Das Krimi-Flaggschiff der ARD navigierte 2013 durch stürmische Gewässer der TV-Unterhaltung. Mit neuen Teams, brisanten Themen und einer Prise Humor behauptete sich der Tatort als Quotengarant – nicht ohne Kontroversen.

Frischzellenkur für die Traditionsreihe

Es war das Jahr der Neuzugänge: Gleich drei Ermittlerteams feierten 2013 ihr Debüt. In Hamburg sorgte Kinostar Til Schweiger als Nick Tschiller für Furore. Sein actiongeladener Einstand spaltete die Fangemeinde – zu viel „Alarm für Cobra 11“ für die einen, willkommene Modernisierung für die anderen. Weniger kontrovers, dafür mit umso mehr Lokalkolorit, starteten Henry Funck und Maik Schaffert in Erfurt sowie das Gespann Lessing und Dorn in Weimar. Letztere setzten mit der Folge „Die fette Hoppe“ auf ungewohnt humorvolle Töne.

Brisante Themen im Visier

Doch der Tatort blieb auch 2013 mehr als nur Unterhaltung. In mehreren Folgen griffen die Macher aktuelle gesellschaftliche Debatten auf. Vor dem Hintergrund der NSA-Affäre thematisierte der Münchner Tatort „Allmächtig“ die Gefahren von Überwachung und Reality-TV. Menschenhandel stand im Fokus von Til Schweigers Auftaktfolge, während „Gegen den Kopf“ die Gewalt in öffentlichen Verkehrsmitteln beleuchtete – ein Thema, das nach mehreren Übergriffen die Gemüter erregte.

Rekordquoten und Jubiläen

Dass der Tatort nach 43 Jahren nichts von seiner Zugkraft eingebüßt hat, bewies eindrucksvoll der Münsteraner Fall „Summ, Summ, Summ“. Mit Schlagersänger Roland Kaiser in einer Gastrolle erreichte die Folge über 12 Millionen Zuschauer – Bestwert seit 1992. Auch langjährige Ermittler feierten 2013 Jubiläen: Axel Milberg löste als Borowski seinen 20. Fall, während das Münchner Duo Batic und Leitmayr bereits zum 65. Mal auf Verbrecherjagd ging.

Zwischen Tradition und Innovation

Die Herausforderung für die Macher: Die treue Fangemeinde nicht zu verprellen und gleichzeitig neue Zuschauer zu gewinnen. Ein Balanceakt, der 2013 weitgehend gelang. Neben klassischen Whodunits wie dem Konstanzer Fall „Letzte Tage“ wagten sich die Autoren an experimentellere Formate. Der Weimarer Krimi „Die fette Hoppe“ setzte auf Situationskomik, während Ulrich Tukur als Felix Murot in „Schwindelfrei“ surreale Ausflüge unternahm.

Ausblick: Kurs gehalten

Mit durchschnittlich über 9 Millionen Zuschauern pro Folge blieb der Tatort auch 2013 das Maß aller Dinge im deutschen TV-Krimi. Die Mischung aus gesellschaftlicher Relevanz, starken Charakteren und regionaler Verwurzelung scheint nach wie vor zu funktionieren. Für 2014 haben die Macher weitere Überraschungen angekündigt – der Kurs zwischen Tradition und Erneuerung wird beibehalten. Angesichts der Konkurrenz durch Streaming-Dienste keine leichte Aufgabe, aber der Tanker Tatort hat schon ganz andere Stürme überstanden.