Polizeiruf 110: Der Fall Sikorska
„Der Fall Sikorska“ ist der sechste, mit dem die Hauptkommissare Olga Lenski (Maria Simon)
und Adam Raczek (Lucas Gregorowicz) an der deutsch-polnischen Grenze bei Frankfurt an der Oder betraut werden. Darin wird das hübsche Au-pair-Mädchen Paula tot aus dem Fluss geborgen. Als sich herausstellt, dass es sich nicht um einen tragischen Badeunfall handeln kann, rückt die Familie, bei der Paula gearbeitet hat, in den Fokus der Ermittlungen.
Die Erstsendung des Polizeirufs 110 „Der Fall Sikorska“ ist für Sonntag, den 25. November 2018 im Ersten Programm der ARD geplant. Der Krimi startet um 20.15 Uhr.
Inhalt der Polizeiruf 110-Folge „Der Fall Sikorska“
Wer hat die zwanzigjährige Paula Borchert ermordet? Der leblose Körper des Au-pair-Mädchens folgt dem Strom der Oder, zwei bis drei Tage lang schon, wird die Rechtsmedizin im Polizeiruf später feststellen. Paula trägt einen Bikini, und dem ersten Anschein nach könnte es sich tatsächlich um einen Unfall beim Baden handeln.
Die Obduktion durch Dr. Kaminski jedoch offenbart: Der attraktiven, jungen Frau wurde der Kehlkopf gebrochen, vermutlich mit einem harten Schlag dagegen. Auch hatte sie vor ihrem Tod nachweislich Sex. Da es am Körper des Opfers keine eindeutigen Spuren einer Vergewaltigung gibt, erklärt der Rechtsmediziner den ermittelnden Kommissaren Lenski und Raczek, dass auch einvernehmlicher Geschlechtsverkehr in Frage kommt.
Der Fall ist kein einfacher, denn das regnerische Wetter der letzten Tage hat sämtliche Spuren am mutmaßlichen Tatort, an dem Paulas Badesachen am Ufer schließlich gefunden werden, fortgespült. Reifenspuren, Fußabdrücke – Fehlanzeige. Die Kriminalbeamten Olga Lenski und Adam Raczek teilen sich auf, um die ersten Ermittlungsschritte einzuleiten: Hauptkommissarin Lenski übernimmt das Wohnhaus der Heises, wo das Opfer lebte und arbeitete. Der polnische Kollege Raczek sucht die Praxis von Dr. Gerd Heise auf, dem Hausbesitzer, der noch mitten in der Patientenbehandlung steckt.
Lenski erfährt, dass der Sohn von Gerd und Katarzyna Heise, Leo Heise, nach der Scheidung wieder in das beachtliche Anwesen seiner Eltern eingezogen ist. Hier lebte auch Paula Borchert, um sich um die zwei kleinen Kinder von Leo zu kümmern. Dass Paula ermordet wurde, erschüttert die gut situierte Familie überraschenderweise kaum. Olga Lenski durchsucht das Gästezimmer des toten Mädchens und stellt einen Laptop sicher. Paula sei regelmäßig im Fluss schwimmen gewesen, erzählt Leo Heise, doch es habe kein besonderes Ereignis gegeben, welches ihr Verschwinden vor einigen Tagen erklärt hätte. Seine Anrufe auf ihrem Handy blieben seit dem Wochenende unbeantwortet, ihr Bett leer.
Beide Männer, Gerd und sein Sohn Leo, haben Alibis für den ungefähren Tatzeitpunkt. Allerdings sind die Angaben keineswegs vollkommen wasserdicht. Als die Fahnder bei ihren Untersuchungen im Polizeiruf 110 auf eine alte Anzeige gegen Gerd Heise stoßen, wird das Team von der Kripo Frankfurt hellhörig:
Der praktizierende Arzt wurde vor 15 Jahren beschuldigt, seine Stieftochter Julia Sikorska missbraucht zu haben. Die junge Frau verschwand kurze Zeit später spurlos. Man mutmaßte, dass sie untergetaucht sei, doch gab es seitdem nie wieder ein Lebenszeichen von ihr. Julias leiblicher Vater Pawel Sikorski erstattete damals die Anzeige. Der – heute trockene – Alkoholiker konnte mit der Trennung von seiner Ehefrau Katarzyna nur schwer umgehen. Wollte sich der enttäuschte, verlassene Mann bloß an seinem Nebenbuhler Gerd rächen? Der Vorwurf der sexuellen Nötigung, der aus Mangel an Beweisen nie vor Gericht kam und dessen Ermittlungen durch die polnische Polizei letztlich ohne Ergebnisse eingestellt wurden, schwebt noch immer wie das böse Schwert des Damokles über der Familie Heise. Der Ruf des Arztes leidete damals unter den Anschuldigungen und jetzt, angesichts des neuen Falls einer möglicherweise sexuell missbrauchten und ermordeten Frau Anfang Zwanzig, kommen die alten Ängste Gerds und Katarzynas wieder hoch. Der Erfolg von Heises florierender Praxis ist gefährdet.
Gerd Heise wird eingekesselt. Die Polizei hat ihn auf dem Korn, Pawel Sikorski kämpft auch nach 15 Jahren noch ehrgeizig dafür, Heises Schuld zu beweisen, und sogar in seinem Filius Leo keimen allmählich Verdachtsmomente gegen den dominanten Vater auf. Erst als ein weiterer Tatverdächtiger ins Spiel kommt, nimmt das etwas Druck von Gerd Heise: Paula war ein sehr kontaktfreudiger, lebenslustiger Mensch. Sie freundete sich schnell mit Milena, der Tochter von Heises Putzfrau Agata, an. Über das gleichaltrige Mädchen lernte sie auch deren Freund Marcin kennen – und der Student warf offenbar gleich ein Auge auf die hübsche Paula …
„Der Fall Sikorska“ wurde von den Drehbuchautoren Bernd Lange und Hans-Christian Schmid geschrieben. Die zwei Autoren arbeiteten bereits 2006 für den Kinofilm „Requiem“ und 2017 für die ARD-Krimiserie „Das Verschwinden“ zusammen. Für den Polizeiruf lieferte das Duo nun erstmals ein gemeinsam verfasstes Skript ab; die Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit, nach der ein Mann einem anderen über Jahrzehnte hinweg vorwarf, seine Tochter umgebracht zu haben.
Gedreht wurde der Polizeiruf 110 in Frankfurt an der Oder, in Berlin und Brandenburg. Auch Swiecko in Słubice (Polen) sowie die Umgebung dienten als Kulissen. Die Drehzeit betrug etwa vier Wochen vom 5. Juni bis zum 6. Juli 2017.
Die Redaktion von Tatort-fans meint …
Sabine (38 J. | Kinoliebhaberin)
Gerald (38 J. | IT-Nerd)
Polizeiruf-Besetzung
Hauptkommissarin Olga Lenski – Maria Simon
Hauptkommissar Adam Raczek – Lucas Gregorowicz
Inspektor Karol Pawlak – Robert Gonera
Starszy Aspirant Edyta Wisniewski – Katharina Bellena
Polizeihauptmeister Wolfgang Neumann – Fritz Roth
Gerichtsmediziner Dr. Marian Kaminski – Tomek Nowicki
Pawel Sikorski, Vater von Julia Sikorska – Krzysztof Franieczek
Gerd Heise – Götz Schubert
Katarzyna Heise, Gerds Ehefrau – Lina Wendel
Leo Heise, der Sohn – Jan Krauter
Marcin Zielinski – Filip Januchowski
Milena Kaczmarek, Marcins Freundin – Amanda Mincewicz
Kerstin Briese – Alexandra Finder
Claudia Reuter, Ärztin in Potsdam – Franziska Wulf
Wiktor Krol – Klaudiusz Kaufmann
u.a.
Polizeiruf-Stab
Drehbuch – Bernd Lange, Hans-Christian Schmid
Regie – Stefan Kornatz
Kamera – Bernhard Keller
Schnitt – Boris Gromatzki (BFS)
Musik – Stefan Will, Marco Dreckkötter
17 Meinungen zum Polizeiruf 110: Der Fall Sikorska
Bin gerade mal aufgewacht, um meinen Kommentar zu hinterlassen.
Passt zur düsteren Jahreszeit.
Im deutschen Fernsehen möchte ich gerne Filme in deutscher Sprache sehen. Habe absolut keinen Bock auf Untertitel!
Dieses Mal enttäuscht der Polizeiruf. Zum Einschlafen. Dass die Hälfte der Zeit polnisch gesprochen wird, macht die Sache auch nicht gerade interessanter.
Unverschämt, es wird hauptsächlich polnisch gesprochen. Was bietet man uns da an,mit unseren Gebühren wird so ein Tatort gedreht. Es waren Deutsche,die da polnischen reden. Unmöglich.
Solide, seriös, a bisserl schnell zu durchschauen und phasenweise ein wenig gar zu temperiert im Tempo… vielleicht nicht das Allerbeste, was man von einem Krimi sagen kann. Angedeutet eine sonderbare Famileinkonstellation, in der speziell auch einiges zwischen Vater und Sohn gärt, nicht unoriginell auch der Kniff, einen aktuellen Fall, für den der Vater nichts konnte, als Hebel zu verwenden, um ein früheres Delikt aufzuklären, aber so richtig zünden wollte das ganze – zumindest bei mir – eigentlich kaum. Da man eh von Anfang an wusste, dass der Alte Dreck am Stecken hat, hätte sich die Spannung über die zunehmend platzenden Alibis aufbauen müssen, aber das war nicht so überzeugend, und der zweite Handlungsstrang hier eher kontraproduktiv.
Konnte man ansehen, aber das wars dann auch. Drei Sterne glatt.
Off topic: aus dieser wunderbaren Odergegend da oben, die hie und da mal kurz in Szene gesetzt war, müssten sich doch andere, „erdigere“ Krimistoffe rausholen lassen? Der „Polizeiruf“ heute hätte nun wirklich überall spielen können. Ist nicht unbedingt ein Vorwurf, aber warum nicht wirklich stärker regionale Akzente setzen?
Die Geschichte welber war mittelmäßig, obwohl es eigentlich interessant war, wie der Täter eines alten Falles gefunden war, mit dem der aktuelle Mordfall eigentlich kaum was zu tun hatte.
Aber, meiner Meinung nach wird in den Folgen an der Oder zu viel deutsch und zu wenig polnisch gesprochen. Dass eine Polin über ein Ereignis das in Polen geschehen ist mit einem polnischen Polizist auf Deutsch spricht, ist unmöglich. Und es ist auffällig, wie gut alle Polen Deutsch sprechen können. Ich bin selbest ein Ausländer, ich lebe seit sechs Jahren in Deutschland, arbeite mit Kollegen die entweder deutsche sind, oder Ausländer aus Länder deren Sprache ich nicht herrsche, also ich spreche Deutsch mit allem. Ich kann Deutsch sprechen, ohne Akzent, verstehe alles, kann aber nicht fehlerfrei und so schön und auserlesen Deutsch sprechen, wie diese polnische Leute, die zwar in der Nähe der deutschen Grenze, aber in Polen leben, polnische Freunde und Kollegen/Mitstudenten haben, und doch nicht einmal „das“ statt „den“ sagen. Es ist auch unmöglich.
Rescherschiere ich ein bisschen, finde ich, dass diese SchauspielerInnen zwar alle polnische Wurzel haben, haben aber nie in Polen gelebt. Vielleicht sprechen einige von Ihnen polnisch mit Akzent, ich kann es nicht beurteilen… Ausgerechnet die Szene wenn Sikorski seine ehemalige Frau angefragt hat, warum sie deutsch spricht, war peinlich: die Frau wurde von einer deutschen Schauspielerin gespielt, die wahrscheinlich gar nich polnisch sprechen kann…
Und gerade für mich, der selber kein deutscher bin, verliert so das Film seine Plausabilität.
Klar, andererseits, wäre mehr polnisch gesprochen und/oder würden die Polen deutlich schlechter deutsch sprechen können, würden die deutsche Zuschauern das Fernsehen ausschalten.
Aber was für einen Sinn hat es so?
Also wer hatte jetzt die Paula ist auf dem Gewissen? Bin da nicht ganz mitgekommen, liegt vielleicht daran dass ich kurz eingenickt bin… das ganze war etwas zäh, obwohl gut von der Stimmung eingefangen. Dass der Vater sich dann noch, obwohl schon gegen ihn ermittelt wird noch plump an eine Patientin ranmacht, passt nicht. Das Ermittlerduo, das ich heute zum ersten Mal gesehen habe, hat mir aber gut gefallen.
Story interessant und gut ausgedacht , Film recht ordentlich gemacht und solide gespielt – recht symphatische Besetzung – was aber irgendwie gefehlt hat war die , für einen Krimi benötigte Spannung – vorrangig Dialoge – Dialoge voller Inhalte und Informationen – und letztendlich Show Down Dramatik Finale – beim Krimi muß aber bitteschön erstmal der Bogen irgendwie gespannt werden – als positiv denkender PR Zuschauer vermute ich : wird demnächst bestimmt besser . Auch wenn´s zwischendurch mal etwas langatmig wurde – man konnte sich diesen PR durchaus ansehen .
Fand ich sehr spannend, auch ohne große Action. Gerne mehr davon.
#MeToo – Der Film zur Kampagne
Eindimensionaler und vorhersehbarer war selten ein Polizeiruf / Tatort:
Die Hauptverdächtigen sind am Ende auch die Täter.
Vor allem aber:
Männliche Sexualität führt ins Unheil. Immer. Und damit Sexualität zwischen Mann und Frau überhaupt, denn wer männliche Sexualität pauschal diffamiert, diffamiert damit sexuelle Begegnungen zwischen Männern und Frauen überhaupt.
Der einzige „positiv“ gezeichnete Mann:
Paweł Sikorski, der über den Verlust seiner Tochter zum Alkoholiker geworden ist und dem Hauptverdächtigen als Racheengel nachstellt.
Und dieser „positive Charakter“ stiftet eine Frau mit Geld zur Falschaussage an, um den Täter zu überführen.
In einem der letzten Bilder des Films wird dieser Mann dann gezeigt, wie er allein in seinem Haus am Tisch sitzt. Damit soll wohl gesagt werden, dass dieser Mann endlich seinen Frieden gefunden hat.
Vorige Woche hatten hier einige gegen den HH-Tatort den Vorwurf erhoben, er rechtfertige Selbstjustiz. Dem hatten ich und viele andere damals widersprochen.
Bei diesem Polizeiruf dagegen scheint mir dieser Vorwurf angebracht zu sein. Eine seiner Aussagen lautet nämlich:
Auch wenn Herr Sikorski sich unlauterer Mittel bedient, um die Täter zur Strecke zu bringen, letzten Endes ist er auf der richtigen Seite und damit positiv zu sehen.
Richtig wäre gewesen, zu zeigen, dass sowohl die Täter als auch Herr Sikorski am Ende im Gefängnis landen.
@ rudi
der Vater hat sich nicht an eine Patientin „rangemacht“, Pawel Sikorska hatte die Frau dafür bezahlt, daß sie das behauptet, weil Pawel angst hatte, daß die Ermittlungen wieder eingestellt werden.
Paula wurde von Marcin umgebracht, mit dem sie ein Verhältnis hatte, das sie aber beenden wollte.
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ich hatte zufällig zwei eher verhaltene Kritiken im Radio gehört und mir nicht viel von diesem Polizeiruf versprochen, bin aber wieder Erwarten bis Ende dabeigeblieben. hat mit gut gefallen, vor allem die Dynamik in der Sikorska-/Heise-Familie. dagegen fiel der eigentliche Fall um Paula tatsächlich ziemlich ab, auch, weil niemand groß um sie zu trauern schien. aber sonst war das alles in allem ein guter Film.
zu viele Untertitel. immer mit polnischer Beteiligung dieser Polizeiruf.
nicht mein Ding. Wird in Zukunft vermieden.
Wer spielt eigentlich die Paula Borchert? Danke
Ihr schreit doch immer nach Realismus. Im Grenzgebiet wird nun mal Polnisch gesprochen. Wer lesen kann, hat damit keine Probleme.
Wieder ein sehr guter PR aus dem schönen und schön düsteren Brandenburg. Bewegende und insgesamt schlüssige Story mit nur kleinen Unklarheiten. Schauspieler überzeugten. Bilder und Stimmung waren wieder mal einprägend und mitreißend.
Es ging wie vor zwei Wochen in Rostock um einen ungeklärten aber nahezu offensichtlichen Mord in der Vergangenheit. Statt wie in Rostock mit blanker hassgesteuerter Selbstgerechtigkeit und -justiz durchzugreifen (das war zu harter Tobak!) ermittelt dieses Team sachlich kühl. Auch das nicht immer eindeutig zu entscheidende Thema sexueller Übergriffe und wird in einigen Facetten kritisch angeschnitten.
Schön auch, dass Frau Lenski wieder als die starke Frau gezeigt wurde für die ich sie so gerne sehe.
Ich finde es interessant, dass in dieser Folge des dt.-poln. Teams tlw. dieselben polnischen Gast-Schauspieler mitwirkten wie in einzelnen Folgen des Usedom-Krimis (insbes. jene Folge betreffend, als es dort um das Thema „religiöser Wahn“ ging, da waren m.E. zumindest 3 polnische Schauspieler identisch).
Die ruhige und sachliche Erzählweise hat mir gefallen, die Fälle waren plausibel miteinander verwoben und brachten schließlich zwei verschiedene Täter zum Vorschein. Ich fand es gerade gut, dass es sich nicht um den x-ten psychopathischen Serienkiller handelte, der eine ach so schwere Kindheit hatte (an der natürlich die böse Mama schuld war). Sondern um zwei quasi „ganz normale“ Männlein verschiedener Generation, die ihr Gebaren gegenüber (jungen, sehr hübschen) Frauen als „ganz normal“ ansehen und gewissenlos lügen und immer wieder lügen, bis sie endlich überführt sind. Mitten aus der Realität der (Männer-)Gesellschaft gegriffen und sehr gut umgesetzt.
Wer diesen Blick in den Spiegel nicht verträgt, dem hat der Polizeiruf ganz offensichtlich eine „Grube“ gegraben!
PS: Berührend fand ich die Reaktion der Mutter zum Schluss.