Kommissarin Isabelle Grandjean
Anna Pieri Zuercher spielt die erfahrene Hauptkommissarin Isabelle Grandjean im ersten Tatort, der in Zürich spielt. Grandjeans Muttersprache ist Französisch, die 40-Jährige stammt gebürtig aus La Chaux-de-Fonds, eine der bekanntesten Uhrenstädte in der Schweiz. Tatsächlich arbeitete auch ihr Vater als Uhrmacher. Wenn sie spricht, schwingt ein leichter französischer Akzent mit, der sie mit ihrem blond gewellten Haar geradezu liebreizend wirken lässt – doch täuschen lassen sollte man sich von der äußeren Erscheinung nicht.
Isabelle Grandjean ist eine sehr selbstbewusste, fleißige und ehrgeizige Frau. Parallel zu ihrer Ausbildung auf der Polizeischule schloss sie – quasi „nebenbei“ – ein anspruchsvolles Jurastudium am. Sie war die Beste ihres Jahrgangs. Mit dem erstklassigen Examen in den Händen, praktischen Erfahrungen als junge Polizistin und Lobeshymnen aus der Chefetage bewarb sich Grandjean im Jahr 2000 im niederländischen Den Haag, beim Internationalen Strafgerichtshof. Die aufstrebende Star-Anklägerin Carla del Ponte suchte damals neue Teammitglieder, und entschied sich unter anderem für Isabelle.
In Den Haag musste die Schweizerin schnell feststellen, dass selbst hier, vor dem weltweit bedeutenden Gericht, nicht immer die Gerechtigkeit siegt. Erschüttert in ihrem Glauben an eine bessere Welt, kündigte sie und ging zurück in die Heimat. Die gelernte Polizistin und Juristin entschied sich für eine Karriere bei der Kriminalpolizei, und landete schließlich in der Abteilung „Leib und Leben“ der Zürcher Kantonspolizei. Ihre zielstrebige Art und die Angst, verletzt zu werden, machten die Ermittlerin einsam, dabei umso erfolgreicher bei der Aufklärung von Kapitalverbrechen. Ihren Mann und den gemeinsamen Sohn ließ sie in Den Haag hinter sich, über die Einzelheiten ihres Privatlebens hüllt sich die Beamtin in Schweigen. In Zürich teilt sie sich nun mit ihrem Lebensgefährten Milan Mandic, einem Sternekoch, einen Haushalt.
Als Isabelle Grandjean, die mittlerweile zur Hauptkommissarin aufgestiegen ist, nach fünf Jahren bei der Zürcher Polizei die jüngere Profilerin Tessa Ott zur Seite gestellt wird, nimmt sie die neue Kollegin nur widerwillig an. Am liebsten arbeitet sie eben alleine, ohne sich ständig absprechen oder ihr Vorgehen erklären zu müssen. Doch der Kriminalpolizeichef Peter Herzog, ein guter Freund von Isabelle, drängt dazu, sich zu arrangieren.
Die Tatsache, dass Ott aus wohlhabenden Hause kommt, stört Grandjean jedoch gewaltig. Sie, Tochter eines einfachen Handwerkers, musste sich ihre heutige Position in Zürich aus eigener Kraft verdienen und hart erkämpfen – und Ott fiel alles in den Schoß, mutmaßt die Ältere. Erst im Laufe der Zusammenarbeit erkennt die welsche Kommissarin Grandjean, dass die studierte Psychologin Ott alles andere als stolz auf ihre Herkunft ist oder gar das berühmte „Vitamin B“ als Karriereschub missbraucht hat. Im Gegenteil.
Kommissarin Tessa Ott
Tessa Ott, Anfang 30, wuchs am Zürichberg auf. Die von Carol Schuler gespielte Schweizerin erlebte eine wohlbehütete Kindheit im reichen Hause; die Familie Ott ist in Zürich seit Generationen bekannt und hat großen Einfluss. Ihre Mutter ist Präsidentin einer Schweizer Partei, einem „scheiß Verein“, wie ihn Tessa gerne betitelt. Nach einer rebellischen Phase und der Loslösung von ihren Eltern, einem Studium der Psychologie und der Ausbildung zur Profilerin in Wiesbaden, kehrte Tessa in ihre Heimat Zürich zurück.
Praxiserfahrung im Polizeidienst kann die psychologisch geschulte Tessa Ott kaum vorweisen, und auch deshalb zweifelt ihre kritische Kollegin Isabelle Grandjean von der Mordkommission an ihren Fähigkeiten. Otts Herkunft tut ihr übriges, Vorurteile zu provozieren. Über ihre Ausbildung witzelt Isabelle bei einem ersten Aufeinandertreffen am Tatort: „Kaffeesatzlesen?“ – „Behavioural Investigative Advisor, eigentlich“, erläutert die Neue ihre offizielle Berufsbezeichnung.
Die Profilerin Ott ist schlau und hat eine gute Kombinationsgabe. Außerdem kennt sie sich mit Riten und Religionen aus fremdländischen Kulturen aus: Ohne mithilfe des Smartphones zu recherchieren, erkennt sie in ihren ersten Untersuchungen für die Zürcher Polizeiabteilung „Leib und Leben“ in dem Tattoo, welches das Opfer im Nacken trägt, gleich eine besondere symbolische Bedeutung. Da staunt Isabelle nicht schlecht, und auch die Staatsanwältin Anita Wegenast zeigt sich von Tessa Otts Wissen beeindruckt. Wegenast, die mit Tessas Eltern politisch an einem Strick zieht, möchte die junge Polizistin gerne fördern. Die hat an einer Sonderbehandlung allerdings kein Interesse, wie sie der Staatsanwältin deutlich zu verstehen gibt.
Privat lebt Ott als Single alleine, Zeit verbringt sie regelmäßig mit ihrem besten Freund Charlie Locher, einem Junkie. Sie trägt auf dem linken Schulterblatt eine Tätowierung und mag lässige, bequeme Kleidung, wobei sie ein Faible für auffällige Muster und Farben hat. Anders als die meisten Frauen hasst sie Blumen: Als ihr Wegenast einen Strauß zum Einstand in das Büro schicken lässt, verschenkt sie den an kurzerhand an Isabelle weiter. Vor Schusswaffen hat Tessa Ott großen Respekt, der einem schlechten Erlebnis geschuldet ist. Sie findet oft Wege, die Dienstwaffe „versehentlich“ zu vergessen, obwohl das Tragen in der Arbeitszeit eigentlich Pflicht ist.
Die Profilerin Tessa Ott wird an ihrem ersten Tag mit der neuen Kollegin Grandjean gleich ins kalten Wasser geworfen. „Züri brännt“ (Erstausstrahlung: 18. Oktober 2020) erweist sich als komplizierter Fall mit politischem Hintergrund, der bis in die 1980er Jahre zurückreicht.