Kurz und knapp – darum geht’s
Im Wiener Prater wird Riacherl, ein Aushilfsarbeiter, tot in einer Geisterbahn aufgefunden – offensichtlich Selbstmord. Vier Wochen später erschüttert ein Schuss durch dieselbe Geisterbahn die Vergnügungsmeile: Erwin Brauneder, genannt „Sir“, liegt erschossen zwischen den Gruselkulissen. Oberinspektor Pfeifer und sein Team stoßen auf ein Netz aus Erpressung, Betrug und dunklen Geschäften im Prater. Als die Ermittler dem Zusammenhang zwischen beiden Todesfällen nachspüren, ahnen sie noch nicht, welch tragisches Geheimnis sich hinter Riacherls vermeintlichem Glücksfall verbirgt …
Inhalt der Tatort-Folge „Superzwölfer“
Der Wiener Prater zeigt sein düsteres Gesicht: Zwischen den quietschenden Karussells und blinkenden Lichtern der Vergnügungsmeile lauert der Tod. In der Geisterbahn von Frau Triburicek, einer erfolgreichen Geschäftsfrau, baumelt Riacherl leblos zwischen den Schreckensgestalten. Für Oberinspektor Pfeifer und seine Kollegen Fichtl, Hollocher und Schulz scheint der Fall zunächst klar: Selbstmord.
Doch vier Wochen später hallt ein Schuss durch dieselbe Geisterbahn. Erwin Brauneder, von allen nur „Sir“ genannt, liegt tot zwischen den Kulissen. Der deutlich jüngere Lebensgefährte der reichen Triburicek war mehr als nur ein charmanter Begleiter – er führte ihre Geschäfte und hatte sich bei den anderen Prater-Betreibern wenig Freunde gemacht. „Den Sir hat keiner leiden können“, flüstert man sich zu. Die Ermittlungen fördern schnell ein undurchsichtiges Geflecht zutage: Schutzgelderpressung, illegale Geschäfte und eine „zweite Szene“ im Prater, in der Erwin verhasst war.
Während Pfeifer und sein Team die verschiedenen Fahrtenbetreiber verhören, kristallisiert sich heraus, dass mehrere von ihnen Schusswaffen besaßen und von Erwin erpresst wurden. Tomaschek, einer der Geschäftsleute, meldet ausgerechnet am Tag der Ermittlungen den Diebstahl seines Gewehrs. „Hab’s mir wegen dem Sir besorgt“, gesteht er. Ein anonymer Hinweis führt die Ermittler zum Depot der Geisterbahn, wo sie tatsächlich die Tatwaffe finden.
Doch die Spur führt die Fahnder in eine andere Richtung: Riacherl hatte kurz vor seinem Tod im Toto einen „Superzwölfer“ gelandet und eine beträchtliche Summe gewonnen. Eva, die mit ihm eine Reise hatte machen wollen, erzählt Schulz: „Er war reich geworden.“ Die junge Frau ahnt noch nicht, dass dieser Gewinn der Auslöser für eine Tragödie war, die zwei Menschenleben fordern sollte.
Hinter den Kulissen
„Superzwölfer“ entstand 1987 als 192a. Folge der Tatort-Reihe unter der Regie von Kurt Junek nach einem Drehbuch von Ernst Hinterberger. Die Produktion des Österreichischen Rundfunks in Ko-Produktion mit dem Bayerischen Rundfunk gehört zu den legendären 13 „unterschlagenen“ Tatorten, die der ORF zwischen 1985 und 1989 außerhalb der offiziellen ARD-Gemeinschaftsproduktion realisierte. Die Erstausstrahlung fand am 25. April 1987 statt – allerdings nur in Österreich.
Diese Sonderstellung macht „Superzwölfer“ heute zu einer besonders begehrten Rarität unter Tatort-Fans. Trotz der Ko-Produktion mit dem Bayerischen Rundfunk wurde die Folge nie regulär in Deutschland gezeigt. Die Senderechte sind mittlerweile abgelaufen, der ORF hat sogar die offiziellen Produktionsunterlagen vernichtet. In keiner offiziellen ARD- oder ORF-Tatort-Listung taucht die Folge auf – ihre Existenz gleicht beinahe einem „Staatsgeheimnis“, wie Kritiker anmerken.
Bruno Dallansky verkörperte Oberinspektor Pfeifer, unterstützt von Michael Janisch als Inspektor Fichtl, Michael Bukowsky als Hollocher und Heinz Zuber als Schulz. In weiteren Rollen waren Lotte Ledl als Frau Triburicek, Hans Dujmic als „Sir“ Erwin und Caroline Koczan als Eva zu sehen. Ernst Petz zeichnete als Redakteur verantwortlich.
Es war der dritte Fall um Oberinspektor Pfeifer, wobei nur drei der insgesamt acht Pfeifer-Folgen als offizielle ARD-Tatort-Produktionen entstanden. Die übrigen, wie auch „Superzwölfer“, blieben dem österreichischen Publikum vorbehalten und dokumentieren eine einzigartige Phase der Tatort-Geschichte. Für ORF-Redakteur Ernst Petz war diese Zeit ein „Glücksfall“ – seine Abteilung hatte mehr Geld zur Verfügung und konnte zusätzliche Produktionen realisieren. Ironischerweise sind gerade diese 13 Folgen heute bei Sammlern besonders gefragt, da sie nur sporadisch in deutschen Dritten Programmen liefen und mangels Wiederholungen praktisch verschollen sind.