Kurz und knapp – darum geht’s
Schüsse fallen in der renommierten Kanzlei Prinz: Der Juradozent Jasper Ünel liegt tot in einem der Büros. Einzige Zeugin ist Patricia Prinz, Gattin des Toten und Kanzleichefin. Doch ist sie wirklich nur die bedauernswerte Witwe? Die Ludwigshafener Kommissarinnen Lena Odenthal und Johanna Stern finden heraus, dass Anwältin Prinz ihre Prozessgegner systematisch diskreditiert, weswegen es einen heftigen Streit zwischen ihr und Jasper Ünel unmittelbar vor dessen Tod gegeben hat. Und dann muss sich Odenthal auch noch einer internen Ermittlung stellen, die das Vertrauensverhältnis zwischen den beiden Ermittlerinnen auf eine harte Probe stellt …
Der 80. Einsatz von Ulrike Folkerts als Lena Odenthal ist am 27.10.2024 um 20:15 Uhr im Ersten zu sehen.
Inhalt der Tatort-Folge „Dein gutes Recht“
„Super, ich kann nächstes Jahr anfangen, bis dahin mach’ ich noch Work and Travel.“ – Odenthal und Stern sind genervt. Nicht genug damit, dass die Personalabteilung der Polizei Ludwigshafen offenbar selbst unter einem Mitarbeiter-Engpass leidet, weswegen die beiden Kommissarinnen persönlich die Vorstellungsgespräche für die Nachfolge ihrer langjährigen Sekretärin Edith Keller führen müssen: Endlich finden sie eine geeignete Kandidatin, doch die hat es offenbar nicht so eilig damit, den neuen Job anzutreten. Dabei könnte die Kripo gerade jetzt jede helfende Hand gebrauchen, um die Mordermittlungen im Tatort „Dein gutes Recht“ voranzutreiben.
Wer gab den tödlichen Schuss auf Jasper Ünel ab, Gatte der renommierten Anwältin Patricia Prinz? Das ist die entscheidende Frage, die das Ermittlerinnenduo Odenthal und Stern schon den ganzen Tag umtreibt, weshalb die Bewerberinnenschar vor ihrem Büro das Allerletzte ist, was sie gerade gebrauchen können. Prinz selbst hat die Leiche ihres Mannes in der Kanzlei gefunden und ist am Boden zerstört – obwohl sich die Eheleute kurz zuvor noch ordentlich gezofft haben, wie die Witwe unumwunden zugibt. Der idealistische Rechtsgelehrte war es offenbar leid, dass es Patricia immer nur um Erfolg und Geldverdienen geht, obgleich er selbst von den üppigen Kanzleieinnahmen auch ganz gut gelebt hat. Viel weniger kooperationsbereit zeigt sich Advokatin Prinz, wenn es um Auskünfte über ihre Mandanten geht – und damit über potenzielle Täter im TV-Krimi „Dein gutes Recht“, schließlich steht sie als Fachanwältin für Arbeitsrecht regelmäßig im Kreuzfeuer unterschiedlicher Interessen – da kann jemand, der über den Ausgang eines Prozesses enttäuscht ist, auch ganz schnell Rachegedanken gegen seinen Rechtsbeistand entwickeln.
Zum Glück kann Schnelldenkerin Johanna Stern gerade noch rechtzeitig die aktuelle Seite von Prinz’ Terminkalender abfotografieren, bevor sie aus der Kanzlei hinauskomplimentiert wird – so stößt sie auf die Namen Piet Sievert und Marie Polat, die Prozessgegner im jüngsten Fall der Anwältin. Sievert ist in seiner Selbstwahrnehmung wahrscheinlich der beste und großartigste Leiter eines Callcenters im ganzen Universum, weshalb ihm seine – zumeist weiblichen – Angestellten bitteschön absolute Ehrfurcht und Respekt entgegenbringen sollen, zumal das doch ohnehin alles gescheiterte Existenzen sind, die froh sein können, wenn er ihnen überhaupt eine Chance gibt. So wie Marie Polat, alleinerziehende Mutter, vorbestraft wegen mehrfachen Schwarzfahrens. Weil sie die Geldbuße von 30 Tagessätzen nicht bezahlen konnte, musste sie eine Gefängnisstrafe absitzen. Mit dem Vater ihres Sohnes liegt sie im Dauerclinch um das Sorgerecht. Und jetzt auch noch die fristlose Kündigung ihres Jobs im Callcenter, nur weil sie die dauernden sexuellen Belästigungen und ekelhaften Avancen ihres Macho-Chefs Sievert nicht länger ertragen wollte und konnte.
Polat hat Klage gegen ihre Kündigung eingereicht, weil sie fürchtet, das Sorgerecht sonst endgültig zu verlieren – doch wird sie vor Gericht eine Chance haben? Sie selbst kann sich keinen Anwalt leisten, während Sievert von Patricia Prinz vertreten wird. Und die lässt keine Gelegenheit aus, die Klägerin Marie Polat in einem schlechten Licht darzustellen: etwa als „kriminelle, drogenabhängige Hure“, die schon als Kind Suizidgedanken entwickelt habe.
Tatsächlich ist Patricia Prinz berüchtigt dafür, ihre Prozessgegner systematisch zu diffamieren und zu verunglimpfen – eine Praxis, die Jasper Ünel in seinen Jura-Vorlesungen regelmäßig als Beispiel für besonders fragwürdiges und unmoralisches Anwaltshandeln präsentierte.
Auch Fahnderin Odenthal ist empört darüber, wie brutal Patricia Prinz die mittellose Marie Polat bloßstellt und ihre Glaubwürdigkeit konsequent untergräbt, als sie die Verhandlung vor dem Arbeitsgericht im SWR-Tatort „Dein gutes Recht“ beobachtet. Doch was der skrupellosen Anwältin in die Karten spielt: Marie Polat scheint selbst das Recht in die eigene Hand genommen zu haben, als sie sensible Daten vom PC ihres Chefs gelöscht hat, die sie belasten könnten.
Jener Piet Sievert wiederum ist plötzlich verschwunden – und es beginnt ein wildes Katz-und-Maus-Spiel zwischen Polizei und Verdächtigen, in dem die toughen Ermittlerinnen Odenthal und Stern erneut unter Beweis stellen müssen, dass sie in Extremsituationen einen kühlen Kopf bewahren. Genau das aber zweifeln die beiden internen Ermittler an, die Odenthal noch vor Abschluss des Falls wegen eines angeblich unsachgemäßen Schusswaffengebrauchs verhören. Kann Johanna Stern als einzige Zeugin die Sache aufklären? Einmal mehr geht es um Recht und Gerechtigkeit, Wahrheit, Fakten und Wahrnehmungen – und deren Manipulation.
Der 80. Fall für Lena Odenthal
Jubiläum für einen Evergreen: Der Tatort „Dein gutes Recht“, der vom 13. Juni bis zum 14. Juli 2023 in Ludwigshafen, Baden-Baden und Karlsruhe gedreht wurde, ist der sage und schreibe 80. Einsatz für Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts), die bereits seit zehn Jahren von Johanna Stern (Lisa Bitter) unterstützt wird. Zur Entwicklung des Verhältnisses der beiden Hauptfiguren sagt Ulrike Folkerts: „Zu Beginn war Johanna Stern als junge und ehrgeizige Profilerin eher dazu da, mit Lena zu streiten, ihr Paroli zu bieten […]. Das hatte etwas von Zickentheater. Wir waren uns schnell einig, wir können auch unterschiedlicher Meinung zu einem Fall sein und trotzdem ein gutes Team werden, wo Vertrauen und ein sich Aufeinander-Verlassen-Können im Vordergrund steht. Das hat sich jetzt schon einige Jahre bewährt und geht in die richtige Richtung.“
Erstmals zu sehen ist der neue Tatort des SWR aus Ludwigshafen am Sonntag, den 27. Oktober 2024 um 20:15 Uhr im ARD-Fernsehen.
Soooooo langweilig und schlecht. Nur Büroszenen.
Die Stern hat Odenthals Leben verlängert.
Für mich sind die Ludwigshafener jetzt tot.
Da fehlt mir der Zugang zur angeblichen Kunst. Ich hätte Lena Odenthal einen spannenden Jubiläumsfall gewünscht. Über weite Strecken stinklangweilig. Dann lieber Bernd das Brot…..
Ein grauenhafter TO !!! Völlig in die Enge getriebene Frauen werden von Anwälten , Polizei und SEK unter Druck gesetzt – nur Psychostreß –
– ansonsten bedückende und sarkastische „Büroverhöre“ – – – -ABSCHALTEN !
Es war ein gewagtes Experiment, das die Tatort-Redaktion für diese Folge in die Hand genommen hat: Lena Odenthal, normalerweise unerschütterlich als Ermittlerin unterwegs, wird plötzlich selbst zur Verdächtigen. Die Idee, diesen bekannten Charakter einmal in die andere Rolle zu versetzen und somit auch die Themen Manipulation, Wahrheitsfindung und subjektive Wahrnehmung von einem ungewohnten Winkel zu beleuchten, ist ohne Zweifel mutig und vielversprechend. Dies gibt der Figur eine erfrischend neue Dimension und bietet gleichzeitig dem Publikum die Gelegenheit, seine gewohnte Perspektive zu überdenken.
Allerdings gerät die Handlung zeitweise ins Straucheln, vor allem, weil die Informationen, die das Verhör kontextualisieren, nur langsam und spärlich ans Licht kommen. Das erschwert es, den roten Faden zu halten und dem Gedankenspiel der internen Ermittlungen in vollem Umfang zu folgen. Stellenweise entsteht der Eindruck, dass die Spannungsbögen zu oft unterbrochen werden, was die Wirkung der Szene dämpft und dem Zuschauer mitunter Geduld abverlangt. Diese narrative Zähigkeit könnte weniger enthusiastische Zuschauer womöglich abschrecken.
Dennoch lohnt es sich, dran zu bleiben. Im Verlauf der Folge fügt sich das Puzzle stückweise zusammen, und am Ende werden die beiden Erzählstränge zu einem unerwartet stimmigen Finale verwoben. Gerade diese schlussendliche Auflösung versöhnt mit manchen Durststrecken, die das Drehbuch zuvor auferlegt hat. Lena bleibt trotz ihrer erschütternden Rolle im Zentrum ein Fels, dem man die Treue halten will. Eine Ermittlerin, die auch nach vielen Einsätzen ein unerschütterliches Gerechtigkeitsempfinden bewahrt – das ist eine Qualität, die in der Welt des Tatorts alles andere als selbstverständlich ist.
Das mit dem langen Büro-geplänkel kann ich unterschreiben. War echt keine Spannung dabei. Aber hat mir dennoch besser gefallen wie die letzten TO.
Endlich mal wieder eine Folge, die einem wirklich Konzentration abverlangt! Der komplexe Fall und die subtilen Spannungen zwischen den Figuren – einfach spannend und sehr gut umgesetzt. Besonders gelungen fand ich, dass die Handlung so viel Tiefe bot und man ständig dranbleiben musste, um die Verstrickungen zu durchschauen. Wirklich sehenswert und eine Wohltat nach der etwas schwächeren Folge letzte Woche!
Na gut, ich starte mal mit dem Positiven: Die verschachtelten Zeitebenen fand ich wirklich gelungen. Auch wenn es vielleicht nicht der neueste Trick ist, war es trotzdem spannend und ordentlich inszeniert.
Aber dann: Muss jeder Nebenstrang wirklich in die Klischeefalle tappen? Der Ermittler bei Odenthals Vernehmung, die ganzen Bewerber
und dann der Bewerber, der prompt Diskriminierung ruft… Da wurde meiner Meinung nach deutlich zu dick aufgetragen.
Und der Krimifall? Na ja, nichts wirklich Neues – ein weiteres Drama über Menschen am Abgrund. Solide, ja, aber leider wenig aufregend. Und, mal im Ernst, hat Lena eigentlich wieder eine neue Katze?
Insgesamt ein guter und logisch strukturierter Tatort, wenngleich einige Handlungsstränge sehr von Längen geprägt und die Handlung insgesamt eher auf den eigentlichen Fall fokussiert war. So wurden die Themen Korruption und das Ausnutzen von hierarchischen Strukturen zwar angerissen, jedoch wurde aus diesem Einbeziehen der Themenbereiche weder eine Sub-Ebene noch eine gesellschaftliche Kritik entwickelt, was diesen Tatort insgesamt eher oberflächlich bleiben lässt.
Von mir gibt’s 4 Sterne.
In dem Punkt kann ich mich Charlie nicht anschliessen. Ich fand den Tatort durchwegs spannend. Klasse Regie, das Team der beiden gegensätzlichen Ermittlerinnen hat hervorragend funktioniert. Auch gute DarstellerInnen der LKA Leute. Einer der besten Tatorte der letzten zwei Jahre. Glaubwürdige Polizeiarbeit. Fast fünf Sterne. Weiter so, Ludwigshafen!
Also, wow, dieser Tatort war – muss ich einfach mal sagen – richtig GUT! Ich meine, normalerweise sind die Lena-Odenthal-Folgen ja eher wie eine gemütliche Bratwurst: solide, man weiß, was man kriegt, ab und zu etwas Ketchup, nichts zu Aufregendes. Aber das hier? Das war ein Drei-Gänge-Menü der Gesellschaftsanalyse.
Da haben sie eine Geschichte aufgebaut, die einfach nur sitzt. Aber dann: all diese abgrundtiefen Verwirrungen und Machtspielchen! Das LKA gegenüber den Kommissarinnen, der Callcenter-Chef, der seine Mitarbeiterinnen wie Zootiere behandelt, und dann auch noch diese Anwältin, die lieber die Moral an die Kasse abgibt, bevor sie in den Gerichtssaal marschiert. So viel Abgrund, man denkt, man sieht eine Doku über Karpfenteiche.
Und die Umsetzung? Technisch super, fast so, als hätten sie eine GoPro an Lena’s neuer Katze befestigt. Kurz gesagt: Klasse! Ein Tatort, bei dem ich nicht nur einmal dachte: Na, das war jetzt echt mal ein Sonntagabend voller Schärfe.
Mir hat der Tatort gefallen. Die Tatsache, dass wir schon am Anfang den Verdacht gegen Odenthal gekannt hatten, aber erst eine gute Stunde später erfahren haben, worum es tatsächlich ging, hat mir, anders als einigen anderen hier, gefallen. Und solange es offen war, wußten wir nicht, warum Odenthal geschossen hatte, ob sie bösartig (ein Wortspiel aus dem Tatort) gehandelt hatte. Wenn wir es schon gesehen haben, wurde klar, dass der Verdacht gegen sie eigentlich völlig Quatsch ist, und plötzlich sah der ganze Fall ganz anders aus. Sehr gut.
Meiner Meinung nach war der Tatort sehr gut aufgebaut.
Schauspielerisch hat mir die LKA-Assistentin gut gefallen, zwar nur eine Nebenrolle, trotzdem auffällig.
Ich würde vielleicht sogar 5 Sterne geben.
Also, dieser Tatort – was soll ich sagen? Der Vorschlaghammer kam mit Ansage. Hätte man ihn weggelegt, hätten wir vielleicht einen ganz charmanten Krimi über Eckhäuser, Machtspielchen und menschliche Abgründe bekommen. Aber nee, hier wurde geklotzt, nicht gekleckert.
Der Callcenter-Chef, der einfach nur ein rücksichtsloser, äh, Möchtegern-Zampano ist. Die knallharte Anwältin, die ihre Gegner so genüsslich demontiert, dass man kurz dachte, sie bereitet nicht auf Prozesse, sondern auf Wrestling-Matches vor. Und dann das LKA, das mit den Ermittlerinnen umspringt, als wären sie Praktikantinnen in der Schulaula. Feinfühlig ist anders.
Man hätte ja auch ein bisschen mehr Subtilität reinschrauben können. Man muss ja nicht immer direkt mit dem Dampfhammer auf die Figurenzeichnung dreschen. Aber nee, hier wurden die Klischees so gezückt, dass ich dachte, ich wäre auf einem Mittelaltermarkt – irgendwo zwischen Humpen und Ritterschlag.
Vielleicht bin ich empfindlich, aber manchmal ist weniger eben doch mehr. Ein paar gute Ansätze waren drin, aber übermalt wie eine Hausfassade nach der Gartenparty. Die Stern – okay, die kam halbwegs durch, weil sie beim Klischee-Bingo immerhin nicht ‚Vollkarte‘ gerufen hat. Fazit: Alles drin, alles dran, aber vielleicht mal den Regler ein bisschen runterdrehen, dann klappt’s auch mit den Tiefen.
Ich kann mich den positiven Bewertungen nur anschließen, obwohl es zu Anfang recht schwierig war, zwischen den handlungssprüngen noch durchzublicken. Zum Ende wurde es dann einfacher. Ein sehenswerter tatort mit zwei guten ermittlerinnen
Einer der besten Tatorte der letzten Zeit. Gut gespielt und zeitweise richtig spannend.
Tragisch, Tragisch, Tragisch…
Zum einen, was für ein holpriges, peinlich bemühtes und somit grottenschlechtes Drehbuch.
Zum weiteren; Was dazu führt, dass die Figur Lena Odenthal immer weiter demontiert wird.
Zu guter letzt: wie eine gute und wichtige Grundidee, hier Machtmissbrauch und Kungeleien, wieder einmal, durch solch eine Inszenierung, kaputt gemacht wird.
Das ist grenzenlos Schade und Traurig.
⭐️⭐️⭐️
Spannender Tatort, der den Kommissarinnen und sonstigen Beteiligten „nervlich alles abverlangt“. Auch vom Zuschauer wird einiges verlangt: Man muss sich gut konzentrieren (vorher Kaffee trinken!), um Überblick zu behalten. Aber der Film ist nicht zu sehr verschachtelt und die Rückblicke sind gut und verständlich konstruiert. Die juristischen Kämpfe werden schonungslos dargestellt, aber wie sollte man rechtliche Probleme besser behandeln? Auch das wird sehr gut gezeigt. Ton war manchmal etwas nuschelig aber Schauspieler, Ausstattung, Drehbuch (sehr durchdacht) und Regie sehr gut. 4,5 von 5 Sterne!
Zwischendurch wirklich mal ein gelungener Tatort. Aber Gottseidank können ja nur Frauen wie Frau O. & Co. die Situation mit dem LKA feministisch gut lösen. Diese erzieherischen Moralkeulen nerven einfach nur noch.
Hoffentlich kommt bald die Zusammenlegung von ARD und ZDF. Diese Geldverschwendung der Tatorts ist unerträglich.
Und ich fand es einen guten Tatort. In meinen Augen kann Lena nichts falsch machen. Bin seit ihrem Anfang (Opa erzählt) ein Fan von ihr und von Ulrike Folkerts. Habe mich auch endlich an Kollegin Stern gewöhnt.
Und auch Sandra Borgmann (die Anwältin) finde ich eine gute Schauspielerin seit der Serie „Berlin Berlin“. Schade, daß sie fast immer böse Rollen bekommt. Jetzt, wo so viele Kommissarinnen zu Tode kommen, kann sie vielleicht Kommissarin in TO werden? Es gibt freie Stellen in Frankfurt, Berlin, Hamburg (das wird da nichts mehr mit Til Schweiger), Nürnberg. Oder wir „erfinden“ einen neuen Tatort Ort. Wie wäre es z.B. mit Rügen?
Und … wir vermissen Frau Edith Keller und Herrn Peter Becker!
Tatort: „Dein gutes Recht“ – oder: Wenn Langeweile auf Logiklücken trifft
Was für ein Sonntagabend! Während andere Tatorte noch versuchen, mit experimentellen Formaten und gesellschaftskritischen Ansätzen das Publikum zu verwirren, liefert Lena Odenthal endlich wieder das, was Deutschland am dringendsten braucht: Einen „vernünftigen“ Krimi. Herrlich!
Zugegeben, der Anfang war so zerfahren wie die Deutsche Bahn nach einer Schneeflocke. Zeitsprünge und Perspektivwechsel – fast hätte man denken können, hier wolle jemand tatsächlich erzählerisch was riskieren. Aber keine Sorge: Mit der Zeit wurde alles schön übersichtlich. So übersichtlich wie ein FDP-Wahlprogramm.
Das BKA-Team war dabei so sympathisch wie ein Finanzbeamter beim Steuerbescheid. Authentisch deutsch eben. Immerhin eine realistische Darstellung von Behördenarbeit – da verzeiht man auch die fehlende Logik bei den internen Ermittlungen.
Besonders erfreulich: Endlich mal wieder ein Tatort mit einer echten Tat! Als hätte jemand im Drehbuch-Meeting gesagt: „Wie wäre es, wenn wir in unserem Krimi tatsächlich ein Verbrechen aufklären?“ Revolutionary!
Keine Experimente, keine Überraschungen – einfach grundsolide Ermittlungsarbeit. Wie ein Sonntagsbraten bei Muttern: Man weiß genau, was einen erwartet, und ist trotzdem irgendwie zufrieden.
Note: 2 (Eine 1 wäre ja Exzellenz – und Exzellenz könnte als Experiment missverstanden werden)
PS: Wer Ironie in diesem Text findet, darf sie behalten.
PPS: An alle Experimentierfreudigen: Keine Sorge, nächste Woche gibt’s bestimmt wieder einen verwackelten Handykamera-Tatort mit Interpretationsspielraum.
Das Grundthema dieses Films war zeitlos aktuell und wurde gut umgesetzt:
Unter dem – diesmal sehr gut passenden – Titel „Dein gutes Recht“ ging es darum, dass Recht haben und Recht bekommen oft zweierlei ist, dass bei der strengen Beweiswürdigung vor Gericht auch Schuldige davonkommen können, wenn die Beweiskette nicht geschlossen werden kann.
Diese Thematik wurde durch den ständigen Wechsel sowohl zwischen Rückblenden und aktuellem Geschehen als auch zwischen parallel laufenden aktuellen Geschehnissen (Wechsel zwischen der Vernehmung von Lena Odenthal und Johanna Stern) zwar anspruchsvoll, aber nachvollziehbar und gut umgesetzt.
Auch die Überführung der Anwältin war nachvollziehbar.
Dazwischen aber – ungefähr zwischen der 65. Und der 86. Minute – kippte der Film aus meiner Sicht gleich zweifach ins unfreiwillig Komische:
Das Gegeneinander zwischen den Kommissarinnen und dem SEK war so stark überzeichnet, dass es auf mich peinlich realitätsfern wirkte. Vielleicht ist unter den Foristen ja ein POLIZIST, der Auskunft darüber geben kann, ob ich mit dieser Einschätzung richtig liege oder ob diese Szenen sich in der Realität so hätten abspielen können. Man kann zwar von einem Krimi nicht verlangen, eine Polizei-Doku zu sein, dennoch sollte die Darstellung der Polizeiarbeit meiner Meinung nach nicht allzu krass entstellt werden.
Noch schlimmer wurde es bei den Szenen, in denen die internen Ermittler und die Kommissarinnen sich gegenseitig Rechtsverstöße nachzuweisen versuchen. Die waren in Tonfall und Wortwahl so affektiert, dass sie gut in eine Komödie gepasst hätten. Zu einem Film mit einem so ernsten Thema passen in meinen Augen keine solchen an Slapstick grenzenden Szenen. Allerdings – und das ist in meinen Augen noch viel schlimmer – hatte ich den Eindruck dass die Autoren keinesfalls die Absicht hatten, eine humoristische Szene zu drehen, sondern sich schlicht und einfach nicht im Klaren waren, wie unfreiwillig komisch und deshalb peinlich diese Passagen wirkten.
Dann gab es da noch die Nebenhandlung mit der Neubesetzung der Sekretärinnenstelle. Ich war sehr erfreut, dass eine unüberhörbar „pälzernde“ Darstellerin genommen wurde, deren Aussehen auf einen Migrationshintergrund hindeutete. Und dann kam da kurz vor Schluss noch der langhaarige Schnösel ins Spiel. Wahrscheinlich sollte mit dieser Konstellation die Geschlechtergerechtigkeit auf die Schippe genommen werden: Jetzt kommen die Männer an und wehren sich gegen Diskriminierung durch Frauen. Ganz geklärt wurde die Situation ja nicht. Ich hoffe nur sehr, dass die Macher des Ludwigshafener Tatorts jetzt nicht beide einstellen und in jede Episode mehr oder weniger humorige „Gender-Equality“-Szenen einbauen. Mir wäre die Frau lieber – wegen dem „Pälzern“ und auch, weil mir der andere Typ mit seinen langen Haaren und seinem Auftreten nicht gefiel.
Was wieder einmal zu wünschen übrig ließ, war die Tonqualität. An etlichen Stellen war der Text schlecht bis gar nicht zu verstehen.
Wegen der unfreiwillig komischen Szenen 3 Punkte Abzug, also 7 von 10 Punkten.
Ist Piet Sievert nur angeschossen oder tot?
da kann ich nur@Colorwriter voll und ganz zustimmen ( muß ich somit auch weniger schreiben ) – hatte mir aus LU etwas mehr versprochen . handlungsmäßiges ewiges hin und her – dazu noch diese nervigen korrupten internen Ermittler – hoffentlich wird der nächste wieder etwas gefälliger
Bin Besseres von Lena Odenthal gewohnt, mag sie! Das ändert sich natürlich auch nicht nach dieser Folge, die für eine Jubiläumsfolge echt enttäuschend langweilig war.
Nach einer guten Stunde war ich weg vom Bildschirm.
Bis zum nächsten Mal, Lena.
Der Tatort mit der Nummer1277, gestern im Ersten um 20:15 h und in Erstsendung. Die Hauptkommissarin Lena Odenthal von der Mordkommission aus Ludwighafen ermittelt in ihrem 80. Tatort-Fall und alle anderen Beteiligten werden zu Statisten. Mit routinierter Bravour meistert sie alle Höhen und Tiefen in diesem angespannten und sozialkritischen Fall, voll gepackt mit allen gesellschaftlichen Klischees, die der abträgliche Alltag so hergibt und selbst vor dem sympathischen Ermittler der polizeilichen Interna wird nicht haltgemacht. Welch` Austausch von Informationen muss wohl erst die „örtliche Regional-Presse“ erfahren haben. Ihr 80. Tatort-Fall — Kinder wie die Zeit vergeht. Sehens- und wiederholungswert wie ich meine.
Dieser Odenthal-Tatort ist leider ein zweischneidiges Schwert. Einerseits besticht der Fall anfänglich durch seine komplexe Erzählstruktur mit drei verschiedenen Zeitebenen und einer interessanten Verschränkung zwischen dem Mord in der Anwaltskanzlei und dem Belästigungsfall im Callcenter. Sandra Borgmann als eiskalte Anwältin ist dabei ein echter Gewinn – ihre Szene im Gerichtssaal, wo sie einen Tag nach dem Mord ihres Mannes eine Belästigungsklägerin demontiert, ist brillant gespielt.
Aber leider verliert sich der Film dann zusehends. Was clever und subtil beginnt, endet in einem konstruierten Showdown mit merkwürdig untätigen Scharfschützen. Die wichtigen Themen wie sexuelle Belästigung und häusliche Gewalt werden nur oberflächlich behandelt. Besonders ärgerlich sind die klischeehaften Darstellungen der Bewerberinnen für Frau Kellers Stelle und die unrealistische Gerichtsszene mit der sich selbst verteidigenden Callcenter-Mitarbeiterin.
Interessant ist der Versuch, über die interne Ermittlung gegen Odenthal und die Geschichte mit der Videobloggerin auch Themen wie Rassismus anzusprechen. Aber auch hier bleibt der Film zu plakativ, wie der Review richtig anmerkt – andere Serien wie „Schwarze Früchte“ zeigen deutlich besser, wie man solche Themen differenziert behandeln kann.
Für Ulrike Folkerts‘ 80. Fall als Lena Odenthal hätte ich mir mehr gewünscht. Als dienstälteste Tatort-Kommissarin und wichtige Figur für die Repräsentation starker Frauenrollen im deutschen Fernsehen hat sie Besseres verdient als diesen zwischen Ambition und handwerklichen Schwächen schwankenden Fall.
Die von Sandra Borgmann beschriebene „Hassliebe“ zwischen Anwältin und Juradozent („Wir haben uns dauernd gestritten. Und nachher hatten wir den besten Sex“) hätte durchaus Potential für einen spannenden Fall gehabt – leider wurde es am Ende aber nur ein mittelmäßiger Krimi, der unter seinen eigenen Ansprüchen bleibt.
Aus meiner Sicht war diese TO-Folge genau deshalb so kompliziert und konstruiert (bis weltfremd), um daran ein „Tatort-GAME“ knüpfen zu können. Für derartige Games zähle ich allerdings nicht zur Zielgruppe. ;-)
Ich habe Sandra Borgmann noch nie so schlecht schauspielern gesehen, die einzelnen Handlungsstränge waren tatsächlich sehr klischeehaft. Ansonsten teile ich die Frage von User @Kuhse, Jochen: „Ist Piet Sievert nur angeschossen oder tot?“ (ich vermute: tot, denn dieser war danach in keinerlei Vernehmung oder sonstwie zu sehen).
Schade, dass das TO-Team Ludwigshafen die Qualität von deren letzter Folge („Avatar“ war m.E. die bisher beste Folge des Kalenderjahres 2024) nicht halten konnte!
Den eigentlichen Kriminalfall mit dem Mord kann man so stehen lassen, problematisch aber war die Rahmenhandlung. Der interne Ermittler kannte offenbar die Anwältin! Würde aber in der Realität ein Ermittler mit solcher Nibelungentreue für seine Scheidungshelferin eintreten?
Was leistete sich schließlich das Einsatzteam gegen Ende? Ich bin zwar so ganz allgemein von der Dummheit des Menschen überzeugt, dass aber eine ganze Gruppe von geschulten LKA-Leuten quasi mit kollektiver Demenz und bei angelegten Gewehren untätig einen Mordversuch beobachtet, ohne einzugreifen, das erscheint mir unwahrscheinlich.
Es bleibt ein auf weiten Strecken uninspiriertes Drehbuch, das seinen ursprünglich geradlinig angelegten Fall in eine wenig glaubwürdige interne Ermittlung einzuklammern versucht. Die ständigen Zeitsprünge zwischen interner und tatsächlicher Ermittlung ermüdeten dabei und wurden auch nicht durch das überraschende Ende, bei dem erst klar wurde, um wen es bei dem zweiten Toten bzw. bei der Tat von Frau „Odenthal“ eigentlich ging, ausgeglichen. Was sollten schließlich die Nebenstränge im Geschehen mit der Suche nach einer neuen Sekretärin?
Die schauspielerische Leistung des Ermittlerduos und vor allem der beiden Frauen, die als Mutter und als deren Freundin das Geschehen trugen, muss dagegen gelobt werden.
Ich habe gerade schon geantwortet, aber ich möchte noch einen Gedankengang nachtragen.
Eine Schlüsselszene – was die Intentionen des Drehbuchautors anbelangt – ist sicher der Vortrag des Mordopfers in seiner Vorlesung über die Häufung diffamierender Begriffe und deren Wiederholung, in dem Overhead projizierten Anschreiben eines Anwalts (?). Letztlich geht es um die Frage, ob, wenn man mit Schmutz schmeißt und dies oft genug wiederholt, nicht immer auch beim anderen etwas hängen bleibt. Insofern bestand eine Parallele zwischen dem Anschreiben und der internen Vernehmung.
Ich denke, der Autor sah hierin das eigentliche Thema des Tatorts. Der Ansatz blieb jedoch an der Oberfläche hängen, es fehlte der aufklärende rhetorische Dialog, der Provokation mit einer ebensolchen am Schluss zu begegnen, war zu billig.
Wer ist die Schauspielerin, die die Doktorandin spielt?
Der TO hatte ein paar Längen; hat sich aber doch wohltuend von den letzten beiden (Wien und Wiesbaden) abgehoben.
Ein klein wenig dick aufgetragen, wie der Ermittler der »Internen« als rassistischer und korrupter Vollpfosten dargestellt wurde. Da hätte ich mir ein wenig mehr Sachlichkeit gewünscht.
Wenn es so kommt, dass die LKA-Assistentin die neue Assistentin für Odenthal & Stern wird, kann das den Ludwighafenern nur guttun.
Die erste halbe Stunde war wirklich sehenswert, danach wurde es wirklich unglaubwürdig. Dazu die beiden Ermittlerinnen die alles besser Wissen und nie einen Fehler machen, dann noch ständig diese ständige Moralkeule. Ludwigshafen ist wirklich das unterste Tatortniveau.
Ein enttäuschender Jubiläumsfall für Lena Odenthal. Gerade bei der 80. Folge hätte man mehr erwarten können als diese oberflächliche Behandlung wichtiger Themen wie sexuelle Belästigung und häusliche Gewalt. Die Charaktere bleiben eindimensional, besonders die Darstellung der Bewerberinnen für Frau Kellers Stelle wirkt regelrecht karikaturhaft.
Was mich besonders störte, war die unrealistische Gerichtsszene – eine Frau verteidigt sich selbst gegen eine Top-Anwältin? Auch die Wohnsituation von Marie Polat als Callcenter-Mitarbeiterin ist wenig glaubwürdig. Der finale Showdown mit Scharfschützen, die untätig zusehen müssen, wirkt konstruiert und unexplainiert.
Schade, denn Ulrike Folkerts als Odenthal ist eigentlich eine wichtige Figur im deutschen Fernsehen – seit 35 Jahren verkörpert sie einen starken, körperlich präsenten weiblichen Charakter. Aber dieser Fall wird ihrer Bedeutung leider nicht gerecht.
@Bruno:
Der Ermittler der internen Abteilung war ein (opportunistischer) „Vollpfosten“, keine Frage. Aber ist es heutzutage schon „rassistisch“, wenn er bei der sehr dunkelhäutigen Kollegin vermutet, dass sie „Migrationshintergrund“ habe? Dann wäre ich durchaus auch „Rassist“, denn ich vermutete dies auch (und sehe darin auch nichts Schlechtes, sondern einfach eine höchstwahrscheinliche Tatsache) … ;-)
Andere Frage: Ist es nicht umgekehrt fast schon ein Fall von „body shaming“, wenn man bei dem übergewichtigen, schwitzenden internen Ermittler mit „Schweinchenblick“ von vornherein annehmen durfte, dass dieser fachlich unfähig sei … ?
Als langjährige Tatort-Zuschauerin bin ich nach diesem Jubiläumsfall ziemlich zwiegespalten. Die erste Hälfte des Films war tatsächlich brillant konstruiert – die verschachtelten Zeitebenen und Perspektiven haben mich regelrecht gefesselt. Besonders die starken Frauenfiguren haben überzeugt: Sandra Borgmann als undurchsichtige Anwältin (witzig übrigens, dass sie 2001 schon mal im Ludwigshafener Tatort zu sehen war – damals noch als Fly Girl mit Kussszene mit Odenthal!) und Emma Drogunova als vielschichtige Callcenter-Mitarbeiterin, die erfreulicherweise keine typische Opferrolle spielt.
Regisseur Martin Eigler beweist in der ersten Hälfte ein geschicktes Händchen für subtile Machtspiele und unterschwellige Boshaftigkeiten – die Szene mit dem herablassenden LKA-Mann und seiner jungen Kollegin spricht Bände über alltäglichen Sexismus. Die komplexe Verschränkung der beiden Mordfälle und die elegante Montage der verschiedenen Erzählebenen zeigen, was der Tatort kann, wenn er will.
ABER: Nach 45 Minuten bricht der Film leider dramatisch ein. Was als intelligenter, anspruchsvoller Krimi beginnt, verkommt zu einem plakativen Geiseldrama mit unrealistischem Showdown. Die wichtigen Themen (häusliche Gewalt, sexuelle Belästigung, Rassismus) werden in der zweiten Hälfte nur noch oberflächlich abgehandelt.
Schade – gerade für Ulrike Folkerts‘ 80. Fall hätte ich mir ein durchgehend starkes Drehbuch gewünscht. So bleibt ein zwiespältiges Fazit: halb Meisterwerk, halb Mittelmaß. Die 7 von 10 Punkten in der SPIEGEL-Bewertung kann ich nachvollziehen – die erste Hälfte wäre eine glatte 9 gewesen, die zweite leider nur eine 5. Trotzdem sehenswert, allein schon wegen der starken schauspielerischen Leistungen und der ambitionierten ersten 45 Minuten.
@Lena Dena:
Sandra Borgmann war schon mehrmals im TO Ludwigshafen zu sehen. Ich erinnerte mich wehmütig an die sehr gute 2013-er-Folge „Kaltblütig“, als sie überzeugend eine psychisch kranke Frau spielte. :-)
Super Schlafmittel!
Und der Showdown mit dem SEK…
vollkommener Blödsinn. Als ob die Odenthal da noch mit ihrer Waffe rumgelaufen wäre!
wenigstens gab es nen Vectra B Kombi!
Tatort „Dein gutes Recht“: Wenn der Rechtsstaat an seine Grenzen stößt
Der gestrige Tatort führt uns eindrucksvoll vor Augen, wie schnell der geordnete Gang durch die Institutionen in pure Verzweiflung umschlagen kann. Als langjähriger Arbeitsrechtler trifft mich die Geschichte der Marie Polat besonders: Eine alleinerziehende Mutter, die sich gegen sexuelle Übergriffe ihres Vorgesetzten wehrt und vor dem Arbeitsgericht landet – ohne anwaltlichen Beistand, konfrontiert mit einer Rechtsanwältin, die ihr rhetorisches Florett wie eine Axt schwingt.
Was mich dabei fasziniert: Der Film zeigt präzise die Schattenseiten unseres Rechtssystems. Während die gutverdienende Anwältin Prinz sich alles leisten kann, sitzt Marie Polat wegen nicht bezahlter Schwarzfahrtickets im Gefängnis. Eine bittere Realität, die aktueller nicht sein könnte: Erst kürzlich wurde die entsprechende Regelung zum Schwarzfahren reformiert – zu spät für unsere Protagonistin.
Besonders gelungen finde ich die Darstellung des finalen Rettungsschusses durch Kommissarin Odental. Hier zeigt sich das ewige Dilemma der Polizeiarbeit: Sekundenschnelle Entscheidungen mit lebensverändernden Konsequenzen. Aus juristischer Sicht war ihr Handeln gerechtfertigt – aber der Film lässt uns spüren, welche Last solch eine „rechtmäßige“ Entscheidung für alle Beteiligten bedeutet.
Die Geschichte von Luisa Berger und ihrer Nothilfe-Aktion ist dabei wie ein Lehrbuchbeispiel für die Grenzen des Notwehrrechts. Der Übergang von legitimierter Gewalt zum strafbaren Exzess wird hier erschreckend plastisch dargestellt.
Was der Film meisterhaft vermittelt: Recht haben und Recht bekommen sind zwei völlig verschiedene Dinge. Der Zugang zum Recht hängt noch immer stark vom sozialen Status ab – eine Erkenntnis, die ich aus meiner täglichen Praxis nur bestätigen kann.
Mein Fazit: Ein Tatort, der weit mehr ist als ein Krimi. Er ist ein Lehrstück darüber, wie unser Rechtssystem funktioniert – oder eben manchmal auch nicht. Die Botschaft ist klar: Auch im Jahr 2024 bleibt der gleiche Zugang zum Recht eine der größten Herausforderungen unseres Rechtsstaats.
@Wolfram: Ja, die Szenen mit der Suche nach einer neuen Sekretärin waren langweilig. Aber ansonsten hätte man die 1,5 Stunden nicht füllen können. 😉
@Der Fremde: „… sehr dunkelhäutigen Kollegin“: Ja, sie war dunkelhäutig, nicht sehr. Sehr dunkelhäutig ist z.B. die Kommissarin bei TO Hannover/Göttingen um Charlotte Lindholm. Aber so what? Und manche Leute (wie Sie möglich auch?) scheinen zu vergessen, dass Leute mit ’ner Hautfarbe auch in Deutschland geboren werden, manchmal in 2. oder sogar 3. (4. ?) Generation.
@Eric:
Ja, aber auch wenn die Person in 2., 3. oder 4. Generation in D geboren sein sollte, dann hat sie doch trotzdem „Migrations-Hintergrund“ (ist ja auch aus meiner Sicht per se nichts ‚Schlimmes‘). 😉
Ich fand die Kollegin jedenfalls recht sympathisch und kann sie mir als Assistentin von Odenthal & Stern gut vorstellen.
Was ich meinte ist, dass die Schlussfolgerung, dass eine dunkelhäutige Person wohl ‚Migrationshintergrund‘ habe, in meiner Vorstellungswelt noch keinen ‚Rassismus‘ darstellt (das wäre es erst dann, wenn ich Personen ‚mit Migrationshintergrund‘ generell negative Eigenschaften zuordnen würde, das ist aber – zumindest bei mir – nicht der Fall).
Das war mal wieder ein totaler Quatsch. Letzte mal der Kriegsfilm, nun so ein Käse. Wenn das so mit bekloppten Filmen weitergeht, kann man den sogenannten „Tatort“ verabschieden. Lohnt nicht mehr diesen Blödsinn zu schauen.
Der Tatort kann abgeschaft werden. Diese Filme werden immer bekloppter. Alle vier neuen Folgen, absoluter Irrsinn.
@ Der Fremde: Okay, ich verstehe was Sie schreiben. Ich fand sie auch recht nett und sympathisch. Wahrscheinlich wird sie die Neue. Aber ich vermisse Frau Edith Keller 😭 !
Ich komme erst jetzt dazu, etwas zum Tatort Lena Odenthal zu sagen.
Hat jedoch den Vorteil, all die schon abgegebenen Meinungen mal zu studieren.
Der Tatort war seit langer Zeit mal wieder richtig gut. Er hat Konzentration abverlangt, damit man anfänglich erst einmal in die Story einsteigen kann. Hat man es aber geschafft, war die Geschichte spannend erzählt. Die beiden Ermittlerinnen haben ihre Rollen sehr gut gespielt.
Am Ende habe ich wörtlich gesagt: das war mal richtig gut!
Kurt Breising dargestellt von Bernd Hölscher war einfach spitze. So arrogant und besserwisserisch wie es im richtigen Leben leider noch zu oft Vorgesetzte und auch Mitarbeiter gibt. Die Kommissarin absolut in die Ecke gedrängt kann sich aber durch die Beziehung von Breising zur Anwältin Prinz noch retten. Der finale Rettungsschuss war vorhersehbar. Was mich etwas störte, war die Imitation des Endes von Bonnie & Clyde. Alles in Allem der Tatort war recht langweilig und ohne richtigen Pep. Die Mörderin war schon lange klar – die Auflösung des Falles dennoch interessant. Soziale Dissonanzen wie es leider immer gibt wurde gut dargestellt und nicht übertrieben. Leider ist es in der Wirklichkeit vielfach genauso wie im Film dargestellt.
Eine Frage: wurde die Abschlussszene mit der Geiselnahme/Schussabgabe von Kommissarin Odenthal zw. Bühl/Moos und Hildmansfeld gedreht?
Grüße und Danke
Eberhard Schell
Ein fesselnder Tatort vom Anfang bis zum Ende. Die Vorzüge wurden schon ausreichend gewürdigt.
Was mir wichtig ist, ein Tatort sollte fesseln, und spannend sein. Und dasSpabnubgsmoment ist mit anderen positiven Aspekten durchgehend erfüllt worden. Da kam der lahme Murot mit dem durchaus interessanten Ansatz zur NS-Zeit letztes Wochenende nicht annähernd mit, war eher lahm.
Viele Ludwigshafen Tatort Filme der letzten Jahre seit dem Ausscheiden von Mario Koppers sind am unteren Ende der Produktionenqualität anzusiedeln, ich sage nur „Babbeldasch“!
Da hebt sich dieser Krimi wohltuend in die entgegengesetzte Richtung ab. Verdiente fünf Sterne!
diese neuen „jungen“ & „diversen“ Charaktere als Ersatz für Becker und Keller sind ja mal ein Witz…
Meine Frage von der dritten Minute an: Wann wird es endlich spannend? Diese Frage habe ich mir dann 17 quälend lange Minuten gestellt, bis bei 19:57 der Handlungsstrang mal wieder durch den äußerst sympathischen internen Ermittler un ter bro chen wurde. Notaus und Schluss.
Nach Jahren meiner Abstinenz ein super spannender Tatort. Kann ich jedem empfehlen, mal eine zeitlang Pause zu machen und einen Tatort mit vielschichtigen Kritiken anzuschauen.
Muss was zu dem Migrationshintergrund sagen. Habe mal im Call-Center gearbeitet und Menschen in Deutschland angerufen. Muss mal Hannover gewesen sein. Ein glockenklares Deutsch kam mir entgegen. Am Schluss hat man die Familiendaten abgefragt und dann kam raus, dass der Migrationshintergrund türkisch war. Am Namen, an der Hautfarbe kann man schln erkennen, ob jemand mal von wo anders herstammt. Das ist nun mal so. Und es ist leichter zu erkennen, als der Migrationshintergrund in meiner Familie. Der ist nämlich dänisch, über Schlesien und dann fränkisch.
Natürlich hat mich noch nie jemand nach meinem Migrationshintergrund gefragt. Dass es nun Menschen passiert, bei denen man es über „Äußerlichkeiten“ sieht und es wagt danach zu fragen, hat nichts mit Rassismus im eigentlichen Sinne zu tun. Ich gehöre jedenfalls der dänisch, schlesischen, fränkischen plus friesischen (Mutter) Rasse an.