Von Finanzkrise bis iPhone: Wie der „Tatort“ 2007 den Zeitgeist einfing
Krimi als Spiegel der Gesellschaft
Es war das Jahr, in dem die Finanzmärkte zu bröckeln begannen und Steve Jobs das erste iPhone präsentierte. 2007 zeigte sich der „Tatort“ einmal mehr als Seismograph gesellschaftlicher Entwicklungen. In 35 neuen Folgen griffen die Ermittler brisante Themen auf – von Arbeitslosigkeit bis Mobilfunkstrahlung.
Der Frankfurter Fall „Bevor es dunkel wird“ rückte Hartz-IV-Empfänger und Tafeln in den Fokus. In München thematisierte „Der Traum von der Au“ Gentrifizierung und Mieterwahnsinn. Beide Folgen spiegelten eine Gesellschaft wider, in der die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinanderklaffte – passend zur aufziehenden globalen Finanzkrise.
Technologie im Visier
Technologische Umwälzungen bildeten einen weiteren Schwerpunkt. Der Bremer „Tatort“ „Strahlende Zukunft“ griff die Debatte um Gesundheitsrisiken durch Mobilfunkstrahlung auf. Eine brisante Frage in Zeiten, in denen das iPhone eine neue Ära der Smartphone-Nutzung einläutete.
In Berlin nahm „Schleichendes Gift“ die Verflechtungen zwischen Pharmaindustrie und Politik ins Visier. Ein Thema, das in Zeiten wachsenden Lobbyismus an Aktualität gewann.
Multikulti und Polizeiskandal
Gesellschaftliche Spannungen in der Einwanderungsgesellschaft thematisierte Charlotte Lindholm in „Wem Ehre gebührt„. Die Ermittlungen in einer türkischen Familie in Hannover sorgten für Kontroversen. In Köln nahm „Spätschicht“ Korruption innerhalb der Polizei unter die Lupe – ein Thema, das auch 2007 immer wieder für Schlagzeilen sorgte.
Soziale Brennpunkte
Junge, überforderte Eltern standen im Mittelpunkt des Münchner Falls „Kleine Herzen„. In Ludwigshafen prangerte „Fettkiller“ den gesellschaftlichen Schlankheitswahn an. Beide Folgen zeigten, wie der „Tatort“ auch abseits klassischer Kriminalfälle relevante Themen aufgriff.
Frischer Wind und Abschiede
2007 markierte auch einen Umbruch bei den Ermittlerteams. In Leipzig verabschiedeten sich Bruno Ehrlicher und Kain nach 15 Jahren mit „Die Falle„. München musste Abschied von Carlo Menzinger nehmen. Für frischen Wind sorgte Charlotte Lindholm, die als erste „Tatort“-Kommissarin schwanger wurde.
Technisch auf der Höhe
Auch technisch zeigte sich der „Tatort“ 2007 state-of-the-art. HD-Aufnahmen, moderne Schnitttechniken und eine filmische Kameraführung sorgten für Kinoflair am Sonntagabend. Inhaltlich griffen die Autoren verstärkt tagesaktuelle Themen auf und zeichneten ihre Ermittler vielschichtiger.
Fazit: Relevant wie eh und je
Mit durchschnittlich über 7 Millionen Zuschauern blieb der „Tatort“ 2007 Quotengarant und Gesellschaftsspiegel zugleich. Die Reihe bewies einmal mehr ihre Fähigkeit, sich stetig zu erneuern und dabei stets am Puls der Zeit zu bleiben. Ein TV-Phänomen, das auch 2007 nichts von seiner Relevanz einbüßte.