Das Krimi-Jahr im Schatten des 11. September: Der „Tatort“ jonglierte 2001 mit brisanten Themen, wagte erzählerische Experimente und präsentierte neue Ermittlerduos. Ein Rückblick auf 29 Folgen zwischen Wirtschaftskriminalität und Märchenzitaten.

Abschied und Neuanfang

Es war das Jahr der Umbrüche im „Tatort“-Universum. Hamburg verabschiedete seine Kultkommissare Stoever und Brockmöller nach 16 Dienstjahren mit einem Fall um Flüchtlinge und Menschenschmuggel (Folge 461: „Tod vor Scharhörn“). Ihr Nachfolger, Hauptkommissar Jan Casstorff, debütierte prompt mit einem brisanten Fall um ein verschwundenes Kind und dubiose Geschäfte (Folge 483: „Exil“).

Auch Berlin und Bremen präsentierten neue Ermittlerduos: Ritter und Stark in der Hauptstadt (Folge 472: „Kindstod“) sowie Lürsen und Stedefreund an der Weser (Folge 485: „Eine unscheinbare Frau“) mussten sich erst zusammenraufen. Frankfurt hingegen verabschiedete mit Brinkmann einen Urgestein der Reihe (Folge 480: „Havarie“).

Zeitgeist im Visier

Die Schatten des 11. September und das nahende Euro-Fieber spiegelten sich subtil in den Plots wider. Wirtschaftskriminalität stand im Fokus von Folgen wie 486: „Hasard!“, während andere Episoden gesellschaftliche Brennpunkte aufgriffen.

Die Kölner Ermittler Ballauf und Schenk sahen sich in Folge 487: „Bestien“ mit Selbstjustiz nach einem Sexualmord konfrontiert. „Zielscheibe“ aus Saarbrücken (Folge 481) nahm True-Crime-Shows kritisch ins Visier, während Folge 488: „Gewaltfieber“ Jugendgewalt an Schulen thematisierte.

Experimentierfreude und Auszeichnungen

Erzählerisch wagte sich der „Tatort“ 2001 auf neues Terrain. In Folge 469: „Bienzle und der heimliche Zeuge“ kommunizierte ein Täter ausschließlich in Märchenzitaten. Die Münchner Ermittler Batic und Leitmayr brillierten in Folge 484: „Im freien Fall“ mit persönlichen Krisen – die Folge wurde später mit gleich fünf Grimme-Preisen dekoriert.

Zum Jahresende hin zeigte „Und dahinter liegt New York“ (Folge 489) die sozialen Gegensätze im vorweihnachtlichen München auf.

Fazit: Qualität in turbulenten Zeiten

Trotz – oder gerade wegen – der weltpolitischen Umbrüche bewies der „Tatort“ 2001 Fingerspitzengefühl für relevante Themen. Die Reihe jonglierte gekonnt zwischen klassischen Kriminalfällen und gesellschaftskritischen Ansätzen. Neue Ermittlerduos brachten frischen Wind, während etablierte Teams wie Ballauf und Schenk oder Batic und Leitmayr für Kontinuität sorgten.

Die erzählerische und thematische Vielfalt der 29 Folgen zeigte eindrucksvoll, dass der „Tatort“ auch nach fast drei Jahrzehnten nichts von seiner Relevanz eingebüßt hatte. Im Gegenteil: Die Reihe bewies einmal mehr ihre Fähigkeit, den Zeitgeist einzufangen und gleichzeitig spannende Kriminalunterhaltung zu liefern.