Kurz und knapp – darum geht’s
Eine unscheinbare Frau tötet in Notwehr einen Obsthändler, der sie belästigt, und entdeckt dabei ein nie gekanntes Gefühl der Macht. Beflügelt von diesem neuen Selbstbewusstsein entführt Margit Brede ihren ehemaligen Geliebten Alfred Stellmacher, der sie vor einem Jahr nach einer langen Affäre verlassen hat, und sperrt ihn im Keller ihres Reihenhauses ein. Während sie zwischen Rachegelüsten und ihrer immer noch vorhandenen Liebe zu ihm schwankt, nehmen Hauptkommissarin Inga Lürsen und ihr neuer Kollege Stedefreund die Ermittlungen auf. Als die Ermittler der unscheinbaren Frau auf die Spur kommen, ahnen sie nicht, in welche gefährliche Situation sie geraten werden…
Inhalt der Tatort-Folge „Eine unscheinbare Frau“
Ein grauer Herbsttag in Bremen. Die Tropfen eines leichten Nieselregens perlen an den Fensterscheiben herab, als Margit Brede mit gesenktem Blick durch die stillen Straßen der Hansestadt eilt. In ihrem beigen Regenmantel wirkt sie fast unsichtbar, eine Frau, die niemand bemerkt. Doch an diesem Tag ändert sich alles.
Kommissarin Inga Lürsen steht vor einer doppelten Herausforderung: Nicht nur muss sie den rätselhaften Mord an einem Obsthändler aufklären, sondern sich auch mit ihrem neuen Kollegen Nils Stedefreund arrangieren. Sein selbstbewusstes Auftreten irritiert die erfahrene Ermittlerin, die es gewohnt ist, nach ihren eigenen Regeln zu arbeiten. „Ich brauche keinen Aufpasser“, stellt sie klar, als Stedefreund unbeirrt seine eigenen Ermittlungsansätze verfolgt.
In einem unscheinbaren Reihenhaus am Stadtrand spielt sich ein perfides Katz-und-Maus-Spiel ab. Im feuchtkalten Keller hält Margit Brede ihren ehemaligen Geliebten gefangen. Das gedämpfte Licht einer nackten Glühbirne zeichnet gespenstische Schatten an die Wände. Das stetige Tropfen eines undichten Wasserrohrs markiert die Zeit wie ein unheilvoller Metronom. „Jetzt wirst du verstehen, wie es sich anfühlt, wenn man verlassen wird“, flüstert Margit, während sie Alfred mit der Pistole bedroht. Doch ihre Hände zittern dabei. Die Waffe scheint fast zu schwer für ihre zarten Finger.
Die Suche nach dem Mörder des Obsthändlers gleicht einem Puzzle, dessen Teile nicht zusammenpassen wollen. Immer wieder tauchen Hinweise auf eine Frau auf, die mit einer Waffe gesehen wurde. Als in einer Apotheke eine Frau Herzmittel unter Waffengewalt erpresst, verdichten sich die Spuren. Die Stadt scheint ihr Gesicht zu verändern – hinter den bürgerlichen Fassaden verbergen sich Abgründe, die selbst die erfahrene Lürsen überraschen.
In den stillen Momenten, wenn Alfred schläft, sitzt Margit neben ihm und streicht sanft über sein Gesicht. Ihr Blick verrät die Zerrissenheit ihrer Gefühle – Hass und Liebe liegen so nah beieinander wie die Toten und die Lebenden. „Ich wollte dich leiden sehen“, gesteht sie, „aber ich kann es nicht ertragen.“ Die grauen Betonwände des Kellers werden zum Spiegel ihrer eigenen Gefangenschaft in einem Leben voller Demütigungen und Zurückweisungen.
Während Lürsen und Stedefreund langsam die Verbindung zwischen dem toten Obsthändler und der mysteriösen Frau herstellen, eskaliert die Situation im Haus von Margit Brede. Ein unerwarteter Besuch, ein Schuss, der durch die Stille der Nachbarschaft hallt – die Spirale der Gewalt dreht sich unaufhaltsam weiter.
Als die Kommissare schließlich das Auto von Alfred Stellmacher in der Nähe von Margit Bredes Haus entdecken, wird Lürsen von einer plötzlichen Erkenntnis getroffen: Sie kennt diese Frau. Ein zufälliges Treffen im Passamt verbindet die Ermittlerin mit der Täterin. Das Netz zieht sich zu, doch in der Enge der Verzweiflung wird Margit Brede gefährlicher als je zuvor.
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Eine unscheinbare Frau“ wurde von Radio Bremen produziert und ist ein bedeutender Meilenstein in der Geschichte der Bremer Tatort-Reihe. Mit dieser 485. Tatort-Folge feierte Oliver Mommsen sein Debüt als Kommissar Nils Stedefreund an der Seite von Sabine Postel als Inga Lürsen. Nach mehreren wechselnden Kollegen sollte Stedefreund nun langfristig an Lürsens Seite ermitteln – der Beginn einer Partnerschaft, die die Zuschauer noch viele Jahre begleiten sollte.
Die Dreharbeiten fanden vom Frühsommer bis Spätsommer 2001 in Bremen und der Umgebung statt. Regisseur Martin Gies inszenierte das Drehbuch von Jochen Greve, das geschickt psychologischen Thriller mit klassischem Krimi verbindet. In den Hauptrollen brillieren neben dem Ermittlerduo besonders Bettina Kupfer als Margit Brede und Henry Hübchen als Alfred Stellmacher.
Bei der Erstausstrahlung am 11. November 2001 erreichte „Eine unscheinbare Frau“ 7,03 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 19,80 Prozent für Das Erste – beeindruckende Zahlen, die den Erfolg des neuen Bremer Ermittlerduos unterstreichen. Kritiker lobten besonders die schauspielerische Leistung von Bettina Kupfer in der Rolle der Margit, die zwischen Verletzlichkeit und Gefährlichkeit eine faszinierende Balance hält.
Der Film wurde auf den Münchner Filmfestspielen für den TV Movie Award nominiert – eine Anerkennung für die ungewöhnliche Erzählperspektive, die den Zuschauern von Anfang an die Täterin präsentiert und dennoch Spannung aufrecht erhält.
Nach der Ausstrahlung diskutierten Kritiker und Zuschauer über die Ähnlichkeiten zu bekannten Filmklassikern wie „Misery“ und „Eine verhängnisvolle Affäre“, sahen darin aber eine gelungene Neuinterpretation dieser Themen im Rahmen eines deutschen Fernsehkrimis.
Der Tatort Nummer 485 aus Bremen. Hauptkommissarin Lürsen bekommt einmal wieder einen neuen Teampartner, den Kommissar Stedefreund und schon ermittelt man gemeinsam in einem vermeintlichen Raubmord. Nach kriminalistischen Ermittlungsversuchen bekommt man Bedenken und das Interesse von Lürsen konzentriert sich auf eine weibliche Person, welche im Verlauf des Tatort-Geschehens noch eine Entführung und einen Mord sowie einen Angriff auf eine Polizeibeamtin begehen wird. Nicht gerade ein spannender, eher langweiliger, Tatort-Fernsehfilm um eine psychisch instabile Frau, deren Auslöser für ihren Amok-Lauf die massive körperlichen Belästigung durch den Gemüsehändler war, aber auch jahrelanges demütiges Ertragen ihrer Umwelt. Der Einsteige-Tatort von Hauptkommissar Stedefreund aus dem Jahr 2001, der bis dato das Tatort-Duo Bremen mit vertritt.
Nils Stedefreunds starkes Debüt. Ein wirklich herausragender Beitrag aus Bremen. Inga Lürsen ist zunächst dem Stedefreund skeptisch gegenüber. Klasse Team, super Tatort