Tatort Folge 469: Bienzle und der heimliche Zeuge



Musik ist Christian Jareis‘ Ein und Alles. Sein Vater Paul, der ihn alleine großzieht, teilt seine Leidenschaft: er ist Toningenieur und Musiker. Am liebsten verbringt der Elfjährige seine Freizeit im Stuttgarter Knabenchor, in dem er zusammen mit seinen besten Freunden singt. Der Chor gibt dem Jungen Sicherheit und das Gefühl, verstanden zu werden. Hier fühlt er sich wohl.

Der Chorleiter Marcus Canteni versteht Christian, geht behutsam auf ihn ein und fördert sein musikalisches Talent. – Im Gegensatz dazu regiert in Christians Zuhause das blanke Chaos: Paul Jareis plagen Geldsorgen und jeder Tag wird erneut zum Überlebenskampf. Bis eines Tages der Gerichtsvollzieher an der Wohnungstür klingelt…

Der Vollzieher droht, das musikalische Equipment des Vaters zu pfänden. Mutig heckt Christian heimlich einen Plan aus, um die Pfändung zu verhindern; er will unbemerkt während eines Konzerts in das Büro der Chormanagerin schleichen und Geld aus der Chorkasse klauen. Der Plan scheint tatsächlich zu gelingen, doch als er sich mit 10.000 DM aus dem Staub machen will, betritt die Managerin Barbara Massenbach ihr Büro. Was nun?

Christian versteckt sich schnell, um nicht erwischt zu werden – und wird heimlich Zeuge, wie Massenbach plötzlich angegriffen und mit einem Brieföffner ermordet wird! Von dem unbekannten Täter konnte der Junge lediglich die auffälligen Schuhe erkennen. Nach seiner Flucht aus dem Versteck schafft es Christian sogar noch pünktlich zum Auftritt des Chores. Verängstigt und geschockt bemerkt er an der Hand des Dirigenten Canteni eine Wunde – ist er etwa der Mörder? Christian kann es kaum fassen.

Hauptkommissar Bienzle (Dietz Werner Steck) erreicht den Tatort. Der Stuttgarter Ermittler befragt sodann die Chormitglieder, die allerdings keine brauchbaren Informationen zum Tathergang liefern können. Der einzige Zeuge der Tat schweigt indessen eisern, denn Christian Jareis ist schließlich nicht nur ein Zeuge, sondern auch ein Dieb. Der Junge steckt in einer Zwickmühle. Ernst Bienzle ahnt, dass der Junge mehr weiß, als er sagt, und versucht ihn zu einer Aussage zu bewegen – vergebens.

Bienzle geht aufgrund der gestohlenen Geldsumme zunächst von einem Raubmord aus. Der Fall „Bienzle und der heimliche Zeuge“ wird erst durchsichtiger, als der Kommissar und sein Kollege Günter Wächter (Rüdiger Wandel) im Laufe ihrer Ermittlungen erfahren, dass das Opfer Barbara Massenbach zwar eine kompetente Chormanagerin war, aber zugleich ein äußerst strenges Regiment führte. Marcus Canteni drohte sie mit der Entlassung, weil er ihr angeblich seine Homosexualität verheimlicht hatte. Und Christians Vater versagte sie ein vertragsgemäßes Honorar. Damit kommen gleich zwei Verdächtige in Frage – und es sollen noch mehr werden…


Der SWR-Tatort „Bienzle und der heimliche Zeuge“, geschrieben von Felix Huby, wurde im November und Dezember 2000 in Baden-Baden, Stuttgart und Alpirsbach gedreht. Die Erstausstrahlung der Tatort-Folge 469 lief am Sonntag, den 6. Mai 2001, im Ersten.

Video 30 Sekunden aus den ersten 30 Minuten



Besetzung

Hauptkommissar Ernst Bienzle – Dietz-Werner Steck
Günter Gächter – Rüdiger Wandel
Christian Jareis – Ludwig Trepte
Paul Jareis – Jeffrey Zach
Bernd Keitel – Stephan Schwartz
Marcus Canteni – Michael Lott
Milena Buchenhöfer – Tanja Schumann
Henry Buchenhöfer – Helmut Zierl
Hannelore Schmiedinger – Rita Russek
u.a.

Stab

Regie – Arend Agthe
Kamera – Hans-Jörg Allgeier
Buch – Felix Huby
Musik – Matthias Raue

Bilder: SWR/Stephanie Schweigert


8 Meinungen zum Tatort Folge 469: Bienzle und der heimliche Zeuge

  • Dirk • am 11.2.14 um 21:44 Uhr

    top, top, top!
    Bienzle ist einfach überragend – und die Story hier auch.


  • Alex • am 11.2.14 um 22:09 Uhr

    Gebe ich Dirk recht, habe die Folge heute auch als Wdh. gesehen und sie zählt zweifelsfrei zu den besten „Bienzle“-Folgen. Manche Bienzle-Folgen plätschern ja wirklich so vor sich hin, hier ist aber wirklich Action, Spannung und auch Witz bis zur letzten Minute garantiert (sehr lustig zum Beispiel die Szene, als der Junge vor den Bediensteten des Jugendamtes flüchtete).


  • Dirk • am 1.1.16 um 17:45 Uhr

    Der Tatort Nummer 469 aus Stuttgart mit dem Hauptkommissar Bienzle von der Mordkommission. Ein außergewöhnlich spannender und interessanter Tatort-Krimi von Bienzle aus Stuttgart. Ein richtiger Action-Star zeigt sich hier und die These “ Ohne Moos nichts los “ kommt auch voll zur Geltung. Da kommt so ein Klau-Kid doch gerade recht. Je niedlicher, desto besser. In diesem Tatort-Fall sogar genau richtig. Aber wird der gemeine Meuchler tatsächlich überführt ?


  • MadMonkey • am 29.4.17 um 11:11 Uhr

    Starker Auftritt von Bienzle. Durch und durch sehr spannende Folge. Gehört zu den besten Bienzle


  • Dirk • am 30.11.22 um 22:20 Uhr

    Heute läuft auf SWR der Tatort 469 aus Stuttgart und mit dem Hauptkommissar Bienzle von der dortigen Mordkommission. Diesen anspruchsvollen Tatort-Spielfilm kann man immer mal wieder anschauen. Leider ist der Schauspieler, der die Rolle des ruhigen Mordermittlers verkörperte, schon im Jahr 2016 verstorben. Dafür ist seine Film-Lebenspartnerin, die Hannelore, in Wiederholung als Hauptkommissarin im ZDF zu sehen, als positive „Gegenspielerin“ eines bekannten Bibliothekars und Ex-Rechtsanwaltes,
    Die Meinung vom 01.01.2016 halte ich.


  • Der Fremde • am 1.12.22 um 6:41 Uhr

    Finale oben am Kirchturm (bei den Glocken). Da war doch schon mal was. Schlag‘ nach bei Hitchcock …


  • Der Fremde • am 1.12.22 um 8:13 Uhr

    Im Unterschied zu einigen vorherigen Kommentatoren finde ich nicht, dass diese Folge zu den besten Bienzle-TO’s zählt.
    Das liegt vielleicht auch daran, dass ich nicht so sehr auf Knaben-Chor stehe …


  • Manfredus • am 3.12.22 um 13:59 Uhr

    Kann meinen Vorrednern bzw. „Vorschreibern“ nur Recht geben. Was für eine Wohltat, was für ein Genuss dieser Tatort aus dem Jahr 2001 war und ist im Vergleich zu heutigen Produktionen!!! (wie zB dem letzten Tatort „Katz und Maus“ oder dem schwachsinnigen Polizeiruf „Hexen brennen“)
    Und auch hier sieht man wieder: gute Schauspieler:innen alleine retten keinen Krimi, das Drehbuch muss passen – so wie hier von Bienzle-Autor Felix Huby!
    Vielleicht sollten die Tatort-Macher:innen von heute mal wieder ein paar gute alte Folgen der 70er, 80er, 90er oder 2000er Jahre anschauen um was zu lernen! Und vielleicht lieber ein paar Folgen weniger im Jahr anfertigen, aber dafür mehr in gute Drehbücher investieren!


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