Kurz und knapp – darum geht’s
Ein Mord reißt alte Wunden in einem idyllischen Grenzdorf auf. Das Saarbrücker Team um Esther Baumann wird in die Heimat der Kommissarin gerufen, wo der erschlagene Unternehmer Emil Feidt gefunden wird. Schnell verdichtet sich der Verdacht, dass seine Tat mit dem nie aufgeklärten Tod seiner Tochter Becky vor fünf Jahren verknüpft ist. Die Ermittler geraten in ein Labyrinth aus dörflichem Schweigen, vergrabenen Geheimnissen und einer Fehde, die Generationen überdauert hat. Ist der Mörder unter den Nachbarn zu finden – oder ist das ganze Dorf von einem kollektiven Bösen infiziert? Ein packender Heimatkrimi über Schuld und die langen Schatten der Vergangenheit.
„Tatort: Das Böse in Dir“ mit dem Saarbrücker Team ist am 8. Februar 2026 um 20:15 Uhr im Ersten zu sehen.
Inhalt der Tatort-Folge „Das Böse in Dir“
Für Esther Baumann ist es mehr als ein Einsatzort. Die Fahrt nach Hohenweiler, dem kleinen Dorf an der Blies, wo sie aufwuchs, fühlt sich an wie eine Zeitreise in eine abgeschlossene Welt. Jeder Zaun, jedes verwitterte Gasthausschild weckt ein Gefühl, das zwischen Heimat und Bedrängnis schwankt. Der Anlass ist brutal: In seiner Scheune liegt Emil Feidt, ein respektierter Geschäftsmann und ehemaliger Gemeinderat, mit zertrümmertem Schädel. Die Tatwaffe, eine schwere Eisenstange, liegt neben ihm. Auf den ersten Blick ein Raub, der schiefging? Doch im Dorf redet niemand von Dieben. Die Blicke der Bewohner, die das Ermittlerteam um Leo Hölzer und Adam Schürk mustern, sprechen eine andere Sprache: von tiefer Abneigung und einem Wissen, das nicht geteilt werden will.
Der Schlüssel zum Fall liegt nicht in der Gegenwart, sondern in einem sommerlichen Tag vor fünf Jahren. Damals ertrank Feidts siebzehnjährige Tochter Becky im Fluss. Das offizielle Urteil: ein tragischer Badeunfall. Aber die Akte, die Leo Hölzer aus dem Archiv holt, ist dünn, Zeugenaussagen wirken geglättet. Eine Person sticht heraus: Claire Louis, Beckys damals unzertrennliche Freundin. Sie verließ das Dorf unmittelbar nach dem Tod und lebt nun zurückgezogen im nahen französischen Blies-Guersviller. Die Befragung der zierlichen Frau hinterlässt bei Baumann einen schalen Eindruck. Claire wirkt nicht traurig, sondern von einer fast panischen Angst getrieben. „Er hat es gewusst“, sagt sie nur kryptisch, bevor sie das Gespräch abbricht. Wer ist „er“? Der tote Vater? Oder jemand anderes?
Zurück in Hohenweiler spitzt sich die Lage zu. Ein anonymes Feuer zerstört die Scheune des alten Gregor Heß, des letzten Mannes, der Becky lebend gesehen haben will. Es ist der Funke, der das schwelende Pulverfass im Dorf zur Explosion bringt. Alte Grenzkonflikte zwischen Familien, Ressentiments aus der Kriegszeit und nie verheilte persönliche Kränkungen brechen offen auf. Esther Baumann erkennt die Muster: Sie kennt die Geschichten der Familien Louis und Feidt, deren Streit um einen Wasserrecht schon ihren Großeltern das Leben schwer machte. Plötzlich zeichnet sich ein anderes Bild von Becky Feidts Tod ab. Neue Spuren deuten auf eine Schwangerschaft hin. Und DNA-Proben führen zu einer Verbindung, die das Motiv für einen Mord fünf Jahre später liefern könnte: Rache.
Die Ermittler stehen vor einem Dilemma. Jeder im Dorf schein ein Motiv zu haben, und jeder scheint etwas zu verbergen. Ist Claire Louis die schuldbeladene Mörderin? Oder war Emil Feidt selbst ein Mann, der, von Verlust und Rachsucht zerfressen, seinerseits einen dunklen Plan verfolgte, der ihm zum Verhängnis wurde? In einer dramatischen nächtlichen Konfrontation am alten Grenzstein, wo einst Freundschaft zwischen den Familien zerbrach, muss Esther Baumann nicht nur den Mörder stellen, sondern auch die Vergangenheit ihres eigenen Heimatdorfs zwingen, endlich die Wahrheit preiszugeben. Die Antwort auf die Frage „Wer ist das Böse?“ stellt alles in Frage, was sie über Hohenweiler und seine Bewohner zu wissen glaubte.
Hinter den Kulissen
„Das Böse in Dir“ ist ein Tatort, der das spezifische Flair der deutsch-französischen Grenzregion zum pulsierenden Nerv des Krimis macht. Unter der Regie von Luzie Loose entstanden die Aufnahmen an originären Schauplätzen im Saarland und im französischen Grenzgebiet. „Die Landschaft hier ist nicht nur Kulisse, sie ist Mitspieler“, so Loose. „Die engen Täler, die verschwiegenen Dörfer – sie schaffen eine natürliche Enge und eine Atmosphäre, in der Geheimnisse nicht entweichen können.“ Kameramann Jan Mayntz fängt diese Stimmung in Bildern ein, die mal von weicher, fast malerischer Idylle, mal von bedrohlicher Dunkelheit geprägt sind.
Im Mittelpunkt steht einmal mehr das herausragende Ensemble um Brigitte Urhausen, die als Esther Baumann mit einer besonderen emotionalen Tiefe spielt. „Esther wird hier mit ihrem eigenen Ursprung konfrontiert. Sie muss professionell ermitteln, wo sie privat längst Urteile gefällt hat. Das ist eine großartige Ambivalenz für eine Figur“, sagt Urhausen. An ihrer Seite sorgen Vladimir Burlakov als empathischer Leo Hölzer und Daniel Sträßer als analytischer Adam Schürk für den notwendigen Drive und die pointierten Dialoge, die auch typisch saarländischen Humor nicht vernachlässigen.
Das Drehbuch von Daniela Baumgärtl und Kim Zimmermann verwebt geschickt ein klassisches Dorf-Milieu mit einer hochmodernen forensischen Ermittlung. Produzent Jan Kruse (Bavaria Fiction) betont: „Wir wollten einen Krimi schaffen, der regional verwurzelt und gleichzeitig universell in seiner Frage nach Moral und kollektiver Schuld ist.“ Verantwortliche Redakteure sind Christian Bauer und Alexandra Fritsch für den Saarländischen Rundfunk sowie Birgit Titze für die ARD Degeto. Die Folge ist eine Hommage an die Heimat und zugleich ein schonungsloser Blick auf ihre Abgründe – typisch Tatort, typisch Saarland.












