Tatort ORF: Das Archiv

Kurz und knapp – darum geht’s

Der ehemalige Geheimagent Herbert Winkler wird in seiner Wiener Gartenhütte von einem Killer überfallen, kann diesen aber in Notwehr erschießen. Bevor er selbst aus einem vorbeifahrenden Auto niedergeschossen wird, bittet er seinen alten Freund Johann „John“ Berger aus New York verzweifelt um Hilfe – „die“ seien hinter ihm her. Oberinspektor Hirth und Inspektor Fichtl stoßen bei ihren Ermittlungen auf ein brisantes Archiv aus der Nachkriegszeit, das Verbindungen von Geheimagenten verschiedener Nachrichtendienste enthält, die heute in höchsten Positionen sitzen. Als Berger das mysteriöse Archiv aufspürt und verschiedene internationale Interessenten um den wertvollen Fund buhlen, gerät er selbst ins Fadenkreuz mächtiger Gegner …

Inhalt der Tatort-Folge „Das Archiv“

In der nächtlichen Stille seiner Schrebergartenhütte wartet Herbert Winkler auf den Tod. Seine alten Instinkte als Geheimagent leben wieder auf, als ein bewaffneter Killer vor ihm steht – doch Winkler ist schneller und erschießt den Angreifer in Notwehr. Panisch ruft er seinen ehemaligen Partner Johann „John“ Berger in New York an: Er brauche ihn dringend, „die“ seien hinter ihm her. Als Winkler das Postamt verlässt, knattern Schüsse aus einem vorbeifahrenden Auto – der ehemalige Agent bricht tödlich getroffen zusammen.

Oberinspektor Hirth und Inspektor Fichtl finden die Leiche des ersten Killers in Winklers Kofferraum und tauchen ein in die undurchsichtige Welt der Geheimdienste. Winkler war Agent für mehrere Nachrichtendienste gewesen, seine Vergangenheit gleicht einem Labyrinth aus Doppelagenten und wechselnden Loyalitäten. Auf dem Sterbebett kann der Verwundete Fichtl noch mitteilen, dass die Täter hinter einem Archiv des verstorbenen Ministerialrates Rosmanek her seien – eine kryptische Botschaft, die von einem „Schneberg“ handelt.

Als Johann Berger am Wiener Flughafen ankommt, überbringt ihm Fichtl die Todesnachricht seines Freundes. Der amerikanische Geschäftsmann gibt vor, nichts über Winklers Schwierigkeiten gewusst zu haben, doch seine Begegnung mit der Sekretärin Margarethe Scherbler im Ministerium weckt Erinnerungen. Die geheimnisvolle Frau hatte bereits für den verstorbenen Rosmanek gearbeitet – ein Zufall?

Die Ermittlungen fördern brisante Details zutage: Das gesuchte Archiv stammt aus der Besatzungszeit Wiens nach dem Zweiten Weltkrieg und enthält kompromittierende Verbindungen von Geheimagenten verschiedener in Wien tätiger Nachrichtendienste. Diese sitzen heute teilweise in hohen Positionen, wodurch die Informationen heute sehr wertvoll und teuer sind. Graf Borislaw Sednitzky, einst für die polnische Exilregierung und später für den britischen MI5 tätig, bestätigt, dass Winkler ihm das Archiv verkaufen wollte.

Berger kombiniert, dass die letzte Nachricht seines sterbenden Freundes nicht zu einem „Schneberg“, sondern zu dessen Schrebergarten führen soll. Als er dort eintrifft und das Archiv findet, wird er selbst zur Zielscheibe. Verschiedene internationale Interessenten – von US-Botschaftsrat Cooper bis zur KGB-Agentin Marscha Belzilowa – buhlen um den wertvollen Fund. Die Jagd nach dem Archiv wird zu einem tödlichen Spiel, bei dem niemand dem anderen traut und jeder seine eigenen Pläne verfolgt.

Hinter den Kulissen

„Das Archiv“ war der sechste Tatort-Fall um Oberinspektor Hirth und zugleich eine absolute Rarität in der Tatort-Geschichte: Als vierte von 13 Folgen wurde der Film 1986 vom ORF außerhalb der offiziellen Tatort-Gemeinschaftsproduktion mit der ARD realisiert. Diese „unterschlagenen TATORTe“ entstanden zwischen 1985 und 1989, als die ORF-Redaktion unter Ernst Petz über mehr Budget als gewöhnlich verfügte und zusätzliche Krimis produzieren konnte. Die Erstausstrahlung am 2. März 1986 erfolgte zunächst nur in Österreich, drei Monate später strahlte der Bayerische Rundfunk die Folge am 6. Juni 1986 erstmals in Deutschland aus. Eine zweite und letzte deutsche Ausstrahlung folgte am 18. November 1986 im Hessischen Rundfunk.

Diese 13 Sonderproduktionen gleichen einem Staatsgeheimnis der Tatort-Geschichte: Sie tauchen in keiner offiziellen ARD-Zählung auf, die Senderechte sind längst abgelaufen, und eine Wiederholung gilt als ausgeschlossen. Dabei handelt es sich um vollwertige TATORTe mit dem bekannten Vor- und Abspann – nur der Hinweis auf die Gemeinschaftsproduktion und das Fadenkreuz am Ende fehlen. Für Tatort-Fans sind diese Folgen besonders begehrt, da sie kaum zu sehen sind und über den ORF-Mitschnittsdienst nur zu hohen Preisen erhältlich waren.

Das Drehbuch schrieb Leo Frank basierend auf dem gleichnamigen Roman, Regie führte Jochen Bauer. Die Dreharbeiten fanden an drei internationalen Schauplätzen statt: Wien, New York und Venedig. In den Hauptrollen waren Kurt Jaggberg als Oberinspektor Hirth, Michael Janisch als Inspektor Fichtl und Ernst Anders als Johann „John“ Berger zu sehen. Margot Werner verkörperte die KGB-Agentin Marscha Belzilowa, Karl Schönböck den Graf Sednitzky.

Ein kleines Detail am Rande: Lieselotte Plauensteiner, die in der Marek-Ära lange Jahre die Sekretärin Susi Wodak gespielt hatte, absolvierte einen kurzen Auftritt als Telefonistin. Das spätere Mordopfer spielt dabei auf ihre ehemalige Rolle an, indem er bemerkt, dass sie doch früher woanders gearbeitet hätte – eine charmante Referenz an die Tatort-Geschichte.

Videos zur Produktion

Video 30 Sekunden aus den ersten 30 Minuten

Besetzung

Oberinspektor Hirth – Kurt Jaggberg
Inspektor Fichtl – Michael Janisch
Inspektor Hollocher – Michael Bukowski
Hofrat Putner – Gerhard Dorfer
John Berger – Ernst Anders
Marscha Belzilowa – Margot Werner
Herbert Winkler – Herwig Seeböck
Botschaftsrat Cooper – Florian Liewehr
John Bratt – David Cameron
Graf Sednitzky – Karl Schönböck
Margarethe Scherbler – Inge Toifl
Ministerialrat – Haymo Pockberger
Mirsolaw Slobodim – Roman Frankl

Stab

Kamera – Wolfgang Koch
Kamera – Michael Ferk
Ton – Christain Rosenauer
Ton – Herbert Wabl
Licht – Heinz Luber
Schnitt – Jochen Bauer
Schnitt – Monica Parisini
Maske – Wilfried Weilguny
Maske – Claudia Herold
Kostüme – Barbara Langbein
Bauten – Gerhard Hruby
Musik – Roland Baumgartner
Titelsong – Never forget my love
Titelsong gesungen von – Margot Werner
Stuntcoach – Alois Korinek
Spezialeffekte – Helmut Graef
Regieassistenz – Otto Stenzel
Aufnahmeleitung – Grete Jürk
Produktionsleitung – Gebhard Zupan
Produktion – Peter Müller
Redaktion – Ernst Petz
Regie – Jochen Bauer
Handlungsort – Wien
Handlungsort – New York
Handlungsort – Venedig
Sendelänge – 80:18

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