Tatort Folge 227: Lauf eines Todes
Erscheinungsjahr: 1990
Kommissar: Stoever und Brockmöller
Ort: Tatort Hamburg
In ihrem zwölften gemeinsamen Fall „Lauf eines Todes“ ermitteln die beiden Hamburger Tatort-Kommissare Paul Stoever (Manfred Krug) und Peter Brockmöller (Charles Brauer) den Tod an einem Zuhälter für homosexuelle Stricher. Brutal stach der Täter mehrfach auf sein Opfer Harry Tischler ein. Das Brisante an dem Fall: der Tote war nicht nur im Rotlichtmilieu, sondern auch als Privatchauffeur für den Staatsrat für Umweltfragen, Herwart Branding, tätig.
Branding ist außer sich, als er von der Ermordung seines treuen Bediensteten erfährt – und von dessen Doppelleben. Im Gespräch mit den beiden norddeutschen Kripo-Beamten Stoever und Brockmöller beteuert der Umweltstaatsrat, davon nichts gewusst zu haben. Für die Presse ist der Mord an dem Zuhälter, der zugleich ein Angestellter eines Politikers war, ein gefundenes Fressen. Die Schlagzeilen beunruhigen den Politiker sichtlich. Und schon bald bringen die beiden Ermittler in Erfahrung, dass auch Herwart Branding keine lupenreine Weste hat. In seinem Privatleben scheint es ein Geheimnis zu geben, das nicht an die Öffentlichkeit geraten darf… Da verunglückt Branding tödlich mit dem Auto seiner Tochter. War es Selbstmord, ein Unfall oder gar Mord?
Es gibt einen Zeugen des Unglücks. Ein Journalist, der sich an die Fersen des Politikers geheftet hatte, hat den Autounfall zufälligerweise beobachtet. Paul Stoever vernimmt den Mann und erfährt, dass seine Redaktion einen mysteriösen, anonymen Anruf erhielt. Am Telefon erklärte der Fremde, dass der Staatsrat Opfer eines terroristischen Anschlags wurde.
Währenddessen verfolgt Hauptkommissar Brockmöller eine Spur auf eigene Faust und kann schließlich den Mörder von Brandings Chauffeur stellen. Der wird bei der Aktion schwer verletzt. Der Täter ringt sich zu einem Geständnis durch. Als Brandings Tochter Paul Stoever aufsucht und ihm die Wahrheit über ihren Vater erzählt, da stoßen die beiden Kripo-Beamten an ihre beruflichen Grenzen.
Der NDR-Tatort „Lauf eines Todes“ um das Ermittler-Duo Stoever und Brockmöller wurde erstmals am 21. Januar 1990 im Ersten Programm der ARD gezeigt. Bei der Erstausstrahlung der Tatort-Folge 227 schalteten über 16 Millionen Zuschauer ein, das entsprach einem Marktanteil von 55,20 Prozent.
Besetzung
Joachim Bliese (Herwart Branding) · Ursula Heyer (Thea Branding) · Marita Marschall (Felicia Branding) · Christian Brückner (Peter Harbeck) · Christiane Carstens (Anita Kessler) · Katrin Schaake (Lydia Wasegger) · Bettina Dörner (Polizeibeamtin) · Siegfried Kernen (Juwelier Cassano) · Hans-Jörg Assmann (Herbert Stührmann) · Gerhard Garbers (Holger Gellenberg) · Michael Deffert (Jerry Baginski) · Ralph Metzger · Christian Stark · Oliver Broumis · Dieter Bach · Boris Tessmann · Dieter Schulz · Horst Schick · Jürgen Dessau
Stab
Regie: Wolfgang Storch
Buch: Lothar Hirschmann
Kamera: Henning Zick
Schnitt: Irene Brunhöver
Musik: Nils Sustrate
Produktion: NDR
4 Meinungen zum Tatort Folge 227: Lauf eines Todes
Beeindruckend: Die beiden Täter wurden recht früh preisgegeben. Überraschend finde ich, dass die Bildzeitung so ohne weiteres angeprangert wird; normalerweise erscheinen Firmennamen nicht im Klartext.
Der Tatort mit der Nummer 227 aus Hamburg. Die Hauptkommissare Stoever und Brockmöller ermitteln in einem heiklen Mordfall, Politik und öffentliches Interesse sind indirekt betroffen, was durch die damalige Presse der anfangenden 1990iger Jahren auch gnadenlos ausgenutzt wird. Der Fahrer eines Politikers wird in der Wohnung erstochen aufgefunden, homosexuell ist der und führt ein lukratives Doppelleben als Zuhälter im bi- und homosexuellen Milieu. Der Politiker, bieder und enthaltsam, ist erschüttert und als er auch noch von Rüstungsgeschäften innerhalb seiner Familie erfährt, gleist er aus und geht freiwillig von dannen. Dieses alles finden Stoever und Brockmöller in diesem wirklich nicht uninteressanten Tatort-Krimi heraus. Der Mörder des Homo-Zuhälters wird übrigens überführt. Gemeinsam landet er mit Brockmöller nach einer wilden Verfolgungsjagd in einem Krankenhaus und sichtlich gerührt von der guten ärztlichen Versorgung, gesteht er alles. Sehenswerter Tatort-Spielfilm mit einem mal außergewöhnlichen Thema. Regie führte der Storch und das Buch entstand durch Hirschmann.
Es gab deutlich bessere Fälle mit Manfred Krug und Charles Brauer als Stoever und Brockmöller. Am Ende bleibt ein eher lahmer Film aufgewertet durch den großartigen Manfred Krug, einem sympatischen Brauer aber sonst eher blassen Charakteren. Einige Längen muss man hier auch hinnehmen 2,3 Sterne
Was mich ein wenig stört, ist die beschriebene Wandlung des Herrn Branding vom Kapitalisten zum Umweltaktivisten, für die kein Auslöser deutlich wird. Weiter kann ich nur schlecht glauben, dass ein intelligenter, jedoch reichlich weltfremder Mensch in der Vergangenheit ein so erfolgreicher Unternehmer sein konnte. Ansonsten ein sehr überzeugender Christian Brückner (deutsche u. a. Stimme von Robert de Niro) als Bild-Reporter, dessen Zeitung von diesem Film eine kleine Breitseite bekommt. Ebenso die Grünen (offensichtlich!), die sich wegen der Wählerstimmen in dem Film Sorgen machen, dass eines ihrer Mitglieder „Gschmäckle“ haben könnte – wohlgemerkt: 1990!