Kurz und knapp – darum geht’s
Der arbeitslose Spieler Jürgen Koch überfällt eine Tankstelle, um an Geld für sich und seine Freundin Elli zu kommen – doch sein Fluchtauto wird während der Tat gestohlen. Als später dem Fahrer seines Wagens ein Mord an einem Oberst angelastet wird, gerät Koch selbst unter Verdacht und behauptet in seiner Not, den Wagen selbst gefahren zu haben. In seinem letzten Fall muss Kommissar Ludwig Lenz die wirren Aussagen des vermeintlichen Täters entwirren und ahnt bald, dass ein anderer Gegenspieler die Fäden zieht – doch die Beweisführung erweist sich als schwieriger als gedacht…
Inhalt der Tatort-Folge „Gegenspieler“
Frühmorgens sitzt Kommissar Lenz mit zerknittertem Gesicht bei einer Tasse Kaffee, während über den Polizeifunk die Meldung eines Tankstellenüberfalls eingeht. Mit routinierter Gelassenheit greift er zum Telefonhörer – ein neuer Fall wartet, und vielleicht sein letzter. Draußen liegt München im grauen Morgendunst; die Stadt erwacht langsam zum Leben.
Der lebenslustige Jürgen Koch scheint eigentlich kein typischer Verbrecher zu sein. Mit seinem offenen Lächeln und der sorglosen Art wirkt er eher wie ein sympathischer Hallodri, der das Leben nicht allzu ernst nimmt. Doch hinter der Fassade verbirgt sich eine handfeste Spielsucht und die ständige Geldnot eines Arbeitslosen, der seiner Kneipenbesitzer-Freundin Elli Reisinger auf der Tasche liegt. Kommissar Lenz, der alte Fuchs des Münchner Polizeireviers, spürt sofort, dass hier etwas nicht stimmt, als Koch plötzlich zugibt, einen Gemüsestand umgefahren zu haben – obwohl es eigentlich um eine ganz andere Sache geht.
„Der Zufall spielt manchmal seltsame Karten aus“, murmelt Lenz, während er die widersprüchlichen Aussagen Kochs studiert. Sein Gespür für menschliche Schwächen ist nach all den Jahren im Dienst geschärft wie eine feine Klinge. Der Polizist ist nicht mehr der Jüngste, die Fältchen um seine Augen zeugen von unzähligen durchermittelten Nächten, doch sein Instinkt ist ungebrochen. Sein Vorgesetzter, Kriminalrat Schubert, sieht den Fall bereits als gelöst an – Koch hat gestanden. Doch Lenz sieht mehr als nur die offensichtlichen Puzzleteile.
In einer rauchgeschwängerten Verhörzelle sitzt Koch, der nicht versteht, wie er vom kleinen Tankstellenräuber zum Mordverdächtigen werden konnte. „’Ich wollte doch nur meiner Elli das Restaurant ermöglichen‘, beteuert er mit schweißnasser Stirn. Die Schachzüge seines wahren Gegenspielers, eines gewissen Hartung, bleiben zunächst im Dunkeln – wie ein Schachmeister, der seine Figuren vom Rand des Bretts aus dirigiert.
Die Ermittlungen führen Lenz in die noble Vorstadt Grünwald, wo in einer prachtvollen Villa ein Oberst a.D. erschossen wurde. In den holzvertäfelten Räumen, wo klassische Musik noch in der Luft zu hängen scheint, begegnet Lenz der Hausdame und der Witwe des Opfers. Ihre Aussagen verdichten sich wie ein Nebel, der sich um die Gestalt des mysteriösen Hartung legt. Die Jagd nach der Wahrheit gleicht einem Katz-und-Maus-Spiel, bei dem Lenz nie sicher sein kann, ob er der Jäger oder der Gejagte ist.
Als sich herausstellt, dass Hartung nicht nur Spielpartner von Koch war, sondern auch Verbindungen zum ermordeten Oberst hatte, beginnt für Lenz ein Wettlauf gegen die Zeit. Die Beweiskette ist dünn wie ein Faden im Wind – wird sie halten, wenn er daran zieht? Das illegal betriebene Spielcasino, in dem alles begann, erscheint wie ein trügerisches Spiegelkabinett, in dem nichts ist, wie es scheint. Während Koch immer tiefer in den Sumpf aus Lügen und Verdächtigungen gerät, muss Lenz einen kühlen Kopf bewahren, um in seinem Abschiedsfall den wahren Gegenspieler zur Strecke zu bringen…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Gegenspieler“ markiert den siebten und letzten Fall des Münchner Kommissars Ludwig Lenz, verkörpert durch den beliebten bayerischen Schauspieler Helmut Fischer. Die Produktion des Bayerischen Rundfunks wurde im Frühjahr 1987 in München und der noblen Vorstadt Grünwald gedreht, wo die prächtigen Villen eine passende Kulisse für die Geschichte um Geldgier und Mord boten.
Neben Helmut Fischer, der mit diesem Film seinen Abschied vom Tatort-Format nahm, waren auch Georg Einerdinger als Kriminalobermeister Franzjosef Schneider und weitere Schauspieler der BR-Stammbesetzung zu sehen. In den Gastrollen brillierten unter anderem Darstellerinnen und Darsteller, die den eleganten Oberst a.D. von Bredow, die mysteriöse Hausdame Irmgard von Waldau sowie den undurchsichtigen Gegenspieler Hartung verkörperten.
Die musikalische Untermalung des Films schuf eine besondere Atmosphäre: Neben der von Jiry Berdych komponierten Filmmusik wurden auch bekannte Klassiker wie das Vorspiel zum 1. Aufzug der Oper „Siegfried“ von Richard Wagner und die Ouvertüre zur Operette „Pique Dame“ von Franz von Suppè eingesetzt, die insbesondere in den dramatischen Szenen für Spannung sorgten. Zu Beginn des Films erklingt zudem der „Kriminal-Tango“ von Piero Trombetta und Kurt Feltz in Ellis Imbiss – ein augenzwinkernder Hinweis auf das kriminalistische Versteckspiel, das sich entwickeln sollte.
Bei der Erstausstrahlung am 13. September 1987 im Ersten Programm der ARD verfolgten 13,93 Millionen Zuschauer den letzten Fall des Kommissars Lenz, was einem beachtlichen Marktanteil von 37,0 Prozent entsprach – ein würdiger Abschied für Helmut Fischer vom Tatort-Format. Nach der Ausstrahlung kursierten unter Fans zahlreiche Theorien darüber, ob das Ende des Kommissars bewusst als Abschluss einer Ära inszeniert wurde, und wie die ironische Erzählweise der Geschichte von Regisseur Reinhard Schwabenitzky die Münchner Tatort-Reihe prägte.
Besetzung
Kommissar Lenz – Helmut Fischer
Schneider – Georg Einerdinger
Kern – Uschi Wolff
Jürgen Koch – Horst Kummeth
Hartung – Karl Michael Vogler
Irmgard – Ellen Umlauf
Bracke – Alois-Maria Giani
Dieter Wenig – Max Tidof
Frau von Bredow – Ellen Frank
Oberst von Bredow – Richard Lauffen
Elli Reisinger – Elfi Eschke
Hannelore – Johanna von Koczian
Faltermayer – Henner Quest
u.a.
Stab
Drehbuch – Ulf Miehe, Klaus Richter
Regie – Reinhard Schwabenitzky
Kamera – Petrus Schloemp
Musik – Jiri Berdych
Bilder: SWR/BR
Holprig poltert die Handlung daher. Verbotene Glücksspiele im Kellercasino mit gemischtem Publikum, der eine im Smoking, der andere im ordinären Straßenanzug, ehemalige Wehrmachtsangehörige, die sich erdreisten, ihre lästigen Ehefrauen zu erschiessen.
Mord und Überfall: wer hat was getan, wie, warum und wann? Wer hat sich getraut und das Auto während der Tatzeit geklaut?
Die Verdächtigen wissen geschickte Finten zu zeigen. Beim Zuschauer will schon Verzweiflung aufkommen, genauso wie Eifersucht und Rivalität bei den weiblichen Mitspielern.
Doch da gibt jetzt der bei den Lenz TOen übliche ironische Blickwinkel der Betrachtung den Eigenheiten des Büroschlendrians der Kriminaler einen komischen Drall, läßt unser Seelenleben freier und leichter werden – genauso wie die Börse des Erpreßten.
Habe leider nur die zweite Hälfte dieses TOs sehen können, da die erste aus mir unbekannten Gründen hierzulande nicht von utube heruntergeladen werden darf.
Mich würde bloß noch interessieren warum?
Der Tatort Nummer 197 aus München mit dem damaligen Mordermittler Hauptkommissar Lenz, immer tappert wirkend, aber immer voll bei der Sache, auch in seiner letzten Tatort-Rolle. Den sah besonders meine Frau gerne und ich weiß bis heute nicht warum. Lenz, noch unter Hauptkommissar Veigl groß geworden, untersucht den Mord an einen pensionierten Oberst, stößt hierbei auf einen Raubtäter, welcher sich unabsichtlich selbst in Verdacht bringt, dieses Verbrechen ausgeführt zu haben und überführt, nach reichlichen Recherchen, den eigentlichen Mördergesellen und den Räuber. Diese beiden Gemeinheiten kannten sich auch noch persönlichen, planten und führten die jeweiligen Taten jedoch unabhängig von einander aus. Ein typischer Hauptkommissar Lenz Tatort-Fernsehfilm, gezeigt in den langsam auslaufenden 1980iger Jahren. Man muss ihn schon mögen, diesen Lenz, um ihn wiederholt zu schauen. Ehrlich.
Ich finde die Schlußfolgerung bemerkenswert, die mein Vorschreiber aus einer humoristischen Bemerkung zieht.
Es gibt fast 1.000 Tatorte und ich begrüße Wiederholungen auf einem „dritten“ Programm in der Woche von alten Tatorten aus den siebziger und achtziger Jahren. Herrlich wie dort geraucht und gesoffen wird, interessant die damalige Mode, Autos und Wortwahl.
Aber warum wird ausgerechnet dieser Tatort alle 3-4 Monate wiederholt? Es gibt doch genug andere, die sogar auch besser sind, aber anscheinend für immer und ewig unter Verschluss sind.
Außerdem: wer hat denn den Inhalt von dem Tatort verfasst? Er hat einen Autohändler überfallen und keine Tankstelle…..
Die sorglosen 80er Jahre: Weißbier am Tage und Rauchen überall. Passable Story und humoristisch auch ganz gut. Der beste Lenz.
Angenehmer Tatort aus München. Weißbier bei der Arbeit und auch sonst ist Lenz immer schön anzusehen. Helmut Fischer mag ich echt gerne. Gute Spannung. Bekannte Gesichter. Alles gut.