Kurz und knapp – darum geht’s
Hans Wieser verlässt nach zwei Jahren das Gefängnis – verurteilt wegen Falschgeldverbreitung, obwohl er nichts davon wusste, als Strohmann missbraucht zu werden. Der mysteriöse „Roger Brown“, der ihn damals hereingelegt hatte, ist spurlos verschwunden, doch Wieser brennt darauf, diese offene Rechnung zu begleichen. Währenddessen ermitteln die Inspektoren Pfeifer, Fichtl und Winter in einem tödlichen Streit bei illegalem Glücksspiel, bei dem erneut Falschgeld im Spiel ist. Als Wieser beginnt, seinen Racheplan in die Tat umzusetzen, ahnen die Ermittler noch nicht, welche gefährlichen Verstrickungen sie aufdecken werden …
Inhalt der Tatort-Folge „Die offene Rechnung“
Im düsteren Hinterzimmer eines Wiener Rotlichtlokals fliegen die Karten, während draußen die Neonlichter der Stadt flackern. Ein illegales Glücksspiel eskaliert: Silbermeier und Swoboda geraten über angeblichen Betrug aneinander, bis Schüsse fallen. Als die Polizei eintrifft, entdeckt sie bei dem Toten eine beträchtliche Summe – doch ein Großteil davon entpuppt sich als Falschgeld.
Zur gleichen Zeit sucht Hans Wieser, gerade aus der Haft entlassen, verzweifelt nach einer Bleibe. Das Obdachlosenasyl ist sein vorläufiges Zuhause, doch seine Gedanken kreisen um etwas anderes: Rache. Zwei Jahre saß er wegen Falschgeldverbreitung im Gefängnis – unwissend als Werkzeug eines Mannes namens „Roger Brown“ missbraucht worden. Brown hatte sich als reicher Amerikaner ausgegeben, Wieser spontan als Chauffeur angestellt und dessen Vertrauen erschlichen, bevor er ihn als Strohmann bei Glücksspielen einsetzte. Das Geld, das Wieser damals verspielt hatte, war Falschgeld – eine Tatsache, die erst nach seiner Festnahme ans Licht kam.
Die Inspektoren Fichtl und Winter stoßen bei Ermittlungen in einem Männerwohnheim auf Wiesers Spur, während Oberinspektor Pfeifer eine internationale Fahndung nach Roger Brown einleitet. Doch Brown ist ein Meister der Tarnung – mal John Harvey, mal Lionel Schwartz – und seine wahre Identität bleibt im Dunkeln. Seine frühere Begleiterin Anita Kroner, mittlerweile reich verheiratet, gibt sich ahnungslos, als Wieser sie aufsucht. Sie behauptet, Brown sei in die USA zurückgekehrt, doch heimlich warnt sie ihn vor Wiesers Racheplänen.
„‚Den Brown gibt es nicht‘, behauptet Anita zunächst“, doch ihre nervösen Blicke verraten mehr, als sie preisgeben möchte. Während die Ermittler den Spuren des Falschgelds folgen, schmiedet Wieser bereits seinen Plan. Die Fahndung nach Brown gleicht der Suche nach einer Nadel im Heuhaufen – zu viele falsche Namen, zu viele Identitäten. Doch als plötzlich enorme Mengen neuen Falschgelds in Wien auftauchen, wird klar: Brown ist noch da, und sein Netzwerk ist größer als gedacht.
Hinter den Kulissen
„Die offene Rechnung“ gehört zu den legendären 13 „verschollenen“ Tatort-Folgen – einem wahren Schatz für Krimi-Fans und zugleich einem der bestgehüteten Geheimnisse der Fernsehgeschichte. Zwischen 1985 und 1989 produzierte der ORF diese Filme außerhalb der ARD-Gemeinschaftsproduktion, als Redakteur Ernst Petz überraschend mehr Budget zur Verfügung hatte. Die Erstausstrahlung am 11. Januar 1987 erfolgte ausschließlich in Österreich; knapp zwei Wochen später zeigte der Bayerische Rundfunk als Koproduzent die 87-minütige Folge einmalig auch in Deutschland.
Bruno Dallansky verkörperte Oberinspektor Pfeifer, unterstützt von Michael Janisch als Inspektor Fichtl und Dorothea Parton als Kriminalbeamtin Winter. Regie führte Kurt Junek nach einem Drehbuch von Leo Frank. Manfred Lukas-Luderer spielte den rachsüchtigen Ex-Häftling Hans Wieser, während Uwe Falkenbach den mysteriösen Roger Brown darstellte.
Diese Folge war ein vollwertiger Tatort mit bekanntem Vor- und Abspann sowie Doldinger-Fanfare – nur das Fadenkreuz am Ende fehlte, da der Abspann über das letzte Bild lief. Heute sind die Senderechte abgelaufen, und der ORF vernichtete sogar die offiziellen Produktionsunterlagen. In keiner ARD- oder ORF-Liste tauchen diese 13 Filme auf – sie gleichen einem Staatsgeheimnis der Fernsehgeschichte. Für Sammler sind sie daher besonders wertvoll: echte Raritäten, die das Tatort-Archiv erst vollständig machen und deren Wiederholung als äußerst unwahrscheinlich gilt.