In der Tatort-Folge 444 „Rattenlinie“ gelangen die Hamburger Kripo-Kommissare Paul Stoever (Manfred Krug) und Peter Brockmöller (Charles Bauer) bei ihren Ermittlungen um einen erstochenen alten Mann in die nur vermeintlich ehrwürdigen Kreise von Klosterbrüdern. Die seltsame Gemeinschaft der Brüder gibt den Fahndern einige Rätsel auf. Es galt einen Skandal um die wertvolle Kunstsammlung des Klosters und eine verhängnisvolle Liebesaffäre aufzuklären.
Otto Wissing, ein schon älterer Mann, wird im 444. Tatort „Rattenlinie“ tot auf dem Autobahnparkplatz bei Stillhorn aufgefunden. Er ist erstochen worden und wurde damit Opfer eines Gewaltverbrechens. Wie Stoever und Brockmöller erfahren, stammt Wissing aus dem niedersächsischen Evershorst. Nunmehr arbeitete er schon seit vielen Jahren als Tierpfleger im Kloster St. Marien. Der Klosterberg befindet sich in unmittelbarer Nähe des Leichenfundorts. So liegt es für die Hamburger Kommissare Stoever und Brockmöller auf der Hand, im Kloster mit ihren ersten Ermittlungen zu beginnen. Tatsächlich gelangen Stoever und „Brocki“ hier auch schon zu ersten Motivindizien, denn der Klosterberg sollte verkauft werden. Damit war Otto Wissing nicht einverstanden und mit dem Abt Zumbrink deswegen äußerst verstritten. Aus Sicht Zumbrinks stand ihm Wissing damit als unbequemer Einzelgänger im Weg. Aber ist Zumbrink allein deshalb im Stande, einen Mord zu begehen?
Doch dies ist nicht der einzige Ermittlungsansatz für die Fahnder, als sie herausfinden, dass der vermeintlich ehrenwerte Politiker Alfred Löhden ein Ziehsohn des Abtes Zumbrink ist, dessen Rolle bei der Aufklärung des Tötungsdelikts schwer zu durchschauen ist.
Deshalb beschließen Stoever und Brockmöller getrennt und mit Stoever undercover zu ermitteln. Stoever übernimmt die Rolle des Bruders Paul und zieht im Kloster ein. Auf diese Weise erhofft er sich, durch Gespräche mit den anderen Brüdern einige Informationen sammeln zu können. Doch die anderen Bruder sind verschlossen. Nur langsam kommt Stoever weiter. Als „Paul“ deckt er dann doch noch das ein oder andere Klostergeheimnis auf: Irgendjemand hat die Bilder der wertvollen Dürersammlung gegen Fälschungen ausgetauscht. Wenn Wissing Zeuge des Kunstdiebstahls war, hätte der Täter allen Grund gehabt, ihn als solchen auszuschalten. Einer der Brüder, Bruder Manfred, galt als Dürer-Experte des Klosters und hütete die Kunstsammlung. In diesem Zusammenhang ist besonders pikant, dass Bruder Manfred ein homosexuelles Liebesverhältnis zu Gerd Löhden, dem Sohn des Politikers Alfres Löhden unterhält. Bleibt noch der erst kürzlich aus dem Ausland zurückgekehrte Bruder Erich… doch der lebt einsiedlergleich auf dem Klosterberg und ist nicht besonders redselig.
Stoever und Brockmöller müssen mit noch mehr kriminalistischer List vorgehen, um ihre Ermittlungen voranzutreiben. So entschließen sie sich zu einem Trick, um endlich den Mörder von Otto Wissing zu finden – bis der Fall plötzlich eine überraschende Wende nimmt.
Die Erstausstrahlung der 444. Tatort-Folge „Rattenlinie“, der das Buch von Raimund Weber zugrunde liegt, wurde am 28. Mai 2000 zum ersten Mal ausgestrahlt. Unter der Regie von Hartmut Griesmayr produzierte der Norddeutsche Rundfunk einen Hamburger Tatort, der mit 9,13 Millionen Zuschauern eine hohe Einschaltquote verzeichnet. Stoever und Brockmöller ermitteln wie immer korrekt und dennoch unkonventionell. Der Name des Tatort „Rattenlinie“ bezieht sich auf einen Begriff aus der Zeit nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Damit wurden Fluchtwege für führende Nazi-Größen und SS-Vertretern bezeichnet, die meist über Italien nach Südamerika führten. Weil oft auch hochrangige Mitglieder der katholischen Kirche beteiligt waren, existierte parallel zum Wort „Rattenlinien“ noch der Begriff „Klosterrouten“.
Der Tatort mit der Nummer 444 aus Hamburg. Die beiden Hauptkommissare Stoever und Brockmöller, die Korrektheiten in Person und dennoch für ihre außergewöhnlichen Ermittlungsmethoden bekannt, ermitteln in diesem dann doch etwas unrealistisch wirkenden Tatort-Spielfilm unter anderem als eingeschleuste Klosterbrüder in einem norddeutschen Kloster, reich ausgestattet mit kunstvollen und wertlosen Fälschungen. Ein Mordfall will geklärt werden und Bruder Stoever kommt außergewöhnlichen Intrigen auf die Spur, da kann der Brockmöller nur staunen. Dennoch ein spannender und interessant zu schauender Tatort-Fernsehfilm, welcher sich nicht nur mit der aktuellen Politik aus dem Jahr 2000 beschäftigt, sondern auch ein dunkles Geheimnis von Ordensträgern aus der noch jüngeren Vergangenheit Deutschlands zum Inhalt hat. Sehenswert.
Dieses Gespann erinnert mich stark an Bert Brechts „Herr Puntila und sein Knecht Matthi“. Stoever, der ewige Mitesser und wenig begnadete Sänger gestaltete seine Rollen der allgemeinen Energiekrise mit einem einzigen Gesichtsausdruck.
Bei Kommissar Brockmann hatte man eher das Gefühl, dass er sich gern zur Lösung hin treiben ließ. Seine Rolle war eher die des Kofferträgers.
Prima.
Der Tatort ist zeitlos gut, trotz der Gesangseinlagen.
Herrlich
Manfred Krug und Charles Brauer sind noch Schauspieler der alten Schule. Sie sprechen klar und deutlich. Wenn ich mir so manch einen neuen Tatort anschaue, da wird doch nur noch reingenuschelt und es ist kaum zu verstehen.
Schauspielschulen sollten mal wieder mehr Wert darauf legen!
Einer der besten seit langem. Grossartiges Drehbuch, viele positive Überraschungen und wirklich mal ganz was anderes. Schade das sie den Korn nicht zu testen bekamen, aber ds Thema war ja traurig und ernst.
PS An der Grenze bei Leithum steht ein ;onument, wo ihr über die erwähnte Geschichte nchlesen könnt. Das ist leider wirklich passiert.
Gruss aus Ostbelgien