Kurz und knapp – darum geht’s
Im Hinterhof des illegalen Spiellokals „Schwarze Nelke“ wird die Leiche des einst gefürchteten Theater- und Musikkritikers Dr. Rieber mit durchschnittener Kehle gefunden. Als Hauptverdächtiger gilt ausgerechnet der Halbbruder von Kommissar Falb, weshalb dieser den Fall an seinen Vorgesetzten Edgar Brinkmann abgibt – doch hinter den Kulissen ermittelt Falb weiter. Zwischen Spielschulden, Erpressung und einer Reihe von Menschen, die dem Opfer nach dem Leben trachten konnten, folgen die Kommissare verschiedenen Spuren. Als Falb schließlich seinen Bruder zur Rede stellen will und diesen in tödliche Gefahr bringt, ahnt er nicht, dass Brinkmann längst den wahren Täter überführt hat…
Inhalt der Tatort-Folge „Die Brüder“
Ein trister Frankfurter Morgen wirft fahles Licht auf die grausige Entdeckung, die eine junge Frau macht, als sie aus dem Fenster blickt: Im Hinterhof des verruchten Spielertreffs „Schwarze Nelke“ liegt regungslos ein Mann in einer sich ausbreitenden Blutlache. Schockiert wählt sie den Notruf, und bald eilen Hauptkommissar Edgar Brinkmann und sein Kollege Falb zum Tatort.
Der Tote ist schnell identifiziert: Dr. Hubert Rieber, einst ein gefürchteter Theaterkritiker, dessen scharfe Feder so manche Karriere zerstört hat, verkam in den letzten Jahren zum Spielsüchtigen und Trinker. Die Serviererin Sonja Schulz berichtet von einem heftigen Streit zwischen dem Opfer und ihrem Mann, dem Lokalbesitzer, der Rieber Falschspiel vorwarf. „Die Zeche nicht bezahlt hat er auch nicht“, fügt sie hinzu, während das gedämpfte Licht der „Schwarzen Nelke“ die Gesichter der Anwesenden in ein zwielichtiges Schattenspiel taucht.
Als der Name Gerd Therkatz als Zeuge und möglicher Verdächtiger fällt, erstarrt Kommissar Falb. Diese Entwicklung gleicht einem Schlag ins Gesicht, denn Therkatz ist sein Halbbruder – ein Mann, der schon immer auf der falschen Seite des Gesetzes stand. „Ich kann diese Ermittlungen nicht führen“, erklärt Falb seinem Vorgesetzten Brinkmann mit steinerner Miene. Die beiden Brüder verbindet eine komplizierte Vergangenheit: Während Falb den geraden Weg eines Beamten einschlug, hangelt sich Therkatz mit zwielichtigen Geschäften durchs Leben.
Brinkmann, stets elegant mit seiner charakteristischen Fliege gekleidet, übernimmt den Fall, doch fragt sich, wie tief die Loyalität seines Kollegen zu seinem Bruder wirklich reicht. „Würdest du ihn decken?“, will er wissen, erhält aber nur ausweichende Antworten. Die Befragung von Riebers Lebensgefährten Helo Schwartze bringt neue Aspekte ans Licht. Im pelzbesetzten Mantel trotz der Sommerhitze gibt Schwartze theatralisch Auskunft über die Spiel- und Alkoholsucht des Verstorbenen. Die Ermittlung verzweigt sich wie ein Labyrinth im nächtlichen Frankfurt, dessen Straßenschluchten die dunklen Geheimnisse der Protagonisten widerspiegeln.
Während Brinkmann offiziell ermittelt, kann Falb nicht von dem Fall lassen. Wie ein Schatten folgt er seinem Bruder durch die Stadt, setzt ihn und seine Schwägerin unter Druck. Die Konfrontationen der ungleichen Brüder werden zu einem Duell der Worte und Blicke, geladen mit jahrelanger unausgesprochener Bitterkeit. „Du warst schon immer eine Petze“, wirft ihm seine Schwägerin vor, als er seinen Bruder immer weiter in die Enge treibt.
Derweil tauchen weitere Verdächtige auf: Ein Schauspieler, dessen Karriere an Riebers vernichtenden Kritiken zerbrach, spuckt bei der Beerdigung verächtlich aus und zitiert Goethe: „Schlagt ihn tot, den Hund, er ist ein Rezensent.“ Auch der Antiquitätenhändler Wilhelm Ramm hat ein Motiv – seine Nichte nahm sich nach einer vernichtenden Kritik Riebers das Leben.
Brinkmanns Ermittlungen führen zu einem wertvollen Collier, das Rieber besessen haben soll. Könnte dies ein Raubmord gewesen sein? Als plötzlich Helo Schwartze erwürgt in seiner Wohnung aufgefunden wird, verdichten sich die Hinweise. Die Fahndung nach Therkatz, der untergetaucht ist, läuft auf Hochtouren wie ein fieberhafter Albtraum.
Als Falb seinen Bruder schließlich stellt und dieser in Panik auf die Straße flüchtet, wird er von einem Auto erfasst. In diesem Moment der Tragödie erfährt Falb von Brinkmann am Telefon, dass der wahre Täter längst überführt ist…
Hinter den Kulissen
Der Tatort „Die Brüder“ ist die 204. Folge der Krimireihe und der vierte Fall des Frankfurter Kriminalhauptkommissars Edgar Brinkmann, gespielt von Karl-Heinz von Hassel, der durch seine charakteristische Fliege zum Markenzeichen wurde. „Wenn es stinkt, dann setzt sich eine Fliege drauf“, erklärte von Hassel einmal augenzwinkernd dieses Accessoire.
Unter der Regie von Heinz Schirk, der auch das Drehbuch verfasste, wurde der Film vom Hessischen Rundfunk (HR) produziert und am 17. April 1988 im Ersten ausgestrahlt. Die Dreharbeiten fanden in Frankfurt am Main statt, wobei die Stadt nicht nur als Kulisse diente, sondern mit ihren Hinterhöfen und Kneipen fast wie eine zusätzliche Figur im Film wirkt.
Neben von Hassel in der Rolle des Brinkmann überzeugte Hans-Werner Bussinger als zerrissener Kommissar Falb. Wolfgang Mascher verkörperte den verdächtigen Halbbruder Gerd Therkatz. In weiteren Rollen waren Barbara Magdalena Ahren als Therkatz‘ Ehefrau und Lutz Mackensy als Helo Schwartze zu sehen. Ein besonderes Highlight war der Gastauftritt von Hans Clarin als Passfälscher, der vielen Zuschauern als die Stimme des Pumuckl bekannt war. Auch der Schauspieler Hans Rudolf Wyprächtiger und Ronald Nitschke, dessen Stimme an Hollywood-Star Tommy Lee Jones erinnerte, bereicherten das Ensemble.
Die Krimifolge erregte Aufmerksamkeit durch ihre Darstellung der Figur des homosexuellen Helo Schwartze, die aus heutiger Sicht als stereotyp und problematisch angesehen werden kann. Die dramatische Musikuntermalung, die aus der Retrospektive teilweise unpassend wirkt, ist ein weiteres Zeitzeugnis der damaligen Fernsehästhetik.
Ein interessantes Detail am Rande: Im Film wird das heute fast vergessene Kartenspiel „Meine Tante, deine Tante“ erwähnt, das in den 1980er Jahren offenbar noch bekannter war. Nach der Ausstrahlung diskutierten Zuschauer über die komplexe Bruderbeziehung und die tragische Wendung des Falls, was dem Frankfurter Tatort eine bleibende Erinnerung in der Krimireihe sicherte.
Besetzung
Kommissar Brinkmann – Karl-Heinz von Hassel
Kommissar Falb – Hans-Werner Bussinger
Gerd Therkatz – Wolfgang Mascher
Helo Schwartze – Lutz Mackensy
Wilhelm Ramm – Franz Rudnick
Kalle – Hans Clarin
Sonja Schulz – Veronika Faber
Robert Wegener, Kriminalhauptmeister – Thomas Ahrens
Hanna Therkatz – Barbara-Magdalena Ahren
Fred Berutzke – Hans Rudolf Wyprächtiger
Mike Schulz – Ronald Nitschke
u.a.
Stab
Drehbuch – Heinz Schirk
Regie – Heinz Schirk
Ausstattung – Hartmut Schönfeld
Produktionsleitung – Heinz Niemczik
Kamera – Werner Hoffmann
Schnitt – Elke Herbener
Guter Tatort?
Super tolle Akteure.Die Besten Tatort Folgen sind die von den 70er und 80er Jahren.
Grässlicher Schmarrn.
Konfuse, unzusammenhängende und verwirrende Aneinanderreihung von unangenehmen Szenen, untermalt von scheußlicher Musik.
Habe nach einer halben Stunde abgeschaltet.
Stimmt, der Anfang deutet auf einen billigen kleinen Ganovenfilm mit schlechten Schauspielern hin. Die Schauspieler (auch die Kommissare) werden im Verlauf der Handlung zwar nicht besser, aber Autor und Regisseur erweisen sich als ganz begabt im Erzählen. Wo andere TO-Macher dieser Zeit oft überdeutlich ihre Spuren und Leimruten auslegen, verstehen sie es, hier und dort mit leichter Hand immer wieder einen neuen Verdacht zu säen, was auch filmisch und schnittechnisch ganz gut umgesetzt wird. Einiges bleibt fürchterlich klischeehaft, aber dennoch entwickelt sich durchaus Spannung, und in der zweiten Häfte des Films werden auch einige recht hübsche Pointen gesetzt, die zuletzt hauptsächlich auf Kosten des streberhaften Kommissars Falb gehen.
Hatte wie gesagt nach einer Viertelstunde auch schon mal den Zapper in der Hand, hab’s dann aber (anders als bei so manch anderem TO-Oldie) nicht bereut, drangeblieben zu sein. Solide 3 Sterne.
Lief schon eine halbe Stunde, aber dann kein Umschaltimpuls mehr. Bei so alten Tatorten interessiert weniger eine Handlungskritik oder gar ein auf heutige hysterische Maßstäbe aufgepfropfter Schwulenhatzverdacht. Gleich 4 Recken des Synchrongewerbes erfreuten das Ohr. Nitschke, Mackensy, von Gadow und der Bussinger im feinen Achtzigerzwirn, da gibt´s doch nichts zu meckern. Das ist ohnehin der Reiz dieser alten Folgen, wie vor einiger Zeit ein C. Jürgens-Tatort aus 77. Man war sicher, dass der intensiv spielende Jungspund darin sich später noch einen Namen gemacht hätte, wäre aber mit Haaren und ohne Recherche nie auf den Namen gekommen: Christian Berkel.
Der Tatort mit der Nummer 204 aus Frankfurt. Der Hauptkommissar Brinkmann übernimmt die Ermittlungen in einem Tötungsdelikt, weil ein Kollege von ihm, der Hauptkommissar Falb, ihn hierum bittet. Der Falb ist familiär Intrigant und ermittelt lieber auf einer eher privaten Ebene. Ein interessanter Tatort-Spielfilm aus dem Leben der Zocker, Trinker, Luden und Tunichtgute. In hervorragenden filmisch dargestellten Bildern zeigt er die unterschiedlichsten gesellschaftlich Schichten der ausklingenden 1988 Jahren auf, mit allen seinen Stilen und Formen, Macken und Asozialitäten. Dem ersten Mord folgt ein zweiter und dem Falb wird klar dargestellt, das er ermittlungsmäßig auf der falschen Spur fährt. Interessanter und sehenswerter Tatort-Fernsehfilm, welchen ich gerne zum zweiten Mal geguckt habe. Hier wird noch eine klassische Polizeiarbeit aufgezeigt, in einem solide inszenierten Kriminal- und Polizeifilm. Und das „Pumuckl“ war auch noch vertreten. Wer will den mehr.
Die Igel und die Hasen die renken ihre Nasen und kommt der dicke Bär daher dann freun sich alle sehr tralalalala tralalalala und kommt der dicke Bär daher ….
Allein dafür 50385 Sterne
Einen Nissan Prairie als Dienstwagen…
Nur dafür gibt es schon 2 Sternen Abzug.
Der Fall an sich kann mich auch nicht fesseln, daher nur 2 Sternen.