Tatort Folge 486: Hasard



Die Hamburger Kripo ist in der Tatort-Folge 486 „Hasard!“ mit einem grausigen Fund beschäftigt: in einem Waldstück nahe der Hansestadt wurde eine Leiche gefunden. Der erfolgreiche, bekannte Softwareunternehmer Michael Scholten starb, an einen Baum gefesselt, mit vier Kugeln im Körper. Der Tatort wirkt wie eine Hinrichtungsstätte. Kommissar Jan Casstorff (Robert Atzorn) und seine Kollegen, Oberkommissar Eduard Holicek (Tilo Prückner) und Kommissarin Jenny Graf (Julia Schmidt), übernehmen den Fall, der sofort das Interesse der Öffentlichkeit auf sich zieht.

Wie sich im Rahmen der Ermittlungen schnell herausstellt, war das vermeintlich florierende Unternehmen des Opfers alles andere als erfolgreich. Die Firma Scholten befand sich in einer wirtschaftlich äußerst prekären Lage – das finanzielle Aus drohte. Könnte einer der Aktionäre, für die die Insolvenz des Softwareunternehmens ein Fiasko gewesen wäre, der Täter gewesen sein? Hauptkommissar Casstorff ist sich nicht sicher und zögert, vorschnelle Verdächtigungen auszusprechen. Schließlich war laut Spurensicherung der Fundort der Leiche nicht der Ort, an dem das Opfer starb. Ob es die Tat eines Einzelnen oder die mehrerer Personen, ein Auftragsmord oder private Rache war, Jan Casstorff lässt zunächst alle Theorien zum Tathergang und -motiv offen.

Casstorff und sein Team machen sich engagiert an die Aufklärungsarbeit, denn die Zeit drängt: der Staatsanwalt Peter Fröhlicher droht, ihnen den Fall zu entziehen, damit das BKA die Ermittlungen übernehmen kann. Kommissar Casstorff ist jedoch fest entschlossen, den Fall „Hasard!“ zu behalten. Und tatsächlich gibt es bald zwei Verdächtige: Scholtens Geschäftspartner Manfred Feurer und der Taxifahrer Roland Pötschke. Beide Männer hatten kein gutes Verhältnis zum Opfer, zumal beide durch Scholten finanziell ruiniert wurden. Staatsanwalt Fröhlicher hingegen glaubt weiterhin an einen professionellen, wirtschaftspolitischen Hintergrund für die Tat.

Als der psychisch labile Pötschke Selbstmord begeht, weil er von einer möglichen Verhaftung erfährt, wird Casstorff der Fall offiziell entzogen. Doch der Ermittler bleibt am Ball. Er sucht die Witwe von Michael Scholten auf, die ihn auf eine wichtige Spur im Tatort „Hasard!“ bringt: Scholten führte seit einigen Wochen eine Affäre mit einer verheirateten Frau – mit dem Einverständnis seiner eigenen Ehefrau. Die Scholtens lebten eine offene Ehe. Ist die Lösung des Falls also doch im privaten Bereich zu finden? Als Casstorff das Liebesnest von Scholten und seiner unbekannten Geliebten ausfindig macht, erfährt er schließlich, wer sich dort regelmäßig mit dem Unternehmer traf…
In der 17. Minute des Tatorts „Hasard!“ ist der Regisseur der Folge, Thomas Bohn, zu sehen – er wird höchstpersönlich von der Polizei abgeführt. Bohn schrieb auch das Skript zum NDR-Krimi. Die Erstausstrahlung von Kommissar Casstorffs zweitem Fall war am Sonntag, den 18. November 2001, im Ersten zu sehen.

Video 30 Sekunden aus den ersten 30 Minuten



Besetzung

Tilo Prückner (Eduard Holicek)
Julia Schmidt (Jenny Graf)
Fjodor Olev (Daniel Casstorff)
Nina Petri (Judith Vorbeck)
Hans Kremer (Peter Fröhlicher)
Dietrich Hollinderbäumer (Dr. Kevin Lohmann)
Nils Düwell
Nicole Leon
Eric Schäffler

Stab

Regie – Thomas Bohn
Buch – Thomas Bohn
Kamera – Axel Henschel
Schnitt – Inge Bohmann
Musik – Hans Franek · Saafi Brothers
Produktion – NDR


9 Meinungen zum Tatort Folge 486: Hasard

  • Liza • am 11.5.14 um 14:20 Uhr

    Sehr spannend und interessant!


  • Dirk • am 31.12.15 um 15:48 Uhr

    Der Tatort Nummer 486 aus Hamburg und der Hauptkommissar Casstorff ermittelt und lässt sich auch durch eine Entziehung des Falles davon nicht abhalten. Spannender Tatort-Thriller mit Familie und im kollegialen Angestellten- und Beamtenkreise spielend. Durchaus sehenswert. In der Erstausstrahlung gesehen, war dieser Tatort packend und spannungsgeladen. In den anfänglichen 2000ner Jahren waren Casstorff und sein Team mit die besten Tatort-Ermittler. Ehrlich.


  • MadMonkey • am 13.5.17 um 17:36 Uhr

    Guter Zweiter Fall. Robert Atzorn mochte ich schon als Lehrer Specht im ZDF. Starke Schauspieler, spannender Fall und ganz klar ein Hamburg Tatort. Gut. Holicek Castorff passt


  • Der Fremde • am 20.9.23 um 0:04 Uhr

    Neben Baudelaires „Blume des Bösen“ wird auch Bertolt Brechts „Kaukasischer Kreidekreis“ gern mal in einem TO zitiert (sh. etwa auch im Finale der TO-Folge ‚Hundstage‘):
    Wer um ein Kind mit Gewalt kämpft (es – im übertragenen Sinn – mit Gewalt aus dem Kreidekreis ziehen will), hat sich als Elternteil als nicht geeignet erwiesen und die Obsorge nicht verdient … (ist hier nur ein kleiner Nebenstrang)

    So kleine literarische ‚Leckerlis‘ gefallen mir (wenn sie passen)!


  • Wolfram • am 20.9.23 um 3:41 Uhr

    Mir hat der Tatort, den ich jetzt viele Jahre nach der Entstehung erstmals sehe, grundsätzlich gefallen. Er hatte eine menschliche Komponente, die mich überzeugte, ebenso ansprechend war das Spiel der Darsteller. Die Handlung mit dem Mord durch den Oberstaatsanwalt war etwas dünn gesponnen (darum meine Formulierung „grundsätzlich“), deshalb wurde parallel und ohne Zusammenhang die familiäre Situation des Kommissars und seines Sohnes mit eingeflochten. Der Strang mit der Muttererzählung und dem Hinweis auf Brechts „Kaukasischen Kreidekreis“ passte ebenfalls nur bedingt, denn die Hintergründe für das „Nicht-Kümmern“ der Mutter wurden nicht aufgeklärt und passten nicht zur Persönlichkeit der entsprechenden Person. Übrigens, das aber nur am Rande, dürfte das Urteil im Theaterstück von Brecht (nach biblischer Vorlage) als reine Klassenjustiz heute so nicht mehr gesprochen werden (wiederum abgesehen von den brutalen Aspekten der Urteilsfindung) , das nur am Rande. Das Kind bekam bei Brecht nicht die leibliche, sondern die sorgende „Mutter“.


  • alter Fan ( tm ) • am 21.9.23 um 23:13 Uhr

    der ARD Mediathek sei es gedankt , daß man sich deartig gut gemachten TO Produktionen nach über 20 Jahren anschauen kann ; was kam im Gegensatz zu diesem Streifen im Laufe der folgenden Jahre so alles aus Hamburg ??
    Durchaus sehr gefälliger HH TO – die literarische ‚Leckerlis‘ fand ich übrigens auch sehr gut – und aus heutiger Sicht : Tilo Prückner ist ja mit zunehmendem Alter in seinen Rollen immer quirliger geworden – z.B. die ganzen Filme mit Horst Krause oder auch die Rentnercops – schade , daß er schon verstorben ist . Für mich – schöner TO .


  • Al.Ter • am 23.9.23 um 8:43 Uhr

    Da der letzte Kommentar nicht durchkam (warum auch immer), hier also noch mal:

    Wurde hier nur wg. Holicek geguckt! Castorff und seine leidige Familiengeschichte – geschenkt …
    Aber hier muß es angefangen haben, so um das Jahr 2006 herum, daß die Befindlichkeiten der Ermittler fast ebensoviel Raum einnahmen wie die eigentliche Handlung.

    @alter Fan ( tm )
    Tilo Prückner habe ich schon vom Beginn seiner Karriere verfolgt und stets gern gesehen, aber quirlig war der schon immer!
    Beginnend 1976 in der Krimigroteske „Bomber & Paganini“ zusammen mit Mario Adorf oder 1979 als rasender Reporter der ‚Werra-Post’in „Der Willi-Busch-Report“ von Niklaus Schilling (dazu gibt es übrigens eine wunderschöne Seite der produzierenden Visualfilm bei deutsches-filminstitut.de)

    Der hat ja unglaublich viel gespielt, sowohl in Kino- als auch TV-Produktionen – nicht zu vergessen „Adelheid und ihre Mörder“, wo er den mürrischen Kommissar Gernot Schubert an der Seite von Evelyn Hamann als Frau Möbius und Heinz Baumann als Chef Strobel spielte.


  • Al.Ter • am 23.9.23 um 15:50 Uhr

    Schön, daß er nun erschienen ist – da kann ich gleich mal zwei Fehler korrigieren:
    Soll statt 2006 natürlich 2001 heißen (also um die Jahrtausendwende rum), und Casstorff natürlich mit Doppel-s!
    Namen müssen stimmen, hab ich mal gelernt – um bei dieser Gelegenheit doch gleich mal die fehlende Korrekturmöglichkeit zu monieren! Wenn ich die noch erleben dürfte im späteren Leben!


  • alter Fan ( tm ) • am 24.9.23 um 0:42 Uhr

    @Al.Ter – vielen Dank für die Info – da werd´ich demnächst nochmal zielgerichtet in diversen Medien stöbern – Tilo Prückner war schon ein genialer Typ , den ich in den mir bisher bekannten Produktionen sehr gerne gesehen habe .


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