Tatort Folge 050: Wodka Bitter-Lemon
Erscheinungsjahr: 1975
Kommissar: Haferkamp
Ort: Tatort Essen
„Wodka Bitter-Lemon“ war der vierte Fall für Hansjörg Felmy alias Kommissar Heinz Haferkamp aus Essen und zugleich als 50. Episode eine Jubiläums-Folge der erfolgreichen Krimireihe. Der WDR-Tatort aus dem Ruhrgebiet gehört zu den eher ruhig erzählten Kriminalgeschichten; in der ersten Hälfte der Folge versucht der Mörder die Leiche eines Mädchens los zu werden, in der zweiten Halbzeit konzentriert sich Haferkamp auf die untreue Ehefrau des mutmaßlichen Täters. In einer Nebenrolle sind Sky Dumont als Hippie-Guru und Schauspiellegende Lil Dagover zu sehen. Auch Gustl Bayrhammer hat als Münchner Tatort-Inspektor Veigl einen Gastauftritt.
Zum Inhalt:
Martin Koenen fühlt sich einsam. An einem Abend entschließt sich der fünfzigjährige Fabrikbesitzer auszugehen, um unter Leute zu kommen. Als er auf dem Heimweg an einer Bushaltestelle vorbei fährt, gabelt er die junge Irene Lersch auf. Das Mädchen hat seinen Bus verpasst und ist nun ganz glücklich, von dem älteren Herrn chauffiert zu werden. Koenen lädt sie auf einen Drink zu sich nach Hause ein – Irene willigt ein.
Dort angekommen ist Martin Koenen die Situation doch etwas unangenehm, er fühlt sich unsicher und geht ins Badezimmer, um sich frisch zu machen. Als er zurückkommt, liegt Irene tot auf dem Wohnzimmerteppich. Der Mann bekommt Panik. Anstatt sofort die Polizei zu rufen, macht er einen folgenschweren Fehler: er deponiert die Leiche einfach im nächst gelegenen Park und verschwindet.
Am kommenden Morgen wird die junge Irene Lersch im Park entdeckt. Die Untersuchung der Leiche durch die Rechtsmedizin ergibt, dass das Mädchen mit Zyankali vergiftet wurde. Wahrscheinlich wurde ihr das Gift über einen bitter schmeckenden Drink verabreicht. Kommissar Haferkamp, der mit der Klärung des Falls „Wodka Bitter-Lemon“ betraut wird, rekonstruiert den Abend vor Lerschs Tod. Der Essener Ermittler findet dabei heraus, dass sie der Fabrikant Koenen per Anhalter mit nach Hause genommen hatte.
Bei seiner Vernehmung erklärt der nun dringend tatverdächtige 50-Jährige die Ereignisse des vergangenen Abends: die junge Frau sei plötzlich tot gewesen und nur aus Verzweiflung habe er die Tote weggeschafft. Der Verdächtige kommt zwar in Erklärungsnot, doch Hauptkommissar Haferkamp hat ohnehin das Gefühl, dass Koenen unschuldig ist am Tod des Mädchens. Ihm fällt die wesentlich jüngere Ehefrau von Martin Koenen auf, die am Tatabend auf Sylt war. Heinz Haferkamp überredet seine Ex-Frau Ingrid, mit ihm auf die nordfriesische Insel zu reisen, um mehr über Frau Koenen in Erfahrung zu bringen …
Die Tatort-Folge 050 „Wodka Bitter-Lemon“ erreichte bei ihrer Fernsehpremiere am 13. April 1975 eine Einschaltquote von 55 Prozent.
Besetzung
Kommissar Haferkamp – Hansjörg Felmy
Petra Koenen – Claudia Amm
Koenen – Heinz Bennent
Ingrid Haferkamp – Karin Eickelbaum
Willy Kreutzer – Willy Semmelrogge
Gall – Jürgen Kloth
Mutter Koenen – Lil Dagover
Adele – Margot Trooger
Irene – Sabine von Maydell
Gaby – Katharina Seyferth
Joschi – Sky Dumont
Nino – Klaus Grünberg
Erika Thomsen
Hans Grewolls
Friedrich Theuring
Gerhard Jentsch
Walter Ullrich
Gustl Bayrhammer – Kommissar Veigl
u.a.
Stab
Drehbuch – Henry Kolarz
Regie – Franz Peter Wirth
Kamera – Justus Pankau
Szenenbild – Michael Pilz
12 Meinungen zum Tatort Folge 050: Wodka Bitter-Lemon
Ein Gesellschaftskrimi erster Güte.
Freund Zufall steht Pate, ein Fabrikboß, alkoholisiert, gelangweilt und frustriert, ist auf Abenteuer und Ablenkung aus . . .
Eine viel zu junge, gemoppte Ehefrau braucht Geld für ihren Liebhaber, die Eiswürfel sind mit Zyankali präpariert . .
Dann geht’s Schlag auf Schlag, ohne das hier rasante Schnitte das Tempo anheizen müßten – nein, das ist so folgerichtig und unaufgeregt erzählt, es ist auf jedem
Meter Film so faszinierend!
Da stimmt jede Szene, jedes Bild, ein Fest für Auge und Ohr,
es ist auch ein sehr „leiser“ Film, kein Schuß,
keine Waffe ist zu sehen –
und trotzdem, ein spannender und psychologisch stimmig
aufgebauter Krimi.
Die Schauspieler!, grandios hier ein Wiedersehen mit der
„Prüsseliese“, Pippi’s selbsternannte Gouvernante,
die Lady Milton, die Frau vom Hexer –
großartige Margot Trooger – Die Stimme !!!,
Lil Dagover, Sabine von Maydell . . nicht zuletzt
Felmy & Karin Eickelbaum, Haferkamps auf Sylt,
-was ist da an Zeitgeist eingefangen, Musik, Klamotten,
ein Fest für die Sinne!-
ein Sky Dumont schon in jungen Jahren genau so unsymphatisch und überheblich wie in fast allen Rollen,
DER hat ja immer nur er selbst sein müssen . . .
So traumhaft schönes Kino, 2 Handlungsstränge genial
verknüpft von, ja, von DEM Henry Kolarz – „Die Gentleman bitten zur Kasse“-Mann, 1963, Journalist & Drehbuchmann, der sein Fach verstand, als beschämendes Beispiel für so manch‘ dilettantischen Müll heute!
Einer der Juwelen überhaupt, Tatort-Klassiker made by wdr, Haferkamp . . .
LG Peter
So dämlich sind selbst Haferkamp-Folgen selten. Wie so oft: Eine Leiche, Verdächtiger (?) könnte die Polizei rufen, nimmt auch das Telefon, legt aber wieder auf. Die Dialoge wie bei Derrick. Ebenso die Villa. Auch die ehrenwerten Damen Trooger und Dagover hätte man sich sparen können. Die Idee mit dem Eiswürfel – das einzige Highlight dieser Story. Aber wohl vielleicht kopiert.
Da waren einige Folgen aus Essen wesentlich besser.
Hallo Peter!
In den meisten Punkten kann ich Dir beipflichten, was die Besetzung des Tatort „Wodka Bitter-Lemin“ betrifft. Nur in Bezug auf den Schauspieler Sky Dumont lege ich ein Veto ein: mein Mann, meine Tochter und ich sind ihm mit seiner Familie in Berlin auf der Straße begegnet und er war ganz und gar nicht arrogant (so dachte ich auch früher über den Schauspieler), wie er in manchen Rollen ‚rüberkommt. Ganz im Gegenteil: er war gesprächig, freundlich und humorvoll. Das lag in erster Linie daran, dass er uns mit seiner Frau und seiner Tochter (gleichen Alters wie meine) begegnete. Da kam ein kurzes, aber herzliches Gespräch zustande.
Der Tatort Nummer 50. Oberkommissar Haferkamp sowie sein Kollege Kreutzer aus Essen ermitteln in einem mysteriösen Todesfall. Ein junges Mädchen wurde vergiftet aufgefunden, ihr Chef und Großunternehmer gerät schnell ins Visier der Fahnder, schon aufgrund einer Zeugenaussage. Es entwickelte sich ein spannend wirkender Krimi, in dem auch Hauptkommissar Veigl aus München mit einbezogen wurde. Der Fall wird geklärt, auf der schönen Insel Sylt. Ein eiskalt geplanter Mord traf die falsche Person. Diesen Tatort habe ich in der Erstausstrahlung gesehen, war doch KHK Haferkamp, neben KHK Finke aus Kiel, mein Lieblingskommissar im damaligen TV. Damals hätte ich jedoch nie gedacht, daß alle vorkommenden Orte im Krimi, einschließlich Düsseldorf und München, einmal zu meinen Arbeitsbereichen zählen sollten. Deshalb die Preise auf Sylt kennend, hätte KHK Haferkamp seinen bestellten Whisky doch wenigstens probieren können. Auf der Straße, welche die Mörderin in ihrem Porsche Targa am Essener Polizeipräsidium heruntergefahren ist, bin ich vor wenigen Tagen noch selbst entlang gefahren. Sieht alles heute noch genauso aus, nur die Automodelle haben sich geändert. Sehenswerter, nostalgischer Tatort mit sympathischen Schauspielern.
Ein Hauch von Villa Hügel weht durch diesen Tatort aus der feinen Essener Gesellschaft. Eine gute Stunde bringt der schnieke Kommissar Haferkamp mit einfallslosen, unpointieren Salongesprächen zu, bevor er auf den Dreh kommt, seine Ex-Frau als verdeckte Ermittlerin auf Sylt, dem Feriendomizil der Hauptverdächtigen einzusetzen – womit der Plot dann wenigstens ein klein bisschen an Fahrt gewinnt. Prompt findet sie des Eiswürfels Kern, und die Verdächtigen knicken gleich bei der nächsten Befragung ein.
Was war das für eine begnadet einfältige Epoche Ende des vorigen Jahrtausends, als ein Kommissar, der geschieden ist und sein Ex dennoch nicht einfach zum Teufel jagt, sondern fleißig mit ihr weiter techtelmechtelt, ein heißes Montags-Kantinengespräch war. Und der Kommissar Veigl aus München darf auch mal mit dem Kollegen „Haferlkamp“ telefonieren und ein paar Sätze aufsagen. Das mit dem „Haferlkamp“ darf man angesichts der übrigen Ödnis dieses TO vermutlich schon so etwas wie Esprit nennen.
Den spannenden Gesellschaftskrimi hab ich hier nicht gefunden, immerhin hab ich knapp den Kampf gegen den Schlaf gewonnen. Wer auf der Suche nach alten TO-Preziosen ist, kann beruhigt woanders anfangen, finde ich. Zwei Sterne sind geschmeichelt.
Etwas unharmonischer TO, mit einer gewissen Stereotypie der Darstellung der High Society im Ruhrpott.
Bemerkenswert ist noch, daß die Täterin als Frau ein ausgesprochener Hosentyp ist. Röcke stehen ihr, wie man sehen kann, überhaupt nicht; so attraktiv sie insgesamt auch sonst wirkt. Aber im Reitdress, hoch zu Pferde, wow!
Das war noch das Beste.
Die Täterin war am Tatabend nicht auf Sylt, sondern in München. Daher auch Veigl als Gastkommissar.
Mittlerweile schon des Öfteren gesehen (da auf DVD), immer wieder sehenswert. Feine Dramaturgie, Kammerspiel wechselt auf lokal weite Handlung. Man kommt nah ran an die Emotionen der Protagonisten, spannend arrangiert.
Natürlich würde man heute die Dialoge etwas anders anlegen, auch die Kamera anders führen.
Für mich einer der besten Haferkamps!
In Erinnerung bleiben eigentlich nur die Szenen auf Sylt. Sonst ist es eher ein behäbiger langsamer 50ster Tatort. Haferkamp + Kreutzer in einem Soliden Fall.
Sehr guter Tatort, spannend bis zum Schluss, vor allem auch als angedeutete Milieustudie einer distinguierten, gehobenen Gesellschaft, und auf Grund dessen auch in der anfänglichen Reaktion des zunächst Verdächtigen nicht unlogisch, der auch den Zyankaligeruch wahrgenommen hatte und von einem Suizid ausgehen konnte, und nur noch daran denkt, wie er großes Aufsehen vermeiden kann.
Interessant der filmische Fehler um Minute 54, als Haferkamp und Petra Koenen in ihrem Porsche wegfahren und sie dabei ihr Haar nebst Hut offen trägt, sie am Ziel dann aber wieder ein. Kopftuch trägt wie bei der Hinfahrt.
Außerdem fällt auf, dass es den sogenannten „Deppenapostroph“ bereits damals gegeben hat.
Ein wirklich guter Tatort, ich mag die Folge besonders gerne. Auch die Drehorte sind perfekt ausgesucht. Die Schauspieler spielen das Geschehen sehr überzeugend. Wenn ich auf den Weg ins Büro an dem Burgplatz in Düsseldorf vorbei komme muss ich immer an die Scene im Kaffee denken. Den gelben Porsche hätte ich gerne in meiner Tiefgarage stehen. ❤️
Ein „Nostalgie“ – Tatort aus dem Archiv des Westdeutschen Rundfunks mit der Nummer 050 und aus dem Jahr 1975. Mit einer der besten der Felmy-Reihe und so`n Porsche bekommt man heute auf dem Classic-Markt relativ schnell.
Meine Meinung vom 12.08.2015 halte ich.