Kurz und knapp – darum geht’s
Der Rentner Hartmut Menkhaus erkennt auf den Hamburger Landungsbrücken flüchtig die Stimme eines Mannes wieder, der ihn vor Jahren in ein DDR-Gefängnis brachte – doch er kennt den Namen nicht. Als er Astrid Nicolay aufsucht, die den Mann kennen muss, wird diese kurz darauf erwürgt in ihrer Wohnung aufgefunden. Die Kommissare Stoever und Brockmöller tauchen bei ihren Ermittlungen tief in ein beklemmendes Kapitel deutsch-deutscher Beziehungen ein. Als sie endlich den mysteriösen Mann identifizieren und Menkhaus mit ihm konfrontieren, ahnen sie nicht, welche dramatischen Konsequenzen ihre Enthüllungen haben werden…
Inhalt der Tatort-Folge „Spuk aus der Eiszeit“
Nebelschwaden wabern über die Hamburger Landungsbrücken, als Rentner Hartmut Menkhaus wie erstarrt stehen bleibt. Diese Stimme – ein Phantom aus der Vergangenheit – dringt für wenige Sekunden an sein Ohr und versetzt ihn zurück in die düsterste Zeit seines Lebens. Elf Jahre verbrachte er in einem DDR-Gefängnis, eingesperrt nach einer heimtückischen Entführung, bei der ihm ein Mann mit genau dieser Stimme Betäubungsmittel verabreichte. Doch der Name dieses Mannes bleibt im Nebel der Erinnerung verborgen.
Kriminalhauptkommissar Paul Stoever steht ratlos vor der Leiche von Astrid Nicolay, die erwürgt in ihrer Wohnung aufgefunden wurde. Mit der ihm eigenen misstrauischen Gründlichkeit beginnt er zu ermitteln, während sein Kollege Peter Brockmöller, der ewige Optimist im Duo, bereits eine heiße Spur zu wittern meint. Die beiden ergänzen sich wie Feuer und Wasser – Stoever, gespielt von Manfred Krug, ein Mann mit Ecken und Kanten, der seine DDR-Vergangenheit wie eine unsichtbare Last mit sich trägt; Brockmöller hingegen, verkörpert von Charles Brauer, ein lebensfroher Hanseat, dessen heitere Gelassenheit manchmal an Naivität grenzt.
„Haben Sie jemals einen Menschen so gehasst, dass Sie ihn töten wollten?“, fragt Stoever den schmächtigen Rentner Menkhaus bei der ersten Befragung. Die Antwort spiegelt sich in dessen Augen wider – ein kaltes Funkeln, das von jahrelang aufgestauter Wut zeugt. Die Ermittler erfahren, dass Menkhaus nach seiner Rückkehr aus der DDR erfolglos versucht hatte, Astrid Nicolay zu verklagen. Eine späte Rache scheint als Motiv naheliegend. Doch wie hätte der gebrechliche Mann die kräftige Frau erwürgen können?
Die Spur führt zum Spediteur Peter Kurbis, dessen Unternehmen nach Menkhaus‘ Entführung plötzlich zahlreiche Aufträge aus der DDR erhielt – ein Zusammenhang, der wie eine schmutzige Fußspur durch den Fall führt. Die Ermittlungen gleichen einem Tanz auf politischem Glatteis, denn je tiefer Stoever und Brockmöller in den Fall eindringen, desto mehr stoßen sie auf die verkrusteten Strukturen des Kalten Krieges. Die deutschen Teilung wirft ihre langen Schatten wie ein düsteres Mahnmal bis in die Gegenwart.
Als die Kommissare schließlich auf Martin Scholko stoßen und ihn mit Menkhaus konfrontieren, entlädt sich die jahrzehntelang aufgestaute Spannung in einem emotionalen Gewitter. „Sie kennen meine Stimme also noch?“, höhnt Scholko, während Menkhaus‘ Gesicht erst vor Hass erstarrt und dann plötzlich alle Farbe verliert…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Spuk aus der Eiszeit“ wurde vom Norddeutschen Rundfunk in Zusammenarbeit mit der Studio Hamburg Filmproduktion hergestellt und am 10. Juli 1988 erstmals ausgestrahlt – ein Jahr vor dem Mauerfall, als die deutsche Teilung noch bittere Realität war. Die Dreharbeiten fanden hauptsächlich in Hamburg statt, wobei besonders die Szenen an den Landungsbrücken dem Film eine authentische norddeutsche Atmosphäre verleihen.
In den Hauptrollen brillierten Manfred Krug als Kriminalhauptkommissar Paul Stoever und Charles Brauer als sein Kollege Peter Brockmöller. Es war bereits der achte Fall für Stoever und der fünfte für Brockmöller. In weiteren Rollen waren Leo Bardischewski als Hartmut Menkhaus und Wolf-Dieter Berg als Martin Scholko zu sehen.
Besonders bemerkenswert ist der autobiografische Hintergrund des Drehbuchs: Autor Erich Loest, der 1981 aus der DDR in die Bundesrepublik übergesiedelt war, verarbeitete in diesem Tatort ein Stück seiner eigenen Vergangenheit. Wie die Hauptfigur Hartmut Menkhaus hatte Loest selbst mehrere Jahre als politischer Gefangener im Zuchthaus Bautzen verbracht. Um sicherzustellen, dass diese persönliche Geschichte angemessen umgesetzt wurde, erhielt er bei der Besetzung der Hauptrolle ein Mitspracherecht.
Nach der Ausstrahlung wurde der Film von Kritikern als „deutsch-deutsche Historie in Krimiform“ gewürdigt. Die Tatort-Folge 207 gilt heute als ein wichtiges Zeitdokument, das kurz vor dem Ende des Kalten Krieges ein Schlaglicht auf die tragischen menschlichen Konsequenzen der deutschen Teilung warf. Die Redaktion dieser besonderen Tatort-Folge lag übrigens bei Matthias Esche, der für den NDR mehrere gesellschaftlich relevante Krimis betreute.
habe den tatort gesehen ,in einer szene sind fahndungs plakate von terroisten zu sehen,dachte an dabei an bader meinhof bande aber der tatort handelt im jahr 1988?
Guten Tag gerhard honnef, diese Plakate hingen noch in den 1990er Jahren überall herum.
Der Tatort Nummer 207 aus Hamburg. Die klassischen Polizei-Tatort-Kommissare ermittlen wieder. Stoever und Brockmöller von der Mordkommission. Gezeigt wird ein Fall aus den Abgründen den Kalten Krieges, mit Entführungen, Verurteilungen, Kerkerhaft, Mord, Vertuschungen. Stoevi und Brockmöller zeigen sich engagiert, ermitteln in die richtige Richtung und dennoch falsch. Meyer Zwo hilft ihnen dabei – noch. Zusätzlich ein interessanter Ausflug in das ausklingende 1980iger Jahrzehnt, mit dem damaligen Unternehmertum und der motorisierten Szene, welche, m.E., eher langweilig und bieder war. Ehrlich.
Erich Loest ist aufgrund seiner Erlebnisse an dieser Stelle großer Respekt zu zollen.
Was den Film angeht: Tolle Schauspieler, ernstes Thema und leider ab und zu unfreiwillig komisch. Beispielsweise, wenn zum gefühlt 20. Mal das Wort „damals“ fällt. Oder das Entführungsopfer der Mittäterin die ganze Tat haarklein bis ins letzte Detail („dort war damals !! ein Vorhang und hinter dem stand „er“) vorhält, obwohl er ja weiß, dass sie dabei gewesen ist – es gibt bessere Wege, dem Zuschauer zu berichten, was passiert ist.
So gut kann ein Tatort sein; auch nach 40 Jahren.
Aus heutiger Sicht langatmig und spannungsarm. Immerhin ein interessanter Hintergrund aus der deutsch-deutschen Geschichte. Und dazu ein Wiedersehen mit früheren Schauspielern aus jener Zeit.