Kurz und knapp – darum geht’s

Ein tödlicher Verkehrsunfall im abgelegenen Berner Jura ruft die Ermittler Kommissar Philipp von Burg und Wachtmeister Markus Gertsch auf den Plan. Der junge Landvermesser Alain Grossenbacher kam ums Leben, als sein Auto von einer Klippe stürzte – doch war es wirklich ein Unfall? In den Notizbüchern des Toten finden die Ermittler Hinweise auf Umweltvergehen in der Region, die bestimmten Personen gefährlich werden könnten. Als von Burg und Gertsch in einer verschlossenen Bergbauerngemeinde auf eine Mauer des Schweigens stoßen, geraten sie selbst in tödliche Gefahr…

Inhalt der Tatort-Folge „Am Ende der Welt“

Nebel wabert durch die Wälder des Berner Jura, als ein junger Mann wie benebelt in Schlangenlinien durch die kurvige Landschaft fährt. Kurz vor einem Steilabbruch kommt er zum Stehen – dann rollt der Wagen wie von Geisterhand bewegt in die Tiefe und reißt seinen Fahrer mit sich. Für den bedächtigen Kommissar Philipp von Burg ist die Reise in diese abgeschiedene Region ein unwillkommenes Eindringen in eine fremde Welt. Der wortkarge Ermittler, der sich in der übersichtlichen Ordnung der Stadt zuhause fühlt, muss sich nun den Geheimnissen einer ländlichen Gemeinschaft stellen, die jede Einmischung von außen abwehrt.

„Den Jungen hat die Strafe Gottes ereilt“, behauptet ein Bauer, als von Burg und sein Kollege Gertsch ihre Befragungen beginnen. Die Ermittlungen gestalten sich wie das Vordringen in unwegsames Gelände, denn kein Einheimischer will etwas gesehen oder gehört haben. Die Wirtin des Gasthofs „Am Ende der Welt“, Clara Bürki, verrät den Ermittlern nur widerwillig, dass der tote Alain eine seltsame Faszination für die abgeschottete Bergbauerngemeinschaft empfand – eine Faszination, die nicht auf Gegenliebe stieß.

Das Notizbuch des Toten führt die Polizisten zu einem düsteren Fabrikgebäude, wo nachts heimlich Säurebäder in den Bach geleitet werden, und zum verschuldeten Gestütsbesitzer Brechbühl, dessen Sohn auf derselben Straße verunglückte. Die Landschaft selbst scheint sich gegen die Ermittler zu verschwören: Schwere, tiefhängende Wolken verdunkeln den Himmel, der Wind trägt unheimliche Gesänge aus den verstreuten Höfen heran, während die Dorfgemeinschaft mit ihren starren Blicken die Eindringlinge aus der Stadt zu vertreiben versucht.

„Wer den Schmutz der sündigen Welt in unsere Gemeinschaft trägt, muss bestraft werden“, hört Wachtmeister Gertsch einen der Bauern murmeln. Die Verflechtungen der streng religiösen „Orarier“ mit ihrer archaischen Lebensweise gleichen einem undurchdringlichen Geflecht aus Abhängigkeiten und Gehorsam. Als plötzlich das Polizeiauto der Ermittler in Flammen aufgeht, wird klar: Die anfängliche Suche nach Antworten zu einem vermeintlich einfachen Unfall verwandelt sich in einen Kampf ums Überleben.

Gertsch, dessen offene Art zunächst das Vertrauen von Barbara Leuenberger zu gewinnen scheint, erfährt von einem weiteren Todesfall – ihre Schwester Therese soll ertrunken sein. Das Gespräch wird jäh unterbrochen, als ein Bilsenkrauttee Gertsch in einen tranceartigen Zustand versetzt. Die Fahrt, die er danach antritt, gleicht in erschreckender Weise dem letzten Weg von Alain Grossenbacher – und führt ihn an denselben Abgrund, an dem der junge Landvermesser sein Leben verlor.

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Am Ende der Welt“ wurde unter der Regie von Helmut Förnbacher nach dem Drehbuch von Urs Aebersold produziert und am 3. Mai 1998 erstmals ausgestrahlt. Es handelt sich um den neunten Schweizer Beitrag zur renommierten Krimireihe und markiert einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Figur des Kommissars Philipp von Burg, verkörpert durch László I. Kish, und seines Assistenten Markus Gertsch (Ernst C. Sigrist).

Die Dreharbeiten fanden im Berner Jura statt, wo die abgeschiedene Landschaft mit ihren schroffen Felsen, dichten Wäldern und verstreuten Gehöften zur perfekten Kulisse für die düstere Geschichte wurde. Die Produktionszeit erstreckte sich über mehrere Wochen, wobei das wechselhafte Wetter der Region zusätzliche atmosphärische Elemente zum Film beisteuerte.

In der Besetzung überzeugte vor allem der Schweizer Schauspieler Hans Wyprächtiger in der Rolle des einflussreichen Anwalts Antoine Grossenbacher, während Heinrich Giskes als charismatischer Anführer der sektenähnlichen Gemeinschaft für Gänsehaut sorgte.

Bei der deutschen Erstausstrahlung erreichte der Film 7,26 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 21 Prozent für Das Erste – ein beachtlicher Erfolg für eine Schweizer Produktion. Die Kritiken fielen unterschiedlich aus: Während einige Rezensenten die klischierten Gegensätze zwischen Stadt und Land bemängelten, lobten andere die packende Geschichte in der Tradition berühmter Schweizer Krimi-Autoren wie Friedrich Glauser und Friedrich Dürrenmatt.

Nach der Ausstrahlung reflektierte Hauptdarsteller László I. Kish über seine Rolle: „Zwischen meinem ersten ‚Tatort‘ und diesem hat sich Kommissar von Burg stark verändert und weiterentwickelt.“ Diese Entwicklung der Figur spiegelte sich in der zurückhaltenden, aber bestimmten Art wider, mit der von Burg den Fall anging – eine Charakterisierung, die beim Publikum gut ankam und zur Beliebtheit der Schweizer Tatort-Reihe beitrug.

Besetzung

Kommissar Philipp von Burg – László I. Kish
Wachtmeister Markus Gertsch – Ernst C. Sigrist
Sabina Schlack – Charlotte Schwab
Paul Jeanneret – Jean-Pierre Gos
Richard Gerber – Michael Neuenschwander
Clara Bürki – Kristina Nel
Barbara Leuenberger – Johanna Klante
Sandra – Sandra Förnbacher
u.a.

Stab

Regie – Helmut Förnbacher
Buch – Urs Aebersold
Kamera – Matthias Kälin
Musik – Klaus Doldinger
Produktion – SFDRS