Kurz und knapp – darum geht’s
Zolloberinspektor Kressin kehrt mit dem Flugzeug von einer Tagung in Istanbul zurück, als ihm am Gepäckband statt seines Koffers eine Leiche entgegenrollt. Der Tote, Ulf Bender, hatte 350.000 Mark bei sich – deutlich mehr als die 250.000, die er angeblich für ein Geschäft benötigte. Während Kressin versucht, zwischen zwei geheimnisvollen Frauen, rätselhafte Schachfiguren aus Jade und internationalen Schmugglern die Wahrheit herauszufinden, ahnt er nicht, dass er einer klassischen Falle aus Eifersucht und Verrat auf der Spur ist. Als er endlich beginnt, die Zusammenhänge zu verstehen, gerät er selbst zwischen die Fronten eines tödlichen Spiels…
Inhalt der Tatort-Folge „Kressin und die zwei Damen aus Jade“
Mit leichtem Flirtgefühl und dem Geschmack von Scotch auf den Lippen schreitet Zolloberinspektor Kressin durch die sterile Helligkeit des Düsseldorfer Flughafens. Draußen rauscht kalter Regen auf den Asphalt, während er im Inneren noch ganz bei seiner reizenden Sitznachbarin Lyn ist, einer attraktiven Asiatin, die er im Flugzeug von Istanbul kennengelernt hat. Das monotone Rattern des Gepäckbandes dringt nur gedämpft an sein Ohr – bis plötzlich Schreie die Luft zerreißen. Statt seines Koffers rollt ihm eine Leiche entgegen.
Mit seinem weit geöffneten Hemdkragen und der nonchalanten Art steht Kressin wie ein Fremdkörper zwischen den Uniformierten der Mordkommission. „Da stolpern Sie also wieder über einen Toten“, knurrt Kommissar Pertram mit unverhohlenem Missfallen. „Und wieder fühlen Sie sich berufen, einen Fall zu lösen, für den Sie nicht zuständig sind.“ Doch Kressin lässt sich nicht beirren – weder von den Vorschriften noch von den Warnungen. Seine Schwäche für schöne Frauen treibt ihn dazu, sowohl nach der verschwundenen Lyn zu suchen als auch der verstörten Mona Capell, der Geliebten des Toten, beizustehen.
Im schummrigen Licht des Café Elite, wo die Luft schwer ist vom Rauch der Zigaretten und dem Klacken der Schachfiguren, trifft Kressin auf eine Gruppe von Menschen, die mehr wissen, als sie zugeben wollen. „Die Jade-Damen?“, fragt er beiläufig und beobachtet, wie sich die Gesichter seiner Gesprächspartner versteinern. Die Schachfiguren, die er in Lyns zurückgelassener Tasche gefunden hat, scheinen wie ein Katalysator zu wirken, der alle Beteiligten in Aufruhr versetzt. „Mit Schach ist es wie mit dem Leben“, murmelt die geheimnisvolle Christina, während ihre Finger nervös über den Tisch tanzen. „Man muss wissen, wann man eine Figur opfert.“
Die Fahndung nach der Wahrheit führt Kressin durch ein Labyrinth aus Halbwahrheiten und Täuschungen. Wie Schachspieler, die ihre Züge sorgfältig planen, bewegen sich auch die Verdächtigen vorsichtig auf dem Brett der Ereignisse. Der Antiquitätenhändler mit seinem falschen Lächeln, der schmierige Pfandleiher Göbel mit seiner offensichtlichen Gier, die rätselhafte Lyn, die wie ein Schatten auftaucht und verschwindet – sie alle spielen ein Spiel, dessen Regeln Kressin erst noch entschlüsseln muss.
Als wäre der Fall nicht kompliziert genug, trifft der Zollfahnder auch noch auf seinen alten Widersacher Sievers, elegant wie immer in seinem maßgeschneiderten Anzug, mit dem kühlen Lächeln eines Mannes, der weiß, dass er unangreifbar ist. „Kressin, mein Freund“, begrüßt er ihn mit falscher Herzlichkeit, „immer noch auf der Suche nach dem großen Coup?“ Ihre Begegnung gleicht einem Tanz auf Messers Schneide, bei dem jeder Fehltritt tödlich sein könnte.
Während die Nacht über Köln hereinbricht und Neonlichter die feuchten Straßen in ein unwirkliches Blau tauchen, beginnt Kressin zu ahnen, dass hinter der Fassade aus Schmuggelgeschäften und Intrigen ein weit persönlicheres Motiv lauert. „Manchmal“, sagt er zu Mona, als er sie in ihrem luxuriösen Anwesen besucht, „ist die einfachste Lösung die richtige.“ Ihr nervöses Lächeln verrät mehr, als ihr lieb sein kann, doch noch hat Kressin nicht alle Puzzleteile zusammen.
Hinter den Kulissen
Der WDR-Tatort „Kressin und die zwei Damen aus Jade“ wurde unter der Regie von Rolf von Sydow nach einem Drehbuch von Karl Heinz Willschrei, einem der wichtigsten Krimiautoren in der Geschichte des deutschen Fernsehens, produziert. In die Rolle des Mordopfers Ulf Bender schlüpfte Hans Hass jr., der Sohn des berühmten Tauchpioniers. Die beiden weiblichen Hauptrollen wurden mit Francisca Tu als mysteriöse Lyn und Krista Keller als mondäne Mona besetzt.
Als musikalische Untermalung diente feinster Jazz aus der Feder von Klaus Doldinger, der mit Ausnahme des Filmes „Tote Taube in der Beethovenstraße“ die Musik zu allen „Kressin“-Krimis schrieb. Einen besonderen Gastauftritt hatten die Saarbrücker Tatort-Kommissare Peter Liersdahl (Dieter Eppler) und Horst Schäfermann (Manfred Heidmann), die Kressin telefonisch mit Informationen versorgen.
Bei seiner Erstausstrahlung am 8. Juli 1973 erreichte der Film einen beachtlichen Marktanteil von 59 Prozent. Obwohl der Zolloberinspektor beim Publikum beliebt war, markierte diese Folge überraschend den Abschied von Sieghardt Rupp als Kressin. Der österreichische Schauspieler, der sonst meist Schurkenrollen verkörperte (etwa als Anführer der Mörderbande im Karl-May-Western „Unter Geiern“), gab der Figur des lässigen Ermittlers mit seiner Vorliebe für schöne Frauen und guten Whisky einen unverwechselbaren Charme. Als Vorläufer des späteren Kultkommissars Schimanski polarisierte Kressin das deutsche Fernsehpublikum der frühen 1970er Jahre – für einen echten Beamten war er zu unangepasst, zu lässig und zu verführerisch. Nach Kressins Abgang übernahm 1974 Hansjörg Felmy den Posten des WDR-Kommissars.
Besetzung
Zollfahnder Kressin – Sieghardt Rupp
Mona – Krista Keller
Lyn – Francisca Tu
Göbel – Gert Haucke
Christina – Ilona Grübel
Sievers – Ivan Desny
Antiqutätenhändler – Ernst-Fritz Fürbringer
Kriminalkommissar Pertram – Norbert Hansing
Zollinsprektor Curtius – Günter Lamprecht
Fred – Dieter Prochnow
Stab
Drehbuch – Karl Heinz Willschrei
Regie – Rolf von Sydow
Kamera – Hans-Danklev Hansen
Musik – Klaus Doldinger
Bilder: WDR
Ich kannte das Lokal, indem Kressin seine Ermittlungen teilweise durchführt. Nur hieß das damals nicht ELITE sondern PIANO und wurde leider bald danach abgerissen. Man konnte dort tatsächlich Schach spielen, aber auch Billiard – in einem Seitenraum.
Merkwürdig das, nach über 35 Jahren, noch mal wieder zu sehen.
Achja die Story von dem Film,… hab ich leider, vor lauter Nostalgie nicht so mitbekommen ;-)))
Jeden einzelnen Schauspieler erfährt man; aber die Musik die im Hintergrund in der Musikbox ziemlich zum Schluss hört von wem sie ist oder wie dieser Song heißt weiss anscheinend niemand ( ist fast ganz Instrumental )
In seinem letzten Tatort-Auftritt wurde Kressin leider total entschärft. Eine Handlung zum Einschlafen.
Einer der lahmsten TOe überhaupt.
Der Tatort Nummer 031. Ein sanfter Oberinspektor Kressin vom Kölner Zoll ermittelt. Wahrscheinlich ahnte er, dass seine dienstlichen Jahre gezählt sind. In diesem Fall geht es um eine höhere Schmugglerbande und um viel Geld und um Mord. Mordkommission Köln und Zollfahndungsamt versuchen gemeinsam zu ermitteln, schalten noch die Saarbrücker Kommissare Liersdahl und Schäfermann ein und auch der, später, wahrscheinlich vom Zoll nach Berlin gewechselte, Hauptkommissar Markowitz spielte eine bescheidene Rolle. Da muß sich doch der Sievers, dieser Erzschurke, ins Hemd gelacht haben. Die BAB 555, Köln – Bonn, auch Ministerium-Achse genannt, habe ich 10 Jahre später dienstlich und privat dutzende Male benutzen dürfen. Da wurden die wilden Verfolgungsfahrten von Kressin gedreht, links und rechts die großen Raffinerien. Ich nehme an, an einem Feiertagsmorgen. Ansonsten kommt man da nur mit unterer Mofa-Schrittgeschwindigkeit voran. Und Kressin, dieses Ur-Gestein der ersten Tatort-Filme. Der lebt immer noch unter uns, in Austria und deshalb ein Bavaria.
Ist bekannt, weshalb Kressin/Rupp aufgehört hat oder aufhören musste?
Kressin wirkt etwas müde. Der letzte Tatort mit Kressin wirkt wirklich etwas entschärft. Schade 3 Sterne dennoch