Die ARD-Krimireihe wagte sich 2017 in neue Gefilde vor, blieb aber ihren bewährten Erfolgsrezepten treu. Ein Rückblick auf ein Jahr voller Überraschungen, politischer Brisanz und Rekordquoten.
Münster macht’s vor
Es war das TV-Ereignis des Jahres: Am 2. April 2017 schrieb der Münsteraner Tatort „Fangschuss“ Fernsehgeschichte. Mit 14,56 Millionen Zuschauern knackte die Folge um das Ermittlerduo Thiel und Boerne den bisherigen Tatort-Quotenrekord. Kein Wunder also, dass der WDR auf Nummer sicher ging und gleich einen weiteren Fall aus der westfälischen Domstadt nachlegte. „Gott ist auch nur ein Mensch“ spielte geschickt mit den Erwartungen der Zuschauer und nutzte die realen Skulptur Projekte als stimmungsvolle Kulisse.
Grenzgänge des Genres
Doch nicht nur in Münster wagte man sich auf neues Terrain. Gleich mehrere Folgen experimentierten 2017 mit Genremixen. Der Frankfurter Tatort „Fürchte dich“ versetzte die Zuschauer mit Horrorelementen in Angst und Schrecken, während „Böser Boden“ aus Hamburg subtil mit Zombie-Motiven spielte. Besonders gewagt: Der Münchner Beitrag „Hardcore„, der einen ungeschminkten Blick hinter die Kulissen der Pornobranche warf.
Politik im Visier
In Zeiten politischer Polarisierung machte auch der Tatort nicht vor brisanten Themen halt. „Am Ende geht man nackt“ aus Franken thematisierte die Flüchtlingskrise, während der Hamburger Fall „Dunkle Zeit“ den Aufstieg rechtspopulistischer Parteien ins Visier nahm. Mit Anja Kling in der Rolle einer AFD-ähnlichen Politikerin sorgte die Folge für kontroverse Diskussionen.
Abschiede und Neuanfänge
2017 markierte auch einen Wendepunkt für einige beliebte Ermittler. Sibel Kekilli verabschiedete sich nach sieben Jahren von ihrer Rolle als Sarah Brandt im Kieler Tatort. Gleichzeitig feierte das neue Schwarzwald-Team um Friedemann Berg und Franziska Tobler in „Goldbach“ einen vielversprechenden Einstand.
Jubiläen und Meilensteine
Für zwei Urgesteine der Reihe gab es 2017 allen Grund zum Feiern. In „Der Fall Holdt“ löste Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) ihren 25. Fall, während Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) in „Wehrlos“ zum 40. Mal auf Verbrecherjagd ging.
Fazit: Ein Jahr der Extreme
Von Quotenrekorden bis hin zu gewagten Experimenten – der Tatort zeigte sich 2017 so vielfältig wie selten zuvor. Während einige Folgen polarisierten, bewiesen andere, dass die Reihe auch nach fast 50 Jahren nichts von ihrer Relevanz eingebüßt hat. Ob politischer Kommentar oder reines Krimi-Vergnügen – der Tatort bleibt ein Spiegel unserer Gesellschaft und gleichzeitig verlässlicher Begleiter am Sonntagabend.