritik. Das Auswerten von Daten und dessen Mißbrauch. Trimmel ermittelt in bekannt knurriger Art, und kommt selber in Gefahr. Die anderen Schauspieler arbeiten sich manierlich durch den Fall, ohne groß hervorzustechen, die besonderheit liegt bei der Themenwahl
Der Tatort Nummer 021 mit Hauptkommissar Trimmel aus Hamburg und in einer Gastrolle der Oberinspektor Veigl aus München. Die passen auch zusammen. Diesen Tatort-Fernsehfilm, der im aufkommenden Computerzeitalter spiel, musste ich zweimal hintereinander gucken, um ihn auf die Reihe zu kriegen. Zu verwirrend war für mich die Story über Computermanipulationen, vertauschte Nieren und vertuschte Transplantationen, Einhalten von Erbfolgen, Mord, Selbstmorde, Trimmels grässlicher Autounfall, wo ein Anschlag vermutet worden ist und sich das Geschehen als Unfall herausstellt. Die Erstsendung im Jahr 1972 hatte ich hierbei nicht mehr in Erinnerung. Als damaliger treuer Perry Rhodan Leser wusste ich aber zumindest, wie man das Wort Computer schreibt. Dieser Tatort-Film ist aufgrund seiner noch heutigen Aktualität besonders sehenswert und ein wahres Zeitdokument. Die tolle schauspielerische Besetzung rundet dieses noch auf.
Ja Computer, Manipulation, Daten richtig tolles Thema. Kraftwerk Computerwelt wäre der perfekte Soundtrack für diesen Tatort Krimi aus Hamburg. Kommissar Trimmel kann ich nicht ab. Und das ist doch ein Zeichen für die Stärke von Richter. Top
Auch wenn ein bisschen verwirrend, ein typischer Trimmel Folge, sehr sehenswert.
Während dem Abspann läuft Lalo Schifrin – „Shifting Gears“ aus der Film „Bullitt“ mit Steve McQueen. Dieses Lied ist während dem Vorspiel zum legendären Verfolgungsjagd zu hören.
In „Exklusiv!“ wurde mehrere Lieder von der Soundtrack von Bullitt benutzt.