Tatort Folge 1274: Es grünt so grün, wenn Frankfurts Berge blüh‘n



So 29.09. 20:15 Uhr ARD

So 29.09. 21:45 Uhr ONE

Di 01.10. 00:50 Uhr ARD

Erscheinungsjahr: 2024
Kommissar: Brix und Janneke
Ort: Tatort Frankfurt


Kurz und knapp – darum geht’s

„Du musst dich stellen!“ Die innere Stimme von Tristan Grünfels hört nicht auf, ihm ins Gewissen zu reden. Der Psychologe hat im Affekt eine Ordnungspolizistin erschlagen, aber er schafft es nicht, zu seiner Tat zu stehen. Auch weil sein Leben schon vorher völlig aus den Fugen geraten ist, seine eigene Familie ihn scheinbar aufgegeben hat. Grünfels flüchtet sich in eine romantische Traumwelt und gerät gleichzeitig immer mehr in einen verhängnisvollen Strudel der Ereignisse, aus dem es kein Entrinnen gibt. Können die Kommissare Brix und Janneke ihren alten Wegbegleiter noch retten? Die finale Folge des Frankfurter Ermittlerduos ist am 29.09.2024 um 20:15 Uhr im Ersten zu sehen.

Inhalt der Tatort-Folge „Es grünt so grün, wenn Frankfurts Berge blüh’n

Tristan Grünfels hört Stimmen. Vor allem seine eigene. Wie ein zweites Ich hat sie sich in seinem Gehirn eingenistet und spricht das aus, was der psychologische Psychotherapeut natürlich weiß, aber sich nicht eingestehen will. Dass er krank ist. Schizophren. Dass er geistige Aussetzer hat, Dinge, Personen sieht, die gar nicht existieren. Und dass es seine eigene Familie ist, die ihn krank macht. Sein drogenabhängiger Sohn. Seine Tochter, die sich den ausgeflippten Elektronikkünstler Ersun als Freund ausgesucht hat, der ihn immer nur „Dottore“ nennt. Und seine Frau, die eine Affäre mit ihrem Masseur hat. Schon lange. Und trotzdem so tut, als sei alles normal. Wobei, was heißt im Hause Grünfels schon normal? Kommunikation beschränkt auf das Nötigste, keine Zärtlichkeiten, keine Emotionen. Der Wahnsinn des Alltagstrotts. Brauchen sie ihn überhaupt noch? Als Ehemann, als Vater? Würden sie es gar bemerken, wenn er nicht mehr da wäre? Wenn er verschwinden würde in einem unendlichen Nebelmeer?
Dabei will Tristan Grünfels doch nur eins: inneren Frieden. Ruhe, Ausgeglichenheit. Wie es diese Landschaftsgemälde ausstrahlen, die er auf dem Weg zur Arbeit am Straßenrand sieht. Meisterwerke der Romantik. Die darf man doch nicht dem Sperrmüll opfern. Welch ein Glück, dass er sie gerade noch rechtzeitig entdeckt hat. Mitten auf der Straße hält er an, lädt die Bilder in seinen Kofferraum. Dann plötzlich diese nervtötende Ordnungspolizistin im Tatort „Es grünt so grün, wenn Frankfurts Berge blüh’n“: Ihr einziges Heiligtum ist die Straßenverkehrsordnung, und gegen die habe Grünfels verstoßen. Und diese lächerlichen Bilder, was er denn damit wolle, das sei doch nur Müll. Kulturbanausin. Wie kann man nur so ignorant sein? Ja ja, schon gut, soll sie ihn nur bestrafen, aber bitte sofort damit aufhören, die wertvollen Gemälde zu beschädigen. Bitte, bitte, sofort aufhören! Aufhören! – Ein dumpfer Aufprall, dann Ruhe. Reglos liegt Marion Schweikhardt, Bedienstete der Frankfurter Stadtpolizei, auf dem Asphalt. Und er, Tristan Grünfels, hat sie erschlagen.
Grünfels will sich stellen, muss sich stellen. Sofort. Doch als er das Polizeipräsidium betritt, sitzt da Anna Janneke am Schreibtisch. Und empfängt ihn, als hätte sie nur auf ihn gewartet. Ein Opferbetreuer werde dringend gebraucht, für die Angehörigen im Todesfall Schweikhardt, ob er das übernehmen könne? Und überhaupt, wie gehe es ihm denn so, man habe sich ja ewig nicht gesehen. Er sehe so unglücklich aus. Tja, Glück – was ist das schon? Na gut, dann eben Opferbetreuung. Vielleicht auch eine Möglichkeit, sich seiner Schuld zu stellen. Aber irgendwann muss er seiner alten Weggefährtin Anna die Tat gestehen, die er im TV-Krimi „Es grünt so grün, wenn Frankfurts Berge blüh’n“ begangen hat. Aber wie und wo? Vielleicht ist Ersuns Atelier gar kein schlechter Ort dafür. Von digitaler Kunst hält Traditionalist Grünfels natürlich überhaupt nichts, aber diese eine Installation mit den Nebelschwaden, dem Bergpanorama und dem weiten Horizont – na, erinnert Sie das nicht auch an den „Wanderer über dem Nebelmeer“, das berühmte Gemälde von Caspar David Friedrich? Ja genau, hier kann man wunderbar in das romantische Lebensgefühl eintauchen, sich der Sehnsucht hingeben – aber wollte Grünfels nicht eigentlich ein Geständnis ablegen?
Ein Handyklingeln reißt den Psychologen aus seinen Gedanken. Bruder Hagen steckt mal wieder im Schlamassel, braucht dringend Geld. 30.000 Euro. Spielschulden bei einem Leonardo Müller – nein, Muller, nicht Müller! – Entschuldigung, Muller, natürlich, verzeihen Sie. Eine Größe im Rotlichtmilieu der Mainmetropole. Dem ist gerade auch Kommissar Brix im hr-Tatort „Es grünt so grün, wenn Frankfurts Berge blüh’n“ auf den Fersen. Er verdächtigt ihn, seinen Informanten Manfred Kracht ermordet zu haben, den er, Brix, zuvor in die Szene eingeschleust hatte. Nun plagen den Kriminalisten Schuldgefühle gegenüber Krachts Tochter Elisabeth, die sich ihrerseits als Prostituierte in Mullers Etablissements verdingt. Und jetzt mischt auch noch der psychotische Psychologe Tristan Grünfels mit, der dem organisierten Verbrechen mal zeigen will, wo der Hammer hängt. Erst 30.000, jetzt 40.000 Euro – das wird ja immer schöner! Dieser Muller glaubt wohl, er kann sich alles erlauben – aber nicht mit ihm, Grünfels! Wobei – seinem Bruder würde er schon gerne helfen, schließlich soll sich Hagen doch um die Familie kümmern, wenn er selbst … Aber ach, die Familie! So gerne hätte er ein drittes Kind gehabt, doch Rosalie wollte nicht. Und jetzt, plötzlich, mit diesem Masseur …
Tristan Grünfels entgleitet die Kontrolle, komplett. Ist das noch er selbst? Auch Brix und Janneke erkennen ihren alten Weggefährten nicht wieder. Können sie ihn noch retten – vor sich und anderen? Ohne es zu ahnen, geraten die Ermittler selbst immer tiefer in den Strudel der Ereignisse …

Finale furioso für Brix und Janneke

Nach zehn Jahren und 19 Episoden endet eine Ära: Mit der Tatort-Folge 1274 „Es grünt so grün, wenn Frankfurts Berge blüh’n“ verabschieden sich die Ermittler Anna Janneke und Paul Brix, verkörpert von Margarita Broich und Wolfram Koch, vom Publikum der ARD-Sonntagskrimis. In ihrem letzten Fall müssen sie miterleben, wie ein einstiger Freund und Wegbegleiter – grandios gespielt von Gaststar Matthias Brandt – zu ihrem Widersacher mutiert. Drehbuchautor Michael Proehl, der bereits das Skript zum ersten Janneke-Brix-Tatort „Kälter als der Tod“ schrieb, würdigt das Ermittlerteam rückblickend so: „Janneke und Brix gehören zu den ‚Tatort‘-Duos, die auf Anhieb am besten in eine Großstadtatmosphäre passen. Unaufgeregte Ermittler, die ein Hauch Noir umgibt“.
Der Kriminalfilm, der vom 8. November bis zum 19. Dezember 2023 in Frankfurt am Main gedreht wurde und am Sonntag, den 22. September 2024 um 20:15 Uhr erstmals im ARD-Fernsehen ausgestrahlt wird, ist zugleich die letzte hr-Eigenproduktion eines Frankfurt-Tatorts. Zukünftig werden Melika Foroutan und Edin Hasanović die Verbrecherjagd in „Mainhattan“ übernehmen, indem sie vor allem „Cold Cases“, also ungelöste Fälle der Vergangenheit, neu aufrollen – ein Fokus, den es in der Tatort-Reihe so bisher nicht gibt. Produziert werden die neuen Folgen von „Sommerhaus“, verantwortlich u. a. für die Netflix-Serie „Die Kaiserin“.

Tatort-Kritik

Die Redaktion von Tatort-Fans meint:
Vom alten Goethe über Caspar David Friedrich bis zu Humphrey Bogart, vom beiseitesprechenden „doppelten Grünfels“ in Brecht’scher Manier bis zur typisch schnoddrig-brutalen Rotlichtgröße – es ist ein wahres Feuerwerk der Filmkunst, das alle Gewerke in diesem großen, bis in die Nebenrollen exzellent besetzten Finale für Janneke und Brix zünden. Als sollte nochmal ein Ausrufezeichen gesetzt werden für öffentlich-rechtliche Eigenproduktionen, die solche Kunstwerke möglich machen, im Idealfall jenseits von Quotendruck und Kostenkontrolle. Und wenn das imaginäre zweite Ich mit der wunderbar sanft-sonoren Stimme von Matthias Brandt gerade anfängt zu nerven, weil man sich das Innenleben des tragischen Psychologen doch gerne selbst erschließen möchte – dann ruft der „echte“ Grünfels ihm einfach „Halt die Klappe!“ zu. So viel Metareflexion ist selten in einem Tatort.
Ja, dieser Krimi wird polarisieren. Er bricht mit den Sehgewohnheiten des Publikums, gibt den Mörder schon nach wenigen Minuten preis, ist größtenteils sogar aus dessen Perspektive erzählt. Aber genau das ist ja das Einzigartige der ARD-Sonntagskrimis – dass sie die Möglichkeiten und Grenzen ihres Genres immer wieder neu ausloten. Hoffentlich auch in Zukunft. Für Janneke und Brix fällt der Vorhang nun – und sie verabschieden sich mit großem Kino.

Musik

In diesem Tatort wurden die folgenden Musiktitel verwendet:
• Dmitri Schostakowitsch: Walzer Nr. 2
• Daniel Savant: Paris je t’aime
• Jimmy Kaleth: Sexy Beast
• Ski Aggu: Maximum Rizz
• Zazie de Paris: Les feuilles mortes
Den Score zum Film komponierte Raffael Seyfried, eingespielt vom hr-Sinfonieorchester. Er ist nicht im Handel erhältlich.

Besetzung

Hauptkommissarin Anna Janneke – Margarita Broich
Hauptkommissar Paul Brix – Wolfram Koch
Kriminalassistent Jonas Hauck – Isaak Dentler
Tristan Grünfels – Matthias Brandt
Rosalie Grünfels, seine Frau – Patrycia Ziolkowska
Eric Grünfels, sein Sohn – Niko Jungmann
Senta Grünfels, seine Tochter – Maja Bons
Ersun, Sentas Freund – Soufiane El Mesaudi
Hagen Grünfels, Tristans Bruder – Andreas Schröders
Leonardo Muller, Unterweltboss – Ronald Kukulies
Romanov, Mullers Assistent – Andrey Senko
Elisabeth Kracht – Franziska Brandmeier
Marion Schweikhardt, Todesopfer – Melanie Straub
Günther Schweikhardt, ihr Mann – Sascha Nathan
Fanny – Zazie de Paris
Reinigungskraft – Timothy Chandler
u. v. a.

Stab

Drehbuch – Michael Proehl, Dirk Morgenstern
Regie – Till Endemann
Kamera – Philipp Sichler
Ton – Ralph Ganswindt, Christian Mathias
Szenenbild – Manfred Döring
Kostümbild – Lore Tesch
Außenrequisite – Richard Wengerter, Maik Hörnig
Innenrequisite – Bianca Stich, Stefanie Morgalla
Maske – Karsten Reinert, Stefanie Lange, Irina Roglin, Annett Wehn
Schnitt – Stefan Blau, Silke Franken
Musik – Raffael Seyfried (eingespielt vom hr-Sinfonieorchester)
Besetzung – Nathalie Mischel
Produktionsleitung – Uli Dautel (hr Fernsehspiel)
Aufnahmeleitung – Mathias Krämer
Redaktion – Jörg Himstedt (hr), Erin Högerle (hr), Marie Wolters (hr), Birgit Titze (ARD Degeto Film)


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