Kurz und knapp – darum geht’s
Im Wiener Rotlichtmilieu werden drei Menschen zur gleichen Zeit mit einer blauen Seidenkrawatte erdrosselt: eine Prostituierte, ein ungarischer Lastwagenfahrer und eine alte Witwe. Oberinspektor Hirth und sein Team stoßen schnell auf Verbindungen zum Waffenschmuggel und dem berüchtigten Zuhälterkönig Jellinek. Doch während die Ermittler einem gefährlichen Netzwerk aus illegalen Geschäften auf der Spur sind, erkennen sie nicht, dass der wahre Täter längst unter ihnen wandelt und seine eigenen Pläne verfolgt.
Inhalt der Tatort-Folge „Alleingang“
Der Tod lauert im Wiener Rotlichtmilieu: Als Frau Földy, die Pächterin des zwielichtigen Lokals „Miranda“, am frühen Morgen ihre Räumlichkeiten betritt, bietet sich ihr ein grausiges Bild. Ihre Angestellte Frau Zaremba und ein unbekannter ungarischer Lastwagenfahrer liegen erdrosselt zwischen den schummrigen Neonlichtern der Bar. Fast zeitgleich wird in einer nahegelegenen Wohnung eine alte Witwe tot aufgefunden – ebenfalls erdrosselt, ebenfalls zur selben Zeit.
Die Wiener Kriminalpolizei um Oberinspektor Hirth nimmt sofort die Ermittlungen auf. Schnell wird klar: Alle drei Opfer wurden mit demselben Werkzeug getötet – einer blauen Seidenkrawatte. „Den haben wir alle drei auf dem Gewissen“, stellt Inspektor Fichtl nüchtern fest, während er den Tatort im „Miranda“ inspiziert. Doch wer steckt hinter den Morden, und was verbindet die so unterschiedlichen Opfer?
Die Spur führt die Ermittler tief in die Wiener Unterwelt: Jellinek, eine schillernde Figur des organisierten Verbrechens, taucht am Tatort auf und gibt sich ahnungslos. Als Strohmann für zwielichtige Geschäfte ist er der Polizei bestens bekannt, doch diesmal scheint mehr dahinterzustecken. Fichtl kann die ungarische Pächterin Földy unter Druck setzen und erfährt ein brisantes Detail: Der tote Lastwagenfahrer half Jellinek beim Schmuggel von Schnellfeuergewehren.
Parallel dazu arbeitet Hirth mit Winkelbauer von der Staatspolizei zusammen, der bereits einem größeren Waffenschmuggel-Ring auf der Spur ist. 600 israelische Schnellfeuergewehre sind spurlos in Hamburg aufgetaucht – und die Behörden haben keine Ahnung, wie sie dorthin gekommen sind. Die Ermittlungen gleichen einem gefährlichen Tanz auf dünnem Eis: Jeder Schritt könnte die Fahnder näher zur Wahrheit bringen – oder sie in eine tödliche Falle locken.
Als die Beamten den verlassenen Lastwagen des ermordeten Ungarn finden, bestätigt sich ihr Verdacht: Weitere Waffen aus Israel sind an Bord. Doch je tiefer sie in das Netzwerk aus Korruption und Gewalt eindringen, desto klarer wird, dass nicht alle Beteiligten das sind, was sie zu sein scheinen. Ein Antiquitätenhändler namens Schurli, einer von Jellineks Handlangern, gerät ins Visier der Ermittler – doch ist er wirklich nur ein kleiner Fisch im großen Spiel, oder verfolgt er seine ganz eigenen, tödlichen Ziele?
Hinter den Kulissen
„Alleingang“ gehört zu den 13 „unterschlagenen“ Tatort-Folgen der Fernsehgeschichte: Zwischen 1985 und 1989 produzierte der ORF diese Krimis völlig eigenständig außerhalb der ARD-Gemeinschaftsproduktion. Als sechste Folge dieser geheimnisvollen Serie wurde „Alleingang“ am 24. August 1986 ausschließlich in Österreich erstgesendet. Unter der Regie von Werner Woess und nach einem Drehbuch von Ernst Hinterberger entstand ein 75-minütiger Fall um Oberinspektor Hirth – bereits sein achter Einsatz.
In den Hauptrollen agierten Kurt Jaggberg als Oberinspektor Hirth, Michael Janisch als Inspektor Fichtl, Michael Bukowski als Inspektor Hollocher und Heinz Zuber als Inspektor Schulz. Erhard Pauer verkörperte den zwielichtigen Jellinek, während Johann Ivangsitis als Schurli zu sehen war. Die Kamera führten Rudolf H. Murth und Stefan Horvath, für die Musik zeichnete Roland Baumgartner verantwortlich.
Diese 13 ORF-Eigenproduktionen wurden zu einem der bestgehüteten Geheimnisse des deutschen Fernsehens: Sie tauchen in keiner offiziellen ARD- oder ORF-Tatort-Liste auf, obwohl es sich um vollwertige Tatort-Folgen mit Doldinger-Fanfare und dem bekannten Vor- und Abspann handelt – nur der Hinweis auf die Gemeinschaftsproduktion fehlt. Die Senderechte sind mittlerweile abgelaufen, Wiederholungen gelten als praktisch ausgeschlossen. Selbst die ursprünglichen Produktionsunterlagen wurden beim ORF vernichtet. Für Tatort-Fans sind diese Folgen daher zur kostbaren Rarität geworden, die über Tauschbörsen und den teuren ORF-Mitschnittsdienst kursiert. „Alleingang“ wurde nach der Erstausstrahlung 1986 nur ein einziges Mal wiederholt – und verschwand dann für immer aus dem Fernsehprogramm.