Kurz und knapp – darum geht’s
In einer Kaserne in Ludwigshafen ereignet sich ein tödlicher Zwischenfall: Ein Wachsoldat erschießt einen Mann in Zivilkleidung, der nachts über den Zaun zu klettern versucht. Wie sich herausstellt, handelt es sich bei dem Toten um einen Leutnant der eigenen Kaserne. Hauptkommissarin Lena Odenthal und ihr Kollege Mario Kopper übernehmen die Ermittlungen, doch schnell kommen Zweifel an der Unfallversion auf. Als die Ermittler einer Verbindung zwischen dem getöteten Leutnant und der Frau des Bataillonskommandeurs auf die Spur kommen, offenbart sich ihnen ein perfides Komplott…
Inhalt der Tatort-Folge „Nahkampf“
Die Nacht liegt schwer über der Ludwigshafener Kaserne, nur das gedämpfte Geräusch von Schritten durchbricht die Stille. Eine dunkle Gestalt huscht über den mondbeschienenen Hof, nähert sich vorsichtig dem Zaun. Der vermeintliche Eindringling in Zivilkleidung wird von der Wache entdeckt – Warnrufe hallen durch die Dunkelheit, dann ein Schuss. Was zunächst wie ein tragischer Unfall erscheint, weckt schnell den Spürsinn von Hauptkommissarin Lena Odenthal.
Die erfahrene Ermittlerin stößt in der Kaserne auf eine Mauer des Schweigens. Zu glatt wirken die Erklärungen, zu routiniert die Antworten der Soldaten. Wie ein gut geöltes Getriebe scheint der militärische Apparat zu funktionieren – doch unter der polierten Oberfläche brodelt es. Der erschossene Leutnant Georg Tremer hatte ein gefährliches Geheimnis: eine Affäre mit Manon Kampmann, der Frau des Bataillonskommandeurs.
Die Ermittlungen gleichen einem Schachspiel, bei dem Odenthal und ihr Assistent Kopper gegen einen unsichtbaren Gegner antreten müssen. Selbst der traumatisierte Schütze, der junge Gefreite Spirefka, scheint nur eine Figur in einem größeren Plan zu sein. Während die Kommissarin den Fäden der Intrige folgt, verdichten sich die Hinweise auf eine ebenso brillante wie tödliche Inszenierung.
Hinter den Kulissen
Die 373. Tatort-Folge wurde vom Südwestfunk unter der Regie von Thomas Bohn produziert, der auch das Drehbuch verfasste. „Nahkampf“ ist der zwölfte Fall für die Ludwigshafener Ermittlerin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und der dritte für ihren Kollegen Mario Kopper (Andreas Hoppe).
Die Erstausstrahlung am 19. Oktober 1997 verfolgten 8,16 Millionen Zuschauer, was einem beachtlichen Marktanteil von 23,03 Prozent entsprach. Bemerkenswert ist auch der Auftritt von Fritz Müller-Scherz als Kriminaltechniker Peter Becker – eine Rolle, die ab 1999 dauerhaft von Peter Espeloer übernommen wurde.
Der Film besticht durch seine authentische Darstellung des Militärmilieus und die komplexe Verschränkung von dienstlichen Hierarchien und persönlichen Beziehungen. Die klaustrophobische Atmosphäre der Kaserne wird zum eigenen Charakter in diesem spannungsgeladenen Kriminalfall.
Besetzung
Lena Odenthal – Ulrike Folkerts
Mario Kopper – Andreas Hoppe
Oberst Rüdiger Kampmann – Jürgen Schornagel
Kriminalrat Friedrichs – Hans-Günter Martens
Oberleutnant Georg Tremer – Bernhard Bettermann
Manon Kampmann – Dana Vávrová
Major Rolf Rohloff – Frank Röth
Leutnant Arnold von Brentano – Götz Otto
Peter Becker – Fritz Müller-Scherz
Gefreiter Wolfgang Spirefka – Roman Knizka
u.a.
Stab
Kamera – Hans-Jörg Allgeier
Buch – Thomas Bohn
Szenenbild – Börries Hahn-Hoffmann
Regie – Thomas Bohn
Bilder – WDR/SWR
Der Tatort mit der Nummer 373, heute in Wiederholung, 20:15 h, bei mir im home video. Den auf ARD gezeigten „Münsteraner“ habe ich einfach zugunsten der Hauptkommissare Odenthal (w) und Kopper (m) ausfallen lassen. Aus Ludwigshafen sind die und ermitteln, diesmal mit einem erstaunlich agilen Kriminalrat Friedrichs, im mittleren Bundeswehrmanagment, mit seinem, zumindest hinter den Kasernenmauern, verkrusteten System von anno 1904. Ein wahrlich interessanter Fall, mit einer genial grandiosen Lösung. Ein junger Oberleutnant baggert schon über Monate die Frau des Kommandeurs an, ein penibel durchstrukturierter Fünfziger, mehrmals durch die Generalsverwendung gerauscht und als Oberst dennoch fehl am Platze. Der Nebenbuhler wird militärisch genial aus dem Weg geräumt, durch die Unruh im Getriebe dieser baren Denkfabrik, nicht wissend, ein Werkzeug im Augenblick des Geschehens gewesen zu sein. Odenthal und Kopper decken und lösen den Fall auf, auch mit Hilfe eines jungen Leutnants, dem getöteten Oberleutnant als Freund verbunden. Und trotzdem schaffen sie es nicht, diesen eiskalten uniformierten Autokraten zu überführen. Dieses erledigt dann die Ehefrau, mit drei Schüssen, nicht ganz so genial, aber man wünscht ihr heute noch alles Gute. Unbedingt sehenswert ist dieser Tatort-Spielfilm aus dem Jahr 1997.
Nachtrag: Sollte es eine Liste mit den 150 besten Tatort-Filmen geben, dieser mit der Nummer 373, gehört meiner Meinung nach dazu. Ehrlich.
Interessanter, in der Logik des Geschehens und der Zusammenhänge weitgehend stimmiger und von den Akteuren insgesamt gut und glaubwürdig gespielter Tatort mit den noch relativ „jungen“ Kommissaren Odenthal und Kopper und etlichen anderen aus heutiger Sicht noch relativ jungen Schauspielern.
5 Sterne … schon alleine für die Szene, in der Lenas und Marios Chef, Kriminalrat Friedrichs – kurz zuvor noch zaudernd in der Unterstützung für Lenas Mord-Theorie – ob des arroganten Auftretens der ‚Herrschaften‘ von der BW und ihres Anwaltes über sich hinaus wächst, sich vor seine ‚Untergebenen‘ stellt und jenen in bester militärischer Vorgesetzten-Manier ‚den Marsch bläst‘, sie ‚in den Senkel stellt‘ und ihnen klarmacht: „wir sind hier nicht bei der Wehrmacht“. Köstlich.
Stimme Dirk zu: gehört zu den besonders guten Tatorten.
The camera loves Lena Odenthal. And the beauty-and-the-beast act with Kopper works really well. Here she has to stare down a professional soldier and prove she’s more intelligent that he. She wins, but I worry a bit about the morality: both Odenthal and the Oberst have someone killed by proxy. Good story.