Tatort Folge 400: Schwarzer Advent

Kurz und knapp – darum geht’s

Eine heile Familie, koste es, was es wolle: Der psychisch labile Versicherungsvertreter Rainer Wenisch will seinem Vater, der nach Jahren aus Chile anreist, das perfekte Familienglück vorspielen. Als seine Ex-Frau Kirstin sich weigert mitzuspielen, tötet er sie im Affekt. Kurzerhand holt er die gemeinsamen Kinder Leo und Natascha zu sich, engagiert eine Prostituierte als Ersatz-Ehefrau und inszeniert seine bizarre Familien-Illusion. Für die Münchner Kommissare Batic und Leitmayr wird es ein Wettlauf gegen die Zeit.

Inhalt der Tatort-Folge „Schwarzer Advent“

Es ist die Geschichte eines Mannes, der am Abgrund steht. Rainer Wenisch, gescheiterter Versicherungsvertreter und von Existenzängsten geplagt, klammert sich an eine letzte Chance: Seinem dominanten Vater, der nach Jahren in Chile heimkehrt, will er beweisen, dass er es geschafft hat. Doch seine Ex-Frau Kirstin durchkreuzt den verzweifelten Plan – mit tödlichen Folgen.

Was folgt, ist die Inszenierung einer grotesken Familienidylle: Wenisch, längst in seinem Wahn gefangen, holt Sohn Leo und Tochter Natascha unter einem Vorwand zu sich. Eine Prostituierte namens Yvette soll die Rolle der Mutter übernehmen. Das makabre Schauspiel kann beginnen.

Die Kommissare Batic und Leitmayr stehen vor einem komplexen Fall. Nicht nur müssen sie den Tod einer Frau aufklären, sie haben es auch mit einem höchst unberechenbaren Täter zu tun. Besonders Batic, der selbst gerade eine kleine Identitätskrise durchlebt, entwickelt ein tieferes Verständnis für die Psyche des Täters: „Vielleicht will er einfach nur ein guter Vater sein!?“

Die winterliche Atmosphäre des vorweihnachtlichen Münchens bildet einen gespenstischen Kontrast zur Düsternis des Falls. Während in den Straßen Lichterketten funkeln und auf den Christkindlmärkten besinnliche Stimmung herrscht, verdichten sich die Hinweise auf eine drohende Familientragödie. In Wenischs Wohnung finden die Ermittler Spuren, die das Schlimmste befürchten lassen.

Die Suche führt die Kommissare durch ein nächtliches München bis in die brodelnde Atmosphäre eines Eishockeystadions. Zwischen euphorischen Fans und maskierten Gesichtern beginnt ein nervenaufreibendes Katz-und-Maus-Spiel. Doch die Zeit läuft den Ermittlern davon.

Je tiefer Batic und Leitmayr in den Fall eintauchen, desto mehr enthüllt sich das Psychogramm eines Mannes, der zeitlebens um die Anerkennung seines übermächtigen Vaters gekämpft hat. Ein Mann, dessen fragile Fassade der Normalität nur mühsam die seelischen Abgründe dahinter verbirgt. Als dann auch noch Wenischs Vater in München landet, droht die sorgsam inszenierte Illusion der heilen Familie endgültig zu zerbrechen.

Für die Ermittler wird es zu einem Wettlauf gegen die Zeit. Sie müssen nicht nur zwei Kinder retten, sondern auch einen Mann stoppen, der in seinem Wahn die Grenzen zwischen liebevoller Fürsorge und zerstörerischer Besessenheit längst überschritten hat. Doch wie stoppt man einen Täter, der gleichzeitig Opfer ist? Einen Vater, der seine Kinder über alles liebt und sie doch in höchste Gefahr bringt?

Trailer

Drehzeit und Sendetermin

Der Film wurde vom Bayerischen Rundfunk unter der Regie von Jobst Oetzmann produziert und am 8. November 1998 im Ersten Programm der ARD als 400. Folge der Tatort-Reihe erstausgestrahlt.

Tatort-Kritik

Der Film entwickelt sich zu einem konzentriert erzählten Psychothriller, der für die 90er Jahre eher untypisch war. Christian Berkel überzeugt in seiner Rolle als Rainer Wenisch durch sein eindringliches Spiel eines Mannes zwischen liebevoller Fürsorge und gewalttätigen Ausbrüchen. Der „Tatort“ verzichtet weitgehend auf die sonst üblichen skurrilen Nebenstränge und konzentriert sich ganz auf das Familiendrama.

Musik

Die Filmmusik wurde von Dieter Schleip komponiert.

Besetzung

Miroslav Nemec: Kriminalhauptkommissar Ivo Batic
Udo Wachtveitl: Kriminalhauptkommissar Franz Leitmayr
Christian Berkel: Rainer Wenisch
Julia Richter: Yvette
Hans-Michael Rehberg: Rudolf Wenisch
André Emanuel Kaminski: Leo Gruber
Nina Szeterlak: Natascha Gruber
Ute Heidorn: Kirstin Gruber
Renate Grosser: Ilona Gruber
Michael Fitz: Kriminaloberkommissar Carlo Menzinger

Stab

Drehbuch: Christian Limmer
Regie: Jobst Oetzmann
Kamera: Peter Döttling
Musik: Dieter Schleip
Produktion: Silvia Koller
Schnitt: Helga Kriller

Bilder: BR/Robert Mayer

11 Kommentare

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  1. vor 15 Jahren

    Hallo,

    der tatort war gut, die Rolle des Familienvaters war sehr gut besetzt.

    Welcher Kommissar stand vor der Tür der Villa und wurde vom Familienvater mit Hilfe der Hauskamera beobachtet ?

  2. vor 9 Jahren

    Der Tatort Nummer 400 aus München, mit den beiden Hauptkommissaren Batic und Leitmayr von der dortigen Mordkommission. Ein Tatort-Thriller vom Feinsten. Ein psychopathischer Mensch bringt seine Ehefrau um, heuchelt den Kindern dennoch eine heile Welt vor und engagiert als Ersatzfrau eine Nutte. Aber nicht mit Batic und Leitmayr. Die ziehen immer noch ein AS aus ihren geschundenen Jacketts. Den habe ich schon in Erstsendung gesehen, die schauspielerischen Wechsel von Gut und Böse sind immer wieder faszinierend. Man lese nur die Besetzungsliste.

  3. vor 9 Jahren

    Der Tatort ist so heftig und nah dran, dass ich abgeschaltet habe. Es kommt wirklich zur Katastrophe. Sehr gut gespielt und dargestellt. Nichts für empfindliche Gemüter.

  4. vor 9 Jahren

    … einfach toll, die Kommissare in Hochform, Christian Berkel großartig und Michael Fitz … schön wieder einmal zu sehen.

    (Achte auf alle Filme mit Michael Fitz und höre auch seine Musik!)

    Finde alle Bayern-Tatorte gut, dieser ist besonders gelungen!!!

    Beste Grüße vom Fan abalone … :-)

  5. vor 9 Jahren

    @Elke Petri > Batic stand vor der Tür, er konnte nichts hören und sehen ,,,

  6. vor 9 Jahren

    Fand den Tatort einfach nur toll.

  7. vor 8 Jahren

    Die Eishockeyszenen wurden am Karsamstag, 11.04.1998 im altehrwürdigen und inzwischen abgerissenen Eisstadion an der Peter-Freisl-Straße in Bad Tölz gedreht. Im Rahmen der Bundesliga-Relegation standen sich der EC Bad Tölz im letzten Heimspiel der Saison und der ERC Sonthofen gegenüber. Tölz siegte 4:3 und nach einem weiteren Sieg am Ostermontag in der Serie mit 3:0.

  8. vor 7 Jahren

    Berichtigung: Die Dreharbeiten der Eishockeysequenzen im Tölzer Eisstadion an der Peter-Freisl-Straße fanden nicht am Karsamstag 1998 (siehe Eintrag vom 21.12.2016) sondern bereits am Freitag, den 21.11.1997 statt. Im Rahmen der Hacker-Pschorr-Liga (1. Liga Süd-Vorrunde) standen sich Bad Tölz und Sonthofen gegenüber, der heimische ECT gewann 3:2 nach Penaltyschiessen. Gut zu erkennen sind die Tölzer Trikots, da damals noch keinen Rückensponsor aufwiesen. Im späteren Saisonverlauf wurde zwischen Rückennummer und dem EC Bad Tölz-Schriftzug der Werbebanner einer Versicherungsagentur geführt.

  9. vor 6 Jahren

    Klasse, enorm spannend und glaubwürdig.

  10. vor 5 Jahren

    Sehr harter Stoff diese Folge fast schon ein Psychothriller nimmt ein auf jeden Fall mit die Folge. Und natürlich Christian Berkel in einer von ihm sehr sehr gut gespielten Figur.

  11. vor 4 Jahren

    An sich ein guter und dramatischer Tatort. Aber … wie wahrscheinlich ist es, dass der ver- bzw. gestörte Familienvater abends ziellos auf die Straße rennt und so ganz zufällig eine Quasi-Doppelgängerin seiner ermordeten Frau entdeckt? Das ist doch arg konstruiert und an den Haaren herbeigezogen. Leider fußt die weitere Handlung zumindest teilweise auf diesem Zufall, was das gesamte Gebäude ein wenig wacklig erscheinen lässt.

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