Kurz und knapp – darum geht’s
Eine gewaltige Explosion erschüttert einen Kölner Schulhof: Der gerade von Vergewaltigungsvorwürfen freigesprochene Sportlehrer Hans Ziemann wird durch eine Bombe getötet, als er nach Unterrichtsende das Gebäude verlässt. Die Kommissare Ballauf und Schenk ermitteln in alle Richtungen – zur anklagenden Schülerin Kathrin Stein, ihrem verliebten Mitschüler Hubert und einem sensationshungrigen Reporter, der zufällig mit Kamera vor Ort war. Als die Spuren auf einen Sprengsatz mit zwei unterschiedlichen Zündern hindeuten, erkennen die Ermittler, dass sie es mit einem perfiden Komplott zu tun haben, das viel tiefer reicht als zunächst angenommen…
Inhalt der Tatort-Folge „Bombenstimmung“
Frühmorgens sitzt Max Ballauf allein in seiner kargen Wohnung und löffelt schweigend Eier aus einem Glas – ein einsamer Wolf, der selbst beim Frühstück Abstand zur Welt hält. Doch die Stille wird jäh durch das Klingeln seines Diensttelefons zerrissen: Eine Bombe hat am Schulhof einen Menschen getötet. Die graue Herbstluft über dem Tatort ist erfüllt vom beißenden Geruch verbrannten Schwarzpulvers, während Papierfetzen wie morbide Konfetti über den Asphalt tanzen.
„So ein Mord ist wie ein Dominospiel“, murmelt Freddy Schenk, während er mit seinen neuen Cowboystiefeln durch die Trümmer stapft. „Es genügt ein kleiner Anstoß, und schon fallen alle Steine.“ Der bullige Kommissar ringt nicht nur mit dem Fall, sondern auch mit seiner bevorstehenden Beförderung zum Hauptkommissar und dem Chaos seiner eigenen Familie – zwei freche Töchter und eine Frau, die seine langen Arbeitszeiten kaum noch toleriert. Ballauf hingegen bleibt verschlossen wie eine Auster, nur die rätselhafte Schülerin Kathrin Stein scheint einen Riss in seiner harten Schale zu verursachen.
Das Katz-und-Maus-Spiel um Wahrheit und Lüge führt die Ermittler in ein Netz aus Verdächtigungen. „Ich will nur wissen, ob er es wirklich getan hat“, konfrontiert Ballauf die verstörte Kathrin in einem stickigen Verhörraum. Doch ihre Augen bleiben undurchdringlich wie tiefes Wasser. Die Fahndung nach dem Bombenleger gleicht der Suche nach einem schwarzen Faden in einem dunklen Raum – kompliziert, als plötzlich der brillante Schüler Hubert tot aufgefunden wird, neben sich einen Abschiedsbrief mit einem Geständnis.
Der Fall scheint gelöst, doch die zwei unterschiedlichen Zünder an der Bombe geben Ballauf zu denken. „Manche Geständnisse sind wie billige Lederjacken“, sagt er zu seinem Partner, während sie durch die neonbeleuchteten Straßen Kölns fahren. „Sie sehen echt aus, aber bei näherem Hinsehen erkennst du die Risse.“ Als sie entdecken, dass ausgerechnet die Lehrerin Helga Grimme dem Opfer ein Alibi für die angebliche Vergewaltigung gegeben hatte, während ihr Mann Paul die Explosion mit der Kamera festhielt, beginnt das gesamte Konstrukt der Wahrheit zu bröckeln wie morscher Putz an einer alten Wand.
Hinter den Kulissen
Die Tatort-Folge „Bombenstimmung“ wurde vom WDR produziert und lief als 372. Episode der Krimireihe am 12. Oktober 1997 zum ersten Mal im deutschen und österreichischen Fernsehen. Es war der zweite Fall für das Ermittlerduo Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär), das damit seine Position als neues Kölner Team festigte.
Unter der Regie von Kaspar Heidelbach, der später noch weitere Tatort-Folgen inszenieren sollte, wurde der Film nach dem Drehbuch von Michael Fengler und Peter Zingler verwirklicht. In den Hauptrollen brillierten neben den Kommissaren besonders Katharina Schüttler als verstörte Schülerin Kathrin, Nina Petri und Dieter Landuris als Ehepaar Grimme sowie Dennis Grabosch in der Rolle des verzweifelten Schülers Hubert. Mit Anna Loos in der wiederkehrenden Rolle der Sekretärin Lissy Pütz war zudem ein weiteres bekanntes Gesicht zu sehen.
Bei seiner Erstausstrahlung erreichte „Bombenstimmung“ beachtliche 8,87 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 25,04 Prozent für Das Erste. TV Spielfilm lobte den Krimi als „kecke kölsche Hahnenkämpfe“ mit einer „stimmigen, fesselnden Geschichte“.
Im Rückblick erscheint die Folge geradezu prophetisch, da sie Themen wie sexuelle Belästigung und mediale Manipulation aufgreift, die erst Jahrzehnte später mit Bewegungen wie #MeToo breite gesellschaftliche Beachtung finden sollten. Zudem wurden in dieser Episode wichtige Markenzeichen der Figur Freddy Schenk etabliert: seine Cowboystiefel und die Vorliebe für ausgefallene Dienstwagen – in diesem Fall ein Chevrolet Blazer K5 mit dem Kennzeichen K-KO 437, nachdem er zunächst von einem Ferrari F355 geträumt hatte.
mir sagt den Tatort noch nichts weil ich noch nicht gesehen habe kommt immer zu spät das wäre schön wenn 20.15 kommen könnte ich gebe diesen tatort aus köln auch 100 Sterne von mir
Der Tatort mit der Nummer 372 mit den beiden gerne gesehenen Kölner Hauptkommissaren Ballauf und Schenk. Fast hätte man schreiben können – Sternenhimmel – aber Ballauf und Schenk haben wirklich alle Hände voll zu tun, sich durch einen undurchsichtigen Mordanschlag auf einen Lehrer mittels ferngezündeter Papierkorbbombe und den späteren vollendeten Suizid des Hauptverdächtigen sowie die versuchte Selbsttötung der Mitwisserin und auslösenden Faktors, durch zu wurschteln. Damals machte das Spektakel der beiden Mordermittler noch ihre Assistentin Lissy mit, was auf das Alter dieses Tatort-Streifens schließen lässt. Lissy hat ja mittlerweile ebenfalls Kommissar-Fernsehgeschichte geschrieben, nur den ausstrahlenden Sender hat sie gewechselt und ihren Namen geändert, ist allgemein etwas knutschiger geworden. Der Fall macht eine dramatische und unvorstellbare Wendung, da bleibt den beiden Profis die Luft weg. Ein interessanter Tatort-Fernsehfilm aus den späteren 1990iger Jahren, immer einmal wieder sehenswert. Die beiden Tatort-Mordermittler ermitteln in ihrem 2. Fall und gut.
Danke, WDR, für die Wiederholungen am Dienstag Abend.
Es erinnert mich daran, wie gut Tatort war und sein könnte, auch in der Gegenwart.
Hier stimmt vieles, Geschichte, Humor, vor allem die passgenaue Musik, eine hervorragende jugendliche Hauptdarsteller, private Probleme nehmen auch keinen zu großen Einfluss, und vor allem, man langweilt sich keine Minute und bleibt am Ball, und zuletzt wird das Mitraten aufgelöst.
Einen Punkt Abzug wegen der Logiklöcher, das Ballauf das Mädchen zweimal alleine liess…
Zwanzig Jahre alt, und um Klassen besser als vieles des Tatort Jahrganges 2017.
Ein schönes Frühwerk. Nett auch die heute nicht mehr eingesetzten alten Achtachser-Straßenbahnen im Hintergrund. Blos rätsele ich noch, welche Schulde das war mit den 50er-Türgriffen und dem Arkadengang an einer Glasbausteinwand lang.
Genauso gut wie der erste Daumen hoch!!
Zweiter Fall von Kriminalhauptkommissar Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Kriminalhauptkommissar Alfred (“Freddy“) Schenk (Dietmar Bär), die in Köln ihren Ermittlerort haben.
Regisseur Kaspar Heidelbach hatte ja wohl die ersten zwei Folgen dieser Kölner Ermittler Ballauf/Schenk eigentlich zusammengedreht. Da konnte man nicht erwarten, dass diese zweite Folge “Bombenstimmung“ großartig besser wurde. Normal wird bei einer solchen Vorgehensweise die zweite Folge in der Qualität eher sogar noch ein wenig schlechter. Und hier bestätigt keine Ausnahme diese Regel. Dieses B-Movie-Gefühl von der ersten Folge spürt man auch in dieser Folge. Schauspielerisch passen sich die Schauspieler der Erzählstruktur dieser Folge “Bombenstimmung“ an. Klischee steht im Vordergrund. Manche Schauspieler überspielen ihre Rolle. Keiner ist über Normalform. Ihre Performance wirkt halt nur wie Szene für Szene gespielt und nicht im Zusammenhang. Und summa summarum ist meiner Meinung nach das Endprodukt, also der Film, etwas billig vorgetragen.
Aber irgendwo darin muss auch etwas dabei sein, was diese Kommissare im Laufe der Jahre so beliebt machte. Meistens braucht man ja dafür einen guten Einstand. Den sehe ich für diese beiden Kommissare Ballauf/Schenk nach diesen ersten beiden Folgen nicht.
Story:
Lehrer Hans Ziemann hat seinen ersten Schultag, nachdem er wegen sexueller Belästigung angeklagt und nun freigesprochen wurde. Ein privater Filmsender wartet mit Reporter Paul Grimme (Dieter Landuris) auf dem Schulhof, um am Ende des Unterrichts ein Interview mit Lehrer Hans Ziemann zu machen. Als Lehrer Hans Ziemann den Ausgang nehmen will, geht eine Bombe im Papierkorb neben ihm hoch, die zu seinem Tode führt. Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) nehmen die Ermittlungen auf. Sie konzentrieren sich auf das gesellschaftliche Umfeld des Lehrers und haben auch großes Interesse daran, zu wissen, wie die Anklage des Toten wegen sexueller Belästigung wirklich verlaufen ist. Als Verdächtige gibt es die jugendliche Kathrin Stein (Katharina Schüttler), die aus nicht so schönen Familienverhältnissen stammt. Sie hat damals den Lehrer Hans Ziemann angeklagt. Ein Mordmotiv ist bei ihr deshalb auch vorhanden. Aber ob sie Bomben bauen kann? Schon eher ihr Schulkamerad und Verehrer Hubert Kamphofen (Dennis Grabosch), der in dem Schulfach Physik ein begabter Schüler ist. In der Schule fehlen auch Zutaten von gelagerten Stoffen, die man für eine solche Bombe braucht. Bevor die beiden Ermittler aber mit Hubert Kamphofen (Dennis Grabosch) sprechen können, hat dieser sich umgebracht und gibt in einem Abschiedsbrief auch die Tat zu, die er für Kathrin Stein (Katharina Schüttler) vollzogen hat. Aber er wollte nur erschrecken und nicht töten. Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) gibt sich jedoch mit dieser Lösung nicht ganz zufrieden, zumal die Experten sagen, dass diese Bombe nicht unbedingt tödlich war. Ein zweiter Zeitzünder soll das verheerende Resultat ausgelöst haben. DAS SOLL MAL EINER VERSTEHEN. Dafür ist aber jetzt die Ehefrau Edith Ziemann (Claudia Wenzel) verdächtigt. Auch der Reporter Paul Grimme (Dieter Landuris) mit seinem privaten Filmsender könnte mit der Tat zu tun haben.
Hier finden die Ermittler dann ein Motiv heraus, welches den wahren Tathergang aufzeigt. Und in der Art, wie dann die Auflösung in dieser Folge “Bombenstimmung“ dem Publikum präsentiert wird, würde ich jemanden als Geschichte nicht so gern erzählen. Auch die Whodunit-Spannung dieser Filmgeschichte war dabei ja wohl ebenfalls nicht gerade etwas besonders Spannendes.
Optisch ist der Film Standard, aber inhaltlich fast zum Weglaufen. Alles wird klischeehaft in Szene gesetzt. Schon der Anfang mit dem gefakten Terroristenbeitrag, dann die Zeitlupenaufnahmen der Bombenexplosion. Es muss die verdächtige Ehefrau Edith Ziemann (Claudia Wenzel) bei der Explosion dabei sein, damit das Publikum diese als Verdächtige in Erinnerung behält. Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) muss bei fast jeder Aussage seinen moralischen Senf dazugeben. Das Verhältnis zwischen ihm und Kathrin Stein (Katharina Schüttler) findet in dieser Folge schon einen Zustand, wo man als Zuschauer nur noch von Fremdschämen geplagt wird. Und die Familie von Kathrin Stein (Katharina Schüttler) wird gezeigt, als wäre sie nur ein Bühnenbild. Natürlich ein klischeehaftes Bühnenbild einer sozialgeschwächten Familie.
Aber die beiden Ermittler beißen sich durch. Hier in dieser Folge “Bombenstimmung“ ist schon ihre Dienstfahrzeugbeschaffung ein Höhepunkt der Folge. Die Privatgeschichte um Freddy Schenk (Dietmar Bär) selbst macht Interesse. Aber auch die Lissy Pütz (Anna Loos) als sekretärische Hilfe der beiden Ermittler ist mit ihren kurzen Einsätzen ein kleiner Stützpunkt dieser Folge.
Ich selbst habe schon sehr viele Folgen von Ballauf/Schenk gesehen, die meistens auf Durchschnittsniveau abgelaufen sind. Deshalb sehe ich Ballauf/Schenk auch eher als Durchschnittkommissare. Nachdem ich jetzt erst ihre ersten zwei Folgen gesehen habe, muss ich sagen, dass diese beiden Ermittler eigentlich qualitätsmäßig keinen so guten Start hatten.
Aber die Kommissare wurden beliebt. Vielleicht liegt es daran, dass sie Ihr Herz auf der Zunge tragen.
Trotz allem, was wir hier eher unterdurchschnittlich von den Beiden in dieser Folge gesehen haben, scheinen sie eine besondere Sympathie auszustreuen. Das freut mich dann auch.
Ehrlich.
Meine Schulnote: 4
Edith Ziemans Vati ist „Vaddern“ des Münsteraner Tatorts. Witzig, wie viele Schauspieler in verschiedenen Tatorten zu sehen sind.
Ein paar Fragen bleiben bei diesem Tatort offen: Wenn zunächst der Schüler die Bombe gebaut hat, dann wusste er als Schulbester, dass bei 1,5 kg Salpeter, dem er dem Rezept nach noch ca. 300 g Holzkohle und 200 g Schwefel zusetzen musste, damit also bei zwei kg Schwarzpulver keine kleine Bombe zum Erschrecken mehr vorliegen würde. Ein Zeitzünder, den der Schüler hier verbaut hat, hätte eine sekundengenaue Information darüber vorausgesetzt, wann der Lehrer die Schule verlässt. Hier waren von vorneherein nur ein Fernauslöser und Beobachtung gangbar. Das Mädchen war vom Vater vernachlässigt, von der Mutter aber durchaus liebevoll umsorgt, warum zeigte sie zwischenzeitlich solche Abneigung gegen ihren Mitschüler? Die provozierende Berichterstattung des „Grimme-TV“ wäre normal jedem seriösen Sender auffällig geworden, spätestens bei den Auslandsszenen. Das junge Mädchen erschien auch nicht so gewissenlos, dass sie – aus verschmähter Liebe zu einem älteren Lehrer – diesen mit der Vergewaltigungs-Story um seine Existenz hätte bringen wollen. Die Lehrerin forderte am Ende ihre Schülerin zum Mord auf, die Kommissare sind dabei und nehmen sie anschließend nur zur Vernehmung mit? Es bleibt ein Tatort, der unterhalten konnte, dem es aber an letzter Konsequenz und auch an Tiefgang fehlte. Die Personenzeichnung des Drehbuchs war im einzelnen mangelhaft.
Ist denn keinem vom WDR-Tatort-Team aufgefallen, dass „Grimme-TV“ mit nur einer Kamera vor Ort keinen Film mit Schnitt und verschiedenen Einstellungen von der Explosion machen konnte, die innerhalb von Sekundenbruchteilen ablaufen ist?