Kurz und knapp – darum geht’s

In Frankfurt wird Geschäftsmann Harry Forster tot in seinem Swimmingpool aufgefunden – kurz nachdem er eine belastende Tonbandaufnahme bei seinem Anwalt hinterlegt hatte, die auf Mordpläne seiner eigenen Tochter Nadja hinweist. Kommissar Edgar Brinkmann übernimmt die Ermittlungen und stößt auf ein Netz aus Hass, Missbrauch und Verzweiflung rund um den verstorbenen Unternehmer. Als kurz darauf auch Nadja ermordet aufgefunden wird, nimmt der Fall eine unerwartete Wendung, die Brinkmann tief in die Geheimnisse des familieneigenen Varieté-Theaters führt…

Inhalt der Tatort-Folge „Rosen für Nadja“

Schlaflos steht Kommissar Edgar Brinkmann am Rand eines Indoor-Pools, während das kalte Neonlicht der Leuchtstoffröhren sich auf der Wasseroberfläche bricht. Im Wasser treibt die Leiche des wohlhabenden Geschäftsmanns Harry Forster, dessen Tod zunächst wie ein Unfall wirkt. Das Frankfurter Winterlicht fällt durch die großen Fenster der Villa und zeichnet harte Schatten auf den Boden, während die Ermittler ihre Arbeit aufnehmen.

Brinkmann, der erfahrene, etwas altväterlich wirkende Kriminalhauptkommissar, betrachtet die Szene mit gewohnter Ruhe. Seine methodische Art kontrastiert mit der hektischen Atmosphäre des Tatorts. „Kein Zufall“, murmelt er, als sein Assistent Wegener eine Pistole entdeckt, die am Poolrand liegt. Brinkmanns Instinkt sagt ihm, dass hinter dieser Fassade des Unfalls mehr steckt – ein Instinkt, der ihn in seiner langen Karriere selten getäuscht hat.

In Forsters imposanter Villa, die wie ein Denkmal für den eigenen Erfolg wirkt, stößt Brinkmann auf erste Hinweise. Eine Tonbandkassette, die der Tote seinem Anwalt übergeben hatte, enthält eine brisante Botschaft: Seine eigene Tochter Nadja und ihr Geliebter, ausgerechnet Forsters Hausarzt Dr. Peter Tale, hätten seinen Tod geplant. Brinkmann betrachtet das Foto der schönen jungen Frau, die das Varieté-Theater ihres Vaters leitet – ein glamouröser „Tingelpalast“, der trotz aller Bemühungen rote Zahlen schreibt.

In den schummrigen Gängen des Theaters, wo die Luft nach Schminke und altem Samt riecht, trifft Brinkmann auf eine seltsame Gruppe von Menschen: den kleinwüchsigen Ingo Möller, der Nadja bei der Leitung unterstützt und sie mit Augen voller Hingabe betrachtet; die Sekretärin Eva Sonntag, die mehr über ihren verstorbenen Chef zu wissen scheint, als sie zugibt; und den Travestiekünstler Harriette Dimanche, dessen frivole Bühnenauftritte im krassen Gegensatz zu seiner Zurückhaltung im Gespräch mit der Polizei stehen.

Die Ermittlungen gleichen einem Tanz auf verschiedenen Bühnen. Kaum hat Brinkmann begonnen, die Aussagen zu ordnen, erschüttert eine weitere Tragödie den Fall: Nadja Forster wird erwürgt in ihrem Haus aufgefunden. Am Tatort entdeckt Brinkmann einen bizarren Schrein mit Rosen – Rosen für Nadja, die wie ein letzter, makabrer Liebesbeweis wirken. „Wer liebt so verzweifelt, dass er tötet?“, fragt sich Brinkmann, während er zwischen den verwelkenden Blüten einen Fingerabdruck sicherstellt.

Zwischen den kalten Mauern des Präsidiums versucht Brinkmann, die Fäden zusammenzuführen. War es Dr. Tale, dessen Affäre mit Nadja seine Ehe zerbrach und seine alkoholkranke Frau Bea zu einer gefährlichen Rivalin machte? War es Eva Sonntag, die geheimnisvolle Sekretärin mit einer überraschenden Verbindung zu Forster? Oder führt die Spur zu Ingo Möller, dessen unerwiderter Liebe zu Nadja hinter seinem dienstbeflissenen Auftreten brodelt?

Als Brinkmann schließlich die Wahrheit erkennt, offenbart sich ihm ein Abgrund menschlicher Abgründe, in dem Liebe und Hass, Begehren und Zurückweisung zu tödlichen Motiven wurden…

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Rosen für Nadja“ wurde unter der Regie von Heinz Schirk in Frankfurt am Main und Umgebung gedreht. Die Folge ist der 18. Fall für Kriminalhauptkommissar Edgar Brinkmann, der von Karl-Heinz von Hassel verkörpert wird – einem Schauspieler, der mit seiner bedächtigen, ruhigen Art dem Frankfurter Tatort über viele Jahre seinen unverwechselbaren Stempel aufdrückte.

In den Hauptrollen glänzen neben von Hassel auch Michael Degen als Opfer Harry Forster und Anke Sevenich als dessen Tochter Nadja. Sevenich, die durch ihre Rolle in Edgar Reitz‘ Epos „Die zweite Heimat“ einem breiten Publikum bekannt wurde, verleiht der komplexen Figur der Nadja sowohl Verletzlichkeit als auch Härte. Die Besetzung wird komplettiert durch ein Ensemble erfahrener Charakterdarsteller, die dem Varieté-Milieu der späten 1990er Jahre authentische Farbe verleihen.

Bei seiner Erstausstrahlung am 15. Februar 1998 erreichte „Rosen für Nadja“ im Ersten eine Einschaltquote von 18,05 Prozent und wurde in Deutschland von 6,81 Millionen Zuschauern gesehen – ein solides Ergebnis für den Hessischen Rundfunk.

Nach der Ausstrahlung wurde besonders die Behandlung des Themas sexueller Missbrauch innerhalb der Familie diskutiert. Die düstere Atmosphäre und die komplexe Figurenkonstellation machten „Rosen für Nadja“ zu einem Tatort, der weit über das Genre des Sonntagabendkrimis hinausging und schwierige gesellschaftliche Themen nicht aussparte. Kritiker lobten besonders die nuancierte Darstellung der Figuren, die jenseits einfacher Gut-Böse-Schemata agieren und deren Handlungen aus tiefen emotionalen Verletzungen resultieren.

Besetzung

Kommissar Brinkmann – Karl – Heinz von Hassel
Robert Wegner – Martin May
Harry Forster – Michael Degen
Nadja Forster – Anke Sevenich
Eva Sonntag – Almut Eggert
Dr.Peter Tale – Horst – Günter Marx
Bea Tale – Ute Christensen
Ingo Möller – Hans – Peter Luppa
Harriette Dimanche – Hans Falar

Stab

Drehbuch – Heinz Schirk
Regie – Heinz Schirk
Kamera – Werner Hoffmann
Schnitt – Silvia Moehrke
Musik – Axel Donner, Roland Schneider, Helmut Scholz
Produktion – HR