Das Krimi-Flaggschiff der ARD navigierte 1998 durch ein Meer von brisanten Themen. Vom Nervengashandel bis zum Kindesmord – die Ermittler hatten alle Hände voll zu tun. Ein Rückblick auf ein Jahr voller spannender Fälle und gesellschaftlicher Brennpunkte.

Internationale Verstrickungen

Während die Nationalelf bei der WM in Frankreich um den Titel kämpfte, jagten die Tatort-Kommissare Verbrecher mit globalem Aktionsradius. In Bern ging es der russischen Mafia an den Kragen, in Köln wurde ein Fall von Kinderhandel mit den Philippinen aufgedeckt. Besonders brisant: In „Streng geheimer Auftrag“ gerieten die Kölner Ermittler bei der Aufklärung von illegalem Nervengashandel zwischen die Fronten von BND und BKA. Fast so spannend wie die Kurskapriolen der frisch emittierten T-Aktie.

Gesellschaftlicher Seismograph

Wie gewohnt hatte der Tatort den Finger am Puls der Zeit. In München wurde die prekäre Lage illegaler Einwanderer beleuchtet, während sich die Ludwigshafener Kommissarin in die Untiefen von Telefonsex-Hotlines begab. Jugendschwangerschaften und Missbrauch an einer Eliteschule waren Thema in Dresden, religiöser Fanatismus beschäftigte die Münchner Ermittler. Der Kölner Fall „Bildersturm“ wagte sich an die heikle Aufarbeitung von Wehrmacht-Verbrechen – ein Thema, das die Nation spaltete wie die Diskussion um Raider vs. Twix.

High-Tech und Hochspannung

Während Otto Normalverbraucher noch mit Videotext kämpfte, hielt modernste Kriminaltechnik Einzug in die Ermittlungen. Der Leipziger Tatort griff als einer der ersten das brandaktuelle Thema der DNA-Analyse auf. Für Hochspannung sorgten Fälle wie „Schwarzer Advent“ aus München, wo ein psychisch labiler Täter seine eigenen Kinder als Geiseln nahm. In Ludwigshafen mussten die Ermittler den rätselhaften Todessturz eines Kleinkinds aufklären – Stoff, der unter die Haut ging.

Abschied und Neuanfang

Das Berliner Duo Roiter und Zorowski verabschiedete sich mit einem Knall: In „Berliner Weiße“ ermittelten sie im Umfeld der Loveparade und jagten Dealer einer neuen Superdroge. Ein Fall so elektrisierend wie die Beats von Marusha und so kultig wie Karl Lagerfelds Fächer.