1988


Das Krimi-Flaggschiff der ARD nahm 1988 Kurs auf brisante Themen: Vom geteilten Berlin bis zur aufkeimenden Computerkriminalität spiegelte der „Tatort“ eine Gesellschaft im Umbruch wider. Neue Ermittler brachten frischen Wind, während sich altgediente Kommissare verabschiedeten. In 14 Folgen zeichnete die Reihe ein vielschichtiges Bild der Bundesrepublik am Vorabend historischer Veränderungen.

Neue Gesichter, alte Probleme

Mit Max Palu in Saarbrücken (Salü Palu) und Otto Brandenburg in München (Programmiert auf Mord) betraten zwei Charakterköpfe die „Tatort“-Bühne. Während Palu als „Schimanski des Saarlandes“ rebellisch auftrat, sah sich Brandenburg in der Hightech-Metropole München mit Computerkriminalität konfrontiert. Palu, dargestellt von Jochen Senf, brachte mit seiner unkonventionellen Art frischen Wind in die beschauliche Saarmetropole. Sein Debüt in „Salü Palu“ zeigte ihn als Ermittler, der es mit einem Mädchenhändlerring aufnimmt – ein Thema, das die zunehmende Globalisierung des Verbrechens widerspiegelte.

Brandenburg hingegen, verkörpert von Horst Bollmann, fand sich in „Programmiert auf Mord“ in einer Welt wieder, in der Mikroprozessoren plötzlich wertvoller waren als Gold. Der Fall zeigte eindrucksvoll, wie die digitale Revolution auch die Verbrechenswelt veränderte und stellte die Ermittler vor ganz neue Herausforderungen.

Politische Brandherde

Die deutsch-deutsche Teilung blieb ein Dauerthema: In Schuldlos schuldig? ermittelte Kommissar Bülow im Schatten der Mauer, während Spuk aus der Eiszeit die Nachwehen des Kalten Krieges aufarbeitete. „Schuldlos schuldig?“ zeigte ein Berlin, das heute kaum noch vorstellbar ist: Eine geteilte Stadt, in der selbst der Transport von Sondermüll zum grenzüberschreitenden Politikum wurde. Die Folge machte deutlich, wie sehr die Teilung den Alltag der Menschen prägte und welche absurden Blüten sie mitunter trieb.

„Spuk aus der Eiszeit“ griff hingegen tiefer in die Vergangenheit und zeigte, wie die Schatten der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart reichten. Die Geschichte um eine Verschleppung in die DDR erinnerte das Publikum daran, dass die Wunden des Kalten Krieges noch lange nicht verheilt waren.

Mit Winterschach wagte sich der „Tatort“ sogar an das heikle Thema südamerikanischer Militärdiktaturen. Die Folge um einen exilierten Professor aus Lateinamerika erwies sich als prophetisch: Kurz nach der Ausstrahlung überschlugen sich die Ereignisse in Chile, wo die Diktatur Pinochets zu bröckeln begann.

Technik-Boom und soziale Kälte

Die zunehmende Digitalisierung spiegelte sich in Folgen wie Programmiert auf Mord wider. Der Fall zeigte nicht nur die Faszination für die neue Computertechnologie, sondern auch die damit einhergehenden Ängste vor Manipulation und Kontrollverlust. In einer Zeit, in der der Personal Computer gerade erst Einzug in deutsche Haushalte hielt, war dies ein hochaktuelles Thema.

Gleichzeitig zeigte Sein letzter Wille, wie Immobilienspekulation und Stadtentwicklung die Gemüter erhitzten. Die Geschichte um einen sturköpfigen Ladenbesitzer, der sich gegen den Abriss seines Geschäfts wehrt, griff die zunehmende Gentrifizierung deutscher Innenstädte auf. Der „Tatort“ bewies hier einmal mehr sein Gespür für gesellschaftliche Brennpunkte.

Abschiede und Auszeichnungen

Während sich Hanne Wiegand (Ausgeklinkt) und Oberinspektor Pfeifer (Feuerwerk für eine Leiche) verabschiedeten, feierten Schimanski und Thanner mit Moltke einen Triumph: Die Folge wurde mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. „Ausgeklinkt“ markierte das Ende einer Ära: Karin Anselm hatte als Hanne Wiegand acht Jahre lang in Baden-Baden ermittelt und dabei gezeigt, dass auch Frauen in der Männerdomäne Kriminalpolizei bestehen konnten.

„Feuerwerk für eine Leiche“ war der Schlusspunkt für Bruno Dallanskys Oberinspektor Pfeifer, der dem österreichischen „Tatort“ seinen unverwechselbaren Charme verliehen hatte. Mit ihm ging auch ein Stück Wiener Schmäh, das dem „Tatort“ eine zusätzliche Facette verliehen hatte.

„Moltke“ hingegen zeigte Götz George und Eberhard Feik auf dem Höhepunkt ihres Könnens. Die Geschichte um einen entlassenen Häftling, der Rache für seinen ermordeten Bruder sucht, war gleichermaßen spannend wie emotional. Der Grimme-Preis unterstrich die Qualität dieser Folge, die bis heute als eine der besten der gesamten Reihe gilt.

Kurioses und Bemerkenswertes

Nicht unerwähnt bleiben sollte die Folge Gebrochene Blüten, für die kein Geringerer als Dieter Bohlen die Musik beisteuerte. Der Modern-Talking-Star bewies damit, dass er auch jenseits des Pop-Olymps Spuren hinterlassen konnte.

In Einzelhaft glänzte vor allem Eberhard Feik als Kommissar Thanner. Die Kritiker überschlugen sich mit Lob für seine Darstellung und bewiesen, dass der „Tatort“ längst mehr war als nur ein Krimi – er war zur Bühne für herausragende schauspielerische Leistungen geworden.

Fazit: Seismograph einer Wendezeit

Der „Tatort“ erwies sich 1988 einmal mehr als Seismograph gesellschaftlicher Entwicklungen. Von der aufkeimenden Technologisierung bis zu den letzten Zuckungen des Kalten Krieges: Die Krimi-Reihe nahm den Puls einer Nation im Umbruch. Mit neuen Ermittlern und gewagten Themen bewies die ARD, dass ihr Flaggschiff auch nach 18 Jahren noch für Überraschungen gut war.

Die 14 Folgen des Jahres 1988 zeichneten ein vielschichtiges Bild einer Gesellschaft, die sich im Wandel befand. Sie griffen Themen auf, die die Menschen bewegten: Die Angst vor neuen Technologien, die Auswirkungen der Teilung Deutschlands, die Schatten der Vergangenheit und die Sorge um bezahlbaren Wohnraum. Gleichzeitig boten sie Unterhaltung auf höchstem Niveau, wie die Auszeichnung für „Moltke“ bewies.

Rückblickend erscheint das „Tatort“-Jahr 1988 wie eine Ouvertüre zu den großen Veränderungen, die Deutschland und Europa in den folgenden Jahren erschüttern sollten. Die Reihe hatte ihre Finger am Puls der Zeit und bewies einmal mehr, warum sie bis heute zu den beliebtesten Formaten des deutschen Fernsehens zählt.

1988 alle Folgen


Tatort Folge 214: Moltke

Grimme-Preis-gekrönt: Der Tatort „Moltke“ ist laut Kritikermeinung ein absolutes Highlight der Tatort-Reihe. Die Duisburger Hauptkommissare Horst Schimanski (Götz George) und Christian Thanner (Eberhard Feik) werden von ihrer Vergangenheit eingeholt. Einem Bankraub, bei dem vor zehn Jahren ein Mann von seinem eigenen Komplizen hingerichtet wurde. Nun wird Moltke, einer der Bankräuber und Bruder des Ermordeten aus mehr…

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Tatort Folge 213: Programmiert auf Mord

In der Tatort-Folge 213 „Programmiert auf Mord“ bekommt es der neue Münchner Hauptkommissar Otto Brandenburg (Horst Bollmann) gleich mit einem Doppelmord zu tun. Was anfangs wie ein Eifersuchtsdrama in den gehobeneren Kreisen Münchens aussieht, entpuppt sich als wahres Hightech-Verbrechen.   Kommissar Brandenburgs erster Einsatz für den Münchner Tatort, der Fall „Programmiert auf Mord“, beginnt mit mehr…

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Tatort Folge 212: Winterschach

Im Tatort „Winterschach“ muss Hauptkommissar Max Palu (Jochen Senf) in Saarbrücken einen Mord an einem Psychologen aufklären. Das Brisante: Der Mann behandelte einen südamerikanischen Professor im Exil, der eine Symbolfigur des Widerstands in seiner Heimat war, nach dem Militärputsch fliehen musste und die Ereignisse nie verkraftet hat.   Der Tatort „Winterschach“ erzählt die Geschichte des mehr…

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Tatort Folge 211: Feuerwerk für eine Leiche

In der Tatort-Folge 211 „Feuerwerk für eine Leiche“ bekommen es die Wiener Tatort-Ermittler um Oberinspektor Pfeifer (Bruno Dallansky) und dessen Kollegen Michael Fichtl (Michael Janisch) mit einem Bankraub zu tun. Doch warum hat der Gangster eine der Angestellten erschossen? Welche Motive stecken noch hinter diesem Banküberfall?   Zu Anfang des Tatorts „Feuerwerk für eine Leiche“ mehr…

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Tatort Folge 210: Tödlicher Treff

Der dritte und letzte Tatort mit Hauptkommissar Georg Thomas Schreitle (Horst Michael Neutze). In der Tatort-Folge 210 „Tödlicher Treff“ wird in einer Stuttgarter Großfirma ein Computerfachmann ermordet. Der erste Tatort ist das Büro des Angestellten – doch es bleibt nicht bei einem Mord. Für den Computerfachmann Georg Tüsing wird seine Neigung zu Überstunden zum Verhängnis. mehr…

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Tatort Folge 209: Einzelhaft

Schimanski kümmert sich um das Mädchen und Thanner schmollt: Der Tatort „Einzelhaft“ ist ein Klassiker unter den Folgen aus Duisburg. Die Hauptkommissare Horst Schimanski (Götz George) und Christian Thanner (Eberhard Feik) glänzen in ihren Rollen und lösen nebenbei natürlich auch noch einen komplizierten Kriminalfall. Ob in Einzelhaft oder nicht, Ilona Vogtländer kann es nicht ertragen, mehr…

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Tatort Folge 208: Pleitegeier

Das Hamburger Ermittler-Duo Paul Stoever (Manfred Krug) und Peter Brockmöller (Charles Brauer) ermitteln im Tatort „Pleitegeier“ den Tod von Elektromeister Roland Krause, der in der Garage seines Betriebes gefunden wurde. Handelt es sich um einen Unfall oder Selbstmord? Oder gar um Mord? Die beiden Hauptkommissare beginnen, im Umfeld des Verstorbenen zu ermitteln. Laut Aussage von mehr…

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Tatort Folge 207: Spuk aus der Eiszeit

Die Geschichte im Hamburger Tatort „Spuk aus der Eiszeit“ spielt im Jahr 1988, ein Jahr vor dem Mauerfall: Die Hauptkommissare Paul Stoever (Manfred Krug) und Peter Brockmöller (Charles Brauer) werden mit den Ermittlungen im Mordfall an einer Sekretärin betraut. Die ersten Untersuchungen ergeben, dass das Opfer Astrid Nicolay in der Vergangenheit für den Transportunternehmer Peter mehr…

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Tatort Folge 206: Ausgeklinkt

Kommissarin Wiegand klinkt sich nach acht Tatort-Einsätzen aus. In Baden-Baden wird ein Mann in einer Psychiatrie ermordet. Hauptkommissarin Hanne Wiegand (Karin Anselm) übernimmt den Fall. Der Name des Tatorts, „Ausgeklinkt“, lässt sich auf drei Ebenen des Films beziehen: auf die Insassen der Anstalt, auf die Raserei des Mörders und auf Hanne Wiegands Abschied aus der mehr…

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Tatort Folge 205: Gebrochene Blüten

In der Tatort-Folge 205 „Gebrochene Blüten“ jagt das kultige Duisburger Ermittler-Duo, die Hauptkommissare Horst Schimanski (Götz George) und Christian Thanner (Eberhard Feik), zuerst einen Mörder und dann eine ganze Verbrecherbande. Der Duisburger Tatort „Gebrochene Blüten“ beginnt mit einer Leiche im Bus. Die Kommissare Schimanski und Thanner von der Mordkommission Duisburg werden zum Tatort gerufen. Es mehr…

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Tatort Folge 204: Die Brüder

Die Brüder, das sind in diesem Frankfurter Tatort Kommissar Falb (Hans-Werner Bussinger) und der Hauptverdächtige in einem Mordfall. Wegen Befangenheit gibt Falb den Fall an Hauptkommissar Edgar Brinkmann (Karl-Heinz von Hassel) ab. Dennoch ermittelt er weiterhin auf eigene Faust, denn Brüder müssen füreinander da sein, oder? Es ist kein schöner Anblick, der sich einer jungen mehr…

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Tatort Folge 203: Sein letzter Wille

Im Tatort „Sein letzter Wille“ wird Hauptkommissar Georg Thomas Schreitle (Horst Michael Neutze) in die schwäbische Provinz beordert. Am Tatort Kleinstadt trifft er auf einen echten Sturkopf, dessen letzter Wille es ist, ein Bauvorhaben zu verhindern. Der Mann macht sich einige Feinde mit seinem Wiederwillen und wird bedroht. Schreitle soll prüfen, was an den Anschuldigungen mehr…

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Tatort Folge 202: Schuldlos schuldig?

In der Tatort-Folge 202 „Schuldlos schuldig?“ ermittelt der Berliner Hauptkommissar Hans Georg Bülow (Heinz Drache) in einem Mordfall zwischen Ost und West. Er hat schnell einen Verdächtigen, nur ob der auch wirklich schuldig ist, bleibt lange unklar. Der Berliner Tatort spielt noch vor dem Fall der Mauer und zeigt wie die anderen Tatorte aus der mehr…

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Tatort Folge 201: Salü Palu

Eine würdige Begrüßung für den Neuen am Tatort Saarbrücken: Salü Palu! Der neue Hauptkommissar Max Palu (Jochen Senf) will gleich in seinem ersten Einsatz Großes leisten. Schäfermanns Nachfolger wird in der Tatort-Geschichte noch so einige Geister scheiden. Max Palu ist bereits bekannt wie ein bunter Hund in Saarbrücken, als er zum ersten Mal für den mehr…

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