Kurz und knapp – darum geht’s
Ein Tanzschulbesitzer wird tot in seinem Auto aufgefunden – ein gezielter Stich ins Herz hat sein Leben beendet. Oberinspektor Pfeifer, der seinen auf Kur befindlichen Kollegen vertritt, steht vor einem Rätsel mit vielen Verdächtigen: der getrennt lebenden Witwe mit ihrem neuen Liebhaber, einem erbitterten Konkurrenten und einem skrupellosen Hausbesitzer. Die Ermittlungen führen in die Wiener Tanzschulszene der 1980er Jahre, wo Neid, Gier und Leidenschaft tödliche Allianzen eingehen. Als ein zweiter Mord geschieht, erkennt Pfeifer, dass er einem gefährlichen Spiel aus Lügen und falschen Alibis auf der Spur ist …
Inhalt der Tatort-Folge „Der Tod des Tänzers“
Noch am Vorabend war es in der Tanzschule zu einem heftigen Streit gekommen. „Du kopierst meine Kurse und unterbietest mich dann!“, wirft Mazuratti seinem Konkurrenten Peinsack vor, bevor die Auseinandersetzung handgreiflich wird und Peinsack ihn hinauswirft. Auch seine Schülerin Anna Berger bekommt die cholerische Seite des Tanzlehrers zu spüren – er beleidigt und demütigt sie vor den anderen Kursteilnehmern. Am nächsten Morgen ist Peinsack tot.
Oberinspektor Pfeifer und seine Kollegen Schulz und Hollocher beginnen ihre Ermittlungen in einem Wien der 1980er Jahre, wo die Tanzschulszene von Konkurrenzkampf und Existenzängsten geprägt ist. Die Witwe lebt bereits mit ihrem neuen Liebhaber Ferdinand Morgenschab zusammen, von dem sie sich wegen ungeklärter Vermögensfragen nicht hat scheiden lassen. „Wir waren den ganzen Abend zu Hause“, beteuert sie, doch ihr Alibi wirkt brüchig wie dünnes Eis.
Die Fahndung nach der Wahrheit gleicht einem Tanz auf dem Vulkan: Egon Absenger, der arrogante Hausbesitzer, will die Tanzschule abreißen lassen, um dort ein Luxushotel zu errichten. Mazuratti, der Konkurrent, verschwindet spurlos, nachdem seine Frau ihr Alibi widerruft. Selbst die schüchterne Tanzschülerin Anna und ihr Freund Conny geraten ins Visier der Ermittler.
Pfeifer, ein erfahrener Beamter mit dem Instinkt für menschliche Schwächen, durchschaut nach und nach das Geflecht aus Lügen. In den schummrig beleuchteten Tanzstudios und den großbürgerlichen Wohnungen der Verdächtigen spürt er den Spannungen nach, die zum Mord geführt haben. Doch als ein zweites Verbrechen geschieht, wird deutlich, dass die Wahrheit komplizierter ist, als alle dachten.
Hinter den Kulissen
„Der Tod des Tänzers“ markierte 1986 den Auftakt für Oberinspektor Pfeifer, gespielt von Bruno Dallansky, der in insgesamt acht Folgen ermitteln sollte. Diese Produktion gehört zu den berühmten 13 Tatort-Folgen, die der ORF zwischen 1985 und 1989 außerhalb der offiziellen ARD-Gemeinschaftsproduktion eigenständig realisierte – ein Glücksfall für Redakteur Ernst Petz, der mit zusätzlichen Mitteln ausgestattet war und sich die besten Krimis für Deutschland heraussuchen konnte.
Unter der Regie von Ernst J. Lauscher entstanden nach dem Drehbuch von Alfred Paul Schmidt 87 Minuten Krimi im klassischen 4:3-Format. Die Ko-Produktion zwischen ORF und Bayerischem Rundfunk wurde in Wien gedreht, wo die authentischen Schauplätze der Tanzschulszene zur Verfügung standen. In den Nebenrollen brillierten etablierte österreichische Schauspieler wie Maria Perschy als Witwe Peinsack und die junge Julia Stemberger als Tanzschülerin Anna Berger.
Die Erstausstrahlung erfolgte am 18. Dezember 1986 ausschließlich im österreichischen Fernsehen. Zwei Wochen später strahlte der Bayerische Rundfunk die Folge am 1. Januar 1987 erst- und einmalig in Deutschland aus. Diese 13 „verschollenen“ Tatorte gleichen heute fast einem Staatsgeheimnis: Sie tauchen in keiner offiziellen ARD-Zählung auf, die Senderechte sind abgelaufen, und der ORF hat sogar die Produktionsunterlagen vernichtet. Für Tatort-Fans sind sie dadurch zu begehrten Raritäten geworden. Einzig der fehlende Hinweis auf die Gemeinschaftsproduktion im Abspann unterscheidet sie von den „regulären“ Folgen – bei „Der Tod des Tänzers“ lief als Besonderheit sogar ein eigener Abspann über das Schlussbild.