Kurz und knapp – darum geht’s

Eine nächtliche Verfolgungsjagd durch Bremen endet in einer Katastrophe: Mitglieder einer selbsternannten Bürgerwehr drängen ein Auto von der Straße ab, doch statt des vermuteten Vergewaltigers sitzen vier Jugendliche im Wagen – drei sterben noch am Unfallort. Hauptkommissarin Inga Lürsen, die zufällig an der Unfallstelle vorbeikommt, bemerkt rasch, dass ihre Kollegen von der Schutzpolizei wichtige Spuren ignorieren und etwas zu vertuschen scheinen. Als die Kommissarin dem überlebenden Jugendlichen auf die Spur kommt, gerät nicht nur ihre Tochter in große Gefahr…

Inhalt der Tatort-Folge „Kalte Wut“

Im schrillen Hahnenkostüm steht Hauptkommissarin Inga Lürsen an einem verregneten Bremischen Unfallort und spürt sofort: Hier stimmt etwas nicht. Der ausgebrannte Wagen vor ihr, umgeben vom kalten Scheinwerferlicht der Einsatzfahrzeuge, ist mehr als nur ein weiterer Fall von jugendlichen Rasern. Die nervösen Blicke der Schutzpolizisten verraten mehr als ihre knappen Auskünfte.

Lürsen, die mit ihrem untrüglichen Instinkt oft richtig liegt, aber ihre Emotionen nicht immer im Griff hat, findet sich in einem Konflikt zwischen beruflicher Pflicht und mütterlicher Sorge wieder. Ihre Tochter Helen verkehrt im „Glashaus“, einem Jugendzentrum, das im Fokus der lokalen Bürgerwehr steht – angeführt von den honorigen Bürgern Richard Wohlers und dem Autohändler Lothar Seiler. Überwachungskameras, die mit Farbe besprüht wurden, nächtliche Streifzüge selbsternannter Ordnungshüter und die Atmosphäre der Angst nach einer Vergewaltigung bilden den toxischen Nährboden für eine Katastrophe.

„Hände weg vom Glashaus“ – die Graffiti-Botschaft an der Wand des Autohauses ist wie ein Fanal, das die Fronten markiert. In den dunklen, verlassenen Hallen einer alten Zementfabrik, wo die Ermittler nach Spuren suchen, hallt das Echo vergangener Industriezeiten nach – so leer und kalt wie die Ausreden der Bürgerwehr, deren Mitglieder wie Wölfe im Rudel agieren, doch einzeln von Schuldgefühlen zerfressen werden.

Die Fahndung nach Marco Groszek, dem einzigen Überlebenden des Unfalls, gleicht einer Irrfahrt durch ein Labyrinth aus Lügen und Verdächtigungen. Während Lürsen und ihr sportlicher Kollege von Sachsen den Spuren folgen, verstricken sich die Mitglieder der Bürgerwehr immer tiefer in ein Netz aus Selbstjustiz und Vertuschung. „Wir wollten doch nur für Ordnung sorgen“, rechtfertigt sich einer von ihnen mit zitternder Stimme. Doch der Preis für diese vermeintliche Ordnung sind drei junge Leben – und womöglich bald noch mehr.

Hinter den Kulissen

Der Tatort „Kalte Wut“ wurde als Radio Bremen-Produktion zwischen dem 15. November und dem 19. Dezember 2000 in und um Bremen gedreht. Unter der Regie von Thorsten Näter, der auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnete, entstand der 482. Fall der Krimireihe, der am 21. Oktober 2001 erstmals ausgestrahlt wurde.

In der Hauptrolle brilliert Sabine Postel als Kriminalhauptkommissarin Inga Lürsen in ihrem fünften Fall – und zugleich dem letzten, in dem sie ohne ihren künftigen Kollegen Stedefreund ermittelt. An ihrer Seite spielt Heinrich Schmieder den sportlichen Kommissar Tobias von Sachsen, der nach diesem Fall nicht mehr zu sehen sein wird. In weiteren Rollen sind Camilla Renschke als Lürsens Tochter Helen, Oliver Bröcker als überlebender Jugendlicher Marco Groszek sowie Udo Schenk als Autohändler Lothar Seiler und Henning Peker als Schutzpolizist Jan Hellwig zu sehen.

Bei seiner Erstausstrahlung erreichte „Kalte Wut“ 8,18 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 23,3 Prozent für Das Erste – ein solider Erfolg für die Bremer Ermittlerin. Die Kritik reagierte gemischt auf den actionreichen Krimi, wobei besonders das hohe Tempo und die adrenalinschwangere Inszenierung hervorgehoben wurden. Bemerkenswert ist die Thematisierung von Selbstjustiz und Bürgerwehren – ein Thema, das auch Jahre nach der Erstausstrahlung nichts an Aktualität verloren hat.

Besetzung

Hauptkommissarin Inga Lürsen – Sabine Postel
Kommissar Tobias von Sachsen – Heinrich Schmieder
Dr. Heitmann, Ingas Chef – Hubert Mulzer
Helen, Ingas Tochter – Camilla Renschke
Richard Wohlers, Marcos Chef – Uwe Kockisch
Marco Groszek – Oliver Bröcker
Heike Hellwig, Polizistin – Katrin Pollitt
Gerhard Groszek, Marcos Vater – Peter- Heinrich Brix
Lothar Seiler, Autohändler – Udo Schenk
Jan Hellwig, ihr Mann – auch Polizist – Henning Peker
Gerd Brehm, Mitglied der Bürgerwehr – Tim Wilde
Robert Lehmbach, Mitglied der Bürgerwehr – Christoph Hagen Dittmann
Stefan Dehlers, Leiter des Jugendzentrums – Alexander Hörbe
Polizeibeamter – Torsten Hammann
Ingo Marquardt – Malte Can

Stab

Buch – Thorsten Näter
Regie – Thorsten Näter
Kamera – Michael Faust
Kostüm – Astrid Karras
Szenenbild – Dietmar Linke
Ton – Jochen Duden
Produktionsleitung – Kirsten Lukaczik
Aufnahmeleitung – Frank Berszuck
Redaktion – Annette Strelow