Kurz und knapp – darum geht’s
Zwischen verspiegelten Bars und schummrigen Kneipen wird am Neujahrsmorgen die Leiche einer Frau gefunden: Agnes Brendel, Alkoholikerin und im Frankfurter Gallusviertel bekannt wie ein bunter Hund. Die Ermittler Frank Steier und Conny Mey tauchen tief ein in ein Milieu, in dem die Währung klar ist: Geselligkeit gegen Schnaps, Schnaps gegen Sex. Als sie herausfinden, dass Agnes in der Silvesternacht mit dem örtlichen Pater gefeiert hat und dieser sich in Widersprüche verstrickt, gerät nicht nur er ins Visier der Ermittlungen – sondern auch in tödliche Gefahr, als der Sohn des Opfers auf eigene Faust nach Gerechtigkeit sucht…
Inhalt der Tatort-Folge „Im Namen des Vaters“
Mit Kopfschmerzen und verquollenen Augen schleppt sich Kommissar Frank Steier ins neue Jahr. Die gemeinsame Silvesterfeier mit Kollegin Conny Mey endet abrupt, als der Anruf kommt: Leichenfund auf einem Parkplatz neben einem Schulhof im Frankfurter Gallusviertel. Der winterliche Morgennebel hängt noch über der Stadt, als die Kommissare an der Fundstelle eintreffen. Eine Frau, erwürgt, mit Schlägen gezeichnet. Der erste Tote des neuen Jahres.
Erstaunlich schnell ist die Identität des Opfers geklärt: Agnes Brendel, 49, Alkoholikerin, im Viertel bekannt und berüchtigt. „Alle wollen mich körpern, keiner will mich küssen“, zitiert ihr Sohn die Mutter, während draußen Eisregen gegen die Fensterscheiben des Verhörzimmers prasselt. Es ist der einzige Moment im Verlauf der Ermittlungen, in dem jemand mit Respekt von der Toten spricht.
„Sie war nicht sehr schön und auch nicht sehr schlau, aber sie war der liebste Mensch“, sagt der Sohn weiter, der seine Mutter trotz ihrer Sucht nie aufgegeben hat. Ein schmerzlicher Kontrast zu den abfälligen Bemerkungen, die Steier und Mey sonst über Agnes zu hören bekommen. Die Kommissare versuchen, die letzte Woche ihres Lebens zu rekonstruieren, in der sie wie vom Erdboden verschluckt schien. Ihre Befragungen führen sie durch verrauchte Kaschemmen, wo Neonlicht wie flackernde Notbeleuchtung über zerschlissene Barhocker tanzt und der Geruch von abgestandenem Bier schwer in der Luft hängt.
Frank Steier, dessen eigener Alkoholkonsum zwischen Wodka und Rotwein bedrohliche Ausmaße annimmt, findet sich in diesem Milieu erschreckend schnell zurecht. Die letzten Tage waren nicht gut zu ihm – Filmrisse, Gedächtnislücken und eine Traurigkeit, die er nicht ganz fassen kann. Seine Kollegin Mey beobachtet ihn mit wachsender Sorge. „Haben Sie was mit Ihren Haaren gemacht?“, fragt er sie zerstreut, als könnte er sich an ihren neuen Kurzhaarschnitt nicht erinnern, obwohl er ihn selbst bemerkt hat.
Die doppelte Fremdheit – der Kommissare in dieser Welt und gleichzeitig voreinander – spiegelt sich in den Zeugenaussagen wider. Der Wirt einer Kneipe, Stammgäste, der Kioskbesitzer und vor allem der junge Pater Markus, zu dem Agnes oft in die Kirche ging – alle haben ihre eigene Version der letzten Tage der Toten. Wie in einem verwackelten Film, bei dem die Schnitte nicht passen wollen, fügen sich die Erzählungen nicht zusammen.
„In der Nacht vor ihrem Tod hat sie mit dem Pater gefeiert“, berichtet ein Zeuge. Doch der Geistliche reagiert ausweichend, verstrickt sich in Widersprüche. Was hat er zu verbergen? Warum lügt er, wenn er doch nichts mit dem Tod zu tun haben will? Die Fahndung gleicht einem Puzzle mit fehlenden Teilen, einem Labyrinth, das immer neue Gänge offenbart, aber keinen Ausweg.
Meys unbedachte Aussage gegenüber dem Sohn des Opfers – dass seine Mutter in der Silvesternacht mit dem Pater zusammen war – entpuppt sich als fataler Fehler. Zusammen mit Viktor Kemper, Agnes‘ gewalttätigem Ex-Häftling und Lebensgefährten, nimmt der Sohn den Pater gefangen. Während die Kommissare fieberhaft nach ihm suchen, verdichtet sich der Verdacht gegen einen stillen Wachmann, der Agnes in ihrer letzten Nacht gesehen hat.
In den Straßen des Viertels, wo sich neben provisorischen Verschlägen aus Pappe auch einzelne Lichtblicke menschlicher Wärme finden, läuft die Zeit für den Pater ab. Die zentrale Frage bleibt: War Agnes nur zur falschen Zeit am falschen Ort, oder steckt hinter ihrem Tod mehr als ein zufälliger Gewaltausbruch in einer Welt, in der Gewalt so alltäglich ist wie das Atmen?
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Im Namen des Vaters“ wurde vom 28. Februar bis zum 3. April 2012 in Frankfurt am Main und Umgebung gedreht. Die Produktion des Hessischen Rundfunks (HR) ist der vierte Fall für das Frankfurter Ermittler-Duo Frank Steier (Joachim Król) und Conny Mey (Nina Kunzendorf).
Für Regie und Drehbuch zeichnete erneut Lars Kraume verantwortlich, der schon bei früheren Frankfurt-Tatorten die künstlerische Leitung innehatte. Wie schon bei anderen HR-Produktionen basiert die Geschichte auf einer authentischen Begebenheit aus dem Buch „Auf der Spur des Bösen“ des Kriminalkommissars und Tatortanalytikers Axel Petermann.
Neben den Hauptdarstellern Joachim Król und Nina Kunzendorf überzeugt ein hochkarätiges Ensemble: Paulus Manker als brutaler Lebensgefährte Viktor Kemper (eine Rolle, für die er für den Hessischen Fernsehpreis als bester Darsteller nominiert wurde), Florian Lukas als Pater Markus, Anna Böttcher als Agnes Brendel, Rainer Bock als einsamer Verdächtiger sowie Vincent Redetzki, Robert Viktor Minich und Gerd Wameling in weiteren Rollen.
Stilistisch fällt der Film durch den Einsatz von Split Screens auf – ein für die Krimi-Reihe ungewöhnliches Stilmittel, das hier eingesetzt wird, um den möglichen Tathergang und die Auflösung der Täteridentität zu illustrieren. Das Szenenbild gestaltete Olaf Schiefner mit einem Gespür für die beklemmende Atmosphäre des Frankfurter Bahnhofsviertels.
Nach der Uraufführung am 3. Oktober 2012 beim Filmfest Hamburg erfolgte die TV-Premiere am 26. Dezember 2012 im Ersten – eine ungewöhnliche Programmierung, da an diesem Feiertag normalerweise Wiederholungen gesendet werden, um nicht in direkten Quotenkampf mit dem ZDF-„Traumschiff“ zu treten.
Der Film entfachte nach seiner Ausstrahlung Diskussionen über das Für und Wider des Beichtgeheimnisses in der katholischen Kirche. Besonders bemerkenswert: Es war der vorletzte gemeinsame Fall von Król und Kunzendorf, da die Schauspielerin nach dem bereits abgedrehten fünften Film das Frankfurter Team verließ.
Sorry, mit kurzen Haaren geht gar nicht. Sie war immer sexy, aber so? Nein Danke.
Geschichte gut,darstellerin kunzendorf bzw. Die Figur im Film ist einfach nur fürchterlich!ständig macht sie ihren Kollegen runter und stellt ihn als Depp hin.da nutzt es auch nichts,wenn sie gegenueber personen Äußert,er waere ein guter Polizist!und dann die zur Schau getragene waffe!ich habe noch keinen Polizisten so herumlaufen sehen-weder uniformiert noch zivilbeamte.
Sehr starke Folge mit Aha-Erlebnis!
Erste Sahne. Sehr millieu-dicht und trocken.
Joachim Król ist am besten, wenn er am grummeligsten ist. Grosse Leistung ;
sehr schön.
man hat das gefühl, bei der alltäglichen polizeiarbeit dabei zu sein, ohne dasss es langweilig wird. beide sind einfach 2 starke charaktere, ohne dass sie zu sehr im vordergrund stehen.
keine klischees werden überspannt – alles einfach ein handwerklich sehr gut gemachter krimi. die story hat nicht den anspruch maßstäbe zu setzen und so ist dieser tatort einfach wie er sein soll.
Sehr spannender Tatort, bis zum schluß….“wir haben da ein problem“
Kann mich meinen vorgängern nur anschließen. Beste unterhaltung!!!
Der Schläger stolpert und erschießt sich selbst, OK. Warum erschießt dann Viktor den Pfarrer ? Oder liegt der im Schlußbild nur erschöpft / bewußtlos neben der Leiche des Schlägers ?
Konnte man gut ansehen, ich war dennoch leicht enttäuscht. Gut ,dass mit der neuen Frisur soll den Tatort nicht beeinflussen trotzdem fehlte mir etwas, was in den vergangene Folgen präsenter war. Kann mich ansonsonsten nur meinen Vorrednern anschließen und mich auf den nächsten und leider letzten Tatort mit Nina Kunzendorf freuen.
@Udo: Ich dachte auch erst, dass Viktor den Priester final erschossen hat wurde dann aber von meinem Freund aufgeklärt, dass er sich nur erschöpft daneben gelegt haben muss.
Jochen: Du schaust den Tatort weil du auf die Kommisarin stehst? Und nicht wegen des Inhalts, traurig, wirklich, dass die Optik für dich so entscheidend ist.
Kein brillanter Plot und auch das Ermittlerduo agiert eher nüchtern (im wahrsten Sinne des Wortes ;-)), aber was für eine grandiose Leistung von Paulus Manker als saufender Schläger Viktor – 1a mit Sternchen!
Natürlich lag der Pfaff nur so da rum; war ja total fertig. Sah allerdings wirklich komisch aus, das Bild; ich hab da auch erstmal gestutzt.
Und ja; der Viktor war unglaublich gespielt; hammermäßig!
Und da ja hier plötzlich die Haare einer Kommissarin zum Thema hochgekocht werden: die kurze Frisur ist fesch! Ich hatte das umgekehrte „Problem“ bei Lena Odenthal, als sie ihre schnittige Frisur zu dieser faden 08/15-Mähne wuchern ließ. Wäre allerdings nicht auf die Idee gekommen, das in einem Forum in „huch; das geht ja gar nicht“-Manier zu thematisieren.
Endlich konnte ich mir diesen Tatort gönnen, hätte echt was verpasst wenn nicht. Hammermässig gespielt von allen Protagonisten, spannend von der ersten (wobei ich von der ersten gerne ein bisschen mehr gesehen hätte) bis zur letzten Minute. Höchstnote!
Vielleicht könnt ihr es lassen, die Lösung zu verraten. Es gibt Leute, die den Film nicht gesehen haben.
Eine sehr gute Milieustudie mit toller schauspielerischer Leistung, aber Meys Gehabe geht mir total auf den Keks. Erstens läuft so keine Kommissarin herum (und damit soll nicht die damals neue Frisur gemeint sein), dazu ständig dieses „Hallööchen, ich bin von der Kripo!“. Das geht mehr in Richtung Altenpflegerin oder Staubsaugervertreter. Aufgrund dieses Nerv-Faktors ein Punkt Abzug von der Höchstnote.
Der Tatort Nummer 855 aus Frankfurt. Die beiden, der Hauptkommissar Steier und die Hauptkommissarin Mey, Mordkommission, sind nunmehr nur noch in Wiederholung zu sehen. Genau wie in diesem düsteren und ergreifenden Tatort-Krimi aus dem untersten Milieu und mit kirchenkritischen Bezug. Ja, hier hatten es die fesche Minna und der säuselnde Tschako nicht leicht, konnten das eine und das andere Mal auch nicht das sonst so geschlossene Mundwerk halten und verschärften damit den nicht problemlosen Ermittlungsstand in einem tragischen Mordfall. Ein Tatort-Film den man erst einmal verkraften muss, um ihn ein zweites Mal zu sehen. Der Schluss war gar nicht so überraschend.
Ein Tatort der guten – nein besten Sorte. Sehr spannend. Neben dem guten Joachim Król sind die drei Schauspieler Paulus Manker, als gewalttätiger spinnerter Ganove, Florian Lukas: als Priester in großen Nöten und auch Rainer Bock als einsamer liebeshungriger (fast sympathischer) Täter einfach klasse! Und – wenn auch nur kurz – mutig und überzeugend Anna Böttcher als einsame Säuferin.
Genial der Ausspruch: ‚Alle wollen mich körpern, keiner will mich küssen.“, der so ein bisschen das ganze Thema des Films zusammenfasst.
Nina Kunzendorf spielt die Conny Mey schon gut, aber ihr Gehabe, vor allem wie sie mit der Pistole im Halfter cowboylike herumstolziert, ist total übertrieben. Dagegen finde ich das Verhältnis zu Frank Steier sehr gelungen dargestellt: sie versteht ihn nicht richtig, ist ein wenig besorgt und bewundert ihn gleichzeitig…
Beim Betrachten dieses Tatorts wird mir – wieder eimal – klar, was mich an dem Genre fasziniert. Es sind selten die Taten, die Täter, die Mitwisser und Zeugen. Auch nicht das „Rätsel“ als solches. Es sind in aller Regel die Ermittler und die Art, wie sie sich zu diesen Fällen verhalten, wie sie ihren Job machen, wie sie im Team und in der Welt funktionieren. In dieser Hinsicht sind Steier und Mey für mich ein Dreamteam. Steier, offensichtlich prsönlich angeschlagen, hat den Glauben in vieles verloren, aber „er macht seinen Job verdammt gut“, wie Mey schnörkellos feststellt. Mey selbst mit der girliehaften Flöterei, mit der sie Zeugen und Kollegen anspricht, hallöchchen, Tachchen, aber dahinter ein heller Kopf. Dazu Lars Kraumes milder Spott über Drehbuchkollegen, die ihre Kommissare immerfort für den Zuschauer memorieren und aufsagen lassen, was denn jetzt als nächstes zu machen sei. Für mich 5 Sterne ohne jeden Makel.
Mein Lieblingsduo. Kunzendorf gibt m.A.n. mit Abstand die interessanteste Ermittlerin, Krol ist ein ebenbürtiges Gegenüber, weil er seine Ermittlerqualitäten trotz seiner Muffeligkeit überzeugend darstellen kann. Alle sog. Nebendarsteller agieren ebenfalls auf hohem Niveau. Die Handlung ist plausibel und für meine Begriffe spannend genug, um mich eineinhalb Stunden zu fesseln. Komisch, daß andere Tatorte qualitativ so weit darunter liegen. Aber ist ja auch Geschmacksache.
Plot ok, Handlung spannend in Szene gesetzt, interessantes Ermittlerduo, schade, das Nina Kunzendorf aufgehört hat, sie war eine der profiliertesten Darstellerinnen.
Sehr spannende Geschichte mit klarer Handlung, ohne jedoch langweilig oder vorhersehbar zu sein. Schauspielerisch einwandfrei umgesetzt, gute Darstellung des Milieus und nicht überfrachtet. Eine Tote, ein Mörder. Passt.
Sehenswert!!!
Ja ich freu mich auf den TO mit Frau Mey und Herrn Steier…klasse Team!
Sehr gut. Nina Kunzendorf und Joachim Król waren ein absolutes Spitzenteam. Kunzendorf noch dazu sehr attraktiv und intelligent im positiven Sinne. Schade, dass sie keine neuen Folgen mehr drehen. Aber die Besten gehen immer zuerst leider. Auch der Mörder extrem gut dargestellt. Klasse Tatort.