In der Tatort-Folge 481 „Zielscheibe“, erstmals ausgestrahlt am 14. Oktober 2001, ermittelt Kommissar Max Palu (Jochen Senf) zum 13. Mal in Saarbrücken. Die Regie in diesem brisanten Tatort-Fall führte Robert Sigl.


Es geht dieses Mal um eine Fernsehshow, die auch der Namensgeber der Folge ist: „Zielscheibe“. In dieser Show ruft die populäre Fernsehmoderatorin Petra Odetzki die Zuschauer dazu auf, Hinweise zu gesuchten Verbrechern zu geben, um auf diese Weise die Personen schneller finden zu können und die Öffentlichkeit vor diesen zu schützen. Eine der Personen, die Odetzki öffentlich in ihrer Show sucht, ist der Serbe Ante Besic. Nach Besic wird von dem internationalen Gerichtshof in Den Haag wegen Völkermordes gefahndet. Durch die Sendung „Zielscheibe“ gelingt es tatsächlich, ihn zu verhaften, jedoch kann Besic nur kurze Zeit später bereits wieder fliehen. Odetzki führt die Suche daraufhin erneut öffentlich fort und es beginnt mit ihrer Hilfe eine regelrechte Hetzjagd.

Kurz darauf wird die Moderatorin erschossen aufgefunden und Kommissar Max Palu nimmt die Ermittlungen auf. Von der Öffentlichkeit wird die Tote als Märtyrerin angesehen und schon bald wird das Haus, in dem sie ermordet wurde, zu einer Art Wallfahrtsort. Für Max Palu erschwert dies die Suche nach dem Täter erheblich. Hinzu kommt, dass der Ehemann und Produzent von „Zielscheibe“, Tom, die Emotionen des Publikums noch zusätzlich anstachelt. Rücksichtslos übernimmt er die Moderation der Show und fahndet mit Hochdruck nach dem vermeintlichen Mörder seiner Frau, Besic. Dass er dabei einen Quotenrekord nach dem anderen bricht, scheint er sichtlich zu genießen.

Schnell wird deutlich, dass Tom der Polizei zuvorkommen und Besic selber finden will, um diesen dann der Öffentlichkeit zu präsentieren. Der Saarbrückener Kommissar möchte sich auf dieses Wettlaufspiel nicht einlassen, vielmehr ist er bemüht, sauber zu ermitteln und die wahren Zusammenhänge aufzudecken. Ist Besic tatsächlich der Mörder Odetzkis? Oder ist das davon überzeugte Publikum lediglich Opfer einer gezielt inszenierten Medienhysterie?

In dieser Tatort-Folge ist Lynchjustiz ein zentrales Problem, denn genau dieses Schicksal droht dem öffentlich Gesuchten. Max Palu weiß, er muss so schnell wie möglich einschreiten, um das zu verhindern, denn der erfahrene Ermittler durchschaut das Spiel. Mit seiner typischen Sturheit deckt er nach und nach die einzelnen Handlungsstränge auf und findet den tatsächlichen Mörder der Moderatorin. In letzter Sekunde schützt er Besic so vor der hysterischen, zu allem fähigen Zuschauermasse.


Diese Folge der ARD-Reihe nimmt ein empfindliches Thema auf, zeigen sich doch starke Parallelen zu tatsächlichen TV-Formaten und dem Umgang mit diesen. Deren potenzielle Gefahr wird in dem Saarbrückener Tatort durch schnelle Schnittfolgen und die teilweise überzogener Darstellung der Charaktere deutlich gemacht. „Zielscheibe“ ist eine Produktion des Saarländer Rundfunks.

Besetzung
Annette – Nina Weniger
Dr. Dreyer – Thomas Koschwitz
Ernst Glogowski – Christoph Gareisen
Frau Braun – Alice Hoffmann
Günter Boos – Aykut Kayacik
Horst Kaldin – Tayfun Bademsoy
Isabelle Jung – Nicole Max
Margit – Tatjana Clasing
Max Palu – Jochen Senf
Stephan, sein Assistent – Gregor Weber
Tom Odetzki – Thomas Limpinsel
u.a.

Stab
Regie – Robert Sigl
Buch – Peter Zingler
Kamera – Klaus Peter Weber
Schnitt – Biljana Grafwallner-Bresovska
Musik – Frank Nimsgern
Produktion – SR