Kurz und knapp – darum geht’s
Ein Rauchalarm im Wiener Altersheim sorgt für minutenlanges Chaos – und kostet einen Bewohner das Leben: Der 73-jährige Danijel Filipovic, ein ehemaliger Haustechniker, ertrinkt in seiner Badewanne, während der überlastete Pfleger sich um den Fehlalarm kümmern muss. Für die Kommissare Moritz Eisner und Bibi Fellner ist schnell klar: Das war kein Unfall, sondern Mord. Doch während die beiden in die Welt des Pflegeheims eintauchen, stoßen sie nicht nur auf ein überfordertes System am Limit, sondern auch auf düstere Geheimnisse aus der Vergangenheit – Geheimnisse, die mit dem Jugoslawienkrieg zu tun haben und die manche Bewohner ein Leben lang mit sich herumtragen. Und dann begegnet Eisner auch noch einer Frau, die er lieber nicht wiedergetroffen hätte …
Der neue Tatort Wien „Der Elektriker“ ist voraussichtlich 2025 im Ersten zu sehen.
Inhalt der Tatort-Folge „Der Elektriker“
Ein schriller Feueralarm zerreißt die Stille im Wiener Pflegeheim. Chaos bricht aus, das Personal ist in Aufruhr – und als die Sirene endlich verstummt, liegt der 73-jährige Danijel Filipovic tot in seiner Badewanne. Der leitende Pfleger Horst Windisch (Michael Edlinger) ist außer sich: Er hatte den gehbehinderten Mann gerade erst mithilfe des Hebelifts sicher über dem Badewasser positioniert, musste ihn dann aber allein lassen, um sich um den Alarm zu kümmern. Zu wenig Personal, zu viel Stress – das ist der Alltag in dieser Einrichtung. Doch Windisch ist sich sicher: Jemand hatte die Finger im Spiel. Fremdeinwirkung ist nicht auszuschließen.
Die Kommissare Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) übernehmen den Fall im Tatort „Der Elektriker“ und tauchen ein in einen Kosmos, der sie beide auf unterschiedliche Weise berührt. Für Bibi wird der Tatort zum Schauplatz der Missstände: Die eklatante Vernachlässigung des Toten, dessen Füße furchtbar ungepflegt sind, lässt sie nicht kalt. Wie kann es sein, dass ein Heimbewohner in einem derart schlechten körperlichen Zustand ist? Das System stimmt nicht – überall Unterbesetzung, Überlastung, Dauerstress. Für Moritz hingegen wird das Pflegeheim zu einem Ort der Konfrontation mit der eigenen Vergänglichkeit. Als er zur Rekonstruktion des Tathergangs in den automatischen Hebesitz steigt und sich in die Badewanne hinabgleiten lässt, spürt er eine beängstigende Hilflosigkeit. Die Vorstellung, eines Tages von anderen abhängig zu sein, erschreckt ihn zutiefst.
Doch die Ermittlungen führen die beiden schnell zu den Verdächtigen: Da ist Linda Filipovic (Gabriela García-Vargas), die Tochter des Toten, die am Tag des Mordes zu Besuch war und in erheblichen Geldschwierigkeiten steckt. Ihr Verhältnis zum Vater war seit jeher problematisch. Dann gibt es Ivica Kjuric (Aleksandar Petrovic), den vorbestraften Fußpfleger und Kriegsveteranen, der von Danijel Filipovic mehrfach schwer beleidigt wurde. Die Wurzeln ihres Konflikts scheinen tief in einer gemeinsamen Vergangenheit zu liegen – einer Vergangenheit, die mit dem Jugoslawienkrieg zu tun hat. Und schließlich steht auch das völlig überforderte Pflegepersonal unter Verdacht: Könnte jemandem in den Stressminuten des Feueralarms die Sicherung durchgebrannt sein?
Um den Fall zu lösen, müssen Eisner und Fellner tiefer in die Welt der Heimbewohner eintauchen. Die elegante Anna (Elfriede Schüsseleder) und der gewitzte Ex-Oberkellner Fritz (Johannes Silberschneider) helfen gerne mit allerlei „Tipps“ und Andeutungen weiter. Doch dann geschieht etwas, womit Moritz Eisner nicht gerechnet hat: Er begegnet Sandra (Martina Spitzer), einer Frau aus seiner Vergangenheit, mit der er vor Jahrzehnten eine Liaison hatte. Sandra sitzt nun im Rollstuhl und lebt als Pflegepatientin in diesem Heim. Die Begegnung bringt den sonst so redegewandten Kommissar vollkommen aus dem Konzept – er ist sprachlos, verlegen, fast ängstlich. Bibi bemerkt sofort die Verwirrung ihres Partners und fragt direkt nach: Wer ist diese Frau? Was ist zwischen euch gewesen? Als Moritz verspricht, Sandra am Wochenende zu besuchen, ermahnt Bibi ihn eindringlich, es auch wirklich zu tun.
Je tiefer die Kommissare in die Geheimnisse der Bewohner eindringen, desto klarer wird: In diesem Pflegeheim leben Menschen, die von ihrer Vergangenheit eingeholt werden – einer Vergangenheit voller Wunden, Schuld und unverarbeiteter Traumata. Doch wer von ihnen hat tatsächlich ein Motiv für den Mord an Danijel Filipovic? Und welche Rolle spielt der mysteriöse Feueralarm, der just in dem Moment ausgelöst wurde, als der Elektriker hilflos im Hebelift über der Badewanne hing? Eisner und Fellner ahnen, dass sie erst dann die Wahrheit finden werden, wenn sie verstehen, wer mit wem eine alte Rechnung offen hat …
Hinter den Kulissen
Bereits zum 37. Mal ermitteln die Hauptkommissare Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) gemeinsam in der österreichischen Hauptstadt – für Krassnitzer ist es sogar der 61. Fall insgesamt. „Der Elektriker“ wurde im Oktober 2024 in Wien und Umgebung gedreht. Dabei hatte das Team das große Glück, in einem topmodernen Wiener Blindenheim drehen zu können – und zwar vor dessen Eröffnung. Die Inbetriebnahme wurde von der Heimleitung eigens um sechs Wochen nach hinten verschoben, um die Dreharbeiten zu ermöglichen.
Regisseur Harald Sicheritz, der seinen sechsten Tatort inszenierte, beschreibt den Film als „Kammerspiel im Mikrokosmos Pflegeheim“: „Filme der Reihe ‚Tatort‘ sind nur sehr selten als Kammerspiele angelegt. Dieser ist es zu 100 Prozent. Ich habe mich bemüht, das Pflegeheim als klar definierten Mikrokosmos wirken zu lassen, wo jede jeden beobachtet und Geheimnisse kaum zu bewahren sind.“ Die Drehbuchautoren Roland Hablesreiter und Petra Ladinigg, die erstmals für die Wiener Tatort-Reihe schrieben, wollten mit ihrer Geschichte die emotionale Komplexität des Themas Pflege erkunden: „Hier stoßen die unterschiedlichsten Realitäten und Biographien aufeinander. Die Bewohner:innen haben den Großteil ihres Lebens gelebt – voller Glücksmomente, Schicksalsschläge und Geheimnisse. Die Pflegekräfte haben einerseits einen erfüllenden Beruf, andererseits sind sie mit Unterbesetzung, Unterbezahlung und Überbeanspruchung konfrontiert.“
Neben Krassnitzer und Neuhauser sind in weiteren Rollen Michael Edlinger und Claudia Kottal (beide bekannt aus „Blind ermittelt“), Johannes Silberschneider, Aleksandar Petrovic, Elfriede Schüsseleder, Martina Spitzer und Gabriela García-Vargas zu sehen. „Der Elektriker“ ist eine Produktion des ORF, hergestellt von Prisma Film, und wird voraussichtlich 2025 in ORF 2 und im Ersten ausgestrahlt.